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Warum das Buch auch im digitalen Zeitalter nicht aussterben wird

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Hier eine Kurznachricht, dort ein schneller Blick ins Internet: Immer weniger, vor allem junge Menschen nehmen sich Zeit, in einem gedruckten Buch zu schmökern. Trotzdem ist Uni-Professor Ralph Müller positiv gestimmt, dass das Buch eine Zukunft haben wird.

In der Deutschschweiz sind 2022 insgesamt 16,97 Millionen Bücher verkauft worden, etwa vier Prozent weniger als im Vorjahr. Damit setzt sich der seit Jahren spürbare rückläufige Trend fort, auch wenn er in Corona-Zeiten etwas abgebremst worden ist. Buchhandlungen und Buchverlage haben es nicht einfach, und auch Bibliotheken müssen immer stärker um Nutzerinnen und Nutzer buhlen. Längst haben sie ihr Angebot verbreitert und bieten neben Papierbüchern auch E-Books, elektronische audiovisuelle Medien sowie elektronische Zeitungen und Zeitschriften an. Zum Bibliothekswochenende (siehe Kasten) haben sich die FN mit Ralph Müller, seit 2010 Professor für germanistische Literaturwissenschaft und ihre Didaktik an der Universität Freiburg, über Bücher und die veränderte Haltung zum Lesen unterhalten.

Ralph Müller, was ist heute der Stellenwert des Bücherlesens?

Wir beobachten in unserem Umfeld, dass Bücher in den letzten Jahren einen anderen Status erhalten haben. Lesen wird immer weniger als Hobby genannt. Ich habe den Eindruck, dass es immer mehr Leuten schwerfällt, ein dickes Buch zu lesen. Es braucht eine gewisse Übung, damit man eine längere Geschichte verfolgen kann. Dafür scheint vor allem die Zeit zu fehlen, weil diese für das Telefon oder den Computerbildschirm aufgewendet wird.

Die digitalen Medien verdrängen also das Buch. Sind Smartphone, Internet und E-Books gleichberechtigt mit einem Buch?

Die Medienvielfalt ist grundsätzlich positiv und hat viele Vorteile. Aber es ist ein anderes Lesen. Es gibt empirische Studien, die zeigen, dass ein Buch gegenüber Smartphone und Computerbildschirm Vorteile bieten, wenn es darum geht, eine Geschichte zu verfolgen und um sich einen Inhalt zu merken. Ich gehe davon aus, dass die Papierform uns nachhaltiger beeinflusst, weil man in einem Buch eher verfolgen kann, wo man im Text ist. Der haptische Eindruck hilft, dass man sich besser zurechtfindet.

Ein Buch verspricht Nachhaltigkeit, das können nicht alle Medien versprechen.

Ralph Müller
Professor Universität Freiburg

Also liest man anders ab Bildschirm, als wenn man auf dem Smartphone liest?

Beim häufigen Lesen ab einem Bildschirm gewöhnen sich viele eine problematische Leseeinstellung an. Sie lesen die Texte nicht mehr richtig, sondern nur noch oberflächlich. Dafür gibt es den Fachbegriff Skimming, von Englisch «to skim», was so viel wie abschöpfen, flüchtig berühren heisst. Der oder die Lesende schöpft mit dieser Methode nur noch den Rahmen, geht rasch weiter und holt nur oberflächlich das Wichtigste heraus, ohne in die Tiefe zu gehen. Weil es so viele Informationen gibt, will man immer schneller immer weiter scrollen.

Bücher funktionieren auch bei schlechtem Internetempfang.
Corinne Aeberhard/a

Also stirbt das gedruckte Buch in absehbarer Zeit aus?

Ich bin kein Prophet, aber ich denke nicht, dass dies passiert. Historisch gesehen, ist dies nicht die erste Medienrevolution. Als das Fernsehen aufkam, gab es auch Befürchtungen, dass das Kino aussterben wird. Das ist nicht geschehen. Die Erfahrung hat aber gezeigt, dass es zu einer Differenzierung kommt. So wurden beispielsweise im Kino früher noch Nachrichten gezeigt, die dann wegfielen. So wird es auch mit den Büchern sein. Ich denke, es werden in Zukunft weniger Bücher gedruckt und die Verlage entscheiden bewusster, was sie noch drucken. Beispielsweise werden wohl viel weniger wissenschaftliche Werke und Studien in gedruckter Form erscheinen, sondern nur noch digital bereitgestellt. Das gilt wohl auch viel für Zeitungen, die künftig eher digital erscheinen werden. Doch ich bin überzeugt, dass das Buch bleibendes Objekt bleibt. Einfach aufgrund seiner Qualitäten: Anders als bei digitalen Medien spielt es beim Buch keine Rolle, ob die App noch unterstützt wird, wie gut der Akku ist oder wie stabil der Internetempfang. Ein Buch verspricht Nachhaltigkeit, das können nicht alle Medien versprechen.

