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Zweiter Sieger oder erster Verlierer?

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Der 3. Juni 1991 war kurz vor meinem 19. Geburtstag. Ich war bereit für die Herausforderung Tell Star. Für die, welche sich nicht mehr daran erinnern: Das war eine Quiz-Sendung im Schweizer Fernsehen mit Bernard Thurnheer, als dieser noch jung war. Ich war einige Monate vor diesem 3. Juni zu einer Probe eingeladen worden. Offensichtlich hinterliess ich einen genügend telegenen Eindruck, dass mich die Redaktion zur Sendung zuliess. Zuerst musste ich aber mein Spezialgebiet ändern, denn eine militärhistorische Thematik, die ich damals als Vorschlag eingegeben hatte, liess sich kurz nach Ausbruch des zweiten Golfkrieges nicht mehr rechtfertigen. Also zauberte ich eine Alternative aus dem Hut–Greenpeace. Dieses Thema haben die Verantwortlichen geschluckt. Allerdings ist es offenbar nicht durchgedrungen, der Ansager kündigte noch das alte Thema an.

 

 Ich besuchte damals noch das Gymnasium. Das lässt sich ein wenig an der schrecklichen Haarpracht erkennen. Als Schüler fiel die Vorbereitung auf den grossen Tag leicht. Ein einziges Buch über die Geschichte der Umweltorganisation musste ich mir ins Gehirn biegen, nichts leichter als das, ganz zu schweigen von der zweiten Vorgabe, in den zwei Wochen vor der Sendung genauer in den Zeitungs-Blätterwald zu schauen. Daneben bot ich meinen halben Freundeskreis auf: Schulkollegen, Sportfreunde, Familie und noch andere mehr. Sie machten sich immer wieder lautstark bemerkbar–zur Freude der Fernsehmacher? Und weil ich fand, ich müsse aus der Situation das Beste machen, kleidete ich das ganze Fan-Team noch mit T-Shirts der Organisation ein–heute würden die Fernsehmacher wohl einschreiten bei dieser geballten Massen-Gratis-Werbung.

 

 Selber mit einer Videokamera ausgerüstet, wagte ich mich in die Höhle des Löwen, wurde geschminkt und lernte meine Gegnerin kennen, eine Dame mit Schwerpunkt Gründung des Kantons Jura. Da war ich als Spätgeborener knapp daran vorbei gekommen. Das hat sich gerächt. Doch davon später. Ich kann mich an eine aufgestellte und kreative Atmosphäre erinnern. Als dann das Signet lief und die–aus heutiger Sicht recht altbacken wirkende–Sendung begann, war ich bereit. «Das Leben ist hart, Tell Star ist härter», gab uns Beni mit auf den Sendungsweg.

 

 Ich nahm die Gelegenheit wahr und machte den Clown. Bei der Vorstellungsrunde ass ich dem Blumenstrauss die Deko-Erdbeeren weg. «Beni» hatte mich ja dazu aufgefordert. Und wenn es um Essen geht, lasse ich mich nicht zwei Mal bitten. Und Traubenzucker befördert bekanntermassen das Denkvermögen. Ich hatte mir ja auch von Beginn an vorgenommen, den Zuschauern etwas zu bieten. Die erste Runde bot Gelegenheit, das in der Zeitung Gelesene wiederzugeben. Der Start hätte besser sein können, ich hatte–damals schon–gerade im Bereich Unterhaltung und Boulevard grössere Lücken. Die Spitze der Peinlichkeit: Für meine Verhältnisse ungewohnt hartnäckig hielt ich in einer Frage an der Richtigkeit meiner Antwort fest. Im Nachhinein nicht nur falsch, sondern auch ein unsympathischer Rechthaber-Fehler. Eigentlich der einzige Abschnitt der ganzen Sendung, während dem ich mich jedes Mal verkriechen möchte, wenn ich die DVD schaue. Schon nach der ersten Runde lag ich wegen der verschiedenen Fehlschüsse leicht hinter meiner Mitbewerberin zurück.

 

 Die zweite Runde der Sendung bestand aus zwei Umfragen, die Kandidaten mussten die Antworten der Befragten erraten. Bei der einen wollten die Fernsehmacher Innerschweizer Alpenpässe wissen, beim anderen negative Eigenschaften bei Chefs. Die Pässe waren meine Sache nicht–ich hatte noch keinen Fahrausweis. Mit meiner Antwort, er müsse seine Hände im Zaum halten, schaffte ich das schier Unmögliche: Ich fand die Gag-Antwort «en Glüschtler», gewissermassen die «Pointe». Das geschah äusserst selten. Den wohlwollend-amüsierten Applaus des Publikums hatte ich auf sicher.

 

 In der dritten und entscheidenden Runde werden die Kandidaten über ihr Spezialgebiet und dasjenige des jeweils anderen ausgefragt. Meine Antworten zum Spezialgebiet kamen wie aus der Wasserkanone geschossen und waren richtig. Der Gegencheck jedoch klappte nicht: Ich beantwortete zwar jeweils zwei von drei Fragen über den Jura richtig, doch das reichte nicht, um an die Bonuspunkte heranzukommen. Mein Gegenüber war da erfolgreicher. Als der Abspann lief, fühlte ich doch eine gewisse Entspannung. Denn so im Mittelpunkt zu stehen und zu wissen, dass Hunderttausende von Zuschauerinnen und Zuschauern jede Bewegung, jedes Wort aufmerksam beobachten, macht Eindruck.

 

 3840 Franken. Für einen Teenager ein ordentlicher Stundenlohn, zwar weniger als meine Mitbewerberin, doch deutlich mehr als null. Im Rückblick war der Tag mit etwa einer Viertelstunde Ruhm eine unterhaltsame Erfahrung. Allerdings: 25 Jahre danach ist man eine andere Person und nicht mehr stolz über alles Gesagte. Doch Freunde und Familie, die den Auftritt auf DVD sehen, unterhalten sich. Auf meine Kosten zwar, doch was tut man nicht alles für ein wenig Aufmerksamkeit…? Übrigens: Kurz nach dieser Show wurde die Sendung abgesetzt.

Sommerserie

Fünfzehn Minuten–Momente im Rampenlicht

«In Zukunft wird jeder fünfzehn Minuten berühmt sein», soll der US-amerikanische Künstler Andy Warhol einst einmal gesagt haben–lange bevor moderne Reality-TV-Formate und der Internet-Dienst Youtube erfunden worden waren. In einer Sommerserie stellen die FN Menschen aus der Region vor, die in ihrer Vergangenheit einmal im Scheinwerferlicht standen und sich an ihre persönlichen «fünfzehn Minuten Ruhm» zurückerinnern.mz

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