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Wie ein Gemälde nach 280 Jahren ins Schloss Laupen zurückkehrte

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Von den Laupener Landvögten gibt es nicht viele Bilder. Als die Schloss- und Stedtliführerin Katrin Gysel die Porträts eines Landvogt-Ehepaars entdeckte, war ihre Freude entsprechend gross. Nun hängen die Gemälde wieder im Schloss Laupen.

Wenn Katrin Gysel vom Landvogt Johann Georg Ernst und seiner Gemahlin Johanna Esther Tillier erzählt, dann leuchten ihre Augen. Jahrelang hat die Laupenerin nach deren Porträts, von deren Existenz sie zufällig übers Internet erfahren hat, gesucht. Sie hat die Kataloge von Auktionshäusern durchwühlt, im Staatsarchiv und in Museumsdepots nach Spuren gesucht. Doch abgesehen von der einen Abbildung im Internet waren die Bilder des Malers Johann Rudolf Huber wie vom Erdboden verschluckt.

Bis Gysel und die Stiftung Schloss Laupen Ende November eine E-Mail des Auktionshauses Drouot in Paris erhielten: Ob sie Interesse am Porträt des «Gouverneur de Laupen» und seiner Gattin hätten – die beiden Gemälde aus dem Jahr 1735 stünden nächste Woche zur Versteigerung. «Ich war völlig aus dem Häuschen», erinnert sich die Koordinatorin für Stedtli-, Schloss- und Museumsführungen in Laupen.

Das Landvogt-Ehepaar wohnt im Von-Mülinen-Zimmer im Schloss Laupen.
Bild: Aldo Ellena

Kauf innerhalb von neun Tagen

Jetzt musste es schnell gehen. Noch am selben Tag rief Gysel Verantwortliche der Museen und Schlösser an, mit denen sie während ihrer Suche Kontakt hatte. «Wenn ein Museum Interesse an einem Gemälde findet, funken die anderen bei der Versteigerung nicht rein», erklärt die pensionierte Lehrerin. Das Schicksal nahm seinen Lauf: Ein Bekannter von ihr, der in Paris wohnhafte Kunstexperte Christian Herren, war zufälligerweise gerade bei seiner Familie in Laupen zugegen. «Er unterstützte mich bei der Schätzung des Wertes der beiden Gemälde und beriet mich, wie ich vorgehen soll.» An der Stiftungsratssitzung der Stiftung Schloss Laupen ein paar Tage später kam jedoch heraus, dass diese gar kein Interesse hatte, die Bilder zu kaufen oder aufzuhängen.

Doch Gysel und ihr Mann wollten diese einmalige Chance nicht verstreichen lassen. Am Donnerstagabend gaben sie Herren kurzerhand den Auftrag, die Gemälde in Paris in ihrem Namen zu ersteigern. Um 14.35 Uhr am Folgetag dann der freudige Anruf: Es hat funktioniert, der ehemalige Landvogt und seine Gattin dürfen nach Laupen zurückkehren.

Wenige Bilder von Landvögten

«Mir gefällt die Geschichte dahinter, was die beiden alles erlebt haben», erklärt Gysel ihre Faszination. Johann Georg Ernst trat sein Amt als Landvogt von Laupen 1745 an. «Er liess im Schloss unter anderem die Wäscherei und eine Bäckerei neu errichten», erklärt die Hobbyhistorikerin. Die Porträts hatte er zehn Jahre vor Amtsantritt erstellen lassen (siehe Kasten). «Vermutlich, als er in den Rat der Zweihundert gewählt wurde, die damalige Bezeichnung für den Grossen Rat», so Gysel. Danach brachte der Landvogt die Gemälde aufs Schloss, wo sie hingen, bis sein Nachfolger 1751 den Posten übernahm.

Johann Georg Ernst

Eine politische Familie

Die Ernsts stammen ursprünglich aus Thun und wurden 1476 in Bern eingebürgert. Sie waren eine angesehene Patrizierfamilie und von 1624 bis 1798 durchgehend im Grossen Rat von Bern vertreten. Johann Georg Ernst wurde 1735 dort Mitglied, nachdem er sieben Jahre zuvor seinen Posten als Gewölberegistrator angetreten hatte. Als solcher war er verantwortlich für die Ordnung der Urkunden und Dokumente im Gewölbe des Berner Rathauses.

