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Das Jahr danach

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Nach der enttäuschend verlaufenen Freestyle-WM geniesst die Freiburger Freeskifahrerin Mathilde Gremaud in Engelberg, wo sie die Sportmittelschule absolviert, zwei wettkampffreie Wochen. Im Interview erzählt die 19-Jährige aus La Roche von ihren Erfahrungen in Park City (USA), sinniert über ihren Sport und ihr Leben als Profi und verrät, warum es mühsam ist, Gewinnerin einer olympischen Silbermedaille zu sein.

 

Mathilde Gremaud, morgen ist es ein Jahr her, dass Sie an den Olympischen Spielen in Pyeongchang die Silbermedaille im Slopestyle gewonnen haben. Was hat sich in Ihrem Leben durch dieses Edelmetall verändert?

Einiges (lacht). Von einem Moment auf den anderen wurde ich zu einer gefragten Person. Ich war schon nach meinem Sieg bei den X-Games 2018 regelmässig in den Medien präsent gewesen, durch die Olympiamedaille wurde aber alles noch viel intensiver. Es gab im letzten Jahr eine längere Phase, da war ich ständig für irgendeinen Anlass unterwegs, wurde hier zu einem Empfang eingeladen und war dort Gast bei einer Eröffnung. Zuweilen wurde es mir zu viel, ich konnte mein Leben gar nicht mehr richtig geniessen. Ich bin froh, ist es wieder etwas ruhiger geworden.

Wie schwierig ist es, als 18-Jährige auf dem Boden zu bleiben, wenn man plötzlich so im Fokus der Aufmerksamkeit steht?

Ich habe immer versucht, die Gleiche zu bleiben, die ich vorher war. Drohte ich mal abzuheben, hat mich meine Familie am Boden gehalten. Dafür bin ich dankbar. Ich denke, ich habe mich nicht gross verändert, aber der Blick der anderen Leute auf mich hat sich verändert.

Woran merken Sie das?

Zum Beispiel daran, dass ich nach den Rennen viel mehr Nachrichten erhalte als früher. Ich bin eine sehr soziale Person, kenne viele Leute. Heute schreiben und gratulieren mir aber auch Leute, die ich kaum kenne. Die Leute scheinen sich gerne mit mir zu zeigen.

Wie der Lottomillionär, der plötzlich ganz viele Freunde hat …

Ich bin noch weit davon entfernt, Millionärin zu sein (lacht). Aber so negativ würde ich es nicht ausdrücken. Wenn sich Leute mit mir zeigen wollen und mir Nachrichten schreiben, ist das schön. Ski-Freestyle wird ja nicht von vielen Leuten praktiziert. Wenn jemand durch mich den Zugang zu dieser Sportart findet, ist das doch super.

Geändert hat sich im letzten Jahr auch Ihre sportliche Rolle: Sie sind von der Jägerin zur Gejagten geworden. Behagt Ihnen diese neue Ausgangslage?

Es ist ja nicht so, dass ich die ganze Saison dominiert und alle Wettkämpfe gewonnen hätte. Insofern sehe ich mich gar nicht als grosse Favoritin. Jede Fahrerin kann gewinnen. Die Rollen von Jägerin und Gejagter ändern sich ständig. Trotz Konkurrenzkampf sind die Ambiance und der Respekt unter uns Freestylerinnen genial. Jede will die Beste sein, gleichzeitig gönnt jede Fahrerin der anderen den Sieg.

Bei der Ski-Freestyle-WM in Park City vor zwei Wochen mussten Sie der Konkurrenz zum Sieg gratulieren. Im Big Air reichte es Ihnen nur zu Platz  7. Was hat gefehlt?

In der Qualifikation bin ich bei zwei Sprüngen gestürzt. Dass ich überhaupt den Final erreicht habe, war so gesehen schon positiv. Mit Platz 7 war ich dennoch nicht ganz zufrieden. Nach den X-Games, die eine Woche zuvor stattgefunden hatten (Gremaud gewann im Big Air Gold, Red.), hatte ich Mühe, die Konzentration wiederzufinden. Es läuft eben nicht immer, wie man es gerne hätte. Aber ich habe etwas daraus gelernt.

Im Slopestyle, Ihrer Paradedisziplin, konnten Sie auch keine Medaille gewinnen. Der Wettkampf wurde wegen schlechtem Wetter und Sturmböen abgesagt.

Ich war extrem enttäuscht darüber. Andererseits hätte ich mich bei diesen Bedingungen auch nicht die Piste hinunterstürzen wollen. Der Slopstyle-Park wurde zwar sehr interessant gebaut, aber er war zu wenig durchdacht und nur bei schönem Wetter befahrbar. Für einen Wettkampf von dieser Wichtigkeit, der draussen stattfindet, ist das etwas gar leichtsinnig.

Warum wurde der Wettkampf nicht verschoben?

Viele Athletinnen und Athleten hatten ihre Rückflüge bereits gebucht. Der Internationale Ski-Verband FIS hat es als Organisator verpasst, einen Reservetag einzuplanen, an dem ausgefallene Wettkämpfe hätten nachgeholt werden können. Der Unmut bei den Fahrerinnen ist gross. Ich hoffe, die FIS zieht ihre Lehren daraus.

