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Charles Morerod – Ein Bischof auf dem Pulverfass

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Die katholische Schweiz schaut auf den 12. September. Dann wird die nationale Vorstudie zu Missbräuchen in der Kirche veröffentlicht. Charles Morerod hat aus den Skandalen in seinem Bistum gelernt. Der Bischof sitzt auf einem Pulverfass. Eine Bestandsaufnahme.

Der Bischofssitz in Freiburg ist nur wenige Gehminuten vom Bahnhof entfernt. Das Ordinariat liegt mitten in der Altstadt. Neben dem Ursulinenkloster. Die Ordensschwestern können dem Bischof in den Hof schauen. Charles Morerod steht aber nicht nur von Seiten der Ursulinen unter enger Beobachtung, sondern auch von den Medien. Sein Bistum hat in den letzten Jahren zahlreiche Skandale erlebt.

Schwules Dating, Homoheiler und Männer-Seilschaften

Der Höhepunkt war 2020: Alain Chardonnens stolperte über Nacktfotos von sich auf einer Datingplattform für schwule Männer. Und zwar just als Charles Morerod ihn zum Kathedralpfarrer von Freiburg ernannt hatte. Chardonnens Vorgänger, Paul Frochaux hatte da gerade seinen Hut nehmen müssen – wegen sexuellen Missbrauchs. Zeitgleich entdeckte die Presse den Fall eines Vikars aus dem Umfeld von Paul Frochaux. Dieser hatte sich zunächst selbst mit jungen Männern amüsiert, bevor er später in Paris als Homo-Heiler tätig war. Unklar ist bis heute, was Morerods Weihbischof, Alain de Raemy, von allem wusste. Er besass zusammen mit Paul Frochaux ein Chalet im Wallis. Dort war es zu mindestens einem Übergriff gekommen.

Vor dem Hintergrund der Skandale bekannte ein sichtlich gebeutelter Charles Morerod: Es liegen vermutlich «weitere Leichen im Keller» des Bistumsarchivs. Die Skandale 2020 hatten Charles Morerod und der ganzen Schweiz gezeigt: Der diözesane Sumpf war tief, die Seilschaften stark und ‘das sich gegenseitige Schützen’ der Priester im Bistum LGF tief verankert.

Präsentation der Untersuchung zum Fall Frochaux (15.7.2020).
Alain Wicht

Ein Professor auf dem Bischofsstuhl

Rückblende 2011: Charles Morerod tritt in LGF ein schwieriges Erbe an. Er ist kein Charismatiker. Das erschwert es ihm, bei den Menschen im heterogenen Bistum anzukommen.

Der Bischof erinnert an einen Wissenschaftler, der aus Liebe zur Erkenntnis eine Universitätslaufbahn einschlägt. Und der, auf der Professur angekommen, feststellen muss, dass ihm keine Zeit mehr für Forschung bleibt. Seine neue Hauptaufgabe ist es nun, den Laden am Laufen zu halten.

Von Thomas von Aquin in den Machtkampf

Für Charles Morerod heisst das: nicht mehr Thomas von Aquin steht im Mittelpunkt seines Denkens, sondern Schadensbegrenzung am und im Bistum. Gleichzeitig ist dem Bischof das klerikale und professorale Machtstreben nicht fremd.

Kaum gewählt, entmachtet er seinen schärfsten Konkurrenten: Generalvikar Nicolas Betticher. Der Intimus von Bernard Genoud (†2010) wäre gerne selbst Bischof geworden. Charles Morerod entfernt Betticher aus seiner einflussreichen Position. Betticher geht schliesslich ins Nachbarbistum, wo er heute in einer Berner Stadtpfarrei arbeitet.

Struktureller Umbau und Zentralisierung

In Sachen Missbrauch führt Charles Morerod zunächst die Politik seines Vorgängers fort. Er schaut weg. Bis 2020 alles zu explodieren droht. Dann greift der Bischof medienwirksam durch. Charles Morerod stellt eine ehemalige Polizistin ein, welche die Personaldossiers der Bistumsangestellten nach Auffälligkeiten durchforstet.

Rita Menoud und Bischof Charles Morerod (18.10.2021).
Charly Rappo

Strukturell weitreichender ist Charles Morerods Reform auf Ebene der Bischofsvikare. Zwischen August 2020 und November 2022 ersetzt er sie durch Laien. Drei Frauen und zwei Männer vertreten seither den Bischof in den Landeskirchen sowie in Deutschfreiburg.

