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Wer nicht krankenversichert ist, erhält bei Fri-Santé Hilfe

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2003 wurde auf Anregung von Ärzte ohne Grenzen in der Stadt Freiburg ein Gesundheitszentrum für Menschen ohne Krankenkasse eröffnet. Seither hat die Nachfrage stark zugenommen. Zum 20-Jahr-Jubiläum bekommt Fri-Santé mehr Platz.

Obwohl in der Schweiz die Krankenkasse für alle obligatorisch ist, gibt es Menschen, die nicht versichert sind. Dazu gehören in erster Linie Personen ohne Aufenthaltsbewilligung, sogenannte Sans-Papiers. Nicht selten leben sie schon seit Jahren illegal in der Schweiz. Sie arbeiten hier, und ihre Kinder gehen hier zur Schule. Weil sie jedoch keinen offiziellen Wohnsitz und kein ausgewiesenes Einkommen haben, können sie sich nicht versichern.

Immer häufiger kommt es auch vor, dass sich Personen mit einer Aufenthaltsbewilligung B oder C und Menschen mit Schweizer Pass keine Krankenversicherung leisten können. Diese Gruppe von Menschen ist mit der Corona-Pandemie grösser geworden. 

Und schliesslich gibt es Menschen, die sich in der Schweiz auf der Durchreise befinden, Fahrende, Obdachlose und Menschen, vor allem aus Europa, die hier Arbeit suchen. 

Für sie alle ist das Gesundheitszentrum Fri-Santé in der Stadt Freiburg da. Eine Pflegefachfrau, vier ehrenamtliche Ärzte und eine Sozialarbeiterin leisten medizinische Erstversorgung, betreuen chronisch Kranke, beraten in sozialmedizinischen Belangen, überweisen Patientinnen und Patienten an Spezialistinnen und Spezialisten, sowie im Notfall ins Spital, oder leiten sie an andere Sozialinstitutionen weiter. 

Eine fast gewöhnliche Praxis

Der Eingang zum Gesundheitszentrum mit einem grossen Untersuchungsraum befindet sich im zweiten Stock eines Altbaus auf der Pérolles-Allee. Am gleichen Ort hat der Verein Fri-Santé seine Büros. Er betreibt mit dem Programm Grisélidis auch Gesundheitsförderung und Prävention bei Sexarbeiterinnen. 

Eben verabschiedet sich eine Patientin. Drei weitere Patienten sitzen im Wartezimmer, bis sie an die Reihe kommen. Heute hat der medizinische Leiter von Fri-Santé, André Monney, zusammen mit Pflegefachfrau Marie-Noëlle Repond Bereitschaftsdienst.

«Zu uns kommen Menschen mit verschiedenen gesundheitlichen Problemen. Viele von ihnen haben psychosoziale Ursachen», erklärt Monney. «Armut, das Gefühl von Unsicherheit, fehlende Zukunftsperspektiven, nicht zu wissen, ob man die Schweiz von jetzt auf gleich verlassen muss. Das ist nicht leicht», ergänzt Repond. Die Folge sind Schlaf- und Angststörungen. «Oftmals hilft schon das Zuhören», sagt Monney. Aber auch viele chronisch Kranke suchten Fri-Santé auf, wie etwa Diabetiker. «Sie kommen zu uns, weil sie keinen Zugang mehr zu den erforderlichen Medikamenten haben. Und manchmal wird die Krankheit erst bei uns diagnostiziert», weiss Monney.

Benötigt eine Patientin oder ein Patient wegen einem gesundheitlichen Problem einen Spezialisten oder eine Spezialistin, kann Fri-Santé auf ein ganzes Netz von Ärztinnen und Ärzten im Kanton zählen. Auch andere Gesundheitsdienstleister – wie Labors, Institute für Bilddiagnostik oder Apotheken – arbeiten mit Fri-Santé zusammen. «Eher selten kommt es vor, dass wir jemanden notfallmässig ins Spital einweisen müssen», erklärt Repond. «Das sind vielleicht 10 bis 15 Fälle pro Jahr.» 

