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Das andere Bild der Guglera 

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Seit 2016 engagieren sich die Mitglieder des Vereins «Flüchtlinge Willkommen Im Sensebezirk» für die Bewohnerinnen und Bewohner des Bundesasylzentrums in Giffers. Angesichts der aufgeheizten Diskussionen der letzten Wochen hat der Verein am Mittwoch einen Gegenpunkt gesetzt.

«In den sechs Jahren hat es zwei Zwischenfälle gegeben, in denen Sicherheitspersonal eingreifen musste, sonst läuft es immer harmonisch – es leben ganz viele Familien dort, und es ist schön, mit ihnen Zeit zu verbringen.» So die Worte einer Frau aus dem oberen Sensebezirk, die seit der Eröffnung des Bundesasylzentrums Guglera regelmässig Zeit mit den Bewohnerinnen und Bewohnern verbringt. Sie ist Mitglied des 2016 gegründeten Vereins «Flüchtlinge Willkommen Im Sensebezirk» und stellt ihre Zeit zur Verfügung, um mit den Asylsuchenden, die in der Guglera leben, verschiedene Aktivitäten durchzuführen.

Sie sitzt an diesem Mittwochabend im Publikum und hat das Wort ergriffen, um zu zeigen, dass es im Zusammenhang mit den Geflüchteten auch viel Positives zu berichten gibt. Ihren Worten lauschen rund 15 Personen, die der Einladung der SP Sense-Oberland nach Plaffeien gefolgt sind. Die junge Partei hatte zwei Vertreter des Vereins dazu eingeladen, über ihre Arbeit zu sprechen. Ebenfalls unter den Zuhörenden: SVP-Grossrat Achim Schneuwly. Mit seinem Vorstoss sorgte der Plaffeier Politiker vor einigen Wochen für Diskussionen. Er und ein Parteikollege wollten vom Staatsrat wissen, ob die Kriminalitätsrate im Sensebezirk seit der Eröffnung des Bundesasylzentrums gestiegen sei (die FN berichteten).

Das Bundesasylzentrum Guglera wurde 2018 eröffnet und sorgt immer wieder für Diskussionen im Sensebezirk.
Archivbild: Aldo Ellena

Waren diese Diskussionen der Auslöser für den Vortragsabend? «Nicht direkt», sagt Stefanie Schwaller, Organisatorin und Mitglied der SP Sense-Oberland. «Es ist nicht der erste solche Anlass, und wir hatten schon länger vor, wieder einmal so etwas zu organisieren, aber die Diskussionen der letzten Wochen haben gezeigt, dass jetzt der Zeitpunkt dafür gekommen ist.»

Widersprüche im System

Magdalena Waeber und Olivier Flechtner von «Flüchtlinge Willkommen Im Sensebezirk» nutzten die Bühne am Mittwochabend nicht nur, um die Arbeit ihres Vereins vorzustellen, sondern auch, um über die aktuelle Lage im Asylzentrum und über einige grundsätzliche Probleme im Asylwesen zu sprechen. Flechtner zeigte auf, wie das Asylwesen seit 2019 funktioniert, als die Revision der Asylverfahren in Kraft trat. Das Ziel damals: effizientere und faire Verfahren.

«Es gibt verschiedene Systemwidersprüche», so Flechtner. «Es gibt die Ansprüche vom Staatssekretariat für Migration (SEM) und von den Betreibern, dass die Sicherheit im Zentrum gewährleistet ist und die Ressourcen optimal eingesetzt werden.» Gleichzeitig bestehe der Anspruch, dass die Menschen im Zentrum nicht gefangen seien. «Das sind freie Menschen, die sich frei bewegen dürfen», betont Flechtner. Diese Ansprüche würden sich teilweise widersprechen. «Dazu kommt, dass die Ressourcen beim Bund und beim Kanton knapp sind.» Ausserdem hätten alle Beteiligten ein legitimes Interesse daran, dass gegen aussen möglichst positiv kommuniziert werde.

Das führt dazu, dass gewisse Probleme nicht konkret genug benannt werden.

