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Wo die Gesellschaft ihre Wurzeln findet

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Autor: Regula Saner

Ja, das sei ein Schock für alle Archivare, was sich da vor knapp zwei Wochen in Köln abgespielt habe, bestätigt Alexandre Dafflon. Denn «Archive sind die Identität einer Gesellschaft. Da findet sie ihre Wurzeln.» Das Gedächtnis der Stadt Köln umfasste Dokumente, die bis auf das 10. Jahrhundert zurückgingen. Und natürlich: ohne Quellen keine Forschung. «Doch zum Glück sind solche Vorkommnisse äusserst selten. Normalerweise fürchten sich Archivare eher vor Bränden und Überschwemmungen.»

Nach seinem Amtsantritt am 1. Mai 2008 liess Alexandre Dafflon darum das Staatsarchiv von einem Spezialisten untersuchen: Entsprechen die Räumlichkeiten an der Zeughausstrasse in der Stadt Freiburg den Normen der Konservation und ist die Sicherheit gewährleistet?

Interventionsplan fehlt

Der Spezialist kam zum Schluss, dass die klimatischen Bedingungen zu wünschen übrig lassen, dass die vielen Wasserleitungen eine potenzielle Gefahr darstellen und dass das Staatsarchiv über einen Interventionsplan für den Fall einer Katastrophe verfügen sollte. «Bei einem Brand, aber auch bei einem Wasserschaden muss für alle klar sein, was zu tun ist.

So darf man zum Beispiel ein nasses Buch nicht einfach auf die Heizung legen, sondern man muss es sofort tiefgefrieren und dann mit einer speziellen Methode auftauen lassen. Nur so wellt sich das Papier nicht», erklärt Dafflon.

Ständige Selektion

Das Staatsarchiv Freiburg umfasst Dokumente aller Organe und Dienststellen des Kantons sowie von Privaten vom Mittelalter bis heute. Bei den grossen Mengen an Dokumenten, welche Behörden produzieren, kommt daher der Selektion eine grosse Bedeutung zu. «Mir sind zum Beispiel Justizakten sehr wichtig. Denn die Justiz widerspiegelt die gesellschaftlichen Tendenzen gut.» So werden im Archiv etwa sämtliche Polizeiprotokolle verwahrt. Sie sind allerdings während 100 Jahren unter Verschluss. Grundsätzlich wird laut Alexandre Dafflon aber im Team besprochen, was ins Archiv aufgenommen wird. Klar sei aber, dass man heute nicht wissen könne, was künftige Generationen interessiere. Nur ein Bruchteil des Archivs wird zudem je wissenschaftlich aufgearbeitet.

Bald fehlt auch der Platz

Aber trotz Selektion: Wenn die Verwaltung im gleichen Rhythmus und Umfang Dokumente liefert wie anhin, dann hat es im Staatsarchiv schon im Jahr 2015 keinen Platz mehr. Die Suche nach einem zusätzlichen Depot wird unausweichlich. Das Staatsarchiv verwahrt zurzeit achteinhalb Laufkilometer Akten und Dokumente. Maximal zehn Kilometer haben Platz.

Arbeit ohne Ende

Von den über 800 Archivbeständen sind zum heutigen Zeitpunkt erst zirka 15 Prozent umfassend behandelt worden; sei dies in Bezug auf die Klassierung, die Aufnahme in die elektronische Datenbank oder in Bezug auf die Art der Konservierung. So liegen viele wertvolle Pergamentdokumente noch in säurehaltigen Briefumschlägen.

Gegen staubiges Image

Noch gar keine Lösung ist für die Behandlung elektronischer Dokumente in Sicht, wie sie in der heutigen Computerwelt üblich sind. Dem Staatsarchivar Alexandre Dafflon geht die Arbeit also nicht so schnell aus. Eine Arbeit, die ihm übrigens gefällt. «Für mich sind die Dokumente konkrete Geschichte. Das ist keine tote Materie, sie lebt.» Das will er künftig auch vermehrt nach aussen vermitteln. Zum Beispiel mit der Teilnahme an der ersten Museumsnacht der Stadt Freiburg vom 16. Mai.

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