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Wissenschaft mitten im Kriegsgebiet

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Thierry Aebischer ist in vielerlei Hinsicht anders als andere. Als Kind suchte er lieber nach Heuschrecken, als mit gleichaltrigen Jungs Fussball zu spielen. Heute plant er eine Reise in ein Gebiet, in das sich Reporter kaum noch trauen. Und, wenn die meisten über die Kilos fluchen, die sie an den Festtagen zugenommen haben, freut sich Thierry Aebischer darüber. Lachend kneift er sich in den Bauch. Er weiss, dass diese Reserve wichtig ist für ihn. Ihm stehen 73 Tage im Dschungel der Zentralafrikanischen Republik bevor–die damit verbundenen Strapazen werden das Gewicht schwinden lassen.

Erfolg treibt an

Vor genau zwei Jahren reiste der Biologe aus Heitenried mit seinem österreichischen Kollegen Raffael Hickisch zum ersten Mal in das Land im Herzen Afrikas. Während drei Monaten sammelten sie Daten zu den dort lebenden Tieren. Das Gebiet war völlig unerforscht; so machten die beiden denn auch wichtige Entdeckungen. Sie wiesen etwa die Existenz einer speziellen Mungoart nach–ein marderähnliches Raubtier–, das seit 20 Jahren nicht mehr gesichtet worden war. Der Erfolg liess die beiden ihr Projekt weitertreiben (siehe Kasten).

Lange Vorbereitung

Obwohl Thierry Aebischer nun die Reise bereits zum dritten Mal antritt, ist die Vorbereitung aufwendig. In einem Zimmer seines Elternhauses macht er eine Auslegeord- nung mit allem, was mit ins Gepäck muss: Kamerafallen, gute Schuhe, lange, helle Kleidung, Rucksäcke, Zelt, Wasserfilter und chemische Wasserreinigungsmittel, Feldstecher, Gamaschen liegen nebeneinander. «Ich überlege mir, welche Situationen eintreffen könnten und was ich dann brauchen werde», sagt Aebischer. Er nehme lieber etwas zu viel mit als zu wenig.

Und die Erfahrung habe ihn gelehrt: «Es muss Deluxe-Material sein, das in Extremsituationen hält.» Die Hosen beispielsweise sollen dem zum Teil scharfen, hohen Gras standhalten. Die Gamaschen müssen ihn vor Schlangen schützen, und der Wasserfilter darf nicht verstopfen.

Stirnlampe gesucht

Ebenfalls bereit liegt eine Box voller Medikamente. «Der Grossteil der Medikamente ist aber bereits vor Ort, noch von den letzten Reisen», sagtAebischer. Er braucht Malariaprophylaxe, Desinfektions- und Schmerzmittel, Antibiotika, Kohletabletten, Verbandsmaterial und so weiter. «Wir können es uns einfach nicht leisten, wegen einer kleinen Infektion zurückfliegen zu müssen», sagt er. Thierry Aebischer fliegt am 21. Januar, noch ist nicht ganz alles parat. Was ihm beispielsweise fehlt, ist eine gute Stirnlampe, die über viele Stunden leuchtet. «Damit wollen wir Galagos, nachtaktive Äffchen, beobachten.»

Dies zeigt auch, wie stark sich das Chinko-Projekt in den vergangenen zwei Jahren verändert hat. Gingen Aebischer und Hickisch 2012, «um zu schauen, was es dort alles gibt», kennen sie die Region mittlerweile relativ gut und wissen, welche Arten dort leben. «Es ist jetzt alles viel zielgerichteter», sagt Aebischer.

Lage war immer schwierig

Und es gibt weitere Veränderungen: Als die beiden Forscher das erste Mal in die Zentralafrikanische Republik reisten, kannte kaum jemand das zerrüttete Land. Jetzt ist es bekannt; durch die Medienberichte in den vergangenen Monaten über den ausgebrochenen Bürgerkrieg.

«Für die Einheimischen ist die Situation sehr schlimm», sagt Thierry Aebischer dazu. «Für uns hat sich aber nicht viel verändert; Weisse sind nicht das Ziel der Angriffe.» Im Land sei es seit Jahren unruhig, die Hauptstadt Bangui habe bereits mehrmals gebrannt. «Nur interessierte es bisher keinen», sagt er.

Er verlässt sich auf Informationen zweier Schweden, die schon lange vor Ort leben. Sie sind Mitbegründer der Naturschutzorganisation Chinko Project und unterstützen Aebischer und seinen Kollegen seit Beginn des Projektes. «Wenn sie mir sagen, dass wir gehen können, dann gehen wir. Wir halten uns an ihre Ratschläge; so wollten wir beispielsweise noch in den Westen des Landes; das lassen wir jetzt aber sein.» Auch sei es nun zu gefährlich, auf dem Landweg von Bangui in das Projektgebiet zu gelangen, deshalb fliegen Aebischer und Hickisch. «Wir gehen keine unnötigen Risiken ein», betont er.

