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Unabhängig im Geist, wie ihre Vorbilder

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«Es heisst immer, es brauche mehr Frauen in der Politik. Sie bringen eine neue Sichtweise in die Debatten. Ich bin die Erste, die diese Position unterstützt. Deshalb darf man auch nicht Nein sagen, wenn sich die Gelegenheit bietet.»

Für Sylvie Bonvin-Sansonnens bot sich diese Gelegenheit am vergangenen 9. November, als die grüne Staatsrätin Marie Garnier ihren Rücktritt aus der Regierung bekannt gab. «Es war ein stressiger Tag», erinnert sich Bonvin. Garnier habe sie am Morgen über den Schritt informiert, und auf den Abend hatte der erweiterte Vorstand der Grünen eine Sitzung terminiert, bei der es eigentlich um eine Standortbestimmung für die kommenden nationalen Wahlen gehen sollte.

«Ich sehe mich in der Rolle»

Sylvie Bonvin hatte sich bereits mit dem Gedanken befasst, 2019 als Nationalratskandidatin anzutreten. Unverhofft wurde dann aber die Nachfolge von Garnier zum dominierenden Thema dieser Sitzung. «Ich fragte mich, ob ich mich als Staatsrätin vorstellen könnte. Ungeachtet der Schwierigkeiten von Marie Garnier kam ich zum Schluss, dass ich mich durchaus in dieser Rolle sehe», sagt die Grossrätin aus dem Broyebezirk. Als sich dann der ebenfalls Interesse zeigende Gerhard Andrey zurückzog, war der Weg für Sylvie Bonvin frei.

Viele Frauen hätten nicht den Mut und würden an ihren Kompetenzen zweifeln, so die 46-Jährige. Nicht aber sie: «Ich entspreche dem Profil.»

«Wir haben die gleiche Wertebasis», sagt Bonvin über die abtretende Staatsrätin, mit der sie viele Kontakte hatte, insbesondere seit sie letztes Jahr das Präsidium der Grün-Mitte-links-Fraktion übernahm. Garnier sei der Fraktion immer nahegestanden, habe auch an deren Sitzungen teilgenommen. Deshalb sagt Bonvin, sie fühle eher die Verantwortung, den Sitz ihrer Fraktion zu verteidigen als den der Grünen.

Mit ihrer Kandidatur sieht sich die Meisterlandwirtin nicht nur in einer Reihe mit Marie Garnier, sondern auch mit deren Vorgänger in der Landwirtschaftsdirektion, dem Unabhängigen Pascal Corminboeuf aus dem Broyebezirk, mit dem sie oft Kontakt habe: «Wir sind unabhängige und bodenständige Geister.»

Von Louis Duc geprägt

Eigentlicher politischer Ziehvater von Sylvie Bonvin-Sansonnens war der langjährige Grossrat Louis Duc. Dieser wohnte bis zu seinem Tod im Frühjahr 2015 im Nachbardorf und war ein Freund ihrer Familie. Bonvin rückte auch als erste Nichtgewählte auf Ducs Liste in den Grossen Rat nach.

«Louis Duc war Louis Duc. Er hatte in der Broye immer 2000 Stimmen, ohne je Wahlkampf zu machen. Aber er brauchte Leute auf seiner Liste und fragte auch mich mehrere Male an. Früher als Journalistin musste ich ihm absagen, aber als ich Bäuerin wurde, akzeptierte ich eine Kandidatur.»

Bonvin figurierte auf der Freien Liste/Solidarität. Als die Grünen sie im Herbst 2014 aber für eine Nationalratskandidatur anfragten, entschied sie sich mit dem Einverständnis Ducs, bei den Grünen einzutreten. Mit ihm fühlte Bonvin sich verbunden, weil er ein «militanter Bauer» war. Bonvin bewegte sich schon in diesem Umfeld, als sie eine gewisse Zeit als Gewerkschaftssekretärin für die bäuerliche Uniterre arbeitete. Das Sekretariat teilte sie sich da mit dem Neuenburger Fernand Cuche. Und auch dem französischen Aktivisten José Bové steht sie nahe. Beide schlossen sich wie sie den Grünen an.