Fri-Santé sorgt auch dafür, dass Frauen zur gynäkologischen Kontrolle und zur Mammografie gehen können. Dabei arbeitet Fri-Santé unter anderem mit der Freiburger Fachstelle für sexuelle Gesundheit zusammen.

Für dringende Zahnbehandlungen bietet Fri-Santé schliesslich Zugang zu einem Netz von Zahnärzten, die über den Kanton Freiburg verteilt sind. Während die anderen medizinischen Dienstleistungen umsonst sind, verlangt Fri-Santé in diesem Fall einen Beitrag von 70 Franken.

In der medizinischen Praxis für Menschen in Not, Fri-Santé, können sich Patientinnen und Patienten sicher vor behördlichen Zugriffen fühlen.
Charles Ellena

Arbeit, die Sinn macht

Aus rein medizinischer Sicht unterscheidet sich die Arbeit im Gesundheitszentrum von Fri-Santé kaum von jener einer Allgemeinarztpraxis. Den Unterschied machen die Menschen und ihre prekäre Lebenssituation. «Es sind mutige Menschen, die sehr erfinderisch sind», sagt Monney. «Manchmal ist es aber auch mühsam, wenn die Patientinnen und Patienten beispielsweise einen Termin nicht wahrnehmen, oder wenn sie einfach nicht mehr wieder kommen und man nicht weiss, ob es ihnen nun gut geht oder was sonst los ist.»

Bis zu seiner Pensionierung hatte André Monney in Belfaux eine eigene Praxis für innere Medizin und Allgemeinmedizin. Vor neun Jahren stieg er dann bei Fri-Santé ein. «Einerseits bleibt mir so die Medizin noch ein bisschen erhalten. Andererseits hat mich das Thema Migration schon immer beschäftigt. Meine Grosseltern wanderten von Italien in die Schweiz ein.»

Marie-Noëlle Repond ihrerseits hatte eine Ausbildung als Pflegefachfrau in Tropenmedizin gemacht. Für Ärzte ohne Grenzen war sie während mehrerer Jahre auf verschiedenen Missionen in Afrika: in Kamerun, Uganda und Ruanda. Nachdem ihre vier Kinder aus dem Gröbsten raus waren, trat sie 2011 die Stelle bei Fri-Santé an. «Die Arbeit gefällt mir. Sie macht Sinn, und die Menschen sind dankbar für unsere Hilfe.»

Nachfrage nimmt zu

2000 Sprechstunden hat Fri-Santé im vergangenen Jahr verzeichnet. Das sind 25 Prozent mehr als 2021 und viermal so viel wie noch vor zehn Jahren. Die Gründe für die Zunahme sind vielschichtig, erklärt die Leiterin des Gesundheitszentrums und Co-Direktorin von Fri-Santé, Madeleine Christinaz. Zum einen sei das Angebot inzwischen bekannt, zum anderen nähmen Armut und Migration schlicht zu. Aus diesem Grund sah sich Fri-Santé kürzlich zum zweiten Mal seit seiner Gründung gezwungen, in grössere Räume zu ziehen (siehe Kasten). Den Umzug und sein 20-jähriges Bestehen feierte Fri-Santé diesen Donnerstag mit geladenen Gästen. 

Doch, wenn man es genau nehme, gebe es eigentlich nichts zu feiern, meint Vorstandsmitglied Jacques Eschmann zerknirscht.

Wir hätten auf unsere Auflösung gehofft. Denn Fri-Santé steht für gesellschaftliche Ungleichheit und ein System, das versagt hat.

Jacques Eschmann
Vorstandsmitglied Fri-Santé

Abgesehen von dieser grundlegend problematischen Situation ist Eschmann jedoch stolz auf das, was Fri-Santé jeden Tag dank zahlreichen Freiwilligen leistet. Aufgrund des beispiellosen Anstiegs der Zahl der Nutzenden könne man sich gar fragen, ob ein zweites Zentrum im Süden des Kantons nicht Sinn machen würde. Doch dafür fehle das Geld.