Die Kommunikation der FIS liess am Wettkampftag ebenfalls zu wünschen übrig. Lange war nicht klar, ob das Slopstyle später stattfindet, verschoben oder ganz abgesagt wird.

Uns Fahrerinnen hat man früh mitgeteilt, dass der Wettkampf gestrichen wird. Nach aussen wurde dies allerdings schlecht kommuniziert, was zu Verwirrung geführt hat. Da hat die FIS sicherlich noch Verbesserungspotenzial, ansonsten hat der Verband seine Sache gut gemacht.

Im Ski alpin ist noch nie an einer WM ein Rennen abgesagt worden, die Kommunikation funktioniert immer bestens. Geht der Internationale Ski-Verband nicht bei beiden Sportarten mit der gleichen Ernsthaftigkeit zu Werke?

Momentan haben Ski alpin und Freeski bei der FIS sicherlich nicht den gleichen Stellenwert. Der alpine Skisport gehört seit jeher zur FIS, während das Freestyle mit anderen Events wie den X-Games gross geworden ist und erst später vom Internationalen Ski-Verband aufgenommen wurde. Momentan unternimmt die FIS noch zu wenig, damit beide Sportarten gleichwertig sind.

Was hat für Sie den grösseren Stellenwert: ein Weltmeistertitel der FIS oder ein Triumph bei den X-Games?

Die Weltmeisterschaft läuft jeweils im Fernsehen, entsprechend erhält ein WM-Titel mehr mediale Aufmerksamkeit. Für einen Profisportler ist dies ein nicht zu unterschätzender Vorteil. Die X-Games sind ein Einladungsturnier, bei dem die Top 10 am Start sind. Ein Sieg bei den X-Games hat innerhalb der Freestyle-Szene einen sehr grossen Stellenwert. Beides ist wunderbar, für mich persönlich zählt ein WM-Titel etwas mehr.

Sie sind 19-jährig und haben schon einige Verletzungen erlitten: Letztes Jahr haben Sie sich einen Kreuzbandriss zugezogen, kurz vor Olympia verloren Sie nach einem Sturz kurzzeitig das Gedächtnis, diese Saison verletzten Sie sich am Knöchel. Machen Sie sich Gedanken um Ihre Gesundheit?

Eigentlich nicht. Ich bin bisher ganz gut davongekommen. Andere Kolleginnen hatten weniger Glück und haben sich den Rücken kaputt gemacht.

Das ist nicht gerade eine beruhigende Feststellung …

In unserem Sport kann man es sich nicht leisten, Angst zu haben. Nach einer Verletzung verspürt man beim Comeback immer etwas Respekt. Dass es nicht in Angst umschlägt, dafür sorgt auch mein Mental­coach. Der Kampf zurück nach den Verletzungen war für mich eine Art Abhärtung und Lernprozess, die mich haben reifer werden lassen. Früher war ich häufig etwas überdreht, ein bisschen eine Träumerin. Durch die Verletzungen bin ich reflektierter geworden.

Wie professionell sind Sie geworden?

Mit 19 bist du nicht mehr dieselbe wie mit 16. Ich denke anders. Als 14-Jährige fragst du dich, was du überhaupt im Kraftraum willst. Heute weiss ich es genau. In Engelberg trainiere ich jeden Tag die Kraft, wenn ich nicht auf dem Schnee bin. Auch die Erholung ist sehr wichtig. Ich brauche viel Ruhe, schlafe mindestens neun Stunden pro Nacht. In Bezug auf die Ernährung bin allerdings noch nicht so professionell. Es ist für mich schwierig, weil ich sehr gerne esse, manchmal auch ungesundes Zeugs. Aber ich arbeite daran, mich gesünder zu ernähren und dadurch möglichst viel Energie zu gewinnen.

Die X-Games sind vorbei, die WM auch – was für eine Bilanz ziehen Sie bis hierhin?

Neben meinem Sieg bei den X-Games stand ich auch im Weltcup zweimal auf dem Podest, einmal zuoberst. Angesichts der Tatsache, dass ich nicht so viel trainieren konnte, bin ich damit zufrieden. Die Saison dauert ja noch bis Ende April, vielleicht kommen noch ein paar Erfolge dazu.

Welche Ziele haben Sie in dieser Saison noch?

Ich setze mir nicht gern Ziele, ich schaue lieber von Wettkampf zu Wettkampf. Ich kenne mein genaues Programm noch nicht. Sicherlich werde ich im Weltcup bei den beiden Slopestyle-Contests in Mammoth Mountain (USA) und in Silvaplana dabei sein. Ende März findet in Flachau (AUT) die Spring Battle statt, an der sich die besten Freeski- und Snowboard-Profis der ganzen Welt treffen. Das reizt mich, so wie auch die Audi Nines in Sölden (AUT), wo es ausgiebige Film- und Fotosessions gibt. Das macht mega Spass und ist eine super Umgebung, um neue Tricks zu lernen.

«Durch die Verletzungen bin ich reflektierter geworden. Früher war ich häufig etwas überdreht.»

«Zuweilen wurde es mir zu viel, ich konnte mein Leben gar nicht mehr richtig geniessen.»

«Als 14-Jährige fragst du dich, was du überhaupt im Kraftraum willst. Heute weiss ich es genau.»

«Ski alpin und Freeski haben bei der FIS nicht den gleichen Stellenwert.»

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