Die Negativschlagzeilen rund um den Schweizer Tierschutz STS machen den regionalen Sektionen Sorgen, so auch dem Freiburger Tierschutzverein TVF. Der Vorstand distanziert sich klar von seiner Dachorganisation und fordert einen Wechsel an der Spitze.
Überrissene Spesenbezüge, Machtkumulation im Vorstand und andere Missstände: Die negativen Schlagzeilen rund um den Schweizer Tierschutz STS und deren Präsidentin Nicole Ruch häufen sich in letzter Zeit. Kürzlich wurde ausserdem bekannt, dass Zewo, das Gütesiegel für Hilfswerke, von Spenden an den STS abrät.
Die regionalen Sektionen des STS leiden unter den schlechten News. Auch der Freiburger Tierschutzverein TVF ist eine Sektion des Schweizer Tierschutzes STS. Er betreibt das einzige Tierheim im Kanton Freiburg, das sich in Font bei Estavayer-le-Lac befindet. Die FN sprachen mit Vizepräsident Walter Dieterich und Vorstandsmitglied Arthur Sutsch. Dieterich stellt gegenüber den FN klar:
Die ganze Kritik betrifft den Schweizer Tierschutz STS, aber nicht die 71 Sektionen.
Walter Dieterich
Vizepräsident TVF
Im Gegensatz zum Dachverband selber würde es der Freiburger Tierschutzverein begrüssen, dass sich der STS von der Zewo zertifizieren liesse.
Halbe Million für Tierheim
Der Vorstand bedauert, dass die Negativschlagzeilen rund um den STS den Tierschutz ins schlechte Licht rückt. Dieterich sagt:
Den echten Tierschutz machen die Sektionen, und wir sind weiterhin auf Spenden angewiesen
Walter Dieterich
Vizepräsident TVF
Der Freiburger Tierschutzverein finanziert sich über Spenden, Erbschaften und Mitgliederbeiträge. Spenden an den Schweizer Tierschutz STS und an den Freiburger Tierschutzverein laufen getrennt. Der Hauptteil der Spenden, die an den TVF gehen, liefen in den Betrieb des Tierheims. Sutsch und Dieterich engagieren sich ehrenamtlich für den Verein. «Wir haben nie Spesen abgerechnet», sagt Sutsch. Im Gegenteil: Er habe den Verein auch mit seinem Privatvermögen unterstützt.
Archivbild: Aldo Ellena
Die Kosten für das Tierheim belaufen sich laut Dieterich auf rund eine halbe Million Franken im Jahr. Vom Dachverband STS erhält der Freiburger Tierschutzverein maximal 18’000 Franken pro Jahr. «Das ist zweckgebundenes Geld für die Kastration von Streunerkatzen», so Dieterich. Als Beitrag an den STS zahlt die Sektion im Gegenzug einen Franken pro Mitglied, im Fall des TVF seien dies rund 1500 Franken.
Auf Spenden angewiesen
Bis jetzt verzeichne der Freiburger Tierschutzverein zwar keinen Spendenrückgang, sagt Walter Dieterich. Doch die Sorge, dass dies eintreffen könnte, ist gross. Der TVF kann sich einen Rückgang der Spenden nicht leisten. «Es wäre eine finanzielle Katastrophe, wir haben viel Geld ins Tierheim investiert», sagt Dieterich. Arthur Sutsch ergänzt:
Unser Tierheim lebt von Spenden. Wenn wir keine mehr erhalten, könnten wir das Tierheim in ein paar Jahren zu machen.
Arthur Sutsch
Vorstandsmitglied TVF
Nicht zuletzt erfülle der Verein eine wichtige öffentliche Funktion, sagt Sutsch. Im Tierheim in Font geben Halterinnen und Halter ihre Haustiere ab, wenn sie nicht mehr erwünscht sind, es nimmt aber auch ausgesetzte und beschlagnahmte Tiere auf. Sutsch sagt: «Wir betreiben das Tierheim für unsere Gesellschaft, die Hunde und Katzen loswerden möchte.»
Archivbild: Aldo Ellena
Es braucht Freiwillige
Das Tierheim sei aktuell voll ausgelastet, erklärt Dieterich: «Bei den Katzen nehmen wir im Moment nur noch Notfälle an.» Die Tierpflegerinnen und -pfleger im Tierheim sind angestellt, das Heim ist jedoch auch auf zahlreiche freiwillige Helferinnen und Helfer angewiesen, die beispielsweise mit den Hunden spazieren gehen.
Schauen Sie sich hier nochmals das Video der Reportage der Freiburger Nachrichten aus dem Tierheim in Font an:
Dies fordert der Verein
Der Frust über die STS-Spitze sitzt in der Freiburger Sektion tief. Sie kritisiert unter anderem die mangelnde Transparenz. «Der STS gibt keine Daten raus», sagt Dieterich. Kürzlich habe sich der Vorstand der Freiburger Sektion darum bemüht, einen Einblick in aktuelle Unterlagen wie den Revisionsbericht und den Geschäftsführungsbericht zu erhalten – dies wäre jedoch nur im Beisein der Präsidentin möglich gewesen. Der Vorstand der Freiburger Sektion fühlt sich vor den Kopf gestossen.
Die Lage beim STS spitzt sich aktuell zu. Am 27. Januar kommt es zu einer ausserordentlichen Delegiertenversammlung. Mehrere Sektionen des STS fordern eine Neuorganisation des Vereins und einen Rücktritt der aktuellen Präsidentin Nicole Ruch, so auch der Freiburger Tierschutzverein. Ausserdem wünschen sie unter anderem transparente Informationen zu allen Geschäften der STS. Was Vizepräsident Walter Dieterich aber am meisten bedauert, ist, dass in den Hintergrund rückt, worum es eigentlich geht:
Bei der ganzen Affäre geht das Thema Tierschutz verloren.
Walter Dieterich
Vizepräsident TVF
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