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Für deutschsprachige Senioren gibt es zu wenig Psychiatrieplätze

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Ein Spiessrutenlauf eines deutschsprachigen Patienten zeigt, dass es nach wie vor Probleme gibt bei der psychiatrischen Behandlung von älteren Menschen im Kanton Freiburg. Das Gesundheitsnetz Sense arbeitet an einer Lösung.

Wenn ein betagter Sensler oder eine ältere Senslerin mit psychischen Problemen im Kanton Freiburg Hilfe braucht, dann steht die Familie vor einem Problem: Es gibt schlicht keine stationäre Einrichtung, wo Patienten in deutscher Sprache behandelt werden. Das Problem hoffte man 2020 gelöst zu haben. Dann nämlich eröffnete in Villars-sur-Glâne ein stationäres Behandlungszentrum für deutschsprachige Patientinnen und Patienten.

Es ist eine lang ersehnte Alternative für die deutschsprachige Bevölkerung, doch es gibt ein grosses Problem: Das Zentrum in Villars-sur-Glâne ist nicht auf ältere Patienten ausgerichtet, und so landen deutschsprachige Seniorinnen und Senioren mit psychischen Problemen eben doch wieder in Marsens. Und dort kann es wegen Verständigungsproblemen zu unangenehmen Situationen kommen. Das zeigt das Beispiel einer FN-Leserin, die nach einem medizinischen Notfall ihres Schwiegervaters eine regelrechte Odyssee erlebt hat. 

Spiessrutenlauf durch den Kanton

Im Sommer 2022 hatte ein damals 82-jähriger Mann aus dem Sensebezirk einen Schwächeanfall und brach zusammen. Er wurde mit der Ambulanz ins Spital nach Tafers gefahren. Weil es dort keine freien Betten gab, wurde der Mann, der unter Demenz litt, ins Spital nach Riaz verlegt. «Ich bat das Personal, ihn nach Bern zu verlegen, da er kein Französisch spricht. Aus verschiedenen Gründen war dies anscheinend nicht möglich», sagt die FN-Leserin, die anonym bleiben will.

In Riaz sprach jedoch niemand Deutsch und das Personal sei deshalb schnell mit dem Patienten überfordert gewesen, weshalb man ihn weiter nach Marsens in die psychiatrische Klinik verlegte. «Wir durften nun unseren 82-jährigen demenzkranken Schwiegervater, der infolge eines Schwächeanfalls im Spital landete, auf der geschlossenen Abteilung der Psychiatrie besuchen», schildert sie. Weil er zwangseingewiesen wurde, wurde der Schwiegertochter zunächst verweigert, den Mann wieder nach Hause zu bringen, als es ihm wieder besser ging. Er müsse für weitere Abklärungen einige Tage dort bleiben, hiess es in Marsens. Daraufhin verlangte die Frau, den zuständigen Arzt zu sprechen.

Ich fand mich in einer Runde mit zwei Krankenschwestern und zwei Ärzten wieder, keiner von ihnen sprach Deutsch.

Auch sonst habe es zu diesem Zeitpunkt niemanden in der Klinik gegeben, der Deutsch sprach. Auf die Frage, wie sie denn mit einem Patienten, der nur Deutsch spricht, die Abklärungen machen wollten, wenn auf der Station nur Französisch gesprochen wird, habe niemand eine schlüssige Antwort geben können, erzählt die FN-Leserin. Nur nach längeren Diskussionen habe sie ihren Schwiegervater dann nach Hause bringen dürfen.

Hohe Bettenauslastung

Vonseiten des Freiburger Spitals HFR heisst es, die Bettenauslastung sei im Sommer 2022 hoch gewesen. Der Mangel an verfügbaren Betten in den Pflegeheimen habe unter diesen Bedingungen ebenfalls eine nicht unerhebliche Rolle gespielt, schreibt die Kommunikationsverantwortliche Catherine Favre Kruit. «Ein Mangel, der sich natürlich wiederum ganz besonders auf die Abteilungen Akutgeriatrie und Innere Medizin auswirkte.»

Infolgedessen sei es tatsächlich vorgekommen, dass Patientinnen oder Patienten von einem Standort an den anderen verlegt werden mussten. «Gelegentlich kommt es vor, dass deutschsprachige Patientinnen und Patienten in der Akutgeriatrie am HFR Riaz stationär aufgenommen werden, auch wenn wir alles daransetzen, dies zu vermeiden, weil es am Standort Riaz tatsächlich weniger zweisprachige Mitarbeitende gibt als an den anderen Standorten.» Die Entscheidung, den Patienten nach Marsens zu verlegen, habe medizinische Hintergründe, die dem Arztgeheimnis unterliegen. 

