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Fettweg-Spritze: «Es ist zentral, dass die Krankenkassen die Therapie übernehmen»

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Im Interview verspricht die Schweiz-Chefin des dänischen Pharmakonzerns Novo Nordisk, Anne Mette Wiis Vogelsang, raschen Nachschub für die gehypte Fettweg-Spritze Wegovy. Und sie sagt, welche Durchbrüche sie beim Kampf gegen Diabetes erwartet.

Im Büro von Anne Mette Wiis Vogelsang sind die Reverenzen an die neue Heimat nicht zu übersehen. Von ihrem säuberlich aufgeräumten Schreibtisch blickt die 52-jährige Dänin auf ein Alpenpanorama, hinter sich hat die Managerin eine Landkarte der Schweiz aufgehängt. Sie empfängt gut gelaunt zum Gespräch.

Dazu hat sie allen Grund: Dem dänischen Pharmakonzern geht es blendend. Seit Novo Nordisk das Geschäft mit den Abnehmspritzen anführt, ist es zum wertvollsten Unternehmen Europas aufgestiegen. Im Herbst hat der Konzern die Spritze auch in der Schweiz lanciert. Erstmals seit dem Verkaufsstart spricht Vogelsang über die Chancen der neuen Therapie – und was diese mit der Volkskrankheit Diabetes zu tun hat.

Sie sind seit Juli Chefin des Schweizer Ablegers von Novo Nordisk. Sie sind Dänin, haben zuvor in China, Osteuropa und den USA gearbeitet. Wie hat es Sie in die Schweiz verschlagen?

Anne Mette Wiis Vogelsang: Ich arbeite seit über zehn Jahren bei Novo Nordisk. Zuletzt verantwortete ich das Geschäft in Hongkong und war Finanzchefin für China. Nachdem unsere Tochter diesen Sommer ihr Studium in internationalen Beziehungen abschlossen hatte, entschieden wir uns, nach Europa zurückzukehren. Als sich die Möglichkeit ergab, in der Schweiz die Position des General Managers zu übernehmen, mussten wir nicht lange überlegen. Meine zwei Kinder fahren Ski, mein Mann und ich lieben die Berge. Das ist eine schöne Abwechslung, nachdem wir in China während der Pandemie drei Jahre lang relativ isoliert lebten.

Was mögen Sie an der Schweiz?

Die Natur! Und nachdem ich in den letzten Jahren unterschiedliche Teile der Welt sowie politische System kennengelernt habe, muss ich sagen: Mich beeindruckt, wie offen die Menschen hier sind. Und wie vielfältig. Ich habe mich sofort willkommen gefühlt.

Ihre Firma ist letztes Jahr vor allem wegen der Abnehmspritze Wegovy einer breiteren Öffentlichkeit bekannt geworden. Seit Herbst gibt es die Spritze auch in der Schweiz. Wie zufrieden sind Sie mit den Verkäufen?

Wegovy ist in der Schweiz in einem kontrollierten und kontingentierten Rahmen erhältlich. Wir haben von Anfang an klar gesagt, dass es nur eine beschränkte Kapazität geben wird. Nicht alle, die das Produkt kaufen möchten, werden es bekommen. Es soll für die Patienten mit dem höchsten medizinischen Bedarf reserviert bleiben, damit sie eine kontinuierliche Versorgung erhalten können. Einen solchen Verkaufsstart kann man nicht in Zahlen messen. Die Frage sollte eher sein: Haben diese Patienten in der Schweiz Zugang zu Wegovy?

Und, haben sie das?

Die Rückmeldungen, die wir von den Ärztinnen und Ärzten sowie von Apotheken erhalten, sind ermutigend. Ich bin stolz, dass es in der Schweiz kaum Menschen gibt, die sagen: «Ich brauche dringend Wegovy, kann es aber nirgends bekommen.» Wer Wegovy wirklich benötigt, erhält es auch. Das ist für uns das Wichtigste.

Sie haben die Ärzte angehalten, die Spritze nur Patienten mit Adipositas (ab Body-Mass-Index 30, Anm. d. Red.) oder starkem Übergewicht (ab BMI 27) und mindestens einer Begleiterkrankung zu verschreiben.Werden Sie die lieferbare Menge bald ausweiten?

