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Leistungsgesellschaft macht uns krank

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In regelmässigen Abständen titelt die Presse über Dopingfälle im Sport. Was vor Jahren noch zu einem Aufschrei führte, entlockt uns heute lediglich noch ein Déjà-vu-Gefühl. Leistungsfördernde Mittel werden seit Jahrzehnten nicht nur im Hochleistungssport geschluckt und gespritzt. Auch die Leistungsträger in Kunst und Kultur, Wirtschaft und Wissenschaft greifen immer häufiger und regelmässiger in den häuslichen Medizinschrank, um dem steigenden Erwartungsdruck zu entkommen.

Leistungsfördernde Mittel sind mittlerweile auch auf den Führungsetagen in der Wirtschaft an der Tagesordnung. Welche Blüten dieser Leistungskampf treibt, zeigt ebenfalls ein Blick in die Lernzimmer von Studenten. Diese Mittel sollen Studenten helfen, effektiver zu lernen, sich länger zu konzentrieren und Prüfungen ohne panische Angst im Nacken zu absolvieren. Eine kürzlich veröffentlichte Studie über Schweizer Studierenden dreier Deutschschweizer Universitäten hat gezeigt, dass knapp 14 Prozent der Studierenden bereits versucht ha- ben, ihre Gehirnleistung im Studium mit verschreibungspflichtigen Medikamenten oder anderen psychoaktiven Substanzen zu verbessern.

Am häufigsten wird das verschreibungspflichtige Medikament Ritalin als Hirndoping verwendet – ohne medizinische Notwendigkeit. Ritalin wird eigentlich Kindern verschrieben, die unter ADHS, der Aufmerksamkeitsdefizit- oder Hyperaktivitätsstörung leiden. Es soll sie ruhiger machen. Die Wirkung von Ritalin bei gesunden Menschen ist gegenteilig: Es soll aufputschen, wach und konzentriert machen. Ritalin gilt deshalb als das Hirndoping schlechthin. Eine Studie des Schweizerischen Instituts für Sucht- und Gesundheitsforschung in Zürich hat ergeben, dass ebenfalls zu Beruhigungsmitteln, Betablockern und Antidepressiva gegriffen wird. Auch Alkohol und Drogen werden verwendet. Speed, Kokain und Ecstasy sind ebenfalls ein Thema, allerdings nur vereinzelt.

Auch viele Arbeitnehmer nehmen inzwischen Pillen, die die Leistungsfähigkeit erhöhen und das Durchhaltevermögen steigern, die Stimmung heben, Ängste vertreiben und entspannen. Am stärksten betroffen sind laut der Studie nebst jungen Personen in der Ausbildung ebenfalls Arbeitnehmer im Sozial- und Gesundheitsbereich. Laut einer Studie des Seco im Jahr 2010 (siehe Kasten) fühlen sich ein Drittel der Schweizer Erwerbsbevölkerung bei der Arbeit gestresst.

Kein gravierendes Problem

Nach Einschätzung der Suva hat gemäss ihrer Umfrage (siehe Kasten) jedoch nur ein kleiner Teil der Schweizer Bevölkerung Erfahrungen mit Doping am Arbeits- oder Studienplatz. Bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen sowie bei Menschen, die sich in Ausbildung befinden, sei aber ein erhöhter Konsum von Doping zu beobachten.

«Aus heutiger Sicht bin ich der Meinung, dass Doping am Arbeitsplatz und in der Bildung in der Schweiz kein gravierendes Problem ist, das dringen- der Massnahmen bedarf», wird Michael Schaub, Direktor des Schweizer Instituts für Sucht- und Gesundheitsforschung, in der Mitteilung der Suva-Umfrage zitiert. Es handle sich jedoch um ein Phänomen, das in regelmässigen Abständen untersucht werden sollte, um ei- ne allfällige Zunahme zu identifizieren.

Gewinne, Gewinne …

In einer globalisierten Markt- und Leistungsgesellschaft, in der nur noch Sieger zählen und diese Ruhm und Reichtum für sich reklamieren können, gelten überall dieselben Gesetzmässigkeiten. Aus Sicht der Arbeitsmedizin wären der richtige Umgang mit Herausforderungen sowie die Reduktion von Stress am Arbeitsplatz und in der Bildung die richtigen Ansatzpunkte, damit gar nicht zu Medikamenten zur Leistungssteigerung gegriffen werden müsse, sagte Claudia Pletscher, Chefärztin Arbeitsmedizin bei der Suva, laut Mitteilung zu den Studienergebnissen.

