Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

Kleinode auf Glasplatte und Fotopapier

Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Das Heiligste im Laden von Peter Zbinden und seiner Schwester Ruth Clalüna-Zbinden ist–neben den dem Studio, den Fotoapparaten und dem Bildbearbeitungscomputer–das Archiv. «Es ist alles dokumentiert», hält Clalüna fest. Fein säuberlich hat ihr Vater seit 1934, als er das Fotogeschäft von seinem älteren Bruder übernahm, jeden Auftrag in Büchern aufgeführt, jeder Bestellung eine Nummer gegeben und die Negative und Fotos unter dieser Nummer mit Datum und Person notiert.

Und ein grosser Teil dieser Bilder steht in kleinen Kisten in einem Nebenraum des Geschäftsgebäudes an der Schwarzenburg.Da steht zum Beispiel «Motorrad mit Anhänger» und der Name des Besitzers. Bei etwas über 44 000 Aufträgen und entsprechenden Registernummern wird die 95-jährige Geschichte des Familienunternehmens in Schwarzenburg enden. Denn die beiden Zbindens geben auf, Peter Zbinden mit 73, Ruth Clalüna-Zbinden mit 66. Eine Nachfolge ist noch nicht in Sicht.

Die Geschwister übernahmen das Geschäft 1975 nach der Pensionierung ihres Vaters. Sohn Peter hat die Lehre als Fotograf im Familiengeschäft gemacht. Zbindens haben fast ein Jahrhundert Dorfgeschichte begleitet und dokumentiert. Die Zahl der Fotos, welche in dieser Zeit entstanden, schätzt Clalüna auf vier Millionen. Fotografiert haben Zbindens alles: Porträts, in Schulen, an Hochzeiten sowie für Werbung und Postkarten. Vater Robert war noch als offizieller Fotograf für Unfälle unterwegs. Die Fotos sind als historische Quellen deshalb wertvoll, weil der Inhalt in den alten Büchern so genau verzeichnet und einfach zu finden und zu erkennen ist. Deshalb interessiert sich das Berner Staatsarchiv für die Sammlung. Laut einer Studie der Universität Bern sei das Archiv einzigartig und eine «schweizweite Rarität», schreiben Zbindens nicht ohne Stolz auf ihrer Homepage. Das Archiv schreibe die Geschichte einer Ortschaft und deren Bewohner über einen längeren Zeitraum. «Wir müssen noch einiges sortieren, bevor wir es dem Staatsarchiv übergeben können», sagt Peter Zbinden.

«Der Zauber ist weg»

Vorbei an vielen Rahmen und in die Ecke gestellten Bildern gehen Zbindens ins Labor. Und die Nachfrage nach dem entwickelten Bild auf Fotopapier sei gross. Der Augenblick, wenn man sehe, ob es funktioniert hat. «Der magische Moment eines sich entwickelnden Bildes in der Dunkelkammer ist heute weg», bedauert Ruth Clalüna-Zbinden.

Heile Welt sei angesagt, wenn die Kundschaft zu ihnen komme. Auch früher musste alles perfekt sein. Die Familien, unter ihnen viele Bauern aus den Dörfern in der Umgebung, kamen in der Regel nach dem Kirchgang in Sonntagskleidern zum Fotografen, um sich ablichten zu lassen. Das sei heute nicht anders, betont Zbinden, auch heute, im Zeitalter der digitalen Bilderflut, wolle die Kundschaft professionelle Porträts, zum Beispiel von Familien, Paaren, Kindern. Das Geschäft laufe gut, obschon die Konkurrenz gross sei. «Die Leute mögen unseren Stil, die Einfachheit und unsere Kreativität.» Laut Clalüna stammen 70 Prozent der Kunden aus Deutschfreiburg.

Nicht alles weggeben

Zbindens schauen sich Hochzeitsbilderaus den 1950er Jahren an. An viele Ereignisse und auch einige der Fotos können sie sich noch gut erinnern. «Weisst du noch, das Kinodia hier, da macht ein Käser Werbung mit einer Fonduepfanne», sagt Zbinden. Etwa 50-jährig oder mehr sei das Bild. «Und guck, da haben wir Konfirmationen. Den kenne ich noch», sagt Zbinden und zeigt auf eine Fotografie. «Jesses Gott», entfährt es ihm verträumt. Und Clalüna sagt: «Wissen Sie, wir könnten hier im Archiv unsere ganze Zeit verbringen …»

Der Schenkungsvertrag mit dem Staatsarchiv liege vor, nun gehe es um die Aushandlung der Einzelheiten der Übergabe. Sie wollen sich Zeit nehmen, ihren Bestand zu sichten. «Spezielle Aufnahmen, zum Beispiel auch Akte und Kunstbilder, kommen im Moment ins private Archiv», sagt Clalüna. Die Bilder, Glasplatten, Negative und Dateien würden im Staatsarchiv eingelagert, katalogisiert und zum Teil digitalisiert.

Nachfolger gesucht

Peter Zbinden hofft, dass jemand Interesse am Traditionsgeschäft hat–er denkt zum Beispiel an einen frisch ausgebildeten Fotodesigner, wie der Beruf heute heisst. Allerdings wolle sich heute kaum mehr jemand eine solche Verpflichtung–ein eigenes Fotogeschäft mit Studio–aufbürden. «Sie wollen lieber einen guten Lohn und frei am Abend und am Wochenende.» Immer mehr Kunden wollen ausserhalb normaler Arbeitszeit fotografiert werden. Dies, weil ihnen unter dem Tag die Zeit dafür fehlt. Seine Schwester Ruth ist da hoffnungsvoller. Es gebe sie, junge Berufsleute mit guten Ideen und Engagement. «Die sind jedoch leider dünn gesät.»

Natürlich können sie es nicht lassen und werden weiterhin ihre Projekte umsetzen und auch Aufträge übernehmen. «Die Kamera lege ich nicht aus der Hand», sagt Clalüna und spricht auch für ihren Bruder. Denn von Beginn an hatten sie neben der kommerziellen Tätigkeit auch eine künstlerische, und viele Projekte blieben einfach liegen, weil die Zeit dazu gefehlt hat. «Nun gehen wir unseren eigenen Wünschen und Bedürfnissen nach», schliesst Zbinden.

Fein säuberlich notierten die Fotografen die Aufträge in Bücher.Tausende von Bildern aus vielen Jahren Dorfgeschichte kommen demnächst ins Berner Staatsarchiv.

Zur Geschichte

Drei Generationen fotografierter Geschichte

Die Geschichte der Schwarzenburger Fotografendynastie Zbinden begann im Jahr 1920, als Ruedi Zbinden das Geschäft mit den Bildern eröffnete. Sein jüngerer Bruder Robert Zbinden übernahm 1934 das Unternehmen und führte es bis ins Jahr 1975 weiter, also über 40 Jahre. 1947 liess er am heutigen Standort an der Thunerstrasse ein kombiniertes Wohn- und Geschäftsgebäude erbauen. Er übergab das Fachgeschäft an seine Kinder Ruth und Peter im Jahr 1974. Sie hatten beide vor der Übernahme im elterlichen Betrieb gearbeitet und sind Mitglied von ColourArtPhoto, einer internationalen Vereinigung von Porträt-Fotografen. Sie ziehen sich auf Ende 2015 aus dem Geschäftsleben zurück.fca

Meistgelesen

Mehr zum Thema