Entmachtung der «kleinen Bischöfe»

Der Schritt ist strategisch und politisch beachtenswert. Er passt gut in den synodalen Zeitgeist. Aber vor allem stärkt er die bischöfliche Macht. In LGF agieren nun keine Priester mehr als örtliche Bischofsvertreter. Was hat Charles Morerod mit dem Umbau der Bistumsleitung erreicht? Das Risiko, dass Bischofsvikare den staatskirchlichen Flickenteppich der Diözese nutzen und sich in «ihrem» Kanton wie kleine Bischöfe aufführen, ist gebannt. Das Risiko, dass sich Laien-Repräsentanten gegen ihren Bischof stellen, ist gering. Mit der Umstrukturierung liegt die diözesane Macht allein im Bischofssitz in Freiburg.

Technokrat macht Abläufe berechenbar

Auf struktureller Ebene hat Charles Morerod auch in einem anderen Bereich die Explosionsgefahr des Pulverfasses LGF eingedämmt: in Sachen Missbrauch.

Bereits seit 2016 gibt es im Bistum und der Westschweiz die CECAR. Charles Morerod war massgeblich an ihrer Gründung beteiligt. Als unabhängige Institution kümmert sie sich um kirchliche Missbrauchsopfer, die keine rechtliche Chance auf Wiedergutmachung haben, weil die Taten verjährt sind.

Die CECAR bietet Gespräche und Hilfestellung bei dem Ausfüllen der Anträge für finanzielle Wiedergutmachung. Sie macht die Abläufe transparent und damit für die Hilfesuchenden berechenbar.

Berechenbarkeit als Selbstschutz

Der Bischof hält es ähnlich. Auf der Internetseite der Diözese sind Anlaufstellen im Bistum für Opfer und sogar für potenzielle Täter gelistet. Dort weist das Bistum auch darauf hin, dass jeder gemeldete Verdachtsfall sofort an die weltliche Justiz gemeldet wird, ohne dass der Bischof Abwägungen trifft. Eine direkte Konsequenz aus 2020.

Die klar kommunizierte Weitergabe an die weltliche Justiz schafft Transparenz. Und schützt nebenbei auch den Bischof. Künftige Skandale können so nicht auf ihn zurückfallen. Genauso wenig wie die Frage, wann er was gewusst hat. Die Ereignisse aus dem Jahr 2020 sollen sich im September 2023 nicht wiederholen.

Ähnliche Überlegungen dürften auch hinter dem strukturellen Umbau der Bistumsleitung stecken: Laien und Laiinnen statt Priester an zweiter Machtposition. Durch das Zerschneiden der diözesanen Seilschaften soll Skandalen vorgebeugt werden. Insbesondere solchen, die bis in die Führungsetagen des Bistums dringen könnten.

Strukturell besser aufgestellt

Charles Morerod hat aus den Skandalen gelernt. Auf dem Papier ist LGF heute strukturell besser aufgestellt als die meisten anderen Schweizer Bistümer. Es gibt festgelegte Abläufe, die in Gang kommen, wenn eine Meldung bei einer der Stellen eingeht. Das ist mehr als in den Deutschschweizer Bistümern. Dort gibt es kein Pendant zur CECAR. Und auch selten ähnlich klar definierte Abläufe.

Über die Motive Charles Morerods kann man rätseln. Fragt man im kirchlichen Umfeld nach, bekommt man sehr unterschiedliche Einschätzungen zu hören. Charles Morerod: ein konservativer Machtmensch; ein naiver Bischof mit guten Intentionen; ein Technokrat, der vor allem darauf bedacht ist, seine Karriere in Rom vorzubereiten. Aber: ein Kirchenprälat, der in Sachen Missbrauch wirklich etwas ändern will.

Es zählt, was unter dem Strich rauskommt

Am Ende bleibt alles Spekulation und Gerücht. Und davon gibt es im Kirchenmilieu mehr als auf jedem Schulhof.

Motive von Karriere-Klerikern, Karriere-Politikern und all jenen, die in Machtpositionen gelangen, sind fast immer doppelbödig. Allein mit altruistischen Motiven schafft es niemand zum Bundesrat. Ebenso wenig zum Bischof. Nicht in LGF und auch nicht anderenorts.

Daher zählt am Ende vor allem eines: Was unter dem Strich rauskommt. Einen ersten Eindruck davon wird die katholische Schweiz im September erhalten. Wenn sich alle Bischöfe zur Vorstudie verhalten müssen. Dann wird man sehen, ob Charles Morerod durch Technokratie und Machtkonzentration seinen Laden vor der Explosion bewahren kann. Und wie es mit den Pulverfässern in den anderen Bistümern aussieht.


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