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Wo Müll zu Rauch und Asche wird

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Durch die Fensterscheiben der Kontrollzentrale ist nur das Hintere des orangen Müllwagens zu sehen. Er öffnet seine Klappe und kippt den Inhalt durch das sogenannte Bunkertor in die riesige Annahmehalle der Kehrichtverbrennungsanlage Saidef in Posieux. Blaue Müllsäcke kullern heraus, Holzlatten, Kartons und allerhand Dinge, die aus der Distanz nicht richtig zu erkennen sind. Staub wirbelt durch die Luft. Hinter der Glasscheibe im Kontrollzentrum ist davon nichts zu spüren und auch nicht zur riechen oder hören. «Bei der Ausladestelle stinkt es schon etwas», sagt Albert Bachmann, Direktor der Saidef AG. «Doch wir ziehen die Luft aus der Halle ab und blasen sie in den Ofen, wo wir sowieso Sauerstoff brauchen. So dringt wenig Gestank nach aussen.»

Ein Kran greift mit seiner Zange, die Spinnbeinen ähnelt, in die Müllmenge, hebt eine Ladung in die Höhe und öffnet seine Greifer über einem Trichter. Von dort fällt der Müll dann in den Ofen. 900 Grad heiss ist es darin.

Vom Kontrollzentrum aus führen verschiedene Gänge und Treppen zum Ofen. Durch eine Glasluke kann der Besucher ins Innere blicken; Flammen züngeln auf einem riesigen Aschenberg.

Markt um den Müll

92 000 Tonnen Abfall verbrennt Saidef jährlich, hinzu kommen 33 000 Tonnen Klärschlamm. Der Müll stammt zu 60 Prozent aus sämtlichen Freiburger Gemeinden sowie aus den Waadtländer Broyegemeinden und einigen Berner Gemeinden. Hier handelt es sich um Abfall, den die Leute in den Hauskehricht werfen, also hauptsächlich brennbare, nicht rezyklierbare Abfälle. Den restlichen Müll besorgt sich die Saidef auf dem frei- en Markt: Freiburger Entsorgungsfirmen liefern ihn; er stammt von Baustellen oder aus der Industrie.

In der Schweiz gibt es gemäss Bachmann 30 Kehrichtverbrennungsanlagen, doch nicht jede ist ausgelastet–obwohl die Abfallmenge wächst. Da jedoch immer mehr Materialien rezykliert werden können und die Leute immer besser sortieren, landet weniger Hauskehricht in den Verbrennungsanlagen, als bei deren Bau vermutet wurde. So hat sich um den Abfall ein regelrechter Markt entwickelt. «Die Schweiz importiert Müll aus Deutschland, Österreich, Italien und Frankreich», sagt Bachmann. Nach Posieux wird jedoch nicht importiert. «Mein Ziel ist, künftig noch mehr Müll von Freiburger Firmen zu bekommen.» Schon, dass ein Teil des Abfalls aus dem Jura hergefahren wird, stört ihn aus umwelttechnischen Gründen.

Restprodukt Schlacke

Vom Ofen geht der Rundgang weiter nach draussen. Hier häuft sich auf, was nach dem Verbrennen übrig bleibt: die ascheartige Schlacke. Verbrennt Saidef eine Tonne Abfall, resultieren 250 Kilogramm Schlacke, also alles Stoffe, die nicht brennen. «Die Leute sortieren den Abfall zwar viel besser als früher, aber es findet sich immer noch viel Nicht-Brennbares darin», sagt Bachmann. Zudem lande auf Baustellen meist aller Müll unsortiert in einer Mulde.

 Schon heute entzieht die Saidef der Schlacke Eisen und andere Stoffe wie Aluminium. Bachmann nimmt einen harten, schwarz-grauen Klumpen aus einem Container. «Hier hat es Glasstücke, hier Eisen», zeigt er. Bisher konnten solche Stücke nicht aufgetrennt werden. Doch die Firma will die Schlackeaufbereitung mit einem neuartigen Verfahren verfeinern und verbessern (siehe Kasten). Die Schlacke endet nämlich in der Deponie Châtillon: Je weniger Schlacke, desto umweltfreundlicher und desto günstiger wird es für die Saidef AG. Das Deponieren einer Tonne Schlacke kostet 103 Franken.

 Aus der Abfallverbrennung resultieren aber auch gute Nebenprodukte: Energie und Wärme. In den oberen Stockwerken der Saidef ist dies zu spüren; tropisch heiss ist es dort wegen des Ofens. «Ich habe mir schon überlegt, ein Wellness-Bad einzurichten», sagt Bachmann und lacht. Die Saidef produziert jährlich so viel Strom, dass es den jährlichen Verbrauch von 10 000 Haushalten deckt. Zusätzlich speist sie Wärme ins Fernwärmenetz ein. Daran angeschlossen sind unter anderem das Kantonsspital, das Dalerspital, das Landwirtschaftliche Institut Grangeneuve, die Forschungsanstalt Liebefeld und die Cremo AG. «Solche Abnehmer sind wichtig, weil sie auch im Sommer Wärme brauchen.»

