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Das Klassenzimmer in der Turnhallenbuvette

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Während drei Wochen in den Sommerferien organisiert das Amt für den deutschsprachigen obligatorischen Unterricht Deutschkurse. Diese sollen Kindern mit einer anderen Muttersprache beim Lernen in der Schule helfen. Vor allem diesen Sommer sind sie gut besucht – besonders von Kindern aus der Ukraine. Die FN waren für einen Augenschein im provisorischen Klassenzimmer.

«Ich bin heute glücklich, weil ich in die Motta schwimmen gehe», sagt Esey im Stuhlkreis zu zehn anderen Kindern. Der Erstklässler hätte eigentlich jetzt Sommerferien und genügend Zeit, sich in der Motta zu vergnügen. Vorerst ist aber noch nicht planschen angesagt, sondern pauken. Im Sommerkurs (SoKu) des Amts für deutschsprachigen obligatorischen Unterricht (DOA) sollen Kinder ihre Deutschkenntnisse verbessern.

Um neun Uhr ist Besammlung beim Eingang der Primarschule Flamatt. Im Gewimmel zwischen farbigen Schulranzen und herumrennenden Kindern versuchen die Leiterinnen, ihre Gruppen zu sammeln. Bereits gefundene Kinder stehen in Zweierkolonnen ein, ein Beobachter könnte glatt meinen, er befinde sich mitten im Schuljahr.

Klassenzimmer in ganz Flamatt

Wenn alle da sind, heisst es «Abmarsch». Jedoch nicht ins Schulzimmer, sondern in die Turnhalle. In der Buvette der Turnhalle Flamatt ist ein provisorisches Klassenzimmer eingerichtet, mit allem, was dazugehört. In der hinteren Ecke befindet sich ein Stuhlkreis mit einem Whiteboard, ganz vorne, wo normalerweise die Küche ist, ist ein Spieltisch eingerichtet. Die Tische wurden zu Pulten umfunktioniert. 

«Das mit den Räumlichkeiten ist immer so eine Sache», sagt Sarina Andrey, die den dreiwöchigen Sommerkurs leitet. In der ersten Woche sei ihre Gruppe noch in einem Bastelzimmer der Schule untergebracht gewesen. Mittlerweile zog sie in die Buvette der Turnhalle um.

Das sei am Anfang zwar etwas eigentümlich gewesen, funktioniere aber ganz gut. «Die Gruppe einer Kollegin ist in der Buvette des Fussballclubs einquartiert. Ich glaube, das ist ein bisschen komplizierter», meint Andrey.

Wetterlage und Emotionen

Der Morgen beginnt immer im Stuhlkreis. Gemeinsam mit den Kindern singt Andrey ein Lied zur Begrüssung. Immer ein anderes Kind stellt die Wochentage und Kalenderzahlen um und versucht, mit einem passenden Bild und vorgegebenen Sätzen das Wetter zu beschreiben. «Heute hat es viele Wolken am Himmel», stellt Zoé nach einem prüfenden Blick aus dem Fenster fest.

Bevor das eigentliche Unterrichtsprogramm startet, reden die Kinder über ihre Emotionen. Auf einem umfunktionierten Topfuntersetzer können sie den Zeiger auf den entsprechenden Smiley setzen und erklären, warum sie sich so fühlen. Esey erzählt also, dass er heute glücklich ist, ein Klassenkamerad sagt, er sei wütend, weil seine Schwester heute krank ist.

Danach dreht sich alles um den Körper. Mit einem Memory sollen die Kinder die verschiedenen Körperteile lernen. «Es ist mir wichtig, dass es hier nicht so ist wie in der Schule», sagt Andrey. Natürlich brauche es etwas Struktur. Sie lege aber auch viel Wert darauf, dass das Spielerische nicht zu kurz komme. «Schliesslich sind Sommerferien. Deswegen gibt es im Sommerkurs auch keine Hausaufgaben.»

Andrey hat ausserdem bemerkt, dass die Kinder vor allem dann viel lernen, wenn nicht still am Pult gearbeitet werden muss. So erklärt Alicia, deren Erstsprache Portugiesisch ist, ihrem Klassenkameraden aus der Ukraine auf Deutsch, dass auf seinem Kärtchen nicht der Ellbogen, sondern das Knie zu sehen ist. 

Die Dialoge auf Deutsch funktionieren ziemlich gut. Wenn aber Polina und Davyd, deren Muttersprache Ukrainisch ist, miteinander flüstern, dann rutscht manchmal auch ein Wort auf Ukrainisch heraus. 