Enttäuscht über SP

Das Grossratsmandat ist bisher Sylvie Bonvins einziges politisches Amt. Ausserhalb ihrer Reihen wirft man ihr politische Unerfahrenheit vor. Nach der Ankündigung ihrer Kandidatur wurde sie vom Vorstand der SP zu einer Anhörung eingeladen; die SP unterstützte sie dann aber nicht, sondern nominierte mit Valérie Piller Carrard eine eigene Kandidatin. «Als ich bei den Sozialdemokraten vorsprach, hatten diese ihren Entscheid bereits getroffen», glaubt sie. «Ich bin zwar nicht wütend auf die SP, aber doch enttäuscht, dass sie mir kein Vertrauen schenkt.» Der SP-Fraktionschef Pierre Mauron habe sie gar kontaktiert mit der Absicht, dass sie auf eine Kandidatur verzichte, sagt Bonvin. Dabei habe er sie auf eine spätere Gelegenheit vertröstet – bei den Wahlen 2021, wenn SP-Staatsrätin Anne-Claude Demierre zurücktritt.

Mangelnde Erfahrung lässt Sylvie Bonvin nicht gelten. Sie habe schon als Journalistin und als Gewerkschafterin recht viel politische Arbeit geleistet. «Ich habe eine aktuelle politische Erfahrung», sagt sie. «In drei Jahren als Grossrätin und Fraktionschefin hatte ich einen guten Einblick, was die Projekte und Herausforderungen des Kantons sind.»

Wichtig sei ihr auch der deutschsprachige Kantonsteil. Als Präsidentin von Bio Freiburg sei sie oft mit Deutschsprachigen in Kontakt. «Ich befürworte das Prinzip, wonach jeder in seiner Muttersprache spricht.» Bei Debatten im Grossen Rat nehme sie bei Voten auf Deutsch nie die Übersetzung aus dem Kopfhörer in Anspruch.

Erfolg als Buchautorin

Als Negativpunkt warf die SP der Grünen auch mangelnde Bekanntheit vor. «Ich bin vielleicht nicht bekannt, wenn man die Kriterien der SP als Massstab nimmt», sagt sie. «Aber ich bin sehr wohl bekannt in den Bereichen Umwelt, Landwirtschaft und lokale Wirtschaft. Das sind Kreise, welche die SP nicht bearbeitet.»

Bekanntheit habe sie auch erlangt, als sie als Journalistin für «Terre et Nature» den Kanton Freiburg und die Waadtländer Broye abdeckte, so Sylvie Bonvin. Sie schrieb damals eine wöchentliche Kolumne unter dem Titel «Chroniken einer Bäuerin». Die Beiträge wurden als Sammlung in einem Buch veröffentlicht, welches in der Westschweiz recht erfolgreich war.

Den Eidgenössischen Fähigkeitsausweis als Bäuerin erlangte Bonvin 2003, zwei Jahre später übernahm sie den Hof ihres Grossvaters und erlangte dann das Diplom als Betriebsleiterin. Sie führt einen Acker-und Gemüsebaubetrieb von 20  Hektaren, den sie auf Bio-Produktion umstellte. «Ich benutze noch Zugpferde», sagt sie. «Mit diesen kann ich etwa beim Anbau von Gemüse oder Kartoffeln viel präziser fahren.»

Mit ihrem Betrieb sieht Bonvin sich aber auch als Unternehmerin. «Ich bin ein Teil der lokalen Wirtschaft», sagt die Kandidatin. Sie verkauft ihre Produkte ab Hof und liefert mit zwei Angestellten Gemüsekörbe an Privatkunden. «Früher ging ich noch zwei Mal in der Woche auf die Märkte von Estavayer und Payerne», erzählt sie. Das habe sie aufgegeben, als sie in den Gros­sen Rat gewählt wurde.

