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Pionierin der postdigitalen Kunst in der Kunsthalle Friart

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Die Kunsthalle Friart zeigt aktuell das Werk von Charlotte Johannesson. Es bewegt sich zwischen Webstuhl und Computertechnik. Die beeindruckende Arbeit der Avantgarde-Künstlerin wird in der Schweiz zum ersten Mal gezeigt. 

Auf dem Rundgang durch die Ausstellung «Save as art?» in der Freiburger Kunsthalle Friart nimmt bereits das erste «Bild» aus den 1970er-Jahren in gewisser Weise die spätere technologische Entwicklung vorweg. Zu sehen ist eine Menschengruppe, dargestellt aus Klötzchen. Abseits stehen drei Friedhofskreuze und eine Figur mit einem Ballon. Oder ist es doch eine Bombe?

Bei dem Bild «We are all equal» – wir sind alle gleich – von Charlotte Johannesson handelt es sich tatsächlich nicht um ein gemaltes Bild, sondern um einen Webteppich. Die Komposition erinnert an die Grafik der ersten Super-Mario-Videospiele – nur dass diese erst in den 1980er-Jahren auf den Markt kamen. Aber nicht nur die Bildsprache war für damalige Zeit visionär. Auch das Material sei bemerkenswert gewesen, erklärte Museumsdirektor Nicolas Brulhart am Dienstag vor den Medien. «Damals galt die Arbeit mit Textilien nämlich eher als Kunsthandwerk zu Dekorationszwecken und nicht als Kunst.»

Heute ist Charlotte Johannesson wieder zur Webarbeit zurückgekehrt. Das Digitale hat mit der Massentauglichkeit seinen Reiz verloren.
Bild Aldo Ellena

Auffällig ist auch die Mehrdeutigkeit von Johannessons Werken. «Sie erfordern immer eine zweite Lesart», sagt Brulhart. Alle Bilder reflektieren zudem die politische Zeit, in der sie entstanden sind. So bezieht sich das Werk «Street Life» aus dem Jahr 1976 auf die Zeit, als die Künstlerin regelmässig an Demonstrationen teilnahm. Die auf verschiedenen Bildern wiederkehrende schwedische Sozialversicherungsnummer ist als Kritik an den Staat zu verstehen, der den Menschen doch nicht eine Nummer verpassen kann. Das Bild «Frei die RAF» aus dem Jahr 1976 nimmt auf den Baader-Meinhof-Komplex Bezug. 

Textil gegen Computer eingetauscht

1978 tauschte Johannesson ihre Webarbeit «I’m No Angel» gegen eine frühe Version des PC ein. Zu einer Zeit, als dieser hauptsächlich für die Verarbeitung von Daten und Text konzipiert war, brachte sich Johannesson selbst das Programmieren bei, um Grafiken für den Bildschirm erstellen zu können. Viele dieser Bilder wurden dann auf Papier geplottet, um Ausdrucke davon zu produzieren, lange bevor herkömmliche Drucker in alltäglichem Gebrauch waren. Brulhart weiss:

Sie war von den Computern und den Parallelen zwischen dem Weben und dem Programmieren fasziniert.

Denn auch für ihre Teppichweberei musste die Künstlerin vorher exakte Skizzen erstellen, damit ihr beim Weben keine Fehler unterliefen. 

1981 gründete die Künstlerin mit ihrem Partner Sture Johannesson in Malmö das Digital Theatre. Als erstes staatlich finanziertes Labor für digitale Kunst in Skandinavien fungierte dieses als unabhängige Plattform für Recherche- und Kunstprojekte. Es wurde als eines der fortschrittlichsten Apple-Systeme seiner Zeit beschrieben und bestand aus sieben Computern, Druckern, Monitoren und Synthesizern. Entstanden sind nebst Weltkarten und Oasen unter anderem Bilder des Musikers David Bowie, des Künstlers Joseph Beuys und des afghanischen Politikers und Militärs Ahmad Massoud, die die neue virale Macht des Gesichts veranschaulichen. 

«Dieser Blick auf das digitale Bild, den man heute völlig normal findet, ist es, was mich zu dieser Ausstellung veranlasst hat», sagt Brulhart. «Mir ging es darum, die Computertechnologie sichtbar zu machen.»

Die heute 80-jährige Charlotte Johannesson ihrerseits ist wieder zurück zu ihren künstlerischen Ursprüngen gekehrt. Als die Computertechnologie sozusagen normal geworden sei, habe sie das Interesse daran verloren, erklärt Brulhart. Ihre jüngsten Webarbeiten sind ebenfalls im Friart zu sehen.

Zur Person

Die Aussenseiterin

Die 1943 geborene Charlotte Johannesson lebt und arbeitet in Skanör, Schweden. Ihr Werk erforscht die Verwandtschaften zwischen der handwerklichen Technik des Webstuhls und der Technologie der Computerprogrammierung. Nach ihrer Ausbildung zur Weberin entwickelte sie ihre künstlerische Textilpraxis in den 1970er-Jahren im Zentrum der Counterculture-Bewegung in Malmö. 1981 gründete sie zusammen mit ihrem Partner Sture Johannesson das Digital Theatre. Die Ausstellung im Friart markiert die Wiederentdeckung der autodidaktischen Künstlerin, deren Karriere sich hauptsächlich am Rande des offiziellen Kunstbetriebs abspielte. rsa

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