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Würdigung Ann Lee Zwirner: «Sie hat das Leben im Stedtli geprägt»

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Bekannt war sie vor allem für ihre frechen und schüchternen Engel auf Küchentextilien und Postkarten, doch ihr Werk umfasst viel mehr. Nach Krankheit ist die Künstlerin und Mitbegründerin des Murtner Lichtfestivals Ann Lee Zwirner mit 72 Jahren verstorben.

Ihre «Kämpferinnen» tragen rote Boxhandschuhe, während sie wie eine Marionette im Tutu an den Fäden hängen oder Raben auf ihren bandagierten Kopf einpicken. Ihre «Schlampen» sind eine rothaarige, vollschlanke Frau, die im tief ausgeschnittenen roten Kleid samt weissem Hut nachlässig und faul auf der Couch liegt, umweht von einem unbestimmten Gefühl der Tristesse, oder eine ebenso beleibte Matrosin, die mit überdimensionalen Beinen und nachdenklicher Miene auf einem Schemel sitzt.

Aus der Serie «Schlampen».
zvg

In knalligen Farben verkörpern die Figuren Stärke und Sinnlichkeit, aber auch Verletzlichkeit und Unbeholfenheit, und verbreiten gleichzeitig einen Hauch Traurigkeit in einer manchmal bedrohlichen Welt – immer mit einer Prise bitterbösem Humor. Diese bittersüssen Bilder in Mischtechnik gehören wie ihre Skulpturen, Fotografien, Bücher oder Filme zu den weniger bekannten Werken von Ann Lee.

Ausstellung «Weibsbilder» im Museum Murten 2012.
Charles Ellena/a

«Ich interessiere mich für Gefühle, für das Dunkle, Schräge, Ungeschickte, für die Sehnsüchte in uns allen», schreibt die Murtner Künstlerin in der Biografie auf ihrer Homepage. «Ein ideales Transportmittel für auch schwierigere Themen scheint mir der Humor.» Dieser sei oft auch etwas böse, wie sie einmal in einem FN-Artikel verriet. Puzzlestücke, die zurückbleiben.

Mit der Gymnasiallehrerin Marijke Schnyder hat Ann Lee Zwirner 2002 das Buch «HühnerEien» herausgegeben. 
Charly Rappo/a

Ann Lee, bürgerlich Anna Lee Zwirner-Braun, ist Anfang April gestorben, kurz nach ihrem 72. Geburtstag Ende März, wie der kürzlich erschienenen Todesanzeige ihrer Familie zu entnehmen ist. Sie hinterlässt ihren Ehemann, den Künstler Peter Zwirner, ihre Kinder und Enkelkinder. Vor wenigen Monaten war das Künstlerpaar nach Basel gezogen, zuvor lebte es seit 2009 im Murtner Stedtli und davor über 30 Jahre in Kleinbösingen.

Mit ihrem Mann Peter Zwirner hat Ann Lee viele Projekte umgesetzt, zum Beispiel 2015 den «KunsTraum» in Murten, ein Arbeits- und Ausstellungsraum.
Charles Ellena/a
Schutzengel der besonderen Art von Ann Lee Zwirner.
Charles Ellena/a

Engel, die Bengel sind

Bekannt geworden ist Ann Lee durch ihre Engel, die mal frech, mal neckisch, mal nachdenklich oder verlegen von Küchentextilien, Geschirr, Kalendern und Postkarten in die Welt schauen, und sich fragen, ob Engel auch mal traurig sein können. Zum Schmunzeln bringen ihre Küchentücher mit Strichzeichnungen und Texten: So findet eine Frau, mit verwuschelten Haaren auf einer Luftmatratze liegend, im Pool Prosecco kaltzustellen sei doch auch irgendwie kochen. Ann Lee wollte immer von ihrer Kunst leben und hatte keine Berührungsängste, sich auch nach dem Markt zu richten. Doch man hat auch hier nicht das Gefühl, dass sie Kompromisse eingegangen ist. Immer sind es ihre Geschichten, die sie erzählt, oft auch mit unangepasstem Humor – ein Erfolgsrezept.

Yvonne Würms aus St. Ursen und Ann Lee Zwirner aus Murten haben 2020 ein Kinderbuch herausgegeben.
Charles Ellena/a

Quereinstieg mit Erfolg

Geboren ist sie 1951 in den USA, aufgewachsen in Basel. In den 1970er-Jahren brach die studierte Ethnologin, Hebamme und Mutter gemeinsam mit ihrem Ehemann, dem Biologen Peter Zwirner, aus dem bürgerlichen Leben aus, das keine Erfüllung brachte. Von Basel zog das autodidaktische Künstlerpaar nach Grünenburg bei Kleinbösingen, in ein «altes Haus, möglichst billig, mit viel Platz». Kreativkurse waren zu der Zeit in Mode, und Gäste zogen ein, um von Ann Lee und Peter Zwirner Sieb-, Textildruck- oder Radierungstechniken zu lernen. Als ihnen die Ateliers zu viel werden, gründen sie 1981 die Firma Grünenburg-Produkte für Gebrauchsdesign, Druckgrafik und Kunst, die sie 2015 nach Ann Lees Pensionierung verkaufen werden. Der Quereinstieg entpuppte sich als Erfolgsgeschichte. Zu ihren Kunden gehörten der WWF oder Unicef.

Ann Lee Zwirner und ihr Enkel Leon Tiras haben für das Lichtfestival 2022 zwei Arteplages gestaltet.
Corinne Aeberhard/a


Ann Lee war auch Mitbegründerin des Lichtfestivals. Sie hat bis auf 2023 jedes Jahr als Multimediakünstlerin teilgenommen, zuletzt 2022 mit ihrem Enkel Leon. «Ohne Ann Lee hätte es das Lichtfestival nicht in dieser Form gegeben», sagt Stéphane Moret, Geschäftsleiter von Murten Tourismus und Vorstandsmitglied im Organisationskomitee des Lichtfestivals. «Vor allem von der künstlerischen Seite her hat sie es stark mitgestaltet.» Und er fügt an: «Aber auch sonst hat sie das Leben im Stedtli geprägt.» Dabei sei sie nicht nur durch ihre Kreativität aufgefallen, sondern durch ihre positive Ausstrahlung. Sie sei bei allen beliebt gewesen, nie habe sich jemand negativ über sie geäussert. «Sie war allen immer gut gesinnt und auch immer bereit, einen Beitrag zu leisten.»

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