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Die Wildheuer vom Euschels

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Fünf Männer mähen im steilen Gelände nahe der Euschelsalp jedes Jahr Bergheu und machen daraus eine traditionelle Triste, die das Heu haltbar macht. Es ist ein altes Handwerk, das sie erhalten wollen. Die FN waren bei diesem aussergewöhnlichen Ereignis dabei.

Eine etwa drei Meter hohe Stange aus Holz ragt in den Himmel hinauf. Rundherum am Boden liegen einige Tannäste. Es ist still. Nur der Wind pfeift manchmal über den Grat an den teils steinigen, teils mit Wiese bewachsenen Hängen nahe des Schafbergs vorbei.

Der Tristbaum ist noch leer.
Bild zvg

Hierhin verirrt sich selten jemand, doch nun sind von weit her plötzlich die Stimmen der Wildheuer hörbar. Sie wandern gemächlich mit sicheren Schritten durch das steile Gelände auf den Grat zu. Ihr Ziel: Rund um den Tristbaum – so nennen sie die hohe Stange – soll eine Triste entstehen. Sie besteht aus Heu, das auf fachkundige Art und Weise um die Stange aufgehäuft wird, sodass es haltbar bleibt. Willy Buchs, einer der fünf Wildheuer sagt:

Das ist eine Tradition, die wir weiterführen wollen.

Willy Buchs
Wildheuer

Der Aufstieg zur Triste auf rund 1800 Meter über Meer führt über steile Wiesen und manchmal durchs Geröll. «Dort, eine Gämse», sagt Buchs. Tatsächlich: Weiter oben turnen ein paar Gämsen herum und treten einige Steine los, die lautstark den Graben hinunterrollen, den die Wanderer kürzlich passiert hatten. Oben angekommen, werden die Wanderer mit einer atemberaubenden Aussicht auf den Schwarzsee bis hin zum Neuenburgersee und zum Chasseral belohnt.

Der Aufstieg zum Grat, auf dem sich die Triste befindet, ist beschwerlich und gefährlich. Die Wandergruppe steht kurz vor der Ankunft.
Bild Aldo Ellena

Werkzeug im Baum

Bereits vor zwei Tagen hat sich hier etwas getan. Willy Buchs und sein Sohn Simon waren da, um die Wiese neben der Triste mit der Sense zu mähen. Die Sonne hat das Gemähte mittlerweile genug getrocknet – die Triste kann erstellt werden.

Nebst Willy und Simon Buchs haben auch Franz Bapst und seine zwei Söhne Thierry und Raphael den beschwerlichen Weg auf sich genommen. Damit die Fünf beginnen können, das Heu zur Triste zu bringen, holen sie ihr in den Ästen einer Tanne versorgtes Werkzeug hervor: Heurechen und Heugabel.

Franz Bapst hat vor knapp 30 Jahren damit angefangen, hier oben jedes Jahr eine Triste zu erstellen. Das Handwerk hat er als Junge von seinem Vater gelernt. Er sagt:

Früher haben die Hirten Wildheu gemacht, weil sie zu wenig Heu hatten, um die Tiere zu füttern.

Franz Bapst
Wildheuer

Das sei jedoch schon mehr als 50 Jahre her. Damals seien es mehrere Tristen gewesen, und sie haben eine grössere Fläche Heu gemäht als heute.

Mit Rechen und Gabel bringen die Männer das Heu zur noch leeren Triste.
Bild Aldo Ellena

Als der Berg unter einer dicken Schneedecke lag, seien sie das Heu hier oben holen gekommen: «Sie haben es mithilfe des Garns zu Bündeln eingepackt, und sie haben sie über den Schnee heruntergelassen, drei Bündel zusammengebunden». Mit den Schlitten sei es dann weitertransportiert worden. Bapst war selbst nur einmal als Zuschauer dabei. Er sagt:

Sie gingen ein sehr grosses Risiko ein, um für ihre Tiere etwas Heu heimzubringen.

