Autor: Imelda Ruffieux
Plötzlich ging es Schlag auf Schlag: Eben noch hatten die Sensler Gemeinden mit der BLS Varianten zur geplanten Schliessung des Reisezentrums im Bahnhof Flamatt diskutiert (FN 14. März) und schon wird eine Lösung präsentiert. Die Bahntickets können ab Montag bei der Post Flamatt bezogen werden. «Die Lösung mit der Post lag auf der Hand», sagt Hugo Wyler, Sprecher der BLS. Das Bahnunternehmen spanne schon andernorts mit der Post zusammen; «ein stabiler Partner, den man kennt». Die Lösung komme beiden zugute: «Die Post kann eine zusätzliche Dienstleistung anbieten und wir können unsere Struktur erhalten», führt der Pressesprecher aus. Die BLS sei auch zufrieden, einen zentralen, kundenfreundlichen Standort gefunden zu haben.
Fruchtbares Treffen
Vor dem Treffen mit den Sensler Gemeinden habe man aber eine Lösung mit der Post nicht in Erwägung gezogen, bestätigt Hugo Wyler. «Es war deshalb gut, dass wir uns austauschen konnten. Wir konnten unsere Überlegungen einbringen und sie ihre Bedenken darlegen. Wir haben uns in der Mitte gefunden.»
«Der Aufwand hat sich gelohnt», sagt auch Manfred Raemy, Sekretär des Gemeindeverbandes Region Sense. «Für den Sensebezirk ist diese Lösung ein Erfolg.» Vor dem Treffen zwischen den Gemeinden und der BLS habe es ausgesehen, als ob man vor vollendete Tatsachen gestellt werde. «Jetzt haben wir das Maximum herausgeholt», betont Raemy.
Druck hat sich gelohnt
Zufrieden ist auch Doris Bucheli-Betschart, Gemeindepräsidentin in Wünnewil-Flamatt. «Wir sind sehr glücklich, dass man die Bahntickets weiterhin an einem Schalter kaufen kann. Gerade für ältere Leute, die vielleicht Mühe mit Automaten haben, ist das wichtig.» Druck auf die BLS auszuüben, habe sich gelohnt. Die Gemeindepräsidentin schätzt es denn auch, dass dank des Engagements von Gemeinden, Grossräten, des Oberamtmanns und der Parteien eine Lösung gefunden werden konnte.
Gute Erfahrungen
Die Post sei sofort gesprächsbereit gewesen, als die BLS mit der Anfrage gekommen sei, bestätigt Sandrine Mottier, Pressesprecherin der Post. «Für uns ist das eine gute Lösung. Ein ähnliches System wird unter anderem bereits in Laupen angewandt und die Erfahrungen sind sehr gut.» Die Post erhofft sich von der Vereinbarung mit der BLS mehr Kunden und damit auch mehr Umsatz. «Wir können unser Angebot ausweiten und die Nähe zu den Kunden verstärken», sagt sie. Noch sind die Verträge zwischen BLS und Post nicht unterschrieben. Doch da die neue Regelung ab kommendem Montag gilt, läuft bereits die Ausbildung des Postpersonals. «Es ist kein zusätzliches Personal und wenig neue Infrastruktur nötig. Die Bahnbillette werden an den drei Postschaltern verkauft», sagt Sandrine Mottier. Einzige Anschaffung ist ein Gerät für die Bahntickets.
In der Post sind ab Montag die gängigsten Zugbillette erhältlich, auch Wochen- und Monatsabonnemente der Frimobil- und Libero-Netze, Mehrfahrten-, Junior- und Enkelkarten sowie Halbtax-Tageskarten. Nicht im Angebot sind Halbtax- und Generalabonnemente, Tickets für internationale Reisen oder für Gruppenfahrten.
Ab Montag können Bahnbillette an den Schaltern der Post Flamatt bezogen werden.Bild Charles Ellena
Chronologie
Geplante Schliessung stiess auf Widerstand
Am 16. Dezember 2011 gab die BLS bekannt, dass sie ihr Reisezentrum in Flamatt auf Ende März 2012 schliessen werde. Grund waren wirtschaftliche Überlegungen. Die SP Wünnewil-Flamatt und das Forum Freie Wähler haben in der Folge 2050 Unterschriften «gegen den Abbau des Service public» gesammelt. Mitte Februar 2012 schrieb die Region Sense der BLS einen harschen Brief, in dem sie die geplante Schliessung ohne Suche nach Alternativen scharf kritisierte. Die Sensler Gemeinden forderten ein Gespräch mit der BLS. Dieses fand am 9. März statt. In der Folge kündigte die BLS an, Alternativen zu prüfen. Am Mittwoch nun wurde bekannt gegeben, dass direkt nach der Schliessung des Schalters am Bahnhof Zugbillette bei der Post gekauft werden können. im
