Unterhalb des Schulbauernhofs in Grangeneuve produziert neu eine landwirtschaftliche Biogasanlage Strom aus der hauseigenen Gülle. Durch die Vorbehandlung der Biomasse mit Wasserdampf soll die Produktion verdoppelt werden.
Die Biogasausbeute durch die Vorbehandlung der Gülle verdoppeln: Im Labor hat das Ganze funktioniert. Jetzt wird es im Feld getestet, genauer gesagt in Grangeneuve, unterhalb des Schulbauernhofs. Dort haben zwei Staatsräte und die Verantwortlichen von Grangeneuve am Mittwochmorgen dieses landwirtschaftliche Pilotprojekt vorgestellt sowie die neue Biogasanlage eingeweiht. Zu dieser gehören unter anderem ein 880 Kubikmeter umfassender Behälter, wo die Biomasse vor sich hin gärt, ein Kraftwerk, in welchem Methan in nutzbare Energie umgewandelt wird und, das ist speziell, eine Vorbehandlungsanlage.
Hofdünger schlecht abbaubar
Doch warum braucht es diese? Gülle und Mist haben einen sehr hohen Wasseranteil und sind biologisch schlechter abbaubar als zum Beispiel Kompost. Deshalb werden meistens sogenannte Co-Substrate, zum Beispiel Bioabfälle oder Grassilage, dazugegeben. Der Markt dafür ist in der Schweiz jedoch ausgeschöpft. Nicht so bei tierischen Exkrementen: «Nur ungefähr 10 Prozent des Hofdüngers wird energetisch genutzt», erklärte Michael Studer, Professor an der Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften. Biogasanlagen aus reinem Hofdünger seien zwar schwierig zu betreiben, es bestehe jedoch grosses Potenzial. Deshalb untersuchten er und seine Kollegen, wie mit der gleichen Menge Gülle und Mist ohne viele Co-Substrate mehr Gas gewonnen werden kann.
Die Lösung: Eine Vorbehandlung durch Wasserdampf bricht die Biomassenstruktur auf, zerkleinert die Partikel und verbessert die Löslichkeit. Dadurch erhöht sich anschliessend die Biogasproduktion – in den Laborversuchen um das Doppelte. «Hier wollen wir zeigen, dass es auch in der Praxis geht», erklärte Michael Studer. Die ersten Ergebnisse werden voraussichtlich Ende Jahr vorliegen.
40 Prozent des Strombedarfs gedeckt
Mit der neuen Anlage schätzen die Verantwortlichen von Grangeneuve eine Stromerzeugung von rund 200‘000 Kilowattstunden jährlich. Gemeinsam mit der Fotovoltaikanlage auf dem Schulbauernhof können damit mehr als 40 Prozent des Energiebedarfs des Standorts gedeckt werden. Samuel Joray, Leiter des Sektors Unternehmensstrategie von Grangeneuve, betonte jedoch: «Wir wollen nicht die Stromproduktion um jeden Preis maximieren.» Stattdessen bestünden pädagogische Ziele.
Der Kanton beteiligte sich mit etwas mehr als 1,1 Millionen Franken an der Biogasanlage und mit rund 200‘000 Franken am Pilotprojekt. Die Anlagen seien eng mit dem Schulbauernhof verbunden, erklärte auch Landwirtschaftsdirektor Didier Castella. «Die Landwirtschaft ist auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit», so der Staatsrat.
Umweltdirektor Jean-François Steiert hob indes die Vorreiterrolle des Projekts hervor: «Es ist wichtig, die Bäuerinnen und Bauern zu befähigen, das Potenzial der Biomasse zu nutzen.» Der Staatsrat hofft, dass sich durch die neue Anlage noch mehr Betriebe zur Verwertung von Biomasse entscheiden.
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