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Christian Dubé – der Missverstandene

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Christian Dubé steigt in seine fünfte Saison als Trainer und Sportchef von Gottéron. Im Interview mit den FN
spricht der 46-jährige Kanadier über die Beziehung zu seinen Spielern, unpopuläre Entscheide und den falschen Eindruck, den die Menschen von seinem Charakter und seiner Persönlichkeit haben.

Nach den Stationen New York Rangers, Lugano und SC Bern stiess Christian Dubé im Jahr 2011 zu Gottéron – zunächst als Spieler, ehe er 2015 das Amt des Sportchefs übernahm und 2019 schliesslich im Doppelamt auch jenes des Trainers. Gegen aussen im Umgang mit den Spielern scheinbar kompromisslos, zeigt Dubé im Gespräch mit den FN auch seine andere, feinfühlige Seite.

Christian Dubé, was ist die Hauptaufgabe eines Trainers?

Als Coach bist du wie ein Vater mit einer Familie von 25 Spielern. Heute ist es ganz anders als noch in den 80er- oder 90er-Jahren, der Trainer ist auch ein Psychologe, er muss nahe an den Spielern dran sein und regelmässig mit ihnen sprechen – auch über Themen, die nicht das Eishockey betreffen. Manchmal musst du die Spieler verhätscheln, dann sie wieder pushen. All das ist viel Arbeit und zeitraubend. Auch deshalb braucht es heutzutage einen Staff mit mehreren Trainern.

Sie sind also nahe an Ihren Spielern dran und wissen, was sie beschäftigt?

Ja, ich rede mit ihnen über alles: die Familie, ob es irgendwelche Probleme gibt und, falls ja, wie ich ihnen helfen kann. Ein Spieler muss spüren, dass man sich um ihn kümmert, und verstehen, dass für den Coach nicht nur das Eishockey zählt. Natürlich sind sie Profis, aber es gibt so viel anderes als den Sport, das es zu beachten gilt.

Der legendäre Scotty Bowman, Stanley-Cup-Sieger mit Montreal, Pittsburgh und Detroit, sagte einst: «Ich habe keine schlechten Beziehungen zu meinen Spielern – aber ich lasse mich auch nicht auf lange Diskussionen mit ihnen ein.»

Jeder Trainer ist eben anders. Kari Jalonen (ehemaliger SCB-Trainer) beispielsweise sprach kaum mit seinen Spielern. Es ist einfach eine andere Herangehensweise. Ich für meinen Teil habe es schon als Spieler geschätzt, wenn der Coach bei mir nachgefragt und Interesse an meiner Person gezeigt hat. Ich empfinde es als wichtig, in einem ständigen Dialog mit seinen Spielern zu stehen.

Gute Beziehungen zu den Spielern sind also entscheidend?

Wenn du nicht das beste Team der Liga bist, erreichst du nur etwas, wenn jeder für jeden spielt und alle füreinander einstehen, eben so wie in einer Familie. Das ist auch eine der Stärken von Gottéron. Das ist unsere DNA und gilt für alle, ob in der Administration, für die vielen freiwilligen Helfer oder die Sponsoren. Diesen Geist versuche ich auch der Mannschaft zu vermitteln.

Kann mangelnden Einsatz nicht ausstehen: Christian Dubé.
Archivbild Alain Wicht

Sie haben eingangs die 80er- und 90er-Jahre angesprochen. Was hat sich konkret in der Arbeit eines Trainers verändert?

Damals bekamen wir als Spieler wortwörtlich auch schon mal einen Tritt in den Arsch. Du hast keine Fragen gestellt, wir wurden so erzogen. Wenn es geheissen hat: «Geh nach rechts», dann hast du das nicht hinterfragt. Sagst du heute einem Spieler «Geh nach links», dann antwortet der: «Und warum nicht nach rechts?». In der heutigen Zeit musst du alles erklären, das Warum und das Weshalb. Alles hat sich geändert. Ich habe Kinder. Dank dem Handy, Youtube und so weiter wissen sie darüber Bescheid, was auf der Welt passiert. Man kann ihnen nichts mehr verheimlichen. Darum musst du fähig sein, zu kommunizieren, fähig sein, den Kindern oder Spielern Dinge zu erklären. Das ändert aber nichts daran, dass du der Chef bist und am Ende entscheidest.

