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Murten: Wo die Expo mitten im Dorf stattfand

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Die sechste Schweizer Landesausstellung war eine Premiere. Erstmals fand sie nicht an einem, sondern an gleich fünf Orten statt. Murten war der bisher kleinste Standort einer Schweizer Landesausstellung.

Der Expo.02-Standort Murten war anders, im positiven Sinne speziell, sagt der frühere Arteplage-Direktor Hans Flückiger. Während die Arteplages von Neuenburg, Biel und Yverdon wie bei einer Messe in sich abgeschlossene Ausstellungsgelände waren, verteilte sich die Ausstellung in Murten über den Ort selbst und Teile von Muntelier und Meyriez. «Viele Menschen kamen nach Murten, um das Stedtli zu besuchen. Sie stolperten dabei gewissermassen über die Arteplage», sagt der Architekt Flückiger heute. Die Pavillons, Attraktionen und Bühnen waren über die ganze Gegend verstreut. Man schlenderte durch die Expo, man eilte nicht von einem Messestand zum anderen. 

Der Monolith im Bau, Oktober 2001. Im Hintergrund die Pantschau.
Keystone/a

An den anderen Standorten seien die Pavillons und ihre Inhalte separat geplant und in ein Konzept eingepflanzt worden, von dem man nur eine allgemeine Vorstellung gehabt habe. «In Murten dagegen haben Architekt Jean Nouvel und sein Team die Arteplage als eine Einheit, als ein Ganzes gezeichnet, mitsamt den Ausstellungspavillons.» Den Reiz hat eben gerade die Vermischung ausgemacht, das Verschachtelte.

Januar 2002: Der Monolith prägt die Sicht auf Murten und den Murtensee.
Charles Ellena/a

Die modernen Bauten wurden Teil der spätmittelalterlichen Altstadt. Die Gemeinde war damals 5000 Einwohner klein, lebte vor allem von ihrer bisherigen Reputation: einer herzigen historischen Altstadt in einem idyllischen Rahmen. Wer durch die Arteplage schlenderte, war gleichzeitig Teil des Lebensalltags der Murtnerinnen und Murtner. 

Augenblick und Ewigkeit, Vergänglichkeit und Kontinuität – diese Ideen prägten die Arteplage Murten. 
Alain Wicht/a

Neues Konzept als Chance

Lange war für den Expo-Standort Murten eine grosse künstliche Insel auf dem See vorgesehen gewesen, angebunden am Boden, überdacht mit einem Regenschutz, mit Pavillons darauf. Da das zu teuer gewesen wäre und an Land kein Areal zur Verfügung stand, das gross genug gewesen wäre, wurde die Murtner Ausstellung kurzerhand ins Stadtzentrum gestellt. «Und das war unsere Chance», sagt die damalige Stadtpräsidentin Christiane Feldmann im Rückblick. «Die Leute mussten automatisch in unsere schöne Altstadt kommen, wenn sie die Expo besuchten.» Und danach seien sie auch ohne Expo immer wieder in die Region gereist, für Ausflüge oder an den Slow-up, einem Spin-off der Expo.

Besonders beliebt waren die künstlerischen Darbietungen auf den insgesamt fünf Arteplages. Sie machten die Landesausstellung im Dreiseenland für die ganze Schweizer Bevölkerung zugänglich. 
Alain Wicht/a

Acht Jahre Kampf und Bangen

In Murten war das Expo-Fieber schon früh ausgebrochen. 1994 bat Feldmanns Vorgängerin als Stadtpräsidentin, Ursula Lerf-Roggen, den Grossen Rat um Unterstützung dabei, die Arteplage einer zukünftigen Landesausstellung in den Kanton Freiburg und nach Murten zu holen. Die Idee führte in Murten zu einem Ruck durch Politik, Wirtschaft, Vereine und Bevölkerung. Denn wenn schon Landesausstellung im Dreiseenland sein sollte, so Feldmann, war es dem Gemeinderat klar, dass Murten Teil davon sein musste.

Die Gemeinde musste sich auch an den Kosten beteiligen. Die Verantwortlichen hatten viel Arbeit ins Projekt gesteckt und mussten wegen der Geburtswehen der Expo lange bangen, so Feldmann: «Grosse Teile der Schweizer Bevölkerung und auch der Region haben die Expo ja nicht wirklich unterstützt. Sie äusserten Kritik und Bedenken.» 

Die folgenden Jahre waren für Murten wie auch für die ganze Expo-Community eine bewegte und schmerzliche Zeit. Nach vielen Stürmen, Fehlleistungen und Führungsfehlern – und nach der Ankunft von Architekt Jean Nouvel als künstlerischer Leiter in Murten – wurde die Arteplage dennoch in wenigen Monaten aufgebaut. Feldmann erinnert sich gerne an das Expo-Dossier zurück: «Es war eine schöne Aufgabe.» 

