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Julien Chavaz: Vom Agronom zum Chef eines grossen deutschen Theaters

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Einst inszenierte er Opern im Fri-Son, nun wird er Generalintendant in Magdeburg: Julien Chavaz steht vor einem grossen Karrieresprung.

Julien Chavaz erlebt intensive Tage. Der abtretende Direktor der Neuen Oper Freiburg (NOF) probte zuletzt mit seinem Ensemble das Stück «Der goldene Drache», das an diesem Wochenende im Nuithonie aufgeführt wird. Gleichzeitig ist er bereits in seiner künftigen Funktion gefordert. Im Sommer wird er Generalintendant des Theaters Magdeburg. Chavaz ist daran, Schlüsselpositionen des Theaters zu besetzen und die kommenden Spielzeiten zu planen.

Vom Agronom zum Regisseur

Chavaz Weg zum Opernregisseur war keineswegs vorgezeichnet. Zunächst studierte er Agrarwissenschaften an der ETH Zürich und ist heute Agraringenieur. Politisch engagierte er sich als Generalrat in Villars-sur-Glâne. Er war auch Sekretär der FDP-Bundeshausfraktion. Im Gespräch betont Chavaz aber vor allem seine Arbeit als Gipser auf der Baustelle. «Sie war am Anfang meiner Künstlerkarriere als Brotjob unverzichtbar.»

Neben allen anderen Tätigkeiten war das Theater stets eine Leidenschaft von Julien Chavaz. So betreute er als Regisseur verschiedene Laienproduktionen. 2010 schlug ihm sein Freund Jerôme Kuhn vor, eine Oper von Jacques Offenbach umzusetzen. Profi-Dirigent Kuhn leitete «Monsieur Choufleuri restera chez lui» musikalisch, Chavaz sorgte als Regisseur für die Inszenierung. Die Aufführungen im Fri-Son waren ein Erfolg. Chavaz setzte fortan ganz auf die Oper. Er liess sich zum Dramaturgen ausbilden und sammelte als Regieassistent praktische Erfahrungen. «Als Regieassistent in der Oper lernt man besonders viel.» So musste er zum Beispiel selbstständig Wiederaufnahmen mit dem Ensemble vorbereiten.

Oper in der Brauerei

Mit «Monsieur Choufleuri» gründeten Chavaz und Kuhn die Opéra Louise, die fortan mit unkonventionellen Projekten Aufsehen erregte. Auf die Oper im Fri-Son folgten unter anderem Produktionen in der Cardinal-Brauerei und dem Kraftwerk Magerau. Das Publikum reagierte positiv, die Opernszene eher zurückhaltend: «Fragten wir etwa beim Kanton um Beiträge an, spürten wir schon eine gewisse Skepsis», erzählt Chavaz. Bald aber wurde die Opéra Louise zu Gastspielen in europäischen Städten eingeladen. «Das war unser Glück: Mit der Anerkennung durch das Ausland kam auch die Anerkennung in Freiburg.»

Mit ihrem alternativen Zugang setzte die Opéra Louise einen Kontrast zur Oper Freiburg, die seit den Achtzigerjahren Opern in einem klassischen Rahmen nach Freiburg brachte. 2016 suchte die Oper Freiburg einen neuen künstlerischen Leiter. Sie fragte Julien Chavaz an: «Das Angebot war interessant. Ich konnte aber nicht parallel für beide Institutionen arbeiten. Also mussten wir eine neue Struktur suchen.» 2018 fusionierten die Oper Freiburg und die Opéra Louise zur Neuen Oper Freiburg (NOF). Chavaz wurde Direktor. Vier Jahre später zieht er eine positive Bilanz. Die Fusion sei gelungen. «Die Handschrift der beiden Organisationen ist immer noch erkennbar.» Während die NOF zum Jahreswechsel eine traditionelle Oper inszeniert, setzt sie in der übrigen Zeit auf ein alternatives Programm. «Freiburg hat nicht das Potenzial für mehrere Grossproduktionen pro Jahr. Mit unseren unkonventionellen und kleineren Opern besetzen wir eine Nische, welche die Theater in Bern und Lausanne nicht abdecken können.»

Mehr Möglichkeiten in Magdeburg

Spricht man mit Chavaz, spürt man sein Herzblut für die Freiburger Opernszene. Trotzdem verlässt er die NOF im Sommer. Als Generalintendant in Magdeburg leitet er künftig ein Vierspartenhaus mit 450 Angestellten. «Der Wechsel ist ein Karrieresprung, den ich mir nicht entgehen lassen konnte.» Einerseits trage er mehr Verantwortung, andererseits biete ihm Magdeburg auch künstlerisch mehr Möglichkeiten. Das zeige etwa die vergangene Inszenierung von Gaetano Donizettis «Don Pasquale». «Obwohl sie zu den kleineren Opern gehört, liegt sie an der obersten Grenze, was wir in Freiburg finanziell und logistisch stemmen können.”