Mussten Sie diese Fähigkeit erst noch erlernen?

Ja und nein. Ich war schon immer jemand, der sich gerne mit anderen ausgetauscht und viel in der Kabine gesprochen hat. Auch als Coach hatte ich keine Probleme damit, mich vor die Mannschaft zu stellen. Aber es gibt auch Grenzen. Trotz der anderen Mentalität der Jungen heute kann man nicht immer alles bis ins letzte Detail erklären.

Welche Trainer haben Sie geprägt?

Einige – aus unterschiedlichen Gründen. So habe ich in Lugano Jim Koleff geliebt. Er war uns Spielern wirklich sehr nah. Dann mochte ich aber auch einen John van Boxmeer beim SC Bern, der mit seiner harten Art das komplette Gegenteil von Koleff war. Bei ihm ging alles über die Verdienste. Wenn du hart gearbeitet hast, bekamst du dementsprechend auch viel Eiszeit, war das nicht der Fall, dann hat er kaum mit dir gesprochen. Was nun besser oder schlechter ist? Ich weiss es nicht. Jalonen zum Beispiel gewann mit dem SCB so zwei Meistertitel. Ich glaube aber, dass du offen mit deinen Spielern sein musst, wenn du langfristig in diesem Job bleiben willst. Du musst dich ständig weiterentwickeln.

Ich gehe davon aus, dass es auch Trainer gab, die Sie nicht geschätzt haben.

Klar. Ich habe gesehen, was funktioniert und was nicht. Alle Spieler sind unterschiedlich, aber es ist hart, einen Coach, der ehrlich ist, nicht zu mögen. Wenn ein Trainer zum Spieler sagt: Ich mag das und das aus dem und dem Grund nicht, wie können wir das ändern? Dann wird der Spieler offen für die Absichten seines Trainers sein.

Im Herbst 2019 übernahmen Pavel Rosa und Christian Dubé die Arbeit des gefeuerten Mark French.
Archivbild Charly Rappo

Nachdem Sie als Sportchef 2019 Trainer Mark French entlassen haben, stellten Sie sich gleich selbst hinter die Bande und übernahmen viel Verantwortung. Entspricht das Ihrem Naturell?

Ich war schon als Spieler einer, der gerne die Verantwortung übernahm. Ich erinnere mich noch, als ich in die Schweiz kam. Mein Salär stand fett gedruckt in einer Boulevardzeitung, und mir wurde grundsätzlich viel öffentliche Aufmerksamkeit zuteil. Druck hatte ich schon immer, das ist nichts neues für mich. Als ich 2011 zu Gottéron stiess, waren die Erwartungen mit einem Team bestehend aus mir, Sandy Jeannin, Simon Gamache oder Pavel Rosa ebenfalls gross. Wir schafften es bis in den Final, den wir dann leider verloren. Aber Druck hatte ich immer. Ich mag das, so ist mein Leben, und ich übernehme gerne Verantwortung.

Das Doppelamt Sportchef/Trainer war aber zugleich ein Risiko.

Ich habe keine Angst. Falls ich Angst vor dem Risiko hätte, wäre ich nicht hier. Du kannst nicht Trainer sein, ohne Risiken einzugehen. Als Trainer musst du Entscheidungen treffen. Wen schickst du aufs Eis? Welche Taktik wählst du? Ich scheue mich nicht davor. Als ich damals das Team übernommen habe, sollte es eigentlich nur provisorisch für ein paar Wochen sein. Dann hatten wir einen gewissen Erfolg, und ich machte weiter. Fünf Jahre später bin ich noch immer hier.

Einmal Trainer zu werden, war nicht der Plan?

Nein, ich habe immer gesagt, dass das nichts für mich ist. Nicht, weil ich es mir nicht zugetraut hätte, aber weil ich ein sehr emotionaler Mensch bin und ich dachte, dass ich grosse Mühe haben werde, mein inneres Feuer unter Kontrolle zu halten. Mit der Zeit hat sich das gelegt, ich bin nicht mehr der gleiche wie noch vor fünf Jahren. Damals war ich sehr explosiv und liess schon mal Schimpftiraden vom Stapel, heute passe ich mehr auf. (lacht)

Die Resultate sind eine Sache, die Leistungen an sich eine andere. Wann sind Sie mit Ihrer Mannschaft zufrieden, und wann haben Sie Mühe?