Marsens rein französischsprachig

In einer schriftlichen Stellungnahme schreibt die ärztliche Direktorin der Klinik in Marsens, Samia Hakimi, sie verstehe die Verwirrung und das Unverständnis mancher Patienten und derer Angehörigen, aber in den meisten Fällen gelinge es, während des durchschnittlich dreiwöchigen Krankenhausaufenthalts mit den Patienten zu kommunizieren und die nötigen Schritte zu erklären.

«Beim erwähnten Fall handelt es sich entweder um einen Überweisungsfehler oder die Abteilungen sind voll und nehmen keine Demenzpatienten auf, da diese eine spezialisierte Pflege benötigen, die nur in Marsens in unserer auf Verhaltensstörungen spezialisierten Abteilung angeboten werden kann.»

Diese Abteilung ist jedoch strikt französischsprachig, da die meisten Patienten französischsprachig sind und wir weder genügend zweisprachiges Pflegepersonal noch einen zweisprachigen Arzt gefunden haben.

Der beschriebene Fall sei ein unglücklicher Zufall und entspreche nicht der Regel, so Hakimi. «Wir haben viel investiert, um den Bedürfnissen der deutschsprachigen Bevölkerung gerecht zu werden.»

Gesundheitsnetz Sense kennt Problem

Es ist nicht der einzige Fall, der aufzeigt, dass Deutschsprachige im Kanton Freiburg in Sachen Alterspsychiatrie benachteiligt sind.

«Es ist tatsächlich so, dass es für ältere Deutschsprachige keine gute Lösung gibt im Kanton Freiburg», sagt Christine Meuwly, Leiterin des Gesundheitsnetzes Sense. Im Behandlungszentrum in Villars-sur-Glâne würden keine demenzkranken Senioren behandelt. Es gebe zwar in Marsens und in Gletterens Pflegeheimplätze, die eine Betreuung von psychisch kranken Menschen anbieten würden. «Diese beiden Zentren sind aber fast ausschliesslich für französischsprachige Patientinnen und Patienten ausgelegt.» Das geschehe bestimmt nicht aus bösem Willen, sagt Meuwly. «Es ist einfach schwierig, geeignetes deutschsprachiges Personal ins Welschland zu holen, wenn in der Deutschschweiz das Personal schon knapp ist», so Meuwly. 

Beim Pflegeheim Maggenberg in Tafers gibt es zwar im Haus Magnolia Plätze für Demenzkranke mit Verhaltensauffälligkeiten, so Meuwly. Diese Einrichtung sei aber weder für Notfälle noch für ältere Menschen mit anderen psychischen Erkrankungen vorgesehen. «Man kann auch nicht einfach Demenzkranke und Menschen mit psychischen Erkrankungen auf derselben Station unterbringen, denn gerade für Demenzkranke kann dies Stress und Überforderung bedeuten.»

Die erste deutschsprachige Demenzstation in Tafers wurde 2017 eröffnet.
Archivbild Charles Ellena

Eine entsprechende geeignete Lösung für Deutschsprachige fehlt also nach wie vor im Kanton Freiburg. Bisher habe man vor allem mit drei Institutionen im Kanton Bern zusammengearbeitet, um dieses Manko zu kompensieren, erklärt Meuwly. Zum Beispiel mit dem Landhaus in Neuenegg. «Das wird aber immer schwieriger, weil auch dort die Plätze knapp werden und es so für Freiburger Patientinnen und Patienten auch nicht immer Platz hat.»

Alterspsychiatrie

Lösung im Kanton Bern?

Das Gesundheitsnetz Sense suche zusammen mit den Gemeinden und der kantonalen Gesundheitsdirektion nach einer permanenten Lösung für Behandlungsplätze in der Alterspsychiatrie für Deutschfreiburgerinnen und Deutschfreiburger, sagt Christine Meuwly.

«Es bietet sich dabei an, mit einer Institution zusammenzuarbeiten, die bereits über die entsprechenden Einrichtungen und Personal verfügt». Es sei deutlich einfacher, in einer existierenden Struktur noch zusätzliche Plätze zu schaffen, als an einem zusätzlichen Ort in Deutschfreiburg etwas ganz neu aufzubauen. Man sei dabei, konkrete Gespräche zu führen, verrät Meuwly. Die Lösung könnte demnach im nahen Bernbiet liegen. 

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