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Die Bahnen spalten Charmey

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«Parfois, c’est dur»: Leicht verzweifelt äusserte Yves Page, Syndic von Val-de-Charmey, diesen Satz am Montagabend um 22.35 Uhr an der Gemeindeversammlung in der Turnhalle von Charmey. Nach zweieinhalb Stunden Debatte und Abstimmung über den Ablauf der Versammlung konnte er endlich mit dem ersten Traktandum beginnen. Doch er wusste nicht, dass es für ihn noch härter werden würde: Nochmals zwei Stunden später musste er per Stichentscheid über die Zukunft der Bergbahnen bestimmen, die seit langem in finanziellen Schwierigkeiten stecken.

 Doch alles schön der Reihe nach: Für die Gemeindeversammlung vom Montagabend hatte der Gemeinderat zwei Kreditanträge zugunsten der Bergbahnen traktan- diert–400 000 Franken, da- mit die Bahnen die Sommer- saison beenden können, sowie 260 000 Franken für die Verlängerung der Konzession der Gondel Rapido Sky.

Bevor die Versammlung überhaupt beginnen konnte, stellte der Verwaltungsrat der Bahnen den Antrag, diese zwei Kredite durch einen anderen Kreditantrag von insgesamt 2,8 Millionen Franken zu ersetzen: 400 000 Franken für dieses Jahr sowie je 800 000 Franken auf die folgenden drei Jahre verteilt. Der Antrag zur Änderung der Traktandenliste kam in einer geheimen Abstimmung–improvisiert zwischen den Turnmatten im Geräteraum–mit 183 zu 178 Stimmen durch. Und damit kam es zur «Risikoabstimmung», wie Syndic Yves Page es nannte: Würde die Versammlung den Kredit von 2,8 Millionen Franken ablehnen, so müssten die Bahnen den Betrieb sofort einstellen (siehe auch Kasten).

Zwei Lager

Die Argumente des Verwaltungsrates für den Kredit über drei Jahre waren dieselben, die er am Freitag in einem Flugblatt kundgetan hatte (die FN berichteten): Die Bahnen bräuchten diese Zeit, um genügend eigene Mittel zu generieren. Auch sei es unmöglich, einen neuen Direktor zu finden, wenn die Finanzierung nur bis Ende Jahr gesichert sei. Der Gemeinderat hingegen betonte, dass die Gemeinde diese finanzielle Last nicht länger tragen könne, zumal in den kommenden Jahren hohe Investitionen für die Schulen und für andere Projekte anstünden.

Aus der Bevölkerung gab es Voten dafür und dawider–beide Lager erhielten Applaus. Wie geteilt die Gemeinde ist, verdeutlichte das Abstimmungsresultat: 170 Personen stimmten für den Kredit, 170 dagegen. Syndic Yves Page fällte in der Folge den Stichentscheid und lehnte den Kredit ab. Gleichzeitig beantragte er aber einen Kredit von 400 000 Franken, um das Überleben der Bahnen kurzfristig zu sichern–die Anwesenden bewilligten diesen mit grosser Mehrheit.

 «Ich freue mich nicht über das Resultat, es zeigt, dass die Gemeinde gespalten ist», sagte Yves Page nach der Versammlung. Jean-Claude Kolly, Verwaltungsrat bei den Bergbahnen, hielt seinerseits fest: «Uns ist es unmöglich, weiterzumachen. Die Versammlung hat gezeigt, wie unterschiedlich die Einstellungen von Gemeinderat und Verwaltungsrat sind. Der Verwaltungsrat wird deshalb in corpore demissionieren.»

Zukunft ist ungewiss

Wie soll es also weitergehen? Ohne Verwaltungsrat gibt es niemanden mehr, der die Bergbahnen führt. Der Direktor hat die Bahnen, die derzeit zehn Angestellte beschäftigen, bereits im März verlassen. «Wir sind bereit, einen Übergang zu gewährleisten», sagte Jean-Claude Kolly gestern auf Anfrage der FN. Die Sommersaison werde sicherlich stattfinden, dazu seien die Mittel da.

