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Das Monster unter dem Bett

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Die Ängste von Kindern und Teenagern sind das Spezialgebiet der Freiburger Psychologin Annette Cina. Im Gespräch mit den FN geht sie den Fragen auf den Grund, woher diese Ängste stammen und was Erziehungsberechtigte dagegen tun können.

Wie häufig sind Ängste im Kinder- und Jugendalter?

Ängste sind die häufig­ste psychologische Störung bei Kindern oder Jugendlichen. Ängste haben Kinder schon sehr früh. Schon Kleinkinder kennen Ängste, zum Beispiel, wenn ihre Eltern sie für kurze Zeit verlassen oder etwas Unbekanntes sie stresst. Sie reagie­ren mit Angst und Stress, und erst die Eltern können sie wieder beruhigen.

Wie geht das später weiter?

Später geht es vor allem um spezifische Ängste, Schulängste, Prüfungsängste und soziale Ängste. Es geht um die ständige Angst, dass man negativ bewertet wird, dass einen das Umfeld nicht so mag, wie man ist. Diese Angst ist typisch für Jugendliche, wenn die Frage im Vordergrund steht, wer man denn schliesslich selbst ist. Oft geht dies mit einem schlechten Selbstwertgefühl einher.

Zurück zu den Babys. Die können sich ja noch nicht selbst verbal artikulieren. Wie äussern sie ihre Angst?

Sie schreien oder wenden sich ab, wenn sie zum Beispiel mit einer fremden Person konfrontiert sind: das sogenannte «Fremdeln». Das Kind wendet den Kopf von der fremden Person ab und der eigenen Bezugsperson zu. Das ist in der Entwicklungspsychologie allerdings keine Störung, sondern etwas absolut Normales und ein Zeichen von Reifung.

Was hilft gegen «Fremdeln»?

Das Kind in den Arm zu nehmen und zu beruhigen. Das «Fremdeln» tritt übrigens in der Regel erst im Alter von etwa sechs bis acht Monaten auf und schwächt sich nach einiger Zeit wieder ab. Oft tritt das Phänomen von einem Tag auf den anderen auf.

Was sind typische Ängste von Kleinkindern?

Angst vor Dunkelheit, Alleinsein, Monstern, vor Fremden und auch Alpträume. Kleinkinder im Alter von zwei bis vier Jahren sind besonders anfällig für schlechte Träume. Aber auch Alpträume sind völlig normal und keine Störung, wenn sie nicht regelmässig über einen längeren Zeitraum auftreten. Grundsätzlich sind Ängste jedoch nicht einfach schlecht. Sie schützen uns auch vor zu sorglosem Verhalten. Doch wenn die Ängste zu gross werden und sie uns hemmen und hindern, dann ist es wichtig, etwas dagegen zu unternehmen.

Was sind Symptome von Ängsten?

Einerseits Herzklopfen, hohe Anspannung und Furcht, andererseits das heftige Vermeiden der Situation, die einen ängstigt. Bei sozialen Ängsten heisst das: Die Kinder oder Jugendlichen gehen nicht mehr gerne auf Gleichaltrige zu. Das ist fatal, denn gerade in diesem Alter sollten sie eigentlich lernen dürfen, wie man Kontakt herstellt und Freundschaft schliesst: Man geht offen auf die Person zu, die einen interessiert, schaut dem Gegenüber in die Augen, lächelt freundlich und erzählt oder fragt etwas. Kinder und Jugendliche mit sozialen Ängsten tun das aber nicht mehr und haben dementsprechend auch weniger Freunde.

Nun zur Kernfrage: Was können Eltern gegen die Ängste ihrer Kinder tun?

Sich feinfühlig zeigen, spüren, was das Kind braucht, versuchen, Sicherheit zu geben, und es lehren, wie es mit der Angst umgehen kann. Dazu gehört auch, das Kind zu ermutigen, sich der Angst zu stellen. Dafür müssen Eltern jedoch ebenfalls ruhig bleiben.

Wie sieht es dann im Kindergarten- und Grundschulalter aus?

Dann treten die eigentlichen Angststörungen auf. Zu den hauptsächlichsten Ängsten in dieser Zeit gehören die Prüfungsangst oder auch die Trennungsangst. Das kann so weit gehen, dass die Eltern Mühe haben, überhaupt noch abends wegzugehen. Denn solche Kinder akzeptieren auch keine Babysitter. Ausserdem reagieren sie oft schon im Vorfeld mit Weinen, etwa beim Packen der Tasche durch die Mutter. Sie lernen nämlich sehr schnell, auf solche Signale zu achten.

Wie aber kann man den Kindern solche Ängste nehmen?

Es geht darum, dass die Kinder lernen müssen, mit ihren Ängsten umzugehen. Da ist auch die Frage der generellen Emotionsregulation angesprochen. Am Anfang des Lebens wird diese für die Kinder von ihren Eltern übernommen. Älteren Kindern kann man beibringen, dass Angst im Bauch und Ärger im Kopf stattfindet. Es ist wichtig, dass Kinder lernen, ihre eigenen Emotionen zu erkennen, zu benennen und entsprechend mit ihnen umzugehen. Die Grundlagen der Emotionsregulation werden normalerweise schon vor und während des Grundschulalters gelernt. Wird dies verpasst, so kann sich später in der Teenagerzeit eine sehr schwierige Situation ergeben, insbesondere, da in dieser Entwicklungsstufe die Gefühle oft sehr intensiv erlebt werden. Wichtig ist vor allem auch, dass die Eltern ihrerseits ruhig bleiben, wenn die Kinder ängstlich sind, und ihnen Strategien vermitteln, mit diesen Ängsten umzugehen. Dazu gehört die Suche nach dem sprichwörtlichen Monster unter dem Bett, die immer erfolglos bleibt – da es das Monster ja nicht gibt.

Vor was haben Kinder am meisten Angst?

Typische Auslöser von Angst sind Lärm, Tiere, Dunkelheit und Verlust der Bezugspersonen, später Beurteilung und Bewertung durch andere.

Zur Person

Sie ist selbst Mutter von drei Kindern

Die 47-jährige Annette Cina ist Oberassistentin am Familieninstitut der Universität Freiburg sowie seit 2011 leitende Psychologin des Zentrums für Psychotherapie, ausserdem Autorin mehrerer psychologischer Ratgeber. Die Walliserin hat an der Universität Freiburg Psychologie und Religionswissenschaften studiert und absolvierte nach dem Doktorat eine Weiterbildung für Verhaltenstherapie mit Schwerpunkt Kinder und Jugendliche. Annette Cina ist verheiratet und selbst Mutter dreier Kinder.

jcg

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