Wenn sie alles gibt, bin ich zufrieden. Du kannst ein Spiel verlieren, weil du total neben den Schuhen stehst und es einfach nicht sein sollte. Aber wenn die Spieler nicht gearbeitet haben, dann bin ich sauer. Für mich zählt die Arbeit, dass wir in einer gewissen Manier spielen. Jeden Tag kommen wir ins Stadion mit einem genauen Plan, wie wir spielen wollen. Sind die Spieler dann nicht konzentriert dabei, dann habe ich ein echtes Problem mit ihnen. Es geht um die Einstellung. Wenn wir schlecht spielen und gewinnen, dann bin ich dennoch hinter den Spielern hinterher. Ich bin immer ehrlich mit der Mannschaft. Bevor ich nach einer Partie vor die Medien trete, weiss sie sehr genau, ob ich zufrieden bin oder eben nicht. Gegen aussen kommuniziere ich dann genau gleich wie gegenüber den Spielern.

Sie sind ein Winnertyp. Wie schwer fällt es Ihnen, zu sehen, wenn ein Spieler sein Talent nicht nutzt?

Das ist schwierig. Ich versuche mit einem solchen Spieler zu reden und ihm klarzumachen, ob er sich seines Talents bewusst ist und was er für ein Glück hat, diesen Job ausüben zu können. Aber du kannst es noch so oft ansprechen, am Ende muss es der Spieler selbst realisieren. Ja, als Profi hast du Druck. Die Welt des Eishockeys ist aber eine so aussergewöhnliche – wenn du das nicht erträgst, dann musst du dir eben einen anderen Beruf suchen. Deshalb habe ich diese Leidenschaft, ich liebe alles, was das Eishockey mitbringt.

Christian Dubé schätzt die Leidenschaft der Gottéron-Fans, kann aber auch ihre Kritik akzeptieren.
Archivbild Alain Wicht

Dazu gehört auch, dass es nicht nur den Trainer hinter der Bande, sondern auch die 9000 auf den Zuschauerrängen der BCF-Arena gibt. Wie gehen Sie damit um?

(lacht) Es ist nicht angenehm, wenn dich 9000 Personen auspfeifen, wenn sie unzufrieden sind. Aber ich verstehe sie. Sie bezahlen viel Geld, um Gottéron siegen zu sehen. Sie wollen Resultate und einen gewissen Standard sehen. Wenn dann das Team nicht performt, bin ich mit den enttäuschten Fans sicherlich einig. Grundsätzlich ist es aber schon so, dass Freiburg ein schwieriges Pflaster ist. Unsere Anhänger sind sehr kritisch, zugleich aber eben auch sehr leidenschaftlich. Ich vergleiche Got-téron deshalb gerne mit den Montreal Canadiens. Der Club steht während zwölf Monaten im Jahr im Zentrum des Interesses. Ich kann damit gut leben, die Passion der Menschen ist fantastisch. Klar, in schwierigen Momenten wie nach dem Out letzte Saison ist es mental hart, aber dann stehe ich wieder auf, und es geht weiter.

Sie machen auch nicht vor unpopulären Entscheiden halt; ich denke dabei an Beni Plüss, dessen Vertrag Sie nicht verlängert haben, oder an die Abgänge der jungen Freiburger Verteidiger Andrea Glauser oder David Aebischer…

Solche Entscheide treffen zu müssen, macht mir keine Freude. Aber ich fälle sie aus Überlegung und weil es Gründe dafür gibt. Ich werde auch in dieser Saison wieder harte Entscheide umsetzen müssen. Das im Wissen, dass ich es nicht immer allen recht machen kann. Am Ende geht es darum, Erfolg zu haben. Ich entscheide nie, weil ich jemanden nicht mag. Zudem konsultiere ich meinen Staff, höre mir andere Meinung an, entscheide dann und teile es dem Spieler mit. Das ist nicht cool, gehört aber zu meinem Job.

Haben Sie auch Zweifel?