Lesen jüngere Menschen heutzutage überhaupt noch Bücher?

Durch die massive Verbreitung der digitalen Medien lesen sie immer weniger. Es gibt regelmässige Erhebungen, so werden etwa im Rahmen der PISA-Studien auch Lesestudien gemacht, die letzte erschien 2018. Fast 50 Prozent der befragten Jugendlichen haben damals angegeben, dass sie nur lesen, wenn sie müssen. Jetzt kann man sich fragen: Ist das ein Problem? Ich bin dieser Meinung, ja, denn wer Bücher liest, kann komplexere Texte verstehen und Zusammenhänge herstellen. Wer dies nicht kann, ist von gewissen Sachen einfach ausgeschlossen. Man weiss zum Beispiel, dass es einen Zusammenhang gibt zwischen Erfolg in der Schule und regelmässigem Lesen.

Ein solcher Anblick ist seltener geworden.
Corinne Aeberhard/a

Können Eltern heute ihren Kindern noch das Lesen als Hobby nahebringen?

Es geht wohl nur mit ein paar Regeln. Das sehe ich an mir selber: Wenn ich lesen will, muss ich das Telefon weglegen. Denn es mischt sich immer wieder ein. Es ist nicht wie ein Buch, das geduldig auf dem Nachttisch wartet, sondern es kommen laufend Meldungen, aufdringliche Warnungen, was ich alles verpasse. Es ist sehr viel einfacher, sich von einem Telefon unterhalten zu lassen, als sich über längere Zeit mit einer Geschichte befassen zu müssen. All die Apps erzeugen gewisse Abhängigkeiten. Sie sind darauf angelegt, dass wir möglichst lange dabeibleiben und süchtig danach werden. Hier nehmen nach meiner Auffassung die Konstrukteure dieses digitalen Inhalts ihre Verantwortung viel zu wenig wahr. Sie sollten, ähnlich wie die Tabakkonzerne, vor dem Suchtpotenzial ihrer Produkte warnen.

Es ist sehr viel einfacher, sich von einem Telefon unterhalten zu lassen, als sich über längere Zeit mit einer Geschichte befassen zu müssen.

Ralph Müller
Professor Universität Freiburg

Was empfehlen Sie also den Eltern?

Um Kindern das Lesen nahezubringen, muss man ihnen wohl eine gewisse Haltung vermitteln. Ich würde Eltern ermutigen, sie in ihrer frühen Jugend, also noch vor dem zwölften Lebensjahr, zum Lesen zu motivieren. Wenn Kinder in dieser Zeit gute Erfahrungen machen und merken, dass sie ein ganzes Buch lesen können und was es ihnen bringt, dann behalten sie diese Haltung vielleicht auch in ihrem späteren Leben bei. So wie man Kindern einen geordneten und vernünftigen Umgang mit sozialen und digitalen Medien beibringen sollte, müssen sie auch – wieder – lernen, mit Büchern umzugehen. Voraussetzung ist natürlich, dass auch die Eltern Bücher lesen.

Papier oder Bildschirm? Für viele Buchfans ist es klar, dass sie ein «richtiges» Buch bevorzugen.
Charles Ellena/a

Was für einen Mehrwert habe ich als Mensch, wenn ich ein Buch lese?

Es gibt viele. Ich lasse mich auf eine Geschichte ein, nehme die Formulierungen und den Inhalt auf. Das ist anspruchsvoll, aber es kann mich verändern. Es lässt mich in reale und fiktive Welten reisen und am Gedankenkonstrukt des Autors oder der Autorin teilhaben. Aber das ist anspruchsvoll und braucht Musse. Digitale Medien sind Zeitfresser, ein Buch braucht Ruhe und Zeit. Doch genau darin liegt sein grosser Vorteil. Nicht zu vergessen der meditative Aspekt: Ein Buch ist ein ruhiges unaufdringliches und geduldiges Medium. Es ist auch eine Art Kulturpraxis, die man in einer entspannten und natürlichen Umgebung pflegt. Vergleichbar mit einem Samstagmorgen, an dem man sich hinsetzt, einen Kaffee einschenkt und die Zeitung aufschlägt.

