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«Ich empfehle, den Text laut zu lesen»

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Die Erzählung «Le Petit Prince» («Der kleine Prinz») von Antoine de Saint-Exupéry, 1943 in New York erschienen, zählt zu den beliebtesten Büchern der Welt und wurde bis heute in etwa 400 Sprachen und Dialekte übersetzt. Seit Dezember 2019 gibt es auch eine Version in Bolz, dem Idiom der Freiburger Unterstadt, einer Mischung aus Senslerdeutsch und Französisch. Übersetzerin ist die Freiburger Autorin Fränzi Kern-Egger. Nachdem die erste Auflage von 300 Exemplaren innerhalb weniger Monate verkauft war, ist jetzt eine zweite Auflage mit 200 Exemplaren verfügbar. Die FN haben Fränzi Kern-Egger getroffen und mit ihr über den Erfolg des Buches und die aussergewöhnliche Übersetzungsarbeit gesprochen.

Fränzi Kern-Egger, die Initiative zu der Übersetzung des «Petit Prince» ins Bolz kam vom Freiburger Schriftsteller-Verein. Wie haben Sie auf dessen Anfrage reagiert?

I han a bitz hésité.

Ich habe zwar schon viele eigene Texte auf Bolz geschrieben, aber noch nie etwas ins Bolz übersetzt. Zudem fragte ich mich, ob überhaupt jemand den «Petit Prince» auf Bolz lesen will. Dann habe ich es einfach ausprobiert und mein Lieblingskapitel übersetzt, «L’allu­meur de réverbères». Als ich dachte, so könnte es gehen, schickte ich den Text an den Verlag, und dieser bat mich, weiterzumachen.

Bon,

ich fing also an und war nach sechs Monaten fertig.

Je me suis prise au jeu.

Die Arbeit machte mir immer mehr Freude; es war ein bisschen, als würde ich mit dem Petit Prince verwachsen.

Was macht Ihrer Meinung nach diese Faszination des «Petit Prince» aus, die so viele Menschen teilen?

Die Geschichte hat etwas Gefühlvolles und Bewegendes. Das kommt vor allem daher, wie es Antoine de Saint-Exupéry gelingt, sich in seine Figur hineinzuversetzen. Er fühlt und denkt wie ein Kind, was ihm übrigens am Anfang Mühe machte. Im Buch geht es darum, dass die Erwachsenen die Kinder nicht verstehen: Man muss den grossen Leuten alles erklären, und was man ihnen sagt, nehmen sie nicht ernst. Ich glaube, dass Saint-Exupéry damit etwas ausdrückte, was er als Kind selber erlebt und vielleicht nicht ganz verarbeitet hatte. Das alles habe ich jetzt beim Übersetzen stärker empfunden als vor dreissig, vierzig Jahren, als ich das Buch zuletzt gelesen hatte.

Es war Ihre erste Übersetzung ins Bolz. Wie haben Sie die Arbeit erlebt?

Es war eine grosse Herausforderung. Saint-Exupérys Französisch ist eine gehobene Sprache,

un langage recherché.

Das Bolz hingegen ist eine gesprochene Alltagssprache mit einem viel kleineren Wortschatz. Darum musste ich öfter die gleichen Wörter brauchen und dabei aufpassen, dass es nicht langweilig wird. Ich hielt mich sehr an den Originaltext. Saint-Exupérys Text ist so perfekt, dass ich ihm unbedingt treu bleiben wollte.

Hat Sie das unter Druck gesetzt?

Ich habe mich schon gefragt, ob ich Saint-Exupéry gerecht werde; ich wollte seine Botschaft nicht verraten. Aber dann sagte ich mir, viele andere haben dieses Buch auch schon übersetzt, also geht es. Man muss aufpassen, dass man nicht zu viel von sich selbst einbringt. Ich glaube, es ist mir geglückt.

Bolz wird nur von sehr wenigen Personen in Freiburg, vor allem in der Unterstadt, gesprochen. Was ist das Zielpublikum Ihrer Übersetzung des «Petit Prince»?

Das habe ich mich auch gefragt! Ich bin erstaunt, wie viele das Buch bereits gekauft haben. Die erste Auflage von 300 Exemplaren ist schon weg, wobei die Hälfte direkt vom Verlag verkauft wurde, also nicht speziell in Freiburg. Ich weiss nicht, wer die Käufer sind; vermutlich sind viele Sammler darunter. In Freiburg haben das Buch auch Leute gekauft, die selber kein Bolz sprechen. Sie sagen mir, dass sie versuchen, es zu lesen und dass sie es wenigstens teilweise verstehen. Die meisten kennen die Geschichte bereits, das ist sicher hilfreich.

Sie selber bezeichnen Bolz als Ihre Muttersprache …

Ja, das ist so. Ich bin im Auquartier aufgewachsen, zu Hause und auf der Strasse haben wir Bolz gesprochen. Deutsch war meine «Schulsprache». Bolz ist meine Identität, und beim Sprechen ist es mir am wohlsten, wenn ich mich auf Bolz ausdrücken kann, mit anderen Menschen, die dies auch tun. In der Freiburger Unterstadt gibt es durchaus noch Bolz-Sprecher, auch wenn es nicht mehr so viele sind wie in meiner Kindheit in den Fünfzigerjahren.