Franz Bapst
Wildheuer

Heutzutage bleibt die Triste durch den Winter bestehen und dient den Gämsen dann als Futtervorrat.

Ausgeklügelte Technik

Mittlerweile haben Franz Bapst und Willy Buchs mit der Heugabel schon die erste Schicht Heu rund um den Tristbaum gelegt. Als Basis dienen Tannäste, «damit wir das Heu nicht direkt auf den Boden, der nass werden könnte, legen müssen», sagt Bapst. Die Äste dienen sozusagen als Belüftung. «Das grobe, schlechtere Heu kommt zuunterst hin, um den Boden zu decken, dann kommt das bessere darauf», ergänzt Buchs und legt eine Gabel Heu neben den Tristbaum. Franz Bapst steigt auf die Heuschicht und tritt das Heu rund um den Stock flach an.

Willy Buchs legt langsam, aber stetig Heu nach und sagt: «Das Wichtigste ist das Treten, sonst läuft das Wasser rein.» Manchmal bückt sich Franz Bapst hinunter, stopft ein Büschel Heu in die Lücke in der Mitte zwischen dem Tristbaum und dem Heu, richtet sich wieder auf und tritt weiter langsam rund um den Stock. Alles muss festsitzen. «Wenn man hier nur so einen Haufen machen würde, wäre das Heu innerhalb von ein paar Wochen faul. Darum machen wir eine Art Kerze, so hat das Wetter weniger Angriffsfläche aufs Heu», sagt Bapst.

Dieser Wind ist aber wichtig, denn auf den Standort der Triste kommt es an: Sie steht auf einem Grat, dem Wind ausgesetzt. Willy Buchs erklärt:

Hier bläst es alles fort, auch den Schnee und Regen. Wenn wir sie in einem Loch machen würden, würde das Heu ganz bestimmt faulen.

Willy Buchs
Wildheuer

Nachwuchs in Sicht

Franz Bapst ist jedes Jahr derjenige, der auf der Triste steht und diese mit dem eigenen Körpergewicht so gut es geht zusammenpresst. Nach einer Weile und vielen Gabeln Heu erreicht sie eine beachtliche Höhe. Nur ein paar Meter weiter geht es steil den Berg hinunter. Franz Bapst erzählt, wie der Tristbaum einmal gebrochen und er heruntergefallen sei: «Wir waren schon fast oben mit dem Heu, plötzlich hat es geknallt». Das Holz war faul. Zwar sei alles gut gegangen, aber die Wildheuer seien sich des Risikos durchaus bewusst:

Es ist nicht ungefährlich, ein gewisses Risiko ist dabei.

Franz Bapst
Wildheuer

Mit steigender Höhe entfernt Willy Buchs immer wieder das lose Heu auf der Seite der Triste und fährt mit dem Rechen darüber, sodass die Triste allmählich die Form einer Kerze erhält. Hat die Triste die gewünschte Höhe erreicht, fehlen ihr nur noch schützende Tannenzweige. Die anderen Wildheuer reichen sie Franz Bapst, und er legt sie wie ein Dach über die Triste. Nun ist das Heu versorgt und springt zurück auf den Boden.

Thierry Bapst reicht seinem Vater Franz Tannenäste zum Abdecken des oberen Teils der Triste.
Bild Aldo Ellena

Am Schluss ist eine Pause angesagt, die Wildheuer sammeln ihre Kräfte für den Abstieg. Mit dem Feldstecher in der einen und der Wasserflasche in der anderen Hand lässt es sich verweilen.

Willy Buchs, Franz Bapst und ihren Söhnen ist wichtig, dass die Tradition des Wildheuens nicht verloren geht. Buchs sagt: «Wir hoffen ja, dass es die Jungen weiterführen», und Bapst ergänzt lachend: «Wir schauen dann nur noch von unten hoch mit dem Feldstecher.» Mit dem Nachwuchs sieht es nicht schlecht aus: Ihre Söhne waren vor mehr als zehn Jahren schon beim Wildheuen dabei, und sie sind es nun immer noch.

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