Eine offensiv geführte und breit angelegte öffentliche Diskussion über das krankmachende Werte- und Wirtschaftsmodell generell wäre ein wichtiger Schritt in diese Richtung.

«Leistungsfördernde Mittel sind mittlerweile auch auf den Führungsetagen in der Wirtschaft an der Tagesordnung.»

 

Präsentismus: Trotz Stress mit Gesundheitsproblemen zur Arbeit

D ie vom Seco im Jahr 2010 in Auftrag gegebene Studie «Stress bei Schweizer Erwerbstätigen» hatte zum Ziel, die aktuelle Situation in Bezug auf Stress am Arbeitsplatz zu erfassen und Entwicklungen aufzuzeigen. Die Studie erfasste Risikofaktoren für Stress am Arbeitsplatz und Entlastungsfaktoren (Ressourcen) sowie Fragen über die Verbreitung des Gebrauchs von Substanzen (u. a. Medikamente und Alkohol), die entweder als Reaktion auf Belastungen bei der Arbeit oder mit der Absicht, die Arbeitsleistung über die normalen Grenzen zu steigern («Doping»), eingenommen werden. Die Studie basiert auf Daten aus einer telefonischen Befragung von Erwerbstätigen in der Schweiz. Es wurde eine für alle Landesteile, Altersgruppen, Geschlechter und Wirtschaftszweige repräsentative Stichprobe von 1006 Erwerbstätigen untersucht.

Die Studie zeigt auf, dass etwa ein Drittel der Schweizer Erwerbsbevölkerung sich im Jahr 2010 häufig oder sehr häufig bei der Arbeit gestresst gefühlt zu haben. Im Vergleich zum Jahr 2000 ist damit ein deutlicher Anstieg zu beobachten. Es scheint dies ein allgemeines Phänomen zu sein, denn es lassen sich keine spezifischen Berufe und Branchen herauskristallisieren, die im besonderen Mass betroffen sind. Es wurden auch keine generellen Geschlechterunter schiede bezüglich Stress gefunden. Jüngere Leute und Westschweizer scheinen jedoch überdurchschnittlich betroffen zu sein.

Folgende Ursachen hängen mit dem Stressempfinden zusammen: unklare Anweisungen, Zeitdruck, Arbeit in der Freizeit, überlange Arbeitstage, Anforderungen bei der Arbeit, Gefühle zeigen zu müssen, die mit den eigenen nicht übereinstimmen, sowie soziale Diskriminierung. Es gibt Zusammenhänge zwischen dem Stressempfinden und der Anzahl von Gesundheitsproblemen, aber nicht mit den Arbeitsabsenzen. Leute, die sich gestresst fühlen, gehen oft trotz Gesundheitsproblemen zur Arbeit. bm

Doping: Erhöhter Konsum bei Jugendlichen in Ausbildung

D ie Schweizerische Un fallversicherungsan stalt (Suva) hat mit Hilfe des Internet-Panels des Link-Instituts erstmals eine repräsentative Umfrage zu Doping am Arbeits- und Studienplatz durchgeführt. 10 171 Erwerbstätige und Menschen in Ausbildung im Alter von 15 bis 74 Jahren haben den Fragebogen vollständig ausgefüllt.

Vier Prozent der Umfrage-Teilnehmer haben mindestens einmal verschreibungspflichtige Medikamente oder Drogen zum Zweck der kognitiven Leistungssteigerung oder Stim mungsaufhellung genommen. Mit zwölf Prozent wurde am häufigsten das Medikament Ritalin zur Leistungs steigerung missbraucht, gefolgt von den verschreibungspflichtigen Medikamenten Cipralex, Temesta, Stilnox, Xanax, Seresta und Valium.

Sogenannte «Soft-Dopingsubstanzen» wie Koffein, Energy-Drinks sowie Vitamin- und Stärkungspräparate werden häufiger zur kognitiven Leistungssteigerung oder Stimmungsaufhellung im Arbeits- beziehungsweise Bildungskon text verwendet, so die Suva. Total haben rund zwei Drittel der Befragten von mindestens einer Einnahme von «Soft-Dopingsubstanzen» berichtet. Dies zur kognitiven Leistungssteigerung, der Reduktion von Nervosität, Stimmungsaufhellung oder der Entspannung nach der Arbeit oder der Ausbildung. bm

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