Ja. Wir sind mit kleinen Mengen gestartet und fahren die Produktion jetzt hoch. So wollen wir sicherstellen, dass Wegovy zu den Patienten kommt. In der Schweiz leiden 11 Prozent der Bevölkerung an Adipositas, 31 Prozent sind übergewichtig. Der Bedarf ist dementsprechend gross – wenn auch nicht so gross wie in anderen Märkten, etwa den USA. Es ist aber klar: Nicht jeder, der Wegovy will, wird es bekommen.

Sie meinen damit Leute, die bequem aus Lifestyle-Gründen einige Kilos verlieren möchten.

Zum Beispiel. Die Anwendung unserer Arzneimittel empfehlen wir ausschliesslich innerhalb der Zulassung. Wir tragen eine Verantwortung und befinden uns im Austausch mit den Ärzten. Wegovy soll zuerst Menschen helfen, die an den schweren Folgen von Adipositas leiden.

Damit die Krankenkassen die Abnehmspritze bezahlen, müssen sie sich mit dem Bundesamt für Gesundheit (BAG) auf einen Preis einigen. Steht er schon fest?

Nein, für die Aufnahme von Wegovy in die Spezialitätenliste sind wir noch in Diskussion mit dem BAG. Da wir Wegovy im Herbst mit relativ kurzer Vorlaufzeit eingeführt haben und das Arzneimittel auf dem Markt verfügbar sein muss, bevor der Preis bestimmt wird, blieb damals wenig Zeit für das Gespräch. Aber wir arbeiten daran, die Diskussionen laufen. Ich bin zuversichtlich, dass wir bald eine Lösung haben werden. Für uns ist es zentral, dass die Grundversicherung eine solche Therapie gegen Adipositas übernimmt. Denn die Patienten mit dem höchsten medizinischen Bedarf sind sehr oft auf die Rückerstattung angewiesen, sie könnten sich die Therapie sonst nicht leisten.

Wann gibt es eine Lösung?

Wenn es nach mir ginge, am liebsten morgen! (Lacht.) Eigentlich ist es das Ziel der Schweizer Behörden, innert 60 Tagen einen Preis festzulegen. Leider dauert es meist deutlich länger. Dieser Prozess muss beschleunigt werden.

Bis ein Preis feststeht, entscheiden die Kassen unter anderem innerhalb der sogenannten Einzelfallvergütungen. Dort haben die Versicherer viel Spielraum und bestimmen selber, welchen Patienten sie die Behandlung bezahlen. Ist das fair?

Nein. Wir sind klar der Meinung, dass Arzneimittel wie Wegovy möglichst rasch über die Grundversicherung zugänglich gemacht werden müssen. Der Weg über die Einzelfallvergütung sollte nur für in Ausnahmefällen und für eine begrenzte Zeit genutzt werden. Denn sie sorgt für eine Ungleichbehandlung.

Eine Spritze mit vier Dosen kostet in Deutschland gut 170 Euro, in den USA gar 900 Dollar. Wie kommt es zu diesen grossen Unterschieden?

Die Gesundheitssysteme sind sehr unterschiedlich und können nicht miteinander verglichen werden. In Deutschland wie auch in der Schweiz wird der Preis für rückerstattbare Arzneimittel mit einer Behörde vereinbart. In den USA gibt es viele Zwischenhändler, und deshalb ist der Preis viel höher und intransparent.

Damit Wegovy seine Wirkung entfaltet, muss es lebenslang genommen werden. Das ist gut fürs Geschäft. Forschen Sie an einer Lösung, bei der die Spritze nicht mehr lebenslang benötigt würde?

Zuerst müssen wir anerkennen, dass Adipositas eine chronische Krankheit ist, die die Lebenserwartung senkt und zu schweren Folgeerkrankungen führen kann. Die Behandlung muss individuell erfolgen. Ein Medikament ist nur ein Teil einer ganzheitlichen Therapie. Es wird also Betroffene geben, die das Medikament lebenslang nehmen müssen. Andere gelangen damit auf ein Niveau, wo sie die Krankheit mit Bewegung und Ernährung in den Griff bekommen.

