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Wie eine Hirnblutung das Leben einer jungen Frau auf den Kopf stellte

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Sie war 19-jährig, als eine Hirnblutung ihr Leben auf den Kopf stellte. Heute kämpft Romany Schuwey um Akzeptanz. Und um ein Leben, das sie selber gestalten kann.

Die Weihnachtstage 2009 wird die Familie Schuwey aus Jaun nie vergessen. Die angehende Autolackiererin Romany bereitet am Abend des 21. Dezember in der Garage mit der Spritzpistole ein Geschenk vor. Als sie die Pistole reinigt, spritzen einige Tropfen Nitroverdünner in ihre Augen.

Die 19-Jährige schreit vor Kopfschmerzen, schlägt wild um sich, und als ihre Mutter ihr unter der Dusche die Augen auswäscht, schlägt Romany sich mit der Duschbrause auf den Kopf. 

Romany Schuwey kommt erst ins CHUV in Lausanne, von dort dann mitten in der Nacht mit der Rega ins Genfer Universitätsspital. Die Diagnose: Hirnblutung. Sie wird mehrmals operiert und ins Koma versetzt.

«So geweint habe ich noch nie»

Am Heiligabend geht es Romany