Hoffnung geben

Und wie geht er damit um, in einem Land, in dem die Leute vom Krieg traumatisiert sind und die Kinder Hunger leiden, Forschung zu betreiben? «Ich denke, dass wir das Land unterstützen», so Aebischer. «Es gibt dort keine Strukturen mehr, alles ist kaputt. Wir können zeigen, dass ein Aufbau möglich ist.» Und die Forscher würden den Einheimischen Achtung vor dem eigenen Land zurückgeben. «Die Leute haben eine Geringschätzung von sich selbst. In dem wir uns für das Land interessieren, zeigen wir ihnen, dass die Zentralafrikanische Republik wertvoll ist.» Ausserdem brauchen die Forscher Arbeiter. «Wir schaffen also auch Arbeitsplätze.»

Dennoch ist sich Aebischer der krassen Unterschiede bewusst. «Man muss zwischen den zwei Welten wechseln können», sagt er. In der Schweiz herrsche Luxus, in Afrika würden die Leute für einige Rappen pro Tag für ihn arbeiten. «Ich darf mir das nicht zu stark vor Augen führen, sonst würde ich mich kaputtmachen.»

Albtraum Feldstecher

Nervös wird Thierry Aebischer jetzt langsam, fürchten tut er sich allerdings nicht. Und einen wiederkehrenden Albtraum hat er zwar, jedoch einen anderen, als man sich vorstellen könnte: «Ich hatte einmal die Gelegenheit, die argentinischen Anden zu besuchen und hatte keinen Feldstecher dabei. Die Szene verfolgt mich: Diese tollen Vögel–und ich ohne Feldstecher.»

Kamerafallen reagieren auf Bewegung: So entstand das Foto dieses afrikanischen Waldelefanten. Bild zvg

«Für uns hat sich nicht viel verändert; Weisse sind nicht das Ziel der Angriffe.»

Thierry Aebischer

Biologe

Projekt Chinko: Mittlerweile breit abgestützt

A ls Thierry Aebischer und Raffael Hickisch vor zwei Jahren zum ersten Mal in die Zentralafrikanische Republik reisten, war es «das Projekt zweier Spinner, die rausfinden wollten, was es dort so alles gibt», sagt Aebischer heute. Mittlerweile ist das Projekt Chinko – benannt nach dem Fluss Chinko, der durch den Osten des Landes fliesst – professionell geworden. Im Rahmen einer Dissertation kann Aebischer an der Universität Freiburg die gesammelten Daten auswerten. Die ETH Lausanne und die Universität Tübingen arbeiten ebenfalls mit. Erik Marary und David Simpson, Organisatoren der Grosswildjagd, die daran interessiert sind, dass die Region nachhaltig genützt und geschützt wird, sind auch dabei. Und der Umweltminister der Zentralafrikanischen Republik beteiligt sich ebenfalls am Projekt, auch wenn er momentan aufgrund des Krieges nicht im Amt ist.

«Insbesondere die Finanzierung ist so viel einfacher», sagt Aebischer. Die erste Reise – die Kosten beliefen sich auf etwa 50 000 Franken – finanzierten Hickisch und Aebischer selbst.

Durch die bei den ersten Reisen gewonnenen Daten können die beiden nun gezielter forschen. «Wir wissen, was es alles gibt.» Auf der bevorstehenden Expedition will Aebischer beispielsweise nun auch Vögel kartieren; bisher konzentrierte sich das Projekt vor allem auf Grosssäugetiere.

Positiv bekannt machen

Was sich auch stark entwickelte, ist das mediale Interesse am Projekt. Zu Beginn berichteten nur lokale Medien über Chinko; mittlerweile waren Artikel unter anderem in der NZZ und im Bund, Aebischer war im Radio SRF zu hören und in der Sendung von Kurt Aeschbacher zu Gast. «Wir freuen uns natürlich über das Interesse. Wir haben so auch eines unserer Ziele erreicht; nämlich die Zentralafrikanische Republik auf positive Weise bekannt zu machen.»

In der Zentralafrikanischen Republik selbst wollen die Forscher auch auf das Projekt hinweisen. Sie haben dazu Kalender gemacht mit Fotos aus den früheren Expeditionen. Diese verteilen sie an die Bevölkerung. mir

Infos: www.chinkoproject.com; Bezug Kalender: thierry@chinkoproject.com

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