Das Theater in Magdeburg löse auch mehr Echo aus als die Freiburger Oper. Die Ernennung von Chavaz wurde in zahlreichen deutschen Medien vermeldet. Mit Spannung verfolgen die Medien die ersten Entscheidungen des neuen Generalintendanten: So wechselte Chavaz den Ballettdirektor aus. Das ist bei einem Wechsel des Intendanten durchaus üblich, sorgte aber laut der Lokalzeitung «Volksstimme» beim Magdeburger Publikum trotzdem für Bedauern. Die Leitung des Schauspiels besetzte Chavaz mit einem jungen Dreiergespann. Chavaz möchte die Sparten näher zueinanderführen, so die Zeitung weiter.

Chavaz will auch in Magdeburg weiterhin selber inszenieren. «Könnte ich nicht mehr künstlerisch arbeiten, hätte ich die Stelle nicht angenommen.» Das grosse Haus bringe zwar mehr administrative Arbeiten mit sich, allerdings habe er auch viel mehr Mitarbeiter, um diese Arbeit zu bewältigen.

Julien Chavaz wechselt von der Neuen Oper Freiburg an das Theater Magdeburg.
Julien Chavaillaz

Fangesänge als Oper

Chavaz Opernprojekte sind auch inhaltlich oft nicht alltäglich: So verdichtete der bekennende Gottéron-Fan in «Sholololo!» Fangesänge zu Musiktheater. In «Teenage Bodies» nahm er einen Kantatenzyklus des Barockkomponisten Dieterich Buxtehude als Grundlage für seine Inszenierung.

In seiner Zeit als Direktor der NOF hebt er besonders «The Importance of Being Earnest» hervor. Der irische Komponist Gerard Barry vertonte 2010 die Romanvorlage von Oscar Wilde. Er habe einen Draht zu dieser schwierigen Musik, sagt Chavaz. «Im Gegensatz zu Mozart hört man diese Musik sicher nicht im CD-Player. Sie erschliesst sich erst mit dem Geschehen auf der Bühne.» Das sei für ihn Musiktheater im eigentlichen Sinn.

Chavaz Spezialität ist ganz klar das zeitgenössische Opernrepertoire. Schwierigkeiten hätte er hingegen, Opern von Giacomo Puccini zu inszenieren. «Puccini ist mir zu pathetisch.» Er möge das komische Genre, allerdings: «Die Komik ist dann interessant, wenn sie doppelbödig ist.»

Chavaz nähert sich als Regisseur dem Stoff zurückhaltend: Seine Inszenierungen, wie «The Importance of Being Earnest» oder «Il barbiere di Siviglia» sind oft schlicht und gerade dadurch poetisch. «Inszenieren bedeutet für mich Reduzieren.» Im «Barbiere» könne er nicht die Stadt Sevilla auf die Bühne stellen. Als Regisseur führe er das Auge des Publikums. «Passiert auf der Bühne zu viel, wird das Publikum abgelenkt.»

Eine Höllenfahrt als Abschluss

Auf dem Programm seiner ersten Saison in Magdeburg steht unter anderem Eugen Onegin von Pjotr Iljitsch Tschaikowski. Chavaz schafft aber auch Bezüge zu seiner Freiburger Zeit: Gerald Barry, Komponist von «The Importance of Being Earnest», wird Composer in Residence. Zur Aufführung kommt unter anderem seine Fassung von «Alice im Wunderland». Am Dirigentenpult steht dabei Jerôme Kuhn, Freund von Chavaz und Mitbegründer der Opéra Louise.

Vorerst steht mit «Goldener Drache» aber Chavaz letzte Inszenierung in Freiburg an. Heute und morgen findet je eine Aufführung statt. Die Handlung ist nicht ganz einfach zu verstehen. «Es ist keine lineare Handlung im klassischen Sinne», sagt Chavaz. Verschiedene Episoden thematisierten Missbrauch in all seinen Facetten, vom sexuellen Missbrauch bis zum ökonomischen Missbrauch. «Zentral ist die Atmosphäre, die diese Episoden kreieren. Was harmlos beginnt, entwickelt sich zur eigentlichen Höllenfahrt», so Chavaz.

Nachfolge

Ein Duo soll künftig die Oper führen

Julien Chavaz wird die Neue Oper Freiburg im Sommer verlassen. Seine Nachfolge als Direktor ist noch nicht geklärt. Stiftungsratspräsident Alexandre Emery erklärt, die NOF wolle die Direktion künftig in einen administrativen und einen künstlerischen Bereich aufteilen. Der administrative Direktor oder die administrative Direktorin soll in einem Pensum zu 80 oder 100 Prozent für die NOF arbeiten. «Wir haben mehrere Bewerbungen erhalten und können nächstens entscheiden.» Anschliessend werde die NOF die künstlerische Direktion in einem kleineren Pensum besetzen. «Die Auswahl des künstlerischen Direktors hängt auch vom Profil des administrativen Direktors ab.» Die NOF habe genügend Zeit, die Nachfolge von Chavaz zu regeln. Aufgrund der Corona-Massnahmen musste die NOF mehrere Produktionen verschieben «Deshalb ist unser Programm bis Ende 2024 gut fortgeschritten.»

Mit der Aufteilung der Direktion reagiert die Stiftung unter anderem auf die gestiegene Arbeitslast im administrativen Bereich. sos

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