Drei Kinder aus der Ukraine

In Andreys Gruppe sind insgesamt drei Schülerinnen und Schüler aus der Ukraine. Deren Bedingungen sind aber grundverschieden. «Eine Schülerin spricht schon sehr gut Deutsch und macht auch schnelle Fortschritte», sagt Andrey. Ein anderer Junge sei aber stark traumatisiert und habe eine leichte Behinderung. «Das war vor allem am Anfang eine grosse Herausforderung. In der ersten Woche ist er praktisch nur an meiner Hand gehangen», so Andrey. Mittlerweile sei es aber schon viel besser. 

Andrey hat schon Erfahrung mit den Sommerkursen. Seit drei Jahren verbringt sie drei Wochen ihrer Semesterferien mit Unterrichten. Die Studentin hat dieses Jahr die pädagogische Hochschule absolviert und macht jetzt den Master in schulischer Heilpädagogik. «Ich finde das super, so kann ich schon viele Erfahrungen sammeln», sagt sie. 

Einzig die Kommunikation mit den Eltern sei manchmal schwierig. «Zur Not kann ich auf Englisch oder Französisch ausweichen, aber bei allen anderen Sprachen bin ich aufgeschmissen», sagt Andrey. Die Muttersprachen der Kinder könnten unterschiedlicher nicht sein. Neben Ukrainisch sprechen sie beispielsweise auch noch Persisch, Tamilisch, Swahili, Portugiesisch, Italienisch, Amharisch und Tigrinia.

Arbeit mit Wochenthemen

«Im ersten Jahr habe ich mir viel zu viel vorgenommen», erinnert sich Andrey. Sie sei zwar mit einem ausgefeilten Plan an die Sache herangegangen, habe aber nicht viel davon umsetzen können. 

Mittlerweile arbeitet Andrey mit Wochenthemen. Nachdem in der ersten Woche die Zahlen, Farben und der Kalender ein grosses Thema waren, dreht sich in der zweiten alles um den Körper. In der letzten Woche will Andrey dann auch noch die Nahrungsmittel behandeln. «Da werde ich auch mit den Kindern gemeinsam kochen», sagt Andrey. Solche Aktivitäten seien ihr wichtig, und sie sei überzeugt, dass die Kinder gerade in solchen Situationen viel lernen würden.

Trotz der lockeren Stimmung arbeiten die Kinder am Mittwochmorgen mucksmäuschenstill an ihrem Pult. Doch als es dann zu regnen anfängt, stimmt die am Morgen beschriebene Wettersituation plötzlich nicht mehr. Kaum sind die ersten Regentropfen gefallen, fragt Zoé schon: «Es regnet, können wir das wechseln?»

Zahlen und Fakten

Unterstützung seit mehr als 20 Jahren

Fadenzieherin hinter den Sommerkursen ist Franziska Meier. Meier ist pädagogische Mitarbeiterin des Amts für den deutschsprachigen obligatorischen Unterricht (DOA) und seit rund fünf Jahren für die Sommerkurse zuständig, wie sie sagt. Das Projekt an sich existiert aber schon seit mehr als 20 Jahren.

«Für uns ist vor allem wichtig, dass wir eng mit den Schulen zusammenarbeiten», sagt Meier. So informieren die Lehrpersonen für Deutsch als Zweitsprache (DaZ) ihre Schülerinnen und Schüler über die Sommerkurse. Die Lehrperson ist es auch, die den Leiterinnen und Leitern des Sommerkurses das Sprachniveau der einzelnen Kinder mitteilt. «Das ist essenziell für uns, denn wir kennen die Kinder zu Beginn des Sommerkurses noch gar nicht», so Meier. 

Die Sommerkurse sind gefragt; meistens bekommen nicht alle Kinder einen Platz, die gerne einen hätten. Insgesamt gibt es diesen Sommer zwölf Gruppen mit jeweils ungefähr 13 Kindern. Acht Gruppen sind in Flamatt angesiedelt, vier Gruppen in Murten. 

«Wir haben in diesem Sommer vier zusätzliche Gruppen angeboten, vor allem auch für ukrainische Kinder», sagt Meier. Da in Flamatt aber keine Räumlichkeiten mehr verfügbar gewesen seien, wurden die vier zusätzlichen Gruppen in Murten untergebracht. 

«Die Kursleiterinnen sind entweder ausgebildete Lehrpersonen, die beispielsweise ein Zwischenjahr machen, oder Studentinnen einer pädagogischen Hochschule», sagt Meier. Sie lege Wert darauf, dass die Leiterinnen gewisses pädagogisches Vorwissen mitbringen würden, denn die Sommerkurse seien oft mit viel Improvisation verbunden, und Selbstständigkeit sei gefragt. Auch bei der Unterrichtsgestaltung in den drei Wochen seien die Leiterinnen und Leiter komplett frei. «Diejenigen, die immer wieder kommen, schätzen das sehr, geniessen die Freiheiten und können auch viele Erfahrungen sammeln», so Meier. leb

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