Im Jahr 1745, als er 51 Jahre alt war, ernannte der Grosse Rat ihn zum Landvogt zu Laupen. Laupen sei damals sehr arm gewesen, vom Einkommen her war die Landvogtei nicht besonders beliebt. «Das Ehepaar sieht auf den Bildern sehr edel aus, aber sie haben hier sehr einfach gelebt», erklärt Schlossführerin Katrin Gysel. 1727 hatte Ernst seine Frau Johanna Esther Tillier geheiratet, gemeinsam bekamen sie 13 Kinder. Fünf davon starben im frühen Kindesalter. 1751 kehrte Ernst nach Bern zurück, 1758 wurde er Castellan zu Frutigen. Im Jahr 1780 verstarb seine Frau im Alter von 78 Jahren, ein Jahr darauf schied auch Johann Georg Ernst von dieser Welt. (mes)

«Er hat sie seiner Enkelin, Marie Albertine Ernst, übergeben, die dann den obrigkeitlichen Drucker Gottlieb Stämpfli geheiratet hat», weiss Gysel. Was danach mit den Porträts geschah, ist schwierig nachzuvollziehen. «Sie sind in der Familie Stämpfli geblieben.» Gysel vermutet, dass irgendwann jemand die Bilder versteigern wollte, aber keine Käuferin oder Käufer fand. «Das würde erklären, warum ich sie im Internet gefunden habe.» Im Jahr 2003 starb Robert Stämpfli, einer der Nachfahren, in Deutschland. Als Teil seines Nachlasses kamen die Porträts dann zum Auktionshaus.

Laupens Landvögte

Auf den Namen des Landvogtes kam Gysel über eine Reihe antiker Wappentafeln, die im Trauzimmer im Schloss Laupen hängen. «Es hat mich immer interessiert, wer hinter diesen Wappen steckt», erklärt Gysel. Von den 92 Laupener Landvögten, die von 1324 bis 1798 regierten, sind hier 86 vertreten. «Es gibt nicht viele Bilder von ihnen», so Gysel. Und wenn, dann seien sie meistens in Privatbesitz.

In Saal des Zivilstandesamts findet man unter den vielen Familienwappen auch das von Johann Georg Ernst.
Bild: Aldo Ellena

Auch die Gysels lagerten die Bilder eine Weile lang in ihrem Zuhause:

Wir haben den Gemälden jeweils Guten Morgen und Gute Nacht gewünscht.

Katrin Gysel lacht. «Die beiden sind mir inzwischen sehr vertraut.» Schliesslich fanden sie aber doch noch ihren Weg zurück ins Schloss: Gemeinsam mit dem Geschäftsführer erarbeitete das Paar ein Konzept, «mit offiziellem Leihvertrag und Versicherung», und durfte die Bilder im Von-Mülinen-Zimmer vor dem Trauzimmer aufhängen.

Landvögte

Vaterfiguren statt Tyrannen

Der Landvogt war der oberste Verwalter von Laupen. Das Schloss diente ihm jeweils als Amtssitz und Residenz. Er organisierte militärische Auszüge und Steueraufgebote, kümmerte sich um den baulichen Unterhalt von Schlössern, Kornspeichern, Brücken und Strassen und sprach Recht. Zudem zog er die der Stadt Bern zustehenden Korn- und Geldeinkünfte ein. Er war Teil des Rats der Zweihundert. Ab 1720 entschied das Los dort, wer in welche Landvogtei versetzt wurde. Normalerweise bekleidete der Landvogt sein Amt während sechs Jahren.

«Die Landvögte wollten meist, dass es dem Volk gut geht», erklärt Katrin Gysel. Das Vorurteil, dass sie Unterdrücker und habgierige Kleintyrannen waren, komme unter anderem von Geschichten wie der Tell-Legende, in der Gessler seine Untertanen schikanierte. Zudem hätten die Geschichtsschreiber in Zeiten der neuen demokratischen Ordnung versucht, den aristokratischen Patrizierstaat als negativ zu zeichnen. (mes)

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