Für den Syndic Yves Page ist klar, dass der Verwaltungsrat nicht demissionieren, sondern «seine Verantwortung wahrnehmen» sollte, wie er sagte. «Jetzt beginnen die Gespräche, jetzt muss er seine Rolle spielen.» Auch der Gemeinderat werde nicht inaktiv bleiben und den Kanton und die Region um finanzielle Unterstützung bitten–diese haben jedoch bereits abgewunken.

Am Entscheid des Verwaltungsrates scheint zudem nicht zu rütteln zu sein. Laut Jean-Claude Kolly will er die auf September angesetzte Generalversammlung vorziehen; das Datum steht noch nicht fest. Dann wird es an den Aktionären sein, einen neuen Verwaltungsrat zu wählen–und auch hier gehen die Meinungen auseinander. «Die Gemeinde besitzt nur neun Prozent der Aktien. Es ist nicht an uns, Leute zu suchen», sagt Syndic Yves Page. Die Gemeinde werde aber mithelfen, eine Lösung zu finden.

Einen Mehrheitsaktionär haben die Bahnen nicht, verschiedene Betriebe sind Teilaktionäre, darunter etwa der Seilbahnhersteller Garaventa AG oder die Gruppe ARSA Construction SA aus Charmey.Die Betreibergesellschaft konnte die Leistungen der beiden Firmen beim Bau der Bahnen nicht vollständig bezahlen, diese erhielten stattdessen Aktien. Beide Firmen sagen auf Anfrage dasselbe: Sie mischen sich nicht in den Betrieb der Bahnen ein; es sei an der Gemeinde, einen neuen Verwaltungsrat zu finden.

Besitzer: Betrieb durch andere denkbar

M it dem am Montag von der Gemeindeversammlung gesprochenen Kredit kann die Betreiberfirma der Bergbahnen in Charmey (Télécabine Charmey-Les-Dents-Vertes en Gruyère SA) die Sommersaison durchführen. Was allerdings geschieht, wenn kein neuer Verwaltungsrat gefunden wird oder die Gemeinde im Herbst keinen weiteren Kredit spricht, ist unklar.

Müssten die Bahnen ihren Betrieb einstellen, wären davon insbesondere zwei Gesellschaften betroffen. Der neue Sessellift in Charmey gehört der Freiburger Seilbahnen AG, die 2008 gegründet wurde, als der Staat 25,2 Millionen Franken in die Erneuerung von fünf Bahnen investierte.

Die Freiburger Seilbahnen AG besitzt nun die Infrastrukturen und vermietet diese zu einem günstigen Tarif an die Betreiberfirmen, wie Präsident Philippe Menoud sagt. Für Charmey betrage die Miete pro Jahr gut 50 000 Franken. Sollten der jetzigen Betreiberfirma in Charmey die Mittel ausgehen, sieht Menoud eine Möglichkeit: «Wir würden einen neuen Mieter suchen.» Dies könnte eine der vier anderen Betreibergesellschaften sein, so etwa die Bahngesellschaften in Jaun oder Schwarzsee. «Wir würden den lokalen Interessenten den Vortritt lassen, anschliessend aber in der ganzen Schweiz oder gar im Ausland weitersuchen.»

Menoud betont, dass der Mietvertrag mit den Bahnen in Charmey laufe. «Aber aufgrund der bekannten Probleme mussten wir uns trotzdem schon gewisse Lösungen überlegen», sagt er. Auch würde die Seilbahnen AG nichts alleine entscheiden: Besitzerin der Gondelbahn ist die Télégruyère SA. «Wir würden gemeinsam eine Lösung suchen», sagt Menoud. Er bedaure die Ereignisse in Charmey: «Es scheint keine Brücke zu geben zwischen Gemeinderat und Verwaltungsrat, das ist schade.» mir

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