Auf Novo Nordisk rollt eine Klagewelle zu: Dutzende Betroffene in den USA und Grossbritannien haben geklagt, sie seien zu wenig gut über Nebenwirkungen wie Gallensteine oder Magenlähmungen aufgeklärt worden. Befürchten Sie Ähnliches in der Schweiz?

Das Rechtssystem in den USA ist sehr komplex und kann nicht mit dem in der Schweiz verglichen werden. Den konkreten Fall kann ich nicht kommentieren. Die Patientensicherheit hat bei Novo Nordisk höchste Priorität, und wir nehmen alle Meldungen über unerwünschte Ereignisse im Zusammenhang mit unseren Arzneimitteln sehr ernst. GLP-1-Präparate als Wirkstoffklasse werden seit über 15 Jahren zur Behandlung von Typ-2-Diabetes und seit acht Jahren zur Behandlung von Übergewicht und Adipositas eingesetzt (siehe Box, Anm.d.Red.). Dies umfasst auch die Arzneimittel von Novo Nordisk, die auf dem Markt erhältlich sind. Aufgrund der derzeit verfügbaren Daten hat sich an den Nutzen-Risiko-Profilen der Wirkstoffe nichts geändert.

Novo Nordisk sponsert auch in der Schweiz Adipositas-Ärzte oder Fachgesellschaften. Letztes Jahr waren es mehrere Millionen Franken. Erhoffen Sie sich davon, dass diese Ärzte Produkte wie Wegovy umso fleissiger verschreiben?

Nein, es geht uns vielmehr darum, die Ärztinnen und Ärzte über unsere Medikamente zu informieren. Wenn ein neues Produkt auf den Markt kommt, müssen sie es zuerst kennenlernen. Wie wirkt es? Wo kann es helfen, wo nicht? Damit dies auf möglichst unabhängige Weise geschieht, engagieren wir Ärzte, die zum Beispiel an den klinischen Studien beteiligt waren, um ihre Kolleginnen und Kollegen zu schulen. Patientenorganisationen unterstützen wir etwa, damit sich Betroffene austauschen können. Wir gehen transparent damit um, wen wir wofür vergüten.

Zudem spüren wir als grosse Pharmafirma eine Verantwortung, in die Grundlagenforschung zu investieren. Das gehört seit den Anfängen unserer Geschichte zu unserer DNA. Jedes Jahr vergibt die Novo Nordisk Foundation Gelder für wissenschaftliche, soziale und humanitäre Projekte auf der ganzen Welt.

Diese milliardenschwere dänische Stiftung besitzt auch die Aktienmehrheit von Novo Nordisk.

Ja, das macht uns einzigartig. Wir müssen nicht kurzfristig den Profit maximieren, sondern können langfristig forschen. So war es möglich, viele Jahre an GLP-1-Präparaten zu arbeiten, ohne ein konkretes Ergebnis zu haben. Nun zahlt sich der lange Atem aus. Dass wir einer gemeinnützigen Stiftung gehören sollen, ist übrigens die Folge einer Auflage der Universität Toronto an unsere Gründer Marie und August Krogh vor hundert Jahren.

Wie kam es dazu?

Marie Krogh war eine der ersten dänischen Ärztinnen. Sie erkrankte 1920 an Diabetes Typ 1. Das war damals noch ein Todesurteil. Marie überzeugte ihren Mann, der gerade den Nobelpreis für Physik erhalten hatte, eine Forschergruppe in Toronto zu kontaktieren. Diese hatte erstmals Insulin isoliert und eine Diabetes-Therapie entwickelt. Marie und August reisten nach Kanada. Sie erhielten die Erlaubnis, in der Heimat Insulin herzustellen – mit der Auflage, die Gewinne für wohltätige Zwecke einzusetzen. So gründeten sie bereits 1924 die Stiftung.

Eigentlich eine filmreife Liebesgeschichte!

