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Massgeschneiderte Stellen für Behinderte

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Rund 1000 Personen im Kanton Freiburg gehen täglich einer geregelten Tätigkeit in einer geschützten Werkstätte nach. «Aber nicht alle von ihnen fühlen sich in einer geschützten Werkstätte wohl», sagt Maryse Aebischer, Vorsteherin des kantonalen Sozialvorsorgeamtes. Viele hätten das Potenzial, um sich unter Nichtbehinderten weiterzuentwickeln.

Für solche Fälle setzt der Kanton Freiburg jetzt das Pilotprojekt InsertH um, welches die beteiligten Stellen gestern an einer Medienkonferenz vorgestellt haben. InsertH richtet sich an behinderte Personen mit einer vollen IV-Rente. Ihnen soll die Möglichkeit geboten werden, trotz Behinderung Zugang zum normalen Arbeitsmarkt zu erhalten.

«Die Idee hinter dem Projekt ist, die Ressourcen einer behinderten Person mit dem Pflichtenheft an einem Arbeitsplatz in Übereinstimmung zu bringen», erklärte Nicolas Robert, Direktor von Pro Infirmis Freiburg.

Zustupf zur IV-Rente

Die Evaluation des Potenzials geschieht bei der Pro Infirmis, das Pflichtenheft muss der interessierte Arbeitgeber erstellen. Es handelt sich dabei um Tätigkeiten, welche auch ohne die behinderte Person erfüllt werden könnten. Das heisst, dass ein Unternehmen, welches bei InsertH mitmacht, auch ohne die Person normal funktionieren kann. So kann ein Arbeitgeber von einer Person, die rasch ermüdet, nicht verlangen, dass sie pro Tag acht Stunden arbeitet.

Eine behinderte Person erhält im Rahmen von InsertH weiterhin ihre volle IV-Rente. Darüber hinaus gibt es eine Entschädigung von drei bis fünf Franken pro Stunde durch den Arbeitgeber. «Es ist die gleiche Finanzierung wie bei einer geschützten Werkstätte», so Nicolas Robert.

Gemäss Maryse Aebischer soll InsertH auch Teil der kantonalen Behindertenpolitik werden. Diese ist vor einem Jahr vorgestellt worden und danach in Vernehmlassung gegangen. Die Gesetzesprojekte, Massnahmen und Leitlinien sollen Ende Sommer dem Staatsrat vorgelegt und im Herbst dem Grossen Rat zur Genehmigung unterbreitet werden, so Aebischer.

InsertH ist darin als Integrationsmassnahme für behinderte Personen vorgesehen. Gemäss Aebischer soll ein Fonds entstehen, welcher einerseits die Koordination zwischen behinderten Personen und Arbeitgebern sicherstellt, andererseits Unternehmen, die mitmachen, für den Zusatzaufwand entschädigt. Wie ein solcher Fonds finanziert würde, ist gemäss Maryse Aebischer noch offen. «Wir zählen auf die Solidarität unter Arbeitgebern», sagt sie. InsertH soll als Massnahme für die Periode 2016 bis 2020 aufgenommen werden. Ziel wäre es, fünf bis zehn Personen pro Jahr so in die Arbeitswelt zu integrieren, so Aebischer.

Im Kanton Freiburg sind bisher sechs behinderte Personen für das Pilotprojekt, das auch in der Waadt anläuft, geprüft worden. Vier von ihnen sind heute angestellt. Nebst zwei Beschäftigungen in Cafeterias und einer auf einem Bauernhof beschäftigt derzeit auch das kantonale Handelsregisteramt einen jungen Mann (siehe Kasten).

 Gemäss Christophe Aegerter, Generalsekretär der Volkswirtschaftsdirektion, habe die Vorsteherin des Handelsregisteramtes diese Anstellung vorgeschlagen, und die Direktion zeige sich sehr interessiert am Erfolg des Projekts. «Ich kann eine Beteiligung anderen Firmen nur empfehlen. Es wird interessant sein, zu sehen, wo das Konzept überall anwendbar ist.» Unter den privaten Unternehmen im Kanton habe etwa die Coop-Filiale in Romont mehrere behinderte Personen in ihren Arbeitsbetrieb integriert.

Nicolas Robert sagt, dass das Recht auf Arbeit hinter der Idee steckt. Nicht in jedem Fall sei eine Tätigkeit in einem regulären Betrieb die richtige Lösung. Er kann sich aber vorstellen, dass sich in dieser Umgebung das Potenzial einer behinderten Person entwickelt und später der Invaliditätsgrad reduziert wird. Deshalb gehören regelmässige Evaluationen der betroffenen Personen zum Konzept von InsertH.

«Nicht alle behinderten Personen fühlen sich in einer geschützten Werkstätte wohl.»

Maryse Aebischer

Vorsteherin Sozialvorsorgeamt

Fallbeispiel: Statt einen Beruf zu erlernen, hat er wieder laufen und lesen gelernt

E r war ein grosses Talent im Fussball, und er träumte von einer Lehrstelle als Logistiker. Als der damals 15-jährige Samuel Costa vor fast fünf Jahren gerade seine Wohnung verliess, brach er plötzlich zusammen und fiel ins Koma. Aufgrund einer vorher nicht erkannten Missbildung im Kleinhirn erlitt der Junge einen Hirnschlag. Sein Vater fand Samuel Costa schnell genug, dass er überlebte, doch er musste wieder neu lernen, zu laufen und zu schreiben. Über zwei Jahre musste der Jugendliche nach Genf zur Rehabilitation, dazu war er oft zu Hause und hatte wenig zu tun.

Die Invalidenversicherung stellte Costa einen Behinderungsgrad von 100 Prozent aus. Erst vor anderthalb Jahren nahm er in der Region Freiburg wieder eine geregelte Tätigkeit auf. Er begann in einer geschützten Werkstätte in Marly zu arbeiten, fast gleichzeitig eröffnete sich ihm aber auch die Möglichkeit, im Rahmen des Pilotprojekts InsertH beim kantonalen Handelsregister eine auf ihn angepasste Tätigkeit auszuüben. Auf sozialen Medien ist in einem Filmclip zu sehen, wie Costa Dokumente einscannt, die dann zu den entsprechenden Adressaten geschickt werden. Dazu gibt er zahlreiche Daten des Amts in einen Computer ein. Eine Arbeit, die nicht zu anstrengend ist, dennoch aber viel Konzentration von Costa erfordert.

«Deprimiert sein bringt nichts», sagt er. So hat er selber nach einer ersten Phase angefragt, den Arbeitseinsatz beim Handelsregisteramt zu erhöhen. Diese Arbeit gibt ihm wieder Perspektiven: Er träumt davon, in Zukunft einmal voll zu arbeiten. Und sein Nachmittagspensum in der geschützten Werkstätte? «Das ist nicht wirklich meine Welt», sagt er. uh

 

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