1997: Stadtpräsidentin Christiane Feldmann (l.) und Gemeinderat Theo Studer unterzeichnen den Expo-Vertrag mit der damaligen Expo-Direktorin Jacqueline Fendt.
Vincent Murith/a
Christiane Feldmann ist heute noch Präsidentin der Stiftung Murtner Schlachtpanorama.
Corinne Aeberhard/a

Was vom Jahrhundertsommer übrig blieb

An keinem Ort waren sowohl der Reiz als auch der Frust über die konzeptionell verordnete Vergänglichkeit des Mottos «Augenblick und Ewigkeit» so deutlich wie in Murten. Ausser einer Cabane in Muntelier aus dem Projekt «Un ange qui passe» ist von der Arteplage nichts geblieben.

Gut investiert war das Geld jedoch in die Modernisierung der Infrastruktur: in den neuen Bahnhof, das umgebaute Gärtnerhaus im Beaulieu, das nun als Kulturstätte genutzt wird, den sanierten Hafen, die aufgefrischte Pantschau und in das professionell aufgepäppelte Museum, neben dem das IKRK-Projekt «Garten der Gewalt» gestanden war.

Der Rostkubus im See

Und da war ja auch noch der Monolith. Er prägte Murten buchstäblich sowohl für den Augenblick als auch für die Ewigkeit. Das Wahrzeichen hatte Murten in die 1. Liga der Schweizer Tourismusorte katapultiert und blieb in kollektiver Erinnerung. Es musste demontiert werden. Dennoch redet heute noch die halbe Schweiz davon.

Für Hans Flückiger, den früheren Direktor der Arteplage Murten (hier kurz vor der Eröffnung vor dem Schlachtpanorama im Monolith) war die Expo eine besondere Erfahrung.
Charly Rappo/a
Der heute 72-jährige Ex-Arteplage-Direktor Hans Flückiger anlässlich der 20-Jahr-Feier der Expo.02 in Biel Mitte Mai.
Fahrettin Calislar

Schöne Erinnerungen

Im Rückblick, sagt Alt-Stadtpräsidentin Feldmann, bleibe ihr vor allem die hervorragende Stimmung in Erinnerung, die während der Expo in Murten herrschte. «Es ging eine Welle der Freude durch unsere Bevölkerung. Sie war zufrieden, sie hat es genossen. Es war ein schöner Sommer.» Die Skepsis vor und zu Beginn des Anlasses habe sich als weitgehend unbegründet erwiesen.

Flückiger hatte vor der Expo ein eigenes Architekturbüro geführt, war danach für zwei Jahre Kantonsplaner in Freiburg und ist heute wieder als Architekt tätig. Die Expo sei ein Highlight seiner Karriere gewesen, sagt er, eine grosse Herausforderung. «So etwas macht man nur einmal pro Generation. Ich habe das Engagement keine Minute bereut.»

Geschichte

Der Kanton, die Gemeinden und die Expo

Erstmals debattierte der Grosse Rat die Beteiligung des Kantons Freiburg und des Standorts Murten im April 1994. Ende 1994 beschloss er einen Studienkredit von 500’000 Franken. 1996 sprach er eine erste Tranche von 5,56 Millionen Franken für die Expo, davon etwa die Hälfte für die Arteplage als solche, 500’000 Franken für den öffentlichen Verkehr sowie Mittel für Radwege und den Pavillon «Heimatfabrik». Ende 1997 schlossen Gemeinde und Expo-Direktion einen Vertrag. 1999 übernahm der Pariser Stararchitekt Jean Nouvel das Kommando auf der Brücke der Arteplage. Das Berner Architekturbüro Gauer Itten Messerli Maria stand Nouvel für die Umsetzung zur Seite. Im Frühling 2001 genehmigte der Grosse Rat nochmals 5,1 Mio. Franken, einen grossen Teil für Sicherheit, den Rest für den Freiburger Kantonstag, für regionale Projekte, unter anderem auf dem Mont Vully, sowie für ein grosses Schulaustauschprogramm. Die Gemeinden Murten, Merlach und Muntelier zahlten 2,8 Millionen Franken ein, vor allem für Verbesserungen der Infrastruktur und Betriebskosten. Die Loterie Romande trug weitere 1,15 Millionen Franken bei. Am 14. Mai 2002 wurde die Expo eröffnet. Am 18. Mai 2002 feierte Freiburg seinen Kantonstag mit Vorführungen, Konzerten, Ansprachen und einer Tanzeinlage von Bundesrat Joseph Deiss. fca

Serie

Die Expo.02 in Murten

Vor 20 Jahren prägte die Expo.02 das Geschehen im Dreiseenland. In Murten, Biel, Neuenburg und Yverdon befanden sich vom 15.  Mai bis am 20. Oktober 2002 die «Arteplages» genannten Ausstellungsgelände. Das Interesse war gross. Über zehn Millionen Eintritte wurden gezählt. In einer losen Serie blicken die «Freiburger Nachrichten» zurück auf rund fünf Monate Landesausstellung in und um die Arteplage Murten. Denn auch zwei Jahrzehnte später sind die Spuren der Expo.02 sichtbar. jmw

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