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Wie der Staatsrat auf die vielen Aussagen zu Sexismus in Freiburger Schulen reagiert

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Im Februar publizierte das Frauenstreikkollektiv mehrere Hundert Vorwürfe über Sexismus und sexuelle Belästigung an Freiburger Schulen. Zwei Grossrätinnen fragen sich nun, ob es für Betroffene keine anderen Anlaufstellen gibt.

Ein Funke hat im Februar ein Feuer entfacht: Nachdem eine Lehrperson zwei Schülerinnen des Kollegiums Gambach wegen ihrer Kleidung kritisiert hatte, ging eine Debatte los, die weit über die Kleiderordnung hinausragte. Vorwürfe von Sexismus und sexuellen Übergriffen an Freiburger Schulen kamen auf. Das Freiburger Frauenstreikkollektiv sammelte diese und veröffentlichte sie auf Instagram (die FN berichteten). 

Dies führt bei den Grossrätinnen Kirthana Wickramasingam (SP, Bulle) und Martine Fagherazzi-Barras (SP, Ecuvillens) zu Fragezeichen. In ihrer aktuellen Anfrage an den Staatsrat fragen sie, ob es nicht genügend Anlaufstellen für Schülerinnen und Schüler in solchen Fällen gibt und wie die Erziehungsdirektion (EKSD) auf die Masse an Anschuldigungen reagiert. 

Kleiderregel ist nicht sexistisch

In seiner ausführlichen Antwort stellt der Staatsrat Folgendes im Vorhinein klar: Die Kleiderordnung «ist eine Frage des Respekts und hat nicht mit Sexismus zu tun». Allgemein sei angemessene Kleidung jene, die auch an Arbeitstagen im Lehrbetrieb getragen werde.

Überrascht über die Menge an Vorwürfen

Die auf Instagram veröffentlichten Aussagen zu «inakzeptablem Verhalten» habe die EKSD aufgegriffen. Mit den jeweiligen Schuldirektionen habe sie Screenshots der Beiträge besprochen. 

Die Schuldirektionen waren überrascht von der Anzahl Anschuldigungen. Sie hätten in den letzten Jahren nicht mehr als ein Dutzend Sexismus-Beschwerden erhalten. Gewisse Beiträge würden auch weiter zurück datieren. Auch sei von unterschiedlichsten Situationen die Rede: vom aufdringlichen Blick bis zum sexuellen Übergriff. Der Staatsrat fügt zudem an:

Schülerinnen und Schüler haben ihre Schuldirektion informiert, dass ihre Aussagen, die sie zur Unterstützung der Lehrpersonen verfasst haben, nicht auf dem Instagram-Account des Kollektivs veröffentlicht wurden.

Mehrere problematische Fälle 

Das Resultat der Untersuchungen: Von den 22 Orientierungsschulen haben die Schuldirektionen zehn problematische Situationen gemeldet. Hauptsächlich handle es sich um Lehrer, eine Lehrerin sei aber ebenfalls betroffen. Die Konsequenzen reichen von einem Austausch, einer Ermahnung bis hin zu Administrativverfahren. 

An den Mittelschulen gab es in den letzten fünf Jahren zwei Beschwerden; in einem Fall hat sich eine Schülerin über Blicke ihres Lehrers beschwert. In einem anderen Fall sagte eine Schülerin, dass ein Lehrer die soziale Distanz nicht eingehalten habe. 

Lehrpersonal und Direktion suspendiert

Betroffen von Vorwürfen waren auch Schulen, die der Volkswirtschaftsdirektion (VWD) unterstellt sind. So hat die VWD an der Berufsfachschule für Gestaltung drei Lehrpersonen vorläufig suspendiert (die FN berichteten). Auch den Schuldirektor hat die VWD suspendiert. Er war aber nicht direkt von den Vorwürfen betroffen. Für die Schülerinnen, Schüler und ihre Lehrpersonen hat die VWD eigens eine externe psychologische Stelle eingerichtet.

Anlaufstelle für Betroffene

Der Staatsrat fordert in seiner Antwort dazu auf, Probleme offen anzusprechen. Je nach Schule haben Schülerinnen und Schüler andere Anlaufstellen: Klassenlehrpersonen, der schulpsychologische Dienst, Schulsozialarbeiterinnen und Schulsozialarbeiter. Die Schulen würden auch eng mit dem Jugendamt und den Opferberatungsstellen zusammenarbeiten.

Auch die Eltern können handeln: Egal, ob ihr Kind volljährig ist oder nicht, können sie eine Aufsichtsbeschwerde bei der Schuldirektion einreichen.  

Vier geplante Massnahmen

Die Freiburger Schulen seien zwar nicht perfekt, so die Antwort des Staatsrats, doch böten sie einen Raum, in der sich jeder und jede respektiert fühlt. Damit dies so bleibt, sind vier Massnahmen geplant: Schülerinnen und Schüler sollen erstens besser über Anlaufstellen informiert sein. Sie sollen zweitens stärker ermutigt werden, sich an Vertrauenspersonen zu wenden oder die dafür eingerichteten Internetseiten zu nutzen. Drittens sollen die Lehrpersonen vermehrt in diesem Bereich weitergebildet werden. Und viertens sollen auch die Weiterbildungen für Personal der Schuldirektionen zu den juristischen Grundlagen der Bekämpfung von sexueller Belästigung erweitert werden. 

Dem Staatsrat sei Folgendes wichtig zu erwähnen: «Diese Fälle existieren und lassen sich nicht leugnen, aber sie sollten nicht darüber hinwegtäuschen, dass die überwiegende Mehrheit der Lehrpersonen in Freiburg ihre Tätigkeit im Einklang mit den ethischen Grundsätzen ihres Berufsstandes ausübt.» Auch wenn Schülerinnen und Schüler nicht immer wissen, welche Konsequenzen ihre Vorwürfe haben, herrsche an Freiburger Schulen keine Straffreiheit.

Reaktion

SP-Grossrätin stört es, dass Massnahmen freiwillig sind

Für SP-Grossrätin Martine Fagherazzi-Barras zeigt die Antwort des Staatsrats, dass es noch viel zu tun gibt. Der Kanton habe eine gute Basis gelegt. Es gibt zahlreiche Anlaufstellen. Für Lehrpersonen gibt es Mittel, in ihrer Klasse das Thema Sexismus und sexuelle Übergriffe aufzugreifen. «Aber es ist freiwillig, diese Mittel zu nutzen.» So bleiben sie oft liegen und werden nur von Lehrpersonen benutzt, die bereits sensibilisiert sind. Fagherazzi – die selbst Lehrerin ist – möchte, dass es obligatorisch ist, präventiv das Thema anzugehen. «Oft wird erst dann etwas gemacht, wenn es schon Probleme gibt.»

Zudem fördere die Antwort des Staatsrats ein unterschwelliges Problem zutage: Betroffene Schülerinnen und Schüler trauen sich nicht zu sagen, wenn sie sich nicht korrekt behandelt fühlen. Was als nicht korrekt angesehen wird, variiere von Schülerin zu Schüler. «Es ist schockierend, wie wenig gemeldet wird, wenn man die Statistiken anschaut.»

Eine Lösung sieht Fagherazzi darin, externe Anlaufstellen anzubieten. Die vom Staatsrat angekündigte Webseite für anonyme Beschwerden sieht sie als richtigen Ansatz. Schliesslich ist sie überzeugt: «Je mehr wir darüber sprechen, desto besser.» Für Fagherazzi ist klar, dass sie ein weiteres parlamentarisches Instrument nutzen wird, um einen Schritt weiterzukommen. sf

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