Bolz ist keine geregelte Sprache; jeder spricht seine eigene Variante und mischt spontan. War das ein Problem bei Ihrer Übersetzungsarbeit?

Es stimmt, Bolz tönt bei jedem Sprecher anders. Es gibt schon Wörter, bei denen der Fall klar ist. Ein Unterstädter würde zum Beispiel niemals «schlööfle», sondern immer «patyniere» sagen. Aber meistens passiert die Wortwahl spontan. Beim Übersetzen und allgemein beim Schreiben ist das so nicht möglich, weil man mehr überlegt als beim Sprechen. Bolz ist eigentlich nicht gemacht zum Schreiben.

Sie tun es trotzdem und haben Ihre eigene Version des geschriebenen Bolz entwickelt …

Das begann 1976 mit dem Text «De Foppalmatsch», den ich für eine Publikation des Deutschfreiburger Heimatkundevereins schrieb. Damals schrieb ich die französischen Wörter noch in der gewohnten französischen Schreibweise. Ziemlich bald ging ich zu der phonetischen Schreibweise über, wie man sie jetzt auch in «De ­Pety ­Präingjss» findet. So kann ich den typisch freiburgischen Akzent wiedergeben.

Die Schreibweise ist aber ungewohnt und erschwert das Lesen.

Das stimmt. Darum empfehle ich, den Text zumindest am Anfang laut zu lesen. Dann versteht man ihn besser und gewöhnt sich schnell daran.

«De Pety Präingjss» von Antoine de Saint-Exupéry in der Übersetzung von Fränzi Kern-Egger ist im Buchhandel erhältlich. Derzeit arbeitet die Übersetzerin an einer Tonaufnahme des Textes, die als CD erscheinen soll.

Zur Person

Publikationen auf Bolz und auf Deutsch

Françoise «Fränzi» Kern-Egger wurde 1946 im Freiburger Auquartier geboren, wo sie ihre Kindheit und Jugend verbrachte. Sie besuchte das Lehrerseminar in Freiburg, unterrichtete drei Jahre lang im Schulhaus Neiglen und studierte dann Germanistik und französische Literatur in Zürich. Danach unterrichtete sie am Lehrerseminar und arbeitete am Didaktischen Zentrum Freiburg. Sie veröffentlichte zahlreiche Texte auf Bolz und auf Deutsch, darunter die Bolz-Bücher «Üsa Faanen isch as Drapùù» (1990) und «D Sùnenenerschyy vam Soleil Blanc» (2012) und die deutsche Übersetzung der Autobiografie ihres 2010 verstorbenen Mannes Michel Kern, «Weiter als die Augen reichen» (2005). Heute lebt sie teilweise in Freiburg, teilweise in Valeyres-sous-Rances im Waadtländer Jura, dem Wohnort ihres Lebensgefährten.

cs

Leseprobe

Der kleine Prinz und die Affenbrotbäume auf Bolz

«Ùf ùm Planeet dü Pety Präingjss het es drùm sowoou gueti Chrütleni ghääbe as wy oo Ùchrutt. Fouglich auso oo gueta Saame va guete Gresleni ù schlächti Green va mùùwes Erb. Aber d Saamechörnleni si äingjwysybl. Si schlaafe ù sy vùrschteckti, tüüf dang la Teer, bys am inten oder andere d Ydee chùnnt z fùrwache. Ù de tuet es sich strecke, ù naa dis naa wachst as fyyns ù ynofangsyyvs Bräingjdyy de Sùna entgäge. Isch es as Gräsli vam ena Radyysli oder vam ena Roosebùsch, de cha m ùs la wachse ggom ell wüü. Me sy sse ün mùùwees Plangt, muess mù s, we mù s pchent, sofort araschiere. Ùf ùm Planeet vam Pety Präingjss het es alùm Aaschyyn aa ganz schlümi Saame ghääbe … nämlich dii Green de Baobab. De Bode va sym Planeet isch totalemang äingjfestii gsyy defaa. Ù bümen a Baobab, we mù z speet yygryyft, ong püü plü s ang debarassii.»

Zum Verlag

«Le Petit Prince» in über 120 Sprachversionen

«De Pety Präingjss» ist beim deutschen Tintenfass-Verlag erschienen, der sich auf die Übersetzung von Buchklassikern in alle möglichen Sprachen und Dialekte spezialisiert hat. «Le Petit Prince» gibt es bei Tintenfass in über 120 Sprachen und Dialekten. Darunter finden sich deutsche Dialekte wie Hessisch, Sächsisch oder Bairisch, alte Sprachen wie Altägyptisch, Mittelhochdeutsch oder Norn, die ausgestorbene Sprache der schottischen Inseln Orkney und Shetland, oder besonders ausgefallene Ausgaben im Morse-Alphabet, in angelsächsischen Runen oder im Star-Wars-Alphabet Aurebesh.

cs

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