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Die glorreiche und dunkle Seite von Roter Stern Belgrad

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Am Mittwoch steht für die Young Boys das erste Auswärtsspiel der diesjährigen Champions-League-Kampagne im Programm. Mit Roter Stern Belgrad steht dem Schweizer Meister ein im wahrsten Sinne des Wortes geschichtsträchtiger Klub gegenüber.

Vier Jahre ist es her, seit die Young Boys in der Champions-League-Qualifikation auf Roter Stern Belgrad trafen. 2:2 endete das Hinspiel im Wankdorf. Nach einem 1:1 im Stadion Rajko Mitic zog der serbische Meister aufgrund der damals noch geltenden Auswärtstorregel in die Gruppenphase der Königsklasse ein.

Ein Panzer sorgt für Schlagzeilen

Für Schlagzeilen im weltweiten Blätterwald sorgte aber nicht dieser Verlauf, sondern die Art und Weise, wie die Serben ihren Erfolg feierten. Sie zogen mit einem Panzer durch die Strassen und platzierten diesen vor dem Stadion – ein T-55, der im Jugoslawien-Krieg eingesetzt wurde.

Allein diese Episode reicht, um zu verstehen, dass Roter Stern Belgrad mehr ist als ein Fussballverein. Mag das Klischee, Sport und Politik hätten miteinander nichts zu tun, an manchen Orten stimmen. In Serbien und allen voran in Belgrad ist dies nicht der Fall.

YB trainiert im Stadion Rajko Mitic von Roter Stern Belgrad.
Keystone

Erst diesen Sommer zeigten Fans von Roter Stern im heimischen Stadion bei einem Freundschaftsspiel gegen die AC Fiorentina eine Choreografie mit einem Panzer vor den serbischen Landesfarben, darunter ein Spruchband mit den Worten: «Wenn die Armee nach Kosovo zurückkehrt». Ein Affront. Und ein Vorbote für das, was momentan an der Grenze dieser beiden Länder geschieht.

Der Anfang vom Ende Jugoslawiens

Man fühlt sich zurückversetzt ins Jahr 1990. Damals trafen am 13. Mai im Maksimir-Stadion in Zagreb mit Dinamo und Roter Stern Belgrad die besten Mannschaften Jugoslawiens aufeinander. Um Fussball ging es in diesem Spiel nicht. Es kam zu Ausschreitungen der verfeindeten Fanlager. Es war kein Kampf zwischen Roter Stern und Dinamo, sondern einer zwischen Serbien und Kroatien. Über 100 Menschen wurden dabei verletzt.

Als ein am Boden liegender Dinamo-Anhänger von einem Polizisten angegriffen wurde, streckte Zagrebs Captain Zvonimir Boban besagte Sicherheitskraft mit einem Kung-Fu-Tritt zu Boden. Ein symbolischer Moment für all das, was noch folgen sollte. Mag dieser Augenblick auch nicht der alleinige Auslöser für den blutigen Bürgerkrieg im Balkan sein, so steht er doch am Anfang vom Ende Jugoslawiens.

Von der Tribüne in den Krieg

Denn ein Jahr später fliegen nicht mehr nur die Fäuste. Die Hooligans von Roter Stern Belgrad melden sich bei der Armee und gehen an die Front. Rekrutiert werden sie von Zeljko Raznatovic, besser bekannt unter dem Namen Arkan. Der stolze Serbe arbeitete einst für den jugoslawischen Geheimdienst, startete später eine kriminelle Karriere und war 1990 Sicherheitschef von Roter Stern – offiziell zumindest. Tatsächlich (und das ist wörtlich zu nehmen) war er der Anführer der Hooligans.

Als der Bürgerkrieg ausbrach, stellte er eine paramilitärische Truppe auf. Seine Krieger, die Arkan hauptsächlich aus Hooligans von Roter Stern rekrutierte, nannten sich «die Tiger».

Arkans serbische Freischärler waren auch an der Schlacht um Vukovar und den anschliessenden Gräueltaten in der kroatisch-serbischen Grenzstadt beteiligt, bei denen ein Massaker an über 250 Zivilisten und Kriegsgefangenen verübt wurde und bei dem auch der eingangs erwähnte Panzer im Einsatz gestanden haben soll.

Sportlicher Erfolg und die Folgen der Teilung

All dies geschah nur kurz nach dem grössten Erfolg im jugoslawischen Fussball, als Roter Stern Belgrad 1991 das favorisierte Olympique Marseille im Final des Europapokals der Landesmeister im Penaltyschiessen bezwang und sensationell den Titel gewann. An die sportlichen Grosstaten scheinen sich die Anhänger mehr als 30 Jahre später aber weniger zu erinnern als an die kriegerischen Auseinandersetzungen.

Trotz Vormachtstellung in der heimischen Liga (13 Mal serbischer Meister, zuletzt sechsmal in Serie), dank der es Roter Stern in den vergangenen Jahren regelmässig in die Gruppenphase der Champions League schaffte, konnte der Verein nie an die sportlichen Erfolge von damals anknüpfen.

Die Qualität des Fussballs hat sich seit der Teilung des Landes verschlechtert. Nicht wenige fordern deshalb den Zusammenschluss der Ligen. Ein aufgrund der nach wie vor herrschenden Feindschaft nur schwer vorstellbarer Schritt.

«In Belgrad gibt es keine Regeln»

Denn von modernem Denken sind zumindest einige Fans von Roter Stern Belgrad weiter entfernt als ihre Mannschaft vom Erfolg von 1991. Bände sprechen dabei die Hooligans selbst, die in einer vom britischen Fernsehmoderator Danny Dyer gedrehten Dokumentation über die Szene in Belgrad sagen: «Überall, wo wir hingehen, kämpfen wir mit jemandem»; «Ich stehe drauf, wenn wir uns gegenseitig prügeln oder mit der Polizei schlagen – das ist das Leben, das ist Fussball»; «Wenn wir Waffen haben, kämpfen wir auch mit Waffen. In Belgrad gibt es keine Regeln».

Zumindest am letzten Satz bedarf es nur wenig Zweifel. Für seine Kriegsverbrechen wurde Zeljko Raznatovic nie zur Rechenschaft gezogen. Am 15. Januar 2000 starb er in einem Hotel in der serbischen Hauptstadt. Er wurde ermordet.

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