Ja! Marie lebte dank der neuen Therapie noch zwei Jahrzehnte und wurde 68 Jahre alt. Es hat mit ihrer Geschichte zu tun, dass wir uns zum Ziel gesetzt haben, Diabetes zu heilen.

Die Gründerin litt an Typ 1, einer Autoimmunerkrankung, bei welcher der Körper kein Insulin mehr produziert. Ist hier eine Heilung denn in greifbarer Nähe?

Diabetes ist für uns noch immer ein Kernbereich der Forschung. Vor hundert Jahren mussten sich Patienten alle paar Stunden Insulin spritzen. Heute gibt es Lösungen, die deutlich länger wirken und den betroffenen Menschen eine gute Lebensqualität ermöglichen. Selbst Spitzensport ist möglich. Seit unseren Anfängen verfolgen wir das Ziel, die Krankheit zu besiegen. Dafür arbeiten wir an Stammzell-Therapien. Diese zielen darauf ab, die körpereigene Insulinproduktion wiederherzustellen und damit dem Patienten eine Unabhängigkeit von extern zugeführtem Insulin zu ermöglichen. Auch wenn es noch einiger Forschung bedarf, hoffe ich, dass ich die Heilung von Typ-1-Diabetes noch erleben werde.

Es gibt auch eine weitere Form von Diabetes. Bei Diabetes Typ 2 werden die Zellen unempfindlich gegenüber dem Insulin. Das ist meist die Folge eines ungesunden Lebensstils. Wie hat sich die Behandlung hier verändert?

Diabetes Typ 2, der mit Übergewicht zusammenhängt, beruht auf Veränderungen des Stoffwechsels. Typ-2-Diabetes lässt sich nicht heilen, durch grosse Fortschritte in der Behandlung ist es heute jedoch möglich, diesen zu verlangsamen oder eine sogenannte Remission zu erreichen, also ein Zurückgehen der Krankheitserscheinungen. Noch wichtiger ist uns aber etwas anderes.

Was?

Wir möchten verhindern, dass die Menschen überhaupt an dieser Form von Diabetes erkranken. Wir suchen deshalb nach Möglichkeiten, die Prävention zu verbessern. Hier spielt der Kampf gegen Übergewicht eine grosse Rolle. Denn die meisten Menschen, die an Diabetes erkranken, sind übergewichtig. Wenn wir etwas gegen Adipositas tun, können wir mit grosser Wahrscheinlichkeit auch Diabetes Typ 2 sehr stark eindämmen.

Was tut sich bei der Entwicklung von neuen Insulinen?

Da gibt es grosse Fortschritte. Wir arbeiten etwa an glukosesensitiven Insulinen, die flexibel auf den Blutzuckerspiegel reagieren. So kommen wir dem körpereigenen Prozess immer näher. Wir fühlen uns mit den Diabetes-Typ-1-Patienten sehr verbunden und forschen hier intensiv. Dies hat wiederum mit unserer Gründerin Marie Krogh zu tun, die ebenfalls an dieser Krankheit litt.

In der Schweiz beschäftigen Sie 360 Mitarbeitende. Was zeichnet den hiesigen Markt aus?

Der Schweizer Markt ist anspruchsvoll. Die Leute möchten nur die besten Produkte – und zwar rasch. Wir decken dieses Bedürfnis ab, indem wir neue Therapien schnell in die Schweiz bringen. Ich stelle auch fest, dass die Schweizer Ärztinnen und Ärzte sehr aufgeschlossen sind und innovativ denken. Darauf sollte die Schweiz stolz sein. Für uns ist der Austausch mit der Schweizer Ärzteschaft wichtig, weil wir so Erfahrungen sammeln können, die wir auf andere Märkte übertragen können.

Wir haben dieses Gespräch auf Englisch geführt. Lernen Sie jetzt eigentlich Deutsch?

Auf jeden Fall. Ich nehme Deutschstunden. Und ich lerne viel von meinen Mitarbeitenden, die mit mir Deutsch sprechen. Tatsächlich kenne ich die Sprache noch aus meiner Schulzeit. Jetzt geht es darum, das aufzufrischen.

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