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Zehn Jahre Fehlpässe und Atemnot

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Selbstironie ist in Fussballerkabinen selten. Sie ist meist auch nicht erwünscht. Eine Niederlage, ein falscher Spruch, ein Mitspieler mit wenig Sinn für Humor und schon kann sie zu Turbulenzen führen. In einem solchen Klima, wie es auch in vielen Kabinen der unteren und untersten regionalen Ligen vorherrscht, würde sich wohl kaum ein LaLiga-Spieler wohlfühlen. Über sich selbst und die eigenen fussballerischen Limiten lachen zu können, gehört zu den wichtigsten Fähigkeiten in der Stadtfreiburger Alternativliga. «Wer bei LaLiga Fussball spielt, kennt die klaffende Lücke zwischen Anspruch und Wirklichkeit, zwischen gedachter Direktabnahme und akuter Atemnot», steht im Vorwort zum Buch, mit dem sich die Liga zum 10-Jahr-Jubiläum selbst beschenkt.

Gute Bürger–schlechte Bürger

 Die LaLiga-Kicker der ersten Stunde, Gabriel Rotzetter, Andreas Eggler und Roland Kehl, die beim Buchprojekt federführend waren, warnen im Vorwort auch gleich: «Wir hoffen, dass ihr dieses Buch lest, wie ihr bei LaLiga spielt: ohne aufzuwärmen, ohne fiese Tacklings, mit viel Verständnis für Fehlpässe.»

Doch auf den 134 Seiten sucht man solche Fehlpässe vergeblich. Die Selbstironie wird gekonnt vom Fussballplatz in das Buchprojekt transferiert. Herausgekommen ist eine liebevolle, höchst unterhaltsam geschriebene Ansammlung von Anekdoten. Und davon mangelt es in zehn Jahren Alternativliga nicht. Das fängt schon damit an, dass die Stadt zwar bereit war, die Fussballer auf dem Terrain «Hinter den Gärten» in der Freiburger Unterstadt spielen zu lassen, LaLiga jedoch die Tore nicht benutzen durfte. So machte Rotzetter kurzerhand bei einem Good Citizen Award einer Telekommunikationsfirma mit. «Dort habe ich es so verkauft, dass wir für LaLiga Junioren-E-Tore brauchen, auf denen dann die Junioren von Etoile Sport ebenfalls trainieren dürfen», schreibt Rotzetter im Buch. Tatsächlich erhielt er bei einer Gala im Casino Bern die benötigten 3000 Franken, «und in der Unterstadt stehen nun 4 E-Tore für LaLiga und die Etoile-Junioren.»

 Die Austragungsstätte wechselt regelmässig. Zum Auftakt diente 2004 noch die Palatinat zwischen Murtentor und Saane als Spielwiese. Oft flogen Bälle in den Fluss oder auf das Dach der Nachbarn. «Einmal wollte jemand einen Ball vom Hausdach herunterholen. Da stand eine Leiter. Also kletterte der Spieler über die Leiter aufs Dach. In der Zwischenzeit nahmen die Bewohner die Leiter weg und wollten die Polizei holen», schreibt Rotzetter. Der Spieler sprang letztlich vom Dach–in den «Freiburger Nachrichten» erschien später ein Artikel, in dem sich die Hausbesitzer über pöbelnde Fussballer beschwerten.

Mehr Teams, weniger Grill

Die Idee für die Gründung einer Alternativliga hatte Rotzetter selbst. Weil er nach Jahren von Druck und Abstiegskampf im Fussballklub Lust hatte, «Fussball im lockeren Rahmen zu spielen». Auf sein erstes Inserat meldete sich jedoch nur eine Person. Einer, der nicht einmal eine Mannschaft anmelden wollte, sondern bloss irgendwo mitspielen. Der Flyer zeichnete aber auch nicht wirklich ein konkretes Bild davon, was diese Liga genau sein soll. «Die Mannschaften vereinbaren Spielort, Spieldauer, und ob mit Toren gespielt werden soll», stand darauf. Aus einem Kern von Spielern, die regelmässig zusammen kickten, ist dann 2004 doch noch «LaLiga» entstanden. Das Fri-Son stellte beispielsweise ein Team, das Centre Fries ebenfalls.

Im Verlauf der Jahre ist die Liga immer umfangreicher geworden. Heute treten zwölf Mannschaften gegeneinander an. Jeder spielt gegen jeden, jeweils 2×25 Minuten, gespielt wird an Sonntagen, mal «Hinter den Gärten», mal im Guintzet, mal im St. Leonhard, immer fünf gegen fünf, immer ohne Schiedsrichter. «Zwölf Teams ist wohl das Maximum. Mehr gibts und wollen wir auch nicht», sagt Rotzetter. Im Komitee sind heute bereits sieben bis acht Personen, nicht mehr zwei, drei wie noch vor wenigen Jahren.

Die Entwicklung hat aber nicht nur positive Seiten. In den ersten Jahren sei noch sehr viel neben dem Platz gelaufen, sagt Eggler. Bier und Grill waren genauso wichtig wie Fussballschuhe und Tore. «In den letzten Jahren hatte das stark abgenommen. Vor etwa zwei Jahren wurde gar ein definitives Ende von LaLiga denkbar. Seit einiger Zeit ist aber wieder eine umgekehrte Tendenz sichtbar.»

Lucien Favre gefällts

In den zehn Jahren haben Hunderte Spieler–fast ausschliesslich Männer, mehrheitlich Deutschsprachige–bei LaLiga mitgemacht. Darunter auch Daniel Zosso, Eishockey-Linienrichter in der NLA, der unter dem Motto: «Es ist kaum vorstellbar, aber aus einigen LaLiga-Schüttelern ist tatsächlich etwas geworden» im Buch ebenso zu Wort kommt wie Lucien Favre. Der Trainer von Borussia Mönchengladbach kam während eines Konzertabends im Bad Bonn mit LaLiga in Kontakt. «Ein toller Abend, den ich bis heute nicht vergessen habe», schreibt er in seinem Grusswort. «Wenn ich nicht Profi-Fussballer und Trainer geworden wäre, würde ich bei euch mitmachen.»

Es sind–gemeinsam mit Andrei Bykow und Gustav–die prominentesten Personen, die mit LaLiga in Kontakt gekommen sind. Aber es sind weder die Helden des Buches noch des LaLiga-Alltags. Das sind Personen wie Andreas Rappo, der auf zwei Seiten über das «spektakulärste Tor» der LaLiga-Geschichte sprechen kann, ohne dass es langweilig wird. Als Torhüter liess er sich 2012 in einem Spiel 30 Sekunden vor Schluss auswechseln, um einem sechsten Feldspieler Platz zu machen. Ein Spieler bekommt das nicht mit, passt zurück, Rappo steht neben dem Tor. «Alle schreien: Rappo, nimm ihn! Der Körper weiss, was er machen muss, aber der Geist sagt: Ändu, du muesch fair bliibe.» Er lässt den Ball langsam über die Linie rollen. Die letzten Titelträume sind dahin, die gegnerische Mannschaft wird Meister. Ein Held.

 

Jubiläum

Buchvernissage und Gala im Bad Bonn

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