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Warum überhaupt Kirche?

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Auf einem Büchertisch («gratis!») habe ich zwischen Kriminalromanen und einem Buch über mittelalterliche Hymnen die dicken Akten der Synode 72 liegen sehen. Sie berichten davon, wie vor genau 50 Jahren landauf landab diskutiert wurde, wie die katholische Kirche in der Schweiz erneuert werden könnte. Auf Fotos sieht man volle Säle mit Frauen und Männern, Priestern und Laien, die mit glühenden Augen über Zölibat, Demokratie und Frauenpriestertum debattieren – drei Jahre lang und auf Augenhöhe, wozu eigens eine Erlaubnis aus Rom eingeholt werden musste. Die gemeinsam erarbeiteten Beschlüsse wurden von den Schweizer Bischöfen dem Vatikan übergeben. Dort setzten sie erst Staub an, bis man sie mehrheitlich ablehnte. Nur ein Hochgebet fand Gnade und darf seither in der Messe gelesen werden. Für viele Gläubige war die Enttäuschung darüber wie eine kalte Dusche.

Diesmal ist es umgekehrt. Bischöfe und der Papst wollen zuhören und haben einen «synodalen Weg» ausgerufen. In zahlreichen Kirchen hängen Plakate mit Würdenträgern, angestrengt lauschend mit der Hand am Ohr. Doch von einer Aufbruchsstimmung wie an der Synode 72 ist wenig zu spüren. Etliche Katholikinnen und Katholiken trauen der Kirchenleitung keinen offenen Dialog und keinen Richtungswechsel zu – und für ein neues Gebet ist der Aufwand dann doch zu gross. Dabei wäre eine Diskussion dringend notwendig, denn die Situation der Kirche ist ungleich dramatischer als 1972. Längst geht es nicht mehr um Reformen. Es geht um die Frage, was überleben soll. Warum überhaupt Kirche?

Mich zieht es zurück zum Evangelium: «Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen.» Kirche ist Gemeinschaft, in welcher der Geist Gottes erfahrbar ist – wie an der Synode 72. Dieser Geist ist es, den wir an Pfingsten feiern. In vielen Gottesdiensten wird dann der uralte Hymnus «Veni sancte Spiritus – Komm Heiliger Geist» gesungen. Dort heisst es: «Ohne dein lebendig Wehn / kann im Menschen nichts bestehn, / kann nichts heil sein noch gesund. Was befleckt ist, wasche rein, / Dürrem giesse Leben ein, / heile du, wo Krankheit quält. Wärme du, was kalt und hart, / löse, was in sich erstarrt, / lenke, was den Weg verfehlt. Gib dem Volk, das dir vertraut, / das auf deine Hilfe baut, deine Gaben zum Geleit.»

Die Akten auf dem Büchertisch wanderten ins Altpapier. Aber die Hymnen hat jemand mitgenommen.

Gregor Emmenegger ist Titularprofessor für Patristik und Alte Kirchengeschichte an der Universität Freiburg.
zvg

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