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Wie dich selbst

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Wort zum Sonntag

Mitunter, da haut auch ein Heiliger daneben, wie ich finde. Gar mein liebster, Franziskus, wenn er in seinem Friedensgebet bittet: Lass mich trachten: nicht, dass ich geliebt werde, sondern dass ich liebe.

Dauernd die eigenen Gefühle und Bedürfnisse zugunsten anderer zurückstellen, lässt etwas in einem versteinern. Und die Nächstenliebe kann Menschen so sehr auf die Seele gebunden werden, dass es nicht selten zu Verkrampfungen kommt, die keine oder kaum mehr Freude am eigenen Sein empfinden lassen. Wen wunderts, dass solcher «Selbstlosigkeit» oft genug der Glanz wahrer Liebe fehlt.

Selbstvergessen kann gottvergessen machen, und Selbstverachtung verachten lassen. Wie soll, wer sich selber nicht lieb hat, Liebe für andere haben? Wie soll, wer sich selbst in ihrem So-und-nicht-anders-Sein nicht annehmen kann, andere annehmen können? Wie soll, wer gegen sich selber hart ist und sich nie was gönnt, zugänglich sein für die Wünsche anderer? Wie kann mir die Welt Freude bereiten, wenn ich an mir selber keine Freude habe? Und wie Fremde ertragen, wenn ich mich selbst nicht ertrage?

Wir brauchen uns nicht zu schämen, sagt Jesus, uns selber gut zu sein, für uns selber zu sorgen, viel von uns selber zu halten, unsere Bedürfnisse nach Glück zu spüren, zu erfüllen oder in ein nächtliches Ohr hineinzuflüstern. Wir brauchen uns nicht schämen, in vollen Zügen zu geniessen, was uns das Leben vor die Tür legt oder wir uns selber hereinholen. Und wir brauchen die Komplimente anderer nicht immer abzuwiegeln und uns selber nicht dauernd runterzumachen.

Jesus sagt nicht: Liebe deinen Nächsten und dich selber. Sondern: Liebe deinen Nächsten wie dich selber. Er setzt voraus, dass wir uns selber lieben. Die Zuwendung für mich als Voraussetzung für die Zuwendung für andere.

Die Liebe, sie ist doch das Grundwasser, der letzte Beweggrund für alles. Dass ich morgens aufstehe, dass ich was anpacke, dass ich Kinder habe, dass ich dem Hund übers Fell streichle, dass ich nicht weghöre, wenn das Geschwisterpaar aus Eritrea an der Bushaltestelle von einem grölenden Halbwüchsigen mit rassistischen Parolen überschüttet wird, dass ich den Tisch schön decke und den Lorbeer giesse. Und die Nächstenliebe ist bloss ein anderes Wort für Gottesliebe.

Jacqueline Keune,52, ist freischaffende Theologin und lebt in Luzern.

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