Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

Bischof Morerod: «Aussagen sind sehr glaubwürdig»

Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Schwere Vorwürfe an die Adresse von Bernard Genoud. Der 2010 verstorbene ehemalige Bischof von Lausanne, Genf und Freiburg soll während seiner Zeit als Gymnasiallehrer in Bulle eine damals 19-jährige Schülerin sexuell missbraucht haben. 

Die negativen Nachrichten in der Diözese Freiburg reissen nicht ab. Am Montagmorgen lud Charles Morerod, Bischof von Lausanne, Genf und Freiburg, überraschend und sehr kurzfristig zu einer Pressekonferenz. Im Bischofshaus in Freiburg informierte der gesundheitlich etwas angeschlagene Bischof die versammelten Medienleute aber nicht über einen möglichen Rücktritt, sondern über Verfehlungen seines 2010 verstorbenen Vorgängers Bernard Genoud. Die Ereignisse liegen mehr als 30 Jahre zurück. Haben sich also noch vor Bernard Genouds Wahl zum Bischof im Jahr 1999 ereignet. Im Zeitraum zwischen 1976 und 1994 unterrichtete der spätere Bischof am Collège du Sud in Bulle als Philosophielehrer. Dort soll es mit einer damals 19-jährigen Schülerin wiederholt zu sexuellen Handlungen gekommen sein.

Bischof Bernard Genoud wird vorgeworfen, während seiner Zeit als Kollegiumslehrer eine Schülerin sexuell missbraucht zu haben.
Archivbild Keystone

  Glaubwürdige Aussagen

Jahrelang habe das Opfer geschwiegen – und gelitten, wie Charles Morerod an der Pressekonferenz ausführte. Im Zuge der intensiven Berichterstattung über die Resultate einer gross angelegten Missbrauchsstudie der Uni Zürich (siehe Kasten), wandte sich die Frau diesen Herbst an die Vereinigung Groupe Sapec, eine Westschweizer Anlaufstelle für Opfer von Missbrauch in der Kirche. 

Bischof Charles Morerod an der Pressekonferenz vom Montagvormittag.
Bild Charles Ellena

Marie-Jo Aeby, Mitbegründerin und Kontaktperson von Sapec, war an der Pressekonferenz live über Video zugeschaltet. Bernard Genoud sei ein Freund der Familie gewesen, und die Collège-Schülerin habe sich ihm anvertraut, erzählte Marie-Jo Aeby. So habe die Studentin dem Priester erzählt, dass sie in ihrer Kindheit missbraucht wurde. In dieser Beziehung von Einflussnahme und Abhängigkeit von ihrem Lehrer sei es dann mehrmals zu sexuellen Handlungen gekommen.

Die junge Frau, in der PK wurde sie «Maria» genannt, will anonym bleiben. Damit keine Rückschlüsse möglich sind, wurden deshalb auch keine exakten Angaben über den Zeitpunkt des Missbrauchs gemacht. Nach ihrem Gespräch mit Sapec hatte sich die Frau Anfang Dezember auch mit Bischof Charles Morerod getroffen. Dieser zeigte sich an der PK betroffen und sehr nachdenklich. Er habe Bernard Genoud als sehr umgänglichen und volksnahen Menschen kennengelernt, der auch als Lehrer mit seinen Schülern einen natürlichen Umgang gepflegt habe. Umso schwerer wiegen jetzt diese Anschuldigungen. Denn sowohl Marie-Jo Aeby als auch Bischof Charles Morerod selber bezeichneten die Aussagen der Frau als sehr glaubwürdig.

Bernard Genoud bei der Beerdigung seines Vorgängers Pierre Mamie im März 2008 in Freiburg.
Archivbild Keystone

Weitere Zeugen gesucht

«Bischof Genoud ist nicht mehr hier, um sich zu erklären», sagte Charles Morerod. «Aber es ist die Aufgabe der Kirche, das Leiden der Opfer nicht unbeantwortet zu lassen.» Charles Morerod wie auch Marie-Jo Aeby schliessen nicht aus, dass es weitere Opfer geben könnte. So startete der Bischof an der Pressekonferenz einen Zeugenaufruf: Weitere Opfer des 2010 verstorbenen Bischofs Bernard Genoud sollen sich melden.

Studie Universität Zürich

Nur die Spitze des Eisbergs

Die Schweizer Bischofskonferenz (SBK), die Konferenz der Ordensgemeinschaften und anderer Gemeinschaften des gottgeweihten Lebens in der Schweiz (Kovos) und die Römisch-Katholische Zentralkonferenz der Schweiz (RKZ) haben das Historische Seminar der Universität Zürich damit beauftragt, sexuellen Missbrauch im Umfeld der römisch-katholischen Kirche seit Mitte des 20. Jahrhunderts zu erforschen. In einer einjährigen Pilotstudie hat ein vierköpfiges Forschungsteam unter der Leitung der Professorinnen Monika Dommann und Marietta Meier die Thematik untersucht. Einbezogen wurden nicht nur sämtliche Diözesen in allen Sprachregionen der Schweiz, sondern auch die staatskirchenrechtlichen Strukturen und die Ordensgemeinschaften. Damit wurde die katholische Kirche in der Schweiz als Ganzes in den Blick genommen. Erstmals wurde einem unabhängigen Forschungsteam ermöglicht, in kirchlichen Archiven Akten über sexuellen Missbrauch im Umfeld der katholischen Kirche einzusehen. Insgesamt belegen die Historikerinnen und Historiker der Universität Zürich 1002 Fälle sexuellen Missbrauchs, die katholische Kleriker, kirchliche Angestellte und Ordensangehörige seit Mitte des 20. Jahrhunderts in der Schweiz begangen haben. Die Studie untersuchte zudem den Umgang katholischer Würdenträger mit Fällen sexuellen Missbrauchs sowie die Verfügbarkeit und Aussagekraft der Quellenbestände. Damit ist die Basis für weitere Forschung gelegt. Denn die Historikerinnen Monika Dommann und Marietta Meier sind überzeugt: «Bei den identifizierten Fällen handelt es sich nur um die Spitze des Eisbergs.» 

Kommentar (0)

Schreiben Sie einen Kommentar. Stornieren.

Ihre E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht. Die Pflichtfelder sind mit * markiert.

Meistgelesen

Mehr zum Thema