Drei Pfeiler der Nachhaltigkeit

Mit ihrem beruflichen Hintergrund glaubt Bonvin, vollumfänglich den drei Pfeilern der Nachhaltigkeit zu entsprechen: dem sozialen, ökologischen und wirtschaftlichen Gewissen. «Ich glaube an eine soziale Wirtschaft», sagt sie.

Abwechslung gehört für Sylvie Bonvin-Sansonnens zum Leben: «Ich bin kein monolithischer Block, sondern liberal im Geist und offen für Neues.» Abwechslung gehört für sie zum Alltag. Auf dem Hof in Rueyres-les-Prés wird um 6.30  Uhr gefrühstückt, dann werden die Tiere gefüttert und weitere Arbeiten erledigt. Oft folgt eine Sitzung in Freiburg, und für das Mittagessen ist Bonvin wieder zu Hause. Weitere Aktivitäten folgen bis in den Abend. «An einem typischen Tag gehe ich oft duschen und ziehe mich mehrmals um.» Dabei betont sie: «Eigentlich schlafe ich gerne lange.»

Anders gefragt

Mit Sherlock Holmes’ scharfem Blick Linsen gepflanzt

Die FN haben den Kandidatinnen und Kandidaten fünf Fragen abseits der Politik gestellt:

Welches ist Ihre Lieblingsfigur aus Film oder Literatur?

Sherlock Holmes. Ich mag seinen Scharfblick und seine Beobachtungsgabe.

An welchem Ort finden Sie Ruhe?

Sicher nicht bei mir zu Hause, weil ich nicht weit vom Militärflugplatz Payerne entfernt wohne. Viel eher in den Bergen. Kein spezieller Berg, sondern ganz allgemein in den Bergen.

Wohin würden Sie einen besonderen Gast zum Essen einladen?

In Estavayer sind es im Besonderen zwei Restaurants: das Rive Sud und das Frogs and Roses. Und da mag ich am liebsten Eglifilets und Fisch vom See ganz allgemein.

Wann haben Sie zum letzten Mal getanzt?

Gerade gestern Abend (Red.: am Donnerstag vor einer Woche). Ich war an der Vorpremiere eines Films in Freiburg. Danach spielte ein kurdisches Orchester auf, das die Besucher zum Tanzen aufgefordert hat. Alle haben dann getanzt.

Was haben Sie im letzten Jahr gelernt?

Ich habe gelernt, Linsen anzupflanzen. Ich habe es das erste Mal probiert, und ich musste es zuerst lernen. Es ist etwas ziemlich Spezielles. Man muss daran denken, was am besten zu welchen Bedingungen passt. Und auch, wie man Linsen am besten erntet.

uh

Zur Person

Die erste Freiburger Meisterlandwirtin

Sylvie Bonvin-Sansonnens wurde am 25. Oktober 1971 in ihrem jetzigen Wohnort Rueyres-les-Prés geboren. Die Schule besuchte sie in der waadtländischen Nachbarschaft. Die Eidgenössische Matura machte sie in Yverdon mit Schwerpunkt in Englisch und Latein. Nach einem Au-pair-Aufenthalt im Tessin absolvierte sie ein journalistisches Stage. Später arbeitete sie für die Gewerkschaft Uniterre. Nach der Geburt ihrer zwei Töchter erwarb Bonvin das Fähigkeitszeugnis als Landwirtin. 2005 übernahm sie den Hof ihres Grossvaters, und 2013 wurde sie erste Freiburger Meisterlandwirtin. 2015 rückte Bonvin in den Grossen Rat nach, wo sie seit 2017 die Grün-Mitte-links-Fraktion präsidiert.

uh

«Ich bin bekannt in Kreisen, welche die SP nicht bearbeitet.»

Sylvie Bonvin-Sansonnens

Staatsratskandidatin Grüne

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