Olivier Flechtner
«Flüchtlinge Willkommen im Sensebezirk»

Denn, dass es Probleme gibt, will an diesem Abend niemand verschweigen. Ganz im Gegenteil. Die Grösse und Abgelegenheit des Ausreisezentrums führe zu einer gewissen Ballung. Erschwerend komme hinzu, dass es für die Jugendlichen und jungen Erwachsenen kaum Beschäftigungsmöglichkeiten, keinen Schulunterricht und keine Zukunftsperspektiven gebe. «Es kommt zu Konflikten und Straftaten, das ist ein Fakt», sagt Olivier Flechtner. Aber – und hier sind sich fast alle Anwesenden einig – diese Einzelfälle sollen nicht dafür sorgen, dass Vorurteile und generelle Verurteilungen gegenüber Asylsuchenden zunehmen. Während der angeregten Diskussion nach dem Vortrag sagt ein Anwesender:

Jeder nimmt wahr, was er sehen möchte – aber es ist wichtig, dass wir immer wieder versuchen, einen Schritt aufeinander zuzugehen und auch die andere Seite wahrhaben wollen.

Viele Familien und Kinder

Im Fall der Guglera sieht «die andere Seite» so aus: Etwa zwei Drittel der Zentrumsbewohnerinnen und -bewohner sind Familien. Durchschnittlich 70 Kinder leben aktuell dort. Um ihnen ein wenig Abwechslung zu bieten, veranstaltet der Verein «Flüchtlinge Willkommen Im Sensebezirk» regelmässig verschiedene Aktivitäten. 2023 verzeichnete der Verein 211 Einsätze von insgesamt 57 Freiwilligen. Rund 1000 Stunden kamen so zusammen. Basteln, singen, spielen, zeichnen. Die Aktivitäten der Gruppe sind so vielfältig wie ihre Mitglieder.

Abwechslung und Momente der Unbeschwertheit für die kleinen Bewohner der Guglera.
Bild: zvg
Die Freiwilligen des Vereins basteln oft mit den Kindern der Guglera.
Bild: zvg

Direkten Kontakt ermöglichen

Neben Kinderateliers und Abendspaziergängen seien die Kulturtreffs besonders erfolgreich, sagt Magdalena Waeber. Lokale Musikgesellschaften, Chöre, Tanzgruppen oder andere Kulturschaffende treten in der Guglera auf. «Diese Anlässe sind echte Türöffner», sagt Waeber. Es seien bisher auch vor allem diese Veranstaltungen, welche den direkten Kontakt zwischen Asylsuchenden und der einheimischen Bevölkerung ermöglichen. Denn: Nur ein Bruchteil der freiwilligen Helferinnen und Helfer des Vereins kommen aus dem Oberland und damit aus der direkten Umgebung der Guglera. Warum das so ist, wissen die Verantwortlichen nicht. Magdalena Waeber mutmasst: «Der Verein wurde damals in Tafers gegründet, darum ist der Bezug zum Oberland vielleicht weniger gross.» Mehr Freiwillige aus allen Teilen des Bezirks – besonders auch aus dem Oberland – wären aber jederzeit mehr als willkommen.

Gemeinsame Spaziergänge gehören ebenfalls zu den Aktivitäten des Vereins.
Bild: zvg

Mehr Transparenz

Ein weiterer Punkt, über den sich am Mittwoch alle einig sind, unabhängig ihrer politischen Grundhaltung: Mehr Informationen und eine aktivere Kommunikation würden die Situation für alle verbessern. Einen offiziellen Kommunikationsauftrag hat laut Olivier Flechtner zwar niemand. «Aber es würde im Interesse des Kantons und des Oberamts liegen, transparenter zu informieren.» Dies fordert auch der politische Vorstoss von Achim Schneuwly. Und ein Anwesender hatte am Mittwoch sogar einen konkreten Vorschlag: «Das Oberamt müsste als Informationsplattform auftreten und könnte vielleicht regelmässig einen runden Tisch organisieren», so seine Forderung. So könnte die Bevölkerung über die Lage rund um das Zentrum informiert werden und hätte gleichzeitig die Gelegenheit, Fragen zu stellen. Auch die Mitglieder des Vereins sind sich einig: Eine offenere Kommunikation würde dafür sorgen, dass Gerüchte aus der Welt geschafft würden und Vorurteile abgebaut werden. Magdalena Waeber sagt:

Es ist wichtig, dass man Schwierigkeiten anspricht, aber es darf nicht das Einzige sein, über das man spricht.

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