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Reportage einer Hoftötung: Schuss, Stich und Tod

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Anja Tschannen aus Villaret hat sich dazu entschieden, ihre Tiere auf dem Hof zu töten. Damit möchte sie ihnen den Tod so stressfrei wie möglich gestalten und ihnen Respekt entgegenbringen. Doch nicht immer läuft es wie geplant. Die FN haben Tschannen auf ihrem Hof besucht und sie bei einer Hoftötung begleitet.

Ihr Kopf geht durch die Metallstäbe. Lillyfee beginnt aus dem gelben Eimer zu fressen. Sie senkt ihren Kopf und das Fangmodul fixiert sie. Sie sitzt in der Falle. Sie kann nicht mehr raus. Doch das kümmert sie nicht. Gemütlich frisst sie weiter. Kaut ihr Futter. Sabber tropft ihr aus den Mundwinkeln.

Anja Tschannen streichelt ihr mit der rechten Hand über den Kopf, während sie mit der anderen den Eimer noch hält. Ihre Finger fahren durch Lillyfees dunkelbraunes, dichtes Fell. Ein Moment der Stille. Tschannen atmet durch. Sie gibt das Signal und tritt zurück.

Der Schlachter tritt heran. Zwischen den Zähnen hat er eine Ersatzpatrone – für alle Fälle. Er nähert sich dem nichts ahnenden Tier, packt das Bolzenschussgerät mit beiden Händen und setzt es auf Lillyfees Stirn. Er drückt ab. Ein lauter Knall. Lillyfee sackt sofort zusammen und kracht mit ihren 450 Kilogramm auf die Metallplatte. Kein Zucken, kein Blinzeln, kein Ton. Sie ist nicht tot – aber bald.

Jetzt muss es schnell gehen. 60 Sekunden, die Uhr tickt. Hirschi drückt einen Knopf, und die Plattform, auf der Lillyfee immer noch regungslos liegt, wird in den Anhänger gezogen. Er schliesst die Tür. Laute Geräusche kommen aus dem Anhänger. Der Anhänger bewegt sich, als würde ihn jemand durchrütteln. Plötzlich ist es ruhig. Dann öffnet Hirschi die Tür. Es ist vorbei. Ein Hautfetzen hängt Lillyfee an der Brust herab. Leise rieselt das Blut am Gerüst herunter auf den geriffelten Metallboden.

Lillyfee ist tot. Ein Hautfetzen hängt herunter. 
Bild Aldo Ellena

«Das ist meine Philosophie»

Auf Anja Tschannens Betrieb haben 18 Tiere ein Zuhause. Für sie war es von Anfang klar, dass das Schlachten bei Nutztieren dazugehört. «Ich kann nicht Fleisch produzieren und das Töten der Tiere ausblenden.» Für die 33-Jährige unterliegt die Verantwortung der Tierhaltung ihr selbst, und sie möchte ihren Nutztieren nicht nur ein gutes Leben, sondern auch den bestmöglichen Tod bieten. «Sie werden als Nutztiere geboren, und das Sterben gehört zu ihrem Leben», sagt sie. Für sie sei es eine Frage des Respekts. «Ich liebe Tiere über alles, und ich habe auch Mitgefühl.»

Es sei eine individuelle Entscheidung, wie die Nutztiere getötet werden:

Für mich sind Hoftötungen der beste Weg. Das ist meine Philosophie.

Tschannens Tiere sind es nicht gewohnt, verladen und transportiert zu werden. Ihr Hof liegt gleich neben dem Land, auf dem die Tiere grasen. «Ich möchte für sie das Sterben so stressfrei und angenehm wie möglich gestalten, und deshalb habe ich mich für diese Methode entschieden», sagt sie.

Kritik aus den eigenen Reihen

Drei Rinder möchte sie an diesem Herbsttag schlachten. «Ich schlachte sie im Herbst, dann sind sie zwischen 18 und 20 Monate alt.» Das meiste Fleisch hat Tschannen bereits verkauft: an Private, aber auch an ein Restaurant. Wegen der Art und Weise, wie ihre Tiere getötet werden, ist das Fleisch bei ihr teurer als das der Konkurrenz. «Vielen ist es wichtig, zu wissen, woher das Fleisch kommt und wie das Tier gestorben ist.» Sie bekommt deswegen viele positive Rückmeldungen von ihrer Kundschaft. 

Kritik erhält sie von anderen Landwirten. Diese finden, Hoftötungen seien nicht für alle umsetzbar. Und sie seien zu teuer: «Nicht nur die Art der Tötung ist für den Landwirt teurer, sondern auch der Preis des Fleisches erhöht sich dadurch», sagt Tschannen.

Es wäre für mich auch einfacher, meine Tiere zum Schlachthof zu fahren. Nach dem Prinzip: aus den Augen, aus dem Sinn. Aber ich möchte dabei sein und Verantwortung übernehmen.

Sie möchte Nutztierhalterinnen und -halter, die einen anderen Weg einschlagen, jedoch nicht verurteilen: «Das funktioniert für mich. Ist aber nicht für jeden möglich.»

Emil kommt als Erstes

Es ist das zweite Mal, dass Anja Tschannen ihre Tiere auf diese Art und Weise schlachtet. Emil ist der Erste an diesem Herbstmorgen. Er ist ein Jahr und 283 Tage alt. Und es sollte sein letzter Tag sein.

Es ist 7 Uhr. Pechschwarz und kühl ist es draussen. Emil und die zwei anderen Rinder sind bereits gemütlich am Grasen auf der Wiese.

Am Morgen früh beginnt es. 
Bild Aldo Ellena

Ehrfurcht und Respekt

«Wir waren die Ersten im Kanton Freiburg, die 2021 die Bewilligung für Hoftötungen erhalten haben», sagt sie.

Beim ersten Mal sei sie sehr nervös gewesen. «Da war alles neu, und ich wusste auch nicht, wie das ablaufen wird.» Sie sei jedoch froh gewesen, dass sie sich für dieses System entschieden habe: «Alles ist nach Plan verlaufen, und meine Tiere konnten stressfrei gehen.» Dieses Jahr wisse sie, was auf sie zukommt.

Ich bin ruhiger, weil ich weiss, dass beim ersten Mal alles gut lief.

Trotzdem: Ehrfurcht und Respekt hat sie auch an diesem Morgen. Die drei Tiere, die geschlachtet werden sollen, konnten sich eine Woche lang an die Plattform und das Fanggitter gewöhnen. «Ich habe das System in ihren Alltag integriert, damit sie es kennenlernen und nicht nervös werden.»

Oder doch nicht?

Ein oranger Geländewagen mit einem weissen Anhänger fährt vor. Schlachter Andreas Hirschi steigt aus dem Fahrzeug; in grauen Gummistiefeln, grauen Hosen und einer dunkelgrauen Jacke mit roten Streifen an den Ärmeln grüsst er Tschannen. Eine vertraute Begrüssung.

Nun wird alles vorbereitet für die Hofschlachtung, der Anhänger an die richtige Stelle gefahren und abgestellt. Tschannen öffnet den Zugang und stellt das Futter bereit. «Emil ist gestern ausgerutscht auf der Plattform», sagt sie. Das verunsichere sie. Ausserdem sei er der Ranghöchste dieser Gruppe. «Er ist ziemlich stur, und deshalb könnte es nicht so einfach sein heute mit ihm.»

Anja Tschannen schaut sich gemeinsam mit Andreas Hirschi den Anhänger genauer an. 
Bild Aldo Ellena

Sie öffnet den Zaun und lässt ihn durch. Er läuft auf die Plattform zu. Mit den Vorderbeinen stellt er sich auf die Plattform, mit den Hinterbeinen bleibt er auf dem Boden – der Kopf reicht kaum bis zum Eimer. Er streckt seinen Hals vor, isst ein wenig aus dem gelben Eimer. Das wars.

Die Situation ist vertrackt. «Anja Tschannen wurde nervös, weil Emil nicht sofort auf die Plattform getreten ist», erklärt Hirschi. Das habe das Tier gespürt und darum nicht mehr mitgemacht. «Ich sehe das einem Tier an, ob es funktionieren wird oder nicht», sagt Hirschi, «bei Emil war es klar, dass er nicht will.» Tschannen solle durchatmen und es später nochmals versuchen, meint er. Emil brauche Zeit.

«Es ist das Richtige»

Lillyfee ist an der Reihe. Sie ist ein Jahr und 273 Tage alt. Und es ist ihr letzter Tag.

Bei ihr verläuft alles reibungslos. Sie sieht den Eimer, riecht das Futter, läuft auf die Plattform, das Fangmodul fixiert ihren Kopf und Tschannen gibt das Okay.

Hirschi geht bestimmt ran. Es ist nicht sein erstes Mal. In weniger als 60 Sekunden ist alles vorbei. Dann fährt Hirschi mit dem toten Vieh zum Metzger. Nachdem das Tier gestorben ist, wird es für Tschannen zum Produkt – zum Fleisch.

Die Seele ist nicht mehr da. Das sieht man in den Augen der Tiere.

Tschannen ist erleichtert und kann durchatmen. «Die Tage zuvor haben mich emotional gefordert, und ich habe mir tausend Gedanken gemacht.» Das gesamte Vorgehen habe sie hinterfragt. Das Töten beschäftigt sie nicht nur währenddessen, sondern auch vorher und nachher. «Ich frage mich immer, ob ich mein Bestmögliches gemacht habe.» Jetzt, nachdem das erste Rind getötet worden ist, fühlt sie sich bestätigt. «Es ist das Richtige. Das beruhigt mich.» Stressfrei, ruhig und in der gewohnten Umgebung sterben: «Ich glaube, ich könnte ihnen nichts Besseres bieten», sagt sie.

Unbemerkt gegrast

Während Lillyfee gefangen, getötet und abtransportiert wurde, haben ihre Kollegen in Ruhe gegrast. Nicht einmal für den lauten Bolzenschuss haben sie sich vom saftigen Gras abgewendet.

Die anderen grasen gemütlich weiter. 
Bild Aldo 

«Ich glaube nicht, dass sie wirklich realisieren, was jetzt gerade genau geschieht und dass Lillyfee gestorben ist. Aber ich glaube, die Tiere wissen, dass sie Nutztiere sind und dafür geboren wurden, irgendwann zu sterben. Das ist ihr Weg.»

Zweite Patrone benötigt

Als Nächstes ist Aristocow an der Reihe. Er ist ein Jahr und 295 Tage alt. Und es ist sein letzter Tag.

Das Gleiche nochmals von vorne. Hirschi desinfiziert das Bolzenschussgerät und stellt sich zur Seite. Auch Aristocow folgt dem Futtergeruch, steigt ohne zu zögern auf die Plattform und streckt seinen Kopf durch die Stäbe. Sein Kopf ist gesichert, und er kaut weiter an seinem Futter. Tschannen streichelt auch ihn ein letztes Mal und gibt ihr Okay.

Aristocow frisst gemütlich aus Tschannens Futtereimer.
Bild Aldo Ellena.

Hirschi kommt um die Ecke. Er setzt das Bolzenschussgerät an und drückt ab. Aristocow sackt zusammen. Doch etwas stimmt nicht. Er bewegt sich noch. Es hat nicht funktioniert. Hirschi reagiert schnell. Die Ersatzpatrone zwischen den Zähnen kommt zum Einsatz. Er lädt das Bolzenschussgerät nach, hält es an die Stirn und drückt ab. Ein lauter Knall. Aristocow ist betäubt. «Der Winkel hat zuerst nicht ganz gestimmt, weil er sehr viel Fell an dieser Stelle hat», erklärt Hirschi.

Und dieses Mal?

«Jetzt fehlt nur noch Emil», sagt Tschannen. Der zweite Versuch. Hirschi kehrt vom Metzger zurück, bringt den Anhänger wieder in Position und stellt alles bereit. Diesmal versteckt er sich weit weg. Emil soll sich nur auf Tschannen und das Futter konzentrieren, nicht abgelenkt werden.

Emils Hinterbeine bleiben auf dem Boden. Er streckt seinen Kopf zum Eimer, wie eine Giraffe. Sogar seine Zunge macht er lang, um ans Futter zu gelangen. Seine Hinterbeine bleiben am Boden, wie angeklebt. «Das kommt nicht häufig vor, aber es kann passieren», sagt Hirschi. Er schaltet den Generator ab, der dafür sorgt, dass die Plattform in den Anhänger gezogen werden kann. Keine Ablenkungen für Emil. Kein Lärm. Jetzt heisst es warten.

Tschannen stellt den Eimer hin und gesellt sich zu Hirschi. «Ich möchte, dass er heute, gemeinsam mit den anderen, geht», sagt sie. Sie ist ein wenig frustriert. Ein wenig ungeduldig. Emils Fleisch hat sie an ein Restaurant aus der Region verkauft. «Sie wissen, wie ich schlachte, und dass das theoretisch passieren kann. Es kann jedoch trotzdem sein, dass sie dann nicht mehr bei mir bestellen möchten, weil es ihnen zu unsicher ist», sagt Tschannen. Sie gibt die Schuld dem Vorfall am Vorabend. «Er ist jetzt so, weil er gestern ausgerutscht ist.» Er traue der ganzen Sache nicht mehr.

Eine halbe Stunde später hat sich Emil komplett von der Plattform entfernt und grast gemütlich auf der anderen Seite der Wiese weiter.

Emil möchte an diesem Tag nicht gehen. 
Bild Aldo Ellena

Termin verschoben

Es sei sinnlos, jetzt noch länger zu warten. Das wird nichts, meint Tschannen. Sie vereinbart mit Hirschi, dass sie es in einem Monat nochmals versuchen werden. Die Plattform darf sie zum Üben behalten. «Es ist schon ein bisschen mühsam, dass es jetzt nicht funktioniert hat und dass wir darauf warten müssen. Aber das ist das Risiko mit dieser Methode, und so sollte es auch sein. Emil muss alles von allein machen.»

Emil möchte einfach nicht. Lieber will er Streicheleinheiten.
Bild Aldo Ellena

Und jetzt, Emil?

Ende November ist es wieder so weit. Ein kühler und windiger Tag. Emil ist 38 Tage älter. Und es soll sein letzter Tag werden.

«Gestern war ich extrem nervös. Jetzt geht es mittlerweile», sagt Tschannen. Emil konnte in den vergangenen Tagen mit der Plattform üben. Damit er nicht wieder ausrutscht, hat Tschannen eine Matte hingelegt.

Emil hat sich jedoch verändert. «Er ist ein ganz spezielles Tier. Er merkt Dinge, die andere nicht merken», so Tschannen. Er war nach dem Schlachttermin depressiv, hat wenig gefressen und viel abgenommen. Emil ist das Leittier – intelligenter als die anderen.

Er hat gemerkt, dass etwas anders ist. Er hat seine Herde vermisst, und das hat ihn traurig gemacht. Er war allein.

Eine ganze Heukarre voller Futter hat Tschannen für ihn an diesem Tag bereitgestellt. Es gibt sogar Rüebli.

Hirschi versteckt sich im Stall, ausser Sichtweite für Emil. Nur Tschannen und er sind bei der Plattform. Die Vorderbeine sind bereits auf der Plattform. Die Hinterbeine nicht. Tschannen füttert ihn geduldig. Spricht zu ihm. Streichelt ihn. Sie gibt ihm Zeit. Nach einer Weile stellt sie den Eimer hinter das Gitter und lässt ihn allein. «Es hat die letzten zehn Tage jeden Tag funktioniert. Wir haben das so oft geübt. Und jetzt bockt er wieder. Er ist so stur», sagt sie. Hirschi schaut ihn an: «Er ist jedenfalls ruhiger als beim letzten Mal.»

Emil steigt nicht auf die Plattform. 
Bild Aldo Ellena

 «Ich hatte gestern grosse Erwartungen an ihn. Das hat er sehr wahrscheinlich gespürt», meint Tschannen. Während sie sich mit Hirschi unterhält und über ihre Sorgen spricht, ist Emil die Ruhe selbst. Mittlerweile nieselt es. Emil ist am Fressen, aber nicht da, wo er sollte. Tschannen versucht es noch einmal. Frische Rüeblis sollen es richten. Doch Emil interessiert es nicht.

Anja Tschannen und Andreas Hirschi warten auf Emil. 
Bild Aldo Ellena

Misserfolg eingestehen

«Ich glaube, das wird nichts. Wir lassen es sein», sagt Tschannen. Emil soll zunehmen. Er soll zurück in die Herde gehen, glücklich werden, und dann wird im Frühjahr geschaut. 

Das Ganze ist auch für mich neu. Manchmal muss man sich eingestehen, dass es nicht so funktioniert, wie man es gerne hätte.

Das gehöre dazu.

Es ist keine leichte Entscheidung für Tschannen. «Ich möchte meine Kunden auch nicht enttäuschen oder sie gar verlieren. Aber ich muss als Erstes auf das Wohl und die Gesundheit meiner Tiere achten», sagt Tschannen und ruft gleich den Metzger an, um den Termin abzusagen.

Mittlerweile regnet es stark. Der Boden ist matschig, Emil durchnässt. Hirschi und Tschannen räumen alles auf und verabschieden sich voneinander.

Anja Tschannen setzt das Wohl ihrer Tiere an erster Stelle. 
Bild Aldo Ellena

Erst mal nicht

Im Frühjahr meldet sich Tschannen nochmals. Emil gehe es gut, er nehme zu und sei wieder das lebensfrohe Tier, das er früher war. Seinen Schlachttermin hat Tschannen jedoch verschoben. Sie möchte es im Frühherbst nochmals versuchen. «Diesmal machen wir es ohne Anhänger direkt auf der Weide. Vielleicht haben ihn das Fahrzeug und das Motorengeräusch gestört», sagt Tschannen. Ob es dann klappt?

Definition

Zwei Betriebe im Kanton Freiburg töten ihre Tiere auf dem eigenen Hof

In der Schweiz sind zwei Verfahren der Tötung von Tieren zur Fleischgewinnung auf einem landwirtschaftlichen Betrieb erlaubt. Es sind die Hof- und die Weidetötung. Seit dem 1. Juli 2020 sind beide gesetzlich verankert. Dafür brauchen die Landwirte und Landwirtinnen eine Bewilligung vom kantonalen Veterinäramt.

Zwei Verfahren möglich

Die beiden Verfahren unterscheiden sich durch die Art und die Orte der Betäubung und der Entblutung. Bei der Hoftötung wird das Tier bei seinem Fressplatz, im Stall oder auf der Weide, mittels Bolzenschuss betäubt und danach mit einem Hals- oder Bruststich entblutet. Dieses Verfahren ist für sämtliches Schlachtvieh – wie Rinder, Schafe, Ziegen und Schweine – zulässig. Die Zeit zwischen der Betäubung und der Entblutung darf maximal 60 Sekunden betragen. Das Tier wird dabei an einem Hinterbein hochgezogen und entblutet hängend. Als Variante der Hoftötung gibt es die Tötung des Tiers in einer mobilen Schlachteinheit, wo das Tier liegend im Anhänger entblutet. Bei der Weidetötung wird das Tier auf der Weide mittels Jagdgewehr aus der Distanz geschossen. Die Weidetötung ist für Rinder ab vier Monaten und Gehegewild zulässig. Hier beträgt die Zeit vom Schuss bis hin zur Entblutung 90 Sekunden. Bei beiden Verfahren dürfen nicht mehr als 45 Minuten ab Betäuben und Entbluten bis zum Ausweiden in der Metzgerei vergehen.

Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL)

Weniger Stress für die Tiere

Laut dem Forschungsinstitut für biologischen Landbau gehe es bei Hof- und Weidetötungen vor allem darum, den Tieren den stressvollen Transport zum Schlachthof, das Warten und die Trennung von der Herde zu ersparen. Eine vom Institut durchgeführte Studie zeigt, dass Tiere, die auf dem Hof getötet wurden, weniger Stresshormone im Körper hatten als Tiere, die auf einem Schlachthof getötet wurden. Auch seien sie vor der Betäubung ruhiger gewesen. Stress wirke sich zudem negativ auf die Qualität des Fleisches aus.

Zwei Betriebe

Der Kanton Freiburg erteilte im Jahr 2021 zum ersten Mal Bewilligungen für eine Hoftötung. Insgesamt hätten bisher drei Betriebe eine solche Genehmigung erhalten. «Dieses Jahr verfügen zwei Freiburger Betriebe über eine Bewilligung», schreibt Doline Abercrombie, Kommunikationsverantwortliche beim Amt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen.

Um eine Bewilligung zu erhalten, müssen die Betriebe ein Antragsformular einsenden. Dazu gehört, dass der Betrieb maximal 20 Minuten vom Schlachthof entfernt liegen darf, und dass er eine schriftliche Zustimmung des Schlachthofs zur Annahme von Tieren hat, die auf dem Hof oder der Weide geschlachtet wurden. Ausserdem muss die Betäubung von einer sachkundigen Person durchgeführt werden und eine Beschreibung der Prozesse muss vorgelegt werden. «Wenn alle administrativen Anforderungen erfüllt sind, erhält der Landwirt eine vorläufige Genehmigung. Wenn keine gravierenden Mängel festgestellt werden, erhält der Betreiber die Jahresgenehmigung.»

In der Schweiz sei die Anzahl der auf einem Hof oder einer Weide getöteten Tiere gering. «Schweizweit sind bisher etwas mehr als 100 Betriebe für die Hoftötung bewilligt. Sie schlachten insgesamt wenige Hundert Tiere pro Jahr. Für die Weidetötung haben weniger als zehn Betriebe eine Bewilligung», schreibt Sarah Camenisch, Mediensprecherin beim Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen. km

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