Neueröffnung Die gute Seite

«Ich bin voll vom Buch überzeugt»

«Das Buch hat eine Chance und findet seinen Weg, daran glaube ich fest», sagt Buchhändlerin Sandra Balsiger. Sie hat deshalb im Februar den Buchladen Die gute Seite in Düdingen übernommen und feiert morgen Samstag offizielle Wiedereröffnung. Den Laden hatte Jean-Pascal Ansermoz vorher gut drei Jahre lang geführt, bevor er ihn Ende Dezember 2022 zumachte. Sandra Balsiger ist kein Neuling in der Branche. Sie ist Inhaberin der Altstadt-Buchhandlung in Murten und wird den Düdinger Laden als deren Filiale führen. «Wir haben in Murten gute Erfahrungen gemacht», sagt sie im Gespräch mit den FN. «Das Buch hat an Wert gewonnen. Viel haben es in Corona-Zeiten wieder neu schätzen gelernt.» Einige Leute hätten wieder angefangen zu lesen. «Ich bin überzeugt, dass eine Buchhandlung in einem Ort wie Düdingen mit einem so grossen Einzugsgebiet eine gute Chance hat.»

Ihr sei bewusst, dass der Laden klein und der Platz beschränkt sei, sagt Sandra Balsiger. Doch das sei für sie nicht ausschlaggebend. «Wir haben auch in Murten keine grosse Fläche. Doch wir verfügen heute über ein sehr gutes Bestellsystem im Buchhandel. Dieses kann mit jedem Online-Shop mithalten.» Was bis 17 Uhr bestellt werde, sei am nächsten Tag im Laden. Sandra Balsiger setzt darauf, ein möglichst breites Angebot zu haben. «Wir sind ein Gemischtwarenladen, kein Spezialitätengeschäft. Bei uns gibt es für jeden etwas», sagt sie. Die grosse Herausforderung sei jetzt, sich bekanntzumachen. Denn viele hätten gar nicht gewusst, dass es Die gute Seite gebe. Als weitere Ermutigung fasst sie die Rückmeldungen jener auf, die sie und ihr Team bei der Wiedereröffnung begrüsst haben: «Als ob der Bäcker wieder ins Dorf zurückkäme.»

Zahlen und Fakten

Weniger Bücher erschienen und verkauft

Auf dem Schweizer Buchmarkt sind 2020 total 12’791 neue Bücher erschienen. Das ist ein deutlicher Rückgang gegenüber dem Vorjahr. Etwa 14 Franken gibt ein privater Haushalt durchschnittlich im Monat für Bücher und Broschüren aus, das sind 644 Millionen Franken im Jahr. In der Deutschschweiz sind 2022 rund 16,97 Millionen Bücher verkauft worden, etwa vier Prozent weniger als im Vorjahr. Über 80 Prozent der in der Schweiz verkauften Bücher stammen aus Deutschland und Österreich. Deutschland ist der weltweit zweitgrösste Markt für Bücher und das mit Abstand wichtigste Absatzgebiet für Schweizer Bücher. Das Bundesamt für Statistik hat im Corona-Jahr 2021 die öffentlich zugänglichen Bibliotheken gezählt und ist auf 1490 gekommen. Sie verzeichneten 29,5 Millionen Eintritte, also durchschnittlich 20’000 pro Bibliothek. Die Kundschaft hat rund 41 Millionen physische Medien ausgeliehen. 62 Prozent der Bibliotheken bieten E-Books und 60 Prozent elektronische audiovisuelle Medien sowie 56 Prozent E-Zeitungen und E-Zeitschriften an. Um mit der steigenden Nachfrage nach elektronischen Medien mithalten zu können, stecken viele Bibliotheken immer mehr Geld für Neuanschaffungen in elektronische Dokumente. im

Vorschau

380 Bibliotheken sind dabei

Von heute Freitag bis Sonntag findet das Biblioweekend statt. Über 380 Bibliotheken aus der ganzen Schweiz, davon 28 aus dem Kanton Freiburg, organisieren rund 900 Veranstaltungen rund um das Motto «Die Segel setzen». Ziel der Veranstaltung ist es, die Bevölkerung für die Bedeutung der öffentlichen Bibliotheken zu sensibilisieren und vielleicht den einen oder anderen dazu zu animieren, sich einmal ein Buch auszuleihen. Im Einzugsgebiet der FN sind die Bibliothek Murten dabei sowie jene in Bösingen, Düdingen, Tafers, Ueberstorf und Wünnewil. Rund um Freiburg nehmen die Bibliothek-Ludothek Memo, die Kantons- und Unibibliothek sowie jene in Villars-sur-Glâne, Marly, Givisiez und Granges-Paccot, Avry und Belfaux teil. Es gibt Lesungen, Vorträge, gemütliche Gesprächsrunden, Kindertheater und Reiseberichte.

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