Sicher. Deshalb tausche ich mich mit Pavel, Pat, David, Gerd oder John (die Assistenztrainer Rosa und Emond, Goalietrainer Aebischer, Assistenz-Sportchef Zehnhäusern und CEO Gobbi – Red.) aus und will wissen, was sie denken. Letztlich habe ich aber das letzte Wort. Obwohl ich ein grosses Selbstvertrauen mitbringe, habe ich Momente des Zweifelns und hinterfrage mich oft. Schlussendlich will ich einfach alles dafür tun, damit Gottéron so weit wie möglich kommt. Dass ich dabei auch Fehler begehe, steht ausser Frage. Ich hoffe aber, dass ich aus den Fehlern lerne.

Seit fünf Jahren sind Sie Sportchef und Trainer. Woher nehmen Sie die Kraft für dieses Doppelamt?

Ich bin fast zwölf Stunden am Tag im Stadion, zumal meine zwei Söhne ebenfalls Eishockey spielen. Freie Tage gibt es kaum. Trotzdem ist es eine Freude. Ich habe das Glück, in einer fantastischen Umgebung leben zu dürfen. Von unserem Haus im Greyerz habe ich Blick auf den See und den Moléson. Dort kann ich Energie tanken. Zu Hause zu sein, ist beinahe wie ein bisschen Ferien zu haben. Dieses kleine Paradies ist sehr wichtig für mich.

Für was können Sie sich neben dem Eishockey begeistern?

Ich interessiere mich für viele Dinge wie zum Beispiel die Mode oder Investments. Jeden Morgen informiere ich mich über das Weltgeschehen. Ich will wissen, was passiert. Wenn sich meine Spieler beklagen, sage ich ihnen, sie sollen schauen, was auf der Welt so alles abgeht. So schlecht geht es uns nicht. Und ich mag einfach alles, was schön ist: Architektur, Restaurants, Hotels. Früher ging ich gerne ins Kino, aber dafür fehlt inzwischen die Zeit.

Darf man Sie als Bonvivant bezeichnen?

Ja, ich mag es, gut zu essen. Finde ich die Zeit, tue ich mir sehr gerne was Gutes.

Freuen Sie sich schon auf etwas, wenn Sie einmal kürzertreten sollten?

Auf das Reisen. Im Sommer waren wir für ein paar Tage im kroatischen Dubrovnik. Es ist wunderschön dort. Mehr zu reisen, ist ein Ziel von mir. Ich liebe es, neue Orte zu entdecken und andere Kulturen kennenzulernen. Mit dem Job und zwei Kindern fehlt momentan die Zeit dafür. Vielleicht ändert sich das, wenn ich ab nächster Saison nur noch Trainer bin.

Christian Dubé mit seiner Frau Julie auf seinem Anwesen im Greyerz.
Archivbild Charly Rappo

Was denken die Leute über Sie, das komplett falsch ist?

Ich denke, die Menschen erachten mich als arrogant, als einer mit einem grossen Ego. Dabei bin ich das Gegenteil. Ich mag es, Spass zu haben und zu lachen – auch über mich selbst. Die Menschen, die mich kennen, wissen, wie ich bin. Die anderen jedoch nehmen mich ganz anders wahr. Dabei mag ich es gar nicht, so im Mittelpunkt zu stehen. Ich habe auch nicht viele Freunde, weil ich sie mir genau auswähle. Ich verbringe lieber Zeit mit Menschen, die mir wichtig sind, als an grossen Anlässen. Ich hasse das. Ich denke die Leute haben über die Medien einen falschen Eindruck von mir gewonnen, auch weil ich anders bin mit meinem Look. Aber das stört mich nicht mehr. Wichtig ist, was meine Familie, meine Eltern, meine Schwester und meine Freunde von mir denken. Nur das zählt.

Gregg Popovich, ein Erfolgscoach in der NBA, sagte bei seiner Aufnahme in die Hall of Fame: «Siege und Niederlagen gehen vergessen. Was bleibt, sind die Beziehungen.» Sie stimmen dem also zu?

Ja. Ich war beispielsweise Trauzeuge von Ivo Rüthemann. Als ich nach Bern wechselte, kannte ich ihn überhaupt nicht. Dann wurden wir beste Freunde. Zuletzt war er im Sommer bei mir zu Besuch. Auch sonst treffe ich mich oft mit ehemaligen Teamkollegen. So ein schlechter Mensch kann ich nicht sein. (lacht)

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