Rauch wird gereinigt

Direktor Bachmann führt die Besucher bis aufs Dach der Verbrennungsanlage. Aus einem 80 Meter hohen Turm tritt Rauch aus. Auch das ein Restprodukt des Abfalls; doch bevor der Rauch aus der Anlage in die Atmosphäre gelangt, wird er gefiltert und gewaschen. Das dafür verwendete Wasser fliesst anschliessend in die Saane, doch auch erst, nachdem es gereinigt wurde. Zweimal pro Woche liefern die Mitarbeiter der Saidef dem kantonalen Amt für Umwelt Luft- und Wasseranalysen ab, zweimal pro Jahr gibt es eine Betriebskontrolle, und alle fünf Jahre muss die Saidef ihre Betriebsbewilligung erneuern. «Die Vorlagen sind streng, aber das ist gut so», sagt Bachmann. Einfach sei es jedoch nicht immer. «Wenn wir den Abfall bekommen, wissen wir nicht, was darin ist. Die Schadstoffe kennen wir erst, wenn wir das Rauchgas vor der Reinigung analysieren.»

Nicht alles verschwindet

Vom Dach der Verbrennungsanlage blickt man zur Saane: Es ist ruhig, die Luft ist frisch. Nur die offenen Gruben der Deponie Châtillon in der Nähe zeigen, dass vom Abfall doch etwas übrig bleibt.

Aufbereitung: Die erste Anlage der Welt

W ird Hauskehricht verbrannt, bleibt rund ein Viertel davon als Schlacke zurück. Darin befinden sich viele Stoffe, die wiederverwertet werden könnten: Eisen, Glas, Aluminium, Zink, Kupfer und sogar Silber und Gold. Nun will die Saidef AG in Posieux ein neues Verfahren anwenden, um diese Stoffe aus der Schlacke zu entfernen, aufzubereiten und sie anschliessend wiederzuverwerten: die elektrodynamische Trennung.

«Das Verfahren wird bei der Rohstoffgewinnung bereits eingesetzt, in der Schlackenaufbereitung werden wir nun die Ersten sein, die es anwenden», sagt Saidef-Direktor Albert Bachmann. «Ich bin aber überzeugt, dass es funktionieren wird.» Das sollte es auch, denn die Investition für das Verfahren beläuft sich auf sechs Millionen Franken. «Wir werden weniger Schlacke in die Deponie bringen müssen, und für die Materialien bekommen wir Geld», sagt Bachmann. So werde sich die Investition bald lohnen.

Die elektrodynamische Tren nung wird folgendermassen funktionieren: Die Schlacke kommt in ein Wasserbad. Oben und unten sind Elektroden angebracht, die einen Blitz durchs Wasser jagen und die Materie sauber aufspalten. Anschliessend wird das Material gesiebt und die unterschiedlichen Stoffe herausgenommen; Eisen beispielsweise mit einem Magnet.

Die neuartige Maschine wird von der Selfrag AG aus Kerzers entwickelt. Drei Tonnen Schlacke sollen in einer Stunde behandelt werden können. «Die Firma hatte die Idee und ist auf uns zugekommen», erzählt Bachmann. Er habe daraufhin Kontakt mit dem Amt für Umwelt aufgenommen und später die Idee dem Verwaltungsrat vorgestellt. «Ich konnte ihn schnell überzeugen.» Innerhalb eines Jahres habe die Saidef entschieden, die Maschine anzuschaffen. Die Firma denkt, dass sie so künftig 30 Pro- zent weniger Schlacke in die Deponie Châtillon bringen muss; letztes Jahr deponierte sie 18 000 Tonnen Schlacke.

Die Arbeiten für die Maschine sollen Ende August beginnen, wenn die Revision für die Anlage ansteht. Die Inbetriebnahme ist für Frühling 2016 geplant.

Aufwendiger Unterhalt

Bei der Saidef steht eine weitere wichtige Investition an: Das Steuerungssystem wird für 1,6 Millionen Franken ausgewechselt. Seit Beginn, also seit 2001, verwende die Saidef dieselbe Informatik; sie sei veraltet, so Bachmann. Ansonsten sei die bald 15-jährige Kehrichtverbrennungsanlage in einem guten Zustand, das habe eine letztjährige Expertise gezeigt. Das kostet allerdings: Für Unterhaltsarbeiten gibt die Saidef jährlich zwei Millionen Franken aus. mir

 

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