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Gefahr oder Diskussionsgrundlage?

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Kürzlich ist eine kommentierte Neuauflage von Adolf Hitlers Buch «Mein Kampf» erschienen. Dieses lieferte die ideologische Grundlage zur Ermordung von Millionen europäischer Juden. Ende 2015 waren die Urheberrechte an Hitlers Streitschrift erloschen. Das Münchner Institut für Zeitgeschichte erarbeitete daraufhin die Neuauflage. Das Institut versteht die Ausgabe laut ihrer Homepage als «Beitrag zur historisch-politischen Aufklärung». Es will «Hitler und seine Propaganda nachhaltig dekonstruieren», um einem «ideologisch-propagandistischen Missbrauch des Buches entgegenzuwirken».

Die Verantwortung kennen

«‹Mein Kampf› ist ein antisemitisches Machtwerk, das eine kriminelle Ideologie verkörpert», sagt Jonathan Kreutler vom Schweizerischen Israelitischen Gemeindebund (SIG). Als solches falle es unter die Rassismus-Strafnorm. «Wenn es Neuausgaben geben soll, dann müssen sie mit kritischen Bemerkungen und der Veranschaulichung der historischen Zusammenhänge publiziert werden.» Der SIG ist nicht grundsätzlich gegen eine kommentierte Neuauflage, weil sie zu einem besseren Verständnis des Dritten Reiches beitragen könne. Der Herausgeber müsse sich aber seiner Verantwortung ebenso bewusst sein wie jene Menschen, welche die Ausgabe benutzten.

Auch Michel Bollag, Co-Leiter am Zürcher Institut für interreligiösen Dialog, findet die Neuausgabe vor allem für Historiker und Politologen sinnvoll. Er warnt aber vor einer Überbewertung des aufklärerischen Effekts: «Aufklärung erreicht Menschen mit Ressentiments nicht.» Durch sie könne das Aufkommen von Ressentiments aufgrund gesellschaftlicher, sozialer oder politischer Verhältnisse nicht verhindert werden. «Sie wirkt nur bei Menschen, die gegen Ressentiments schon immun sind», so Bollag. Er spricht sich für ein Verbot der Publikation aus, wenn diese unkommentiert bleibe.

Kritischer äussert sich aus nicht-jüdischer Sicht der Historiker Erik Petry vom Zentrum für Jüdische Studien an der Universität Basel. Es gehe nicht nur um den Inhalt, sondern in hohem Masse um die Symbolik, die das Buch repräsentiere. «Es hätte Deutschland gut zu Gesicht gestanden, das Erscheinen des Buches schlicht zu verbieten–als symbolische Handlung, um Verantwortung und Respekt gegenüber den Ermordeten und den Überlebenden zu zeigen.» Petry bezieht sich mit dem Verbot explizit auch auf die kritische Edition.

Der Zentralrat der deutschen Juden hat die kommentierte Ausgabe des Buches begrüsst. kath.ch

 

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