Auch Christinaz spricht von einer «Parallelwelt», mit der Fri-Santé täglich konfrontiert ist. Und ein zweites Zentrum, beispielsweise in Bulle, wäre allenfalls wünschenswert, sagt sie. Andererseits sei es auch das Ziel von Fri-Santé, seine Patientinnen und Patienten zur Selbstbestimmung zu befähigen.

Und ganz grundsätzlich gelte in der Sozialarbeit:

Ohne einen gewissen Stoizismus geht es nicht. Man muss mit dem klarkommen, was man bekommt.

Madeleine Christinaz
Co-Direktorin Fri-Santé
Fri-Santé-Vorstandsmitglied Jacques Eschmann und Co-Direktorin Madeleine Christinaz.
Charles Ellena

Finanzierung

Angesichts der beschränkten finanziellen Mittel betreibt Fri-Santé viel Netzwerkarbeit. Nur so könne das Gesundheitszentrum seine Aufgabe wahrnehmen, sagt Christinaz. «Wir arbeiten eng mit anderen Sozialeinrichtungen – La Tuile, Banc Public, Kontaktstelle Schweizer-Immigranten, Caritas Freiburg – und mit anderen Gesundheitsdienstleistern zusammen.» Die Fixkosten wie Miete und Löhne kann Fri-Santé dank einem Leistungsvertrag mit der Gesundheitsdirektion finanzieren. Christinaz schätzt die Zusammenarbeit mit dem Kanton im Übrigen. «Wir finden immer eine Lösung.» Auch die Loterie Romande leiste zudem einen substanziellen Beitrag.

Medikamente und Behandlungen finanziert Fri-Santé mithilfe der Stiftung Arcanum, der Hilfsorganisation Apotheker ohne Grenzen und sonstigen Spenden. Meistens arbeiten die Leistungserbringer zudem unentgeltlich.

Wenn immer möglich, schliesst Fri-Santé für seine Patientinnen und Patienten einen Krankenversicherungsvertrag ab. Die Prämien bezahlen die Nutzniesser. Das ist vor allem bei den Sans-Papiers der Fall, die hier leben und ein Einkommen haben. Aktuell führt Fri-Santé 150 Versicherungsdossiers, jedes Jahr kommen 30 neue dazu. Sobald eine Patientin oder ein Patient versichert ist, ist sie oder er nicht mehr auf die unentgeltlichen Dienstleistungen von Fri-Santé angewiesen. 

Geschichte

Medizinische Hilfe für die Ärmsten

Die Organisation Ärzte ohne Grenzen (ÄOG) hat das Gesundheitszentrum Fri-Santé 2003 initiiert. 2004 übergab ÄOG das Projekt gemäss seinen Grundsätzen an den Verein Fri-Santé. 2007 wurde im Rahmen des Vereins Fri-Santé ein neues Projekt ins Leben gerufen: Grisélidis, ein Programm zur Gesundheitsförderung und Prävention bei Sexarbeiterinnen und Sexarbeitern. Seit 2009 hat Fri-Santé einen Leistungsauftrag mit der Direktion für Gesundheit und Soziales. Die öffentliche Hand anerkannt und unterstützt das Angebot. Um das sozial-gesundheitliche Angebot zu vervollständigen, hat der Verein 2010 in Zusammenarbeit mit mehreren Zahnärzten und gegen einen finanziellen Beitrag der Patienten einen zahnärztlichen Notfalldienst eingerichtet. Darüber hinaus bietet er seit 2014 prophylaktische Beratungen direkt bei seinem Pflegedienst an. 2013 verliess Fri-Santé die Räumlichkeiten an der François-Guillimann-Gasse und zog in die Pérolles-Allee 30 um. Das hat den Patientinnen den Zugang erleichtert. rsa

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