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Sexarbeiterinnen konnten zum Teil ihren Lebensunterhalt nicht mehr bestreiten

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Aufgrund der Gesundheitskrise war auch die Kontroll- und Präventionstätigkeit im Bereich der Prostitution eingeschränkt.
Aldo Ellena/a

Bei Sexarbeiterinnen im Kanton hat die Gesundheitskrise den wirtschaftlichen Druck deutlich verstärkt. Einige suchten oder vollzogen den Ausstieg, andere arbeiteten trotz Verbot weiter.

Das Gesetz über die Ausübung der Prostitution sieht vor, dass eine beratende Kommission regelmässig Berichte über aktuelle Themen der Sexarbeit auf Kantonsgebiet verfasst. Nun hat diese Kommission unter dem Vorsitz von Sicherheits- und Justizdirektor Maurice Ropraz (FDP) den Bericht 2020 präsentiert, der sich hauptsächlich mit den Auswirkungen von Covid-19 auf das Sexgewerbe befasst.

«Es war ein Jahr, in dem die Corona-Pandemie die Prostitutionstätigkeit stark erschwert hat», kommt der Bericht zum Schluss. Konkret gab es zwei Phasen, in denen die Prostitution gänzlich verboten war: von März bis Juni durch den Bund und von November bis Dezember durch den Staatsrat. Zudem gab es Phasen, in denen die Ausübung der Prostitution auf die Zeit von 6 bis 19 Uhr beschränkt war. 

Diese Beschränkungen hatten erhebliche Auswirkungen auf die wirtschaftliche Situation der Salonbetreiberinnen und -betreiber sowie der Prostituierten, heisst es im Bericht: «Die Prostitutionsverbote setzten die Sexarbeiterinnen und Sexarbeiter finanziell stark unter Druck. Viele von ihnen konnten ihren eigenen Lebensunterhalt und denjenigen ihrer im Ausland lebenden Familien nicht mehr bestreiten.»

Ausstiege aus dem Milieu

Dies hatte unterschiedliche Auswirkungen auf die Betroffenen. Wie die Kommission erfuhr, erkundigten sich angesichts der Ungewissheit deutlich mehr Sexarbeiterinnen nach Möglichkeiten für den Wechsel in ein anderes Tätigkeitsgebiet. Nach Auskunft bei der Anlaufstelle des Programms Grisélidis waren diese Versuche aber nicht wirklich erfolgreich. Grisélidis habe versucht, mit Französischkursen diese Anstrengungen zu unterstützen. Einige der Frauen hätten ihre Tätigkeit ganz aufgegeben, oft über eine Rückkehr in ihre Heimatländer.

Andere Prostituierte haben ihre Tätigkeit trotz des Verbots weitergeführt. Manche Betroffene sei von ihren Kunden unter Druck gesetzt worden, damit sie trotz der Verbotsmassnahmen bezahlte Leistungen in Anspruch nehmen konnten. «Die Angst vor einer Busse oder vor einer Ansteckung stellte für sie häufig eine zusätzliche Sorge dar», heisst es im Bericht.

Zumindest diese Ängste haben sich aber nur in wenigen Fällen bestätigt. Insgesamt haben sich beim Programm Grisélidis drei Sexarbeiterinnen gemeldet, welche sich mit dem Virus angesteckt hatten. Diese Ansteckungsquote ist gemäss dem Bericht nicht höher als die in der gesamten Bevölkerung und auch im nationalen Vergleich. Wie die Polizei auf Anfrage mitteilt, sei das Verbot in der ersten Phase gut eingehalten worden. Zwischen Mitte November und Mitte Dezember wurden dann acht Frauen verzeigt, weil sie trotz Verbot arbeiteten. Fünf von ihnen boten ihre Dienste in Privatwohnungen, Airbnb und Hotels an, drei in einem Salon.

70‘000 Franken Hilfsgelder

Die unterschiedliche Praxis von Prostitutionsverboten in den verschiedenen Kantonen führte zu einer Verlagerung der Tätigkeit von einem Kanton zum anderen, stellte die Kommission fest. In Zeiten, in denen die Prostitution in Freiburg verboten war, boten manche Sexarbeiterinnen ihre Dienste in anderen Kantonen an, wo es keine Verbote gab, insbesondere Bern und Waadt. Umgekehrt kamen viele Sexarbeiterinnen hauptsächlich aus Genf und der Deutschschweiz für ihre Arbeit in den Kanton Freiburg, als ihre Tätigkeit in diesen Kantonen verboten war. 

In dieser schwierigen Zeit konnten die Sexarbeiterinnen und Sexarbeiter auch auf Hilfe zählen. So verteilte Grisélidis Covid-Hilfsgelder in der Höhe von 70‘000 Franken. Das Programm profitierte dabei von der finanziellen Unterstützung durch Stiftungen, Privatspenden, Gemeinden, Pfarreien und religiöse Gemeinschaften. Aktiv haben auch Freiburger Organisationen wie das Rote Kreuz, Caritas, Fri-Santé, Cartons du Coeur oder das Kollektiv Frauenstreik Grisélidis unterstützt (siehe auch Kasten).

Mehr transsexuelle Personen

Pandemiebedingt ist die Kontroll- und Präventionstätigkeit der in der Kommission vertretenen Akteure 2020 zurückgegangen. So führte die Kantonspolizei 199 Besuche in Wohnungen und Prostitutionssalons und 404 Kontrollen bei Sexarbeiterinnen durch. 2019 waren es mit 319 beziehungsweise 719 Kontrollen deutlich mehr gewesen. 25 Anzeigen gab es wegen Verstössen gegen das Ausländer- und Integrationsgesetz.

Wie die beratende Kommission im Bericht schreibt, werde sie 2021 die Situation im Sexgewerbe im Zusammenhang mit der Pandemie weiter im Auge behalten. Es sei derzeit festzustellen, dass Sexarbeiterinnen, die sich zuvor nicht bei Behörden gemeldet hatten, beispielsweise Escort-Dienstleisterinnen, nun öfters Grisélidis kontaktieren. Zudem sei bei den Aufenthaltsgesuchen eine Zunahme von transsexuellen Personen zu beobachten.

Zahlen und Fakten

Mehr Sprechstunden, weniger Besuche vor Ort

Das vom Verein Fri-Santé getragene Programm Grisélidis musste sich 2020 ebenfalls an die Gesundheitslage anpassen. Die zweistündigen Sozialsprechstunden für Sexarbeiterinnen in den Räumlichkeiten von Fri-Santé waren allgemein gut besucht. Dabei drehten sich die Gespräche oft um Nothilfe, Rückkehrhilfe, Notunterbringung, Dossiers für die Sozialhilfe und um Erwerbsersatz-Anträge. 2020 gab es 1434 solche Besuche, 2019 waren es 863 Besuche gewesen. Umgekehrt musste Grisélidis die Präsenz an Prostitutionsorten wie der Alten Brunnengasse oder in den Salons einschränken. Die Besuche gingen gegenüber dem Vorjahr auf je rund ein Drittel zurück. Bei diesen Besuchen lag ein Schwerpunkt bei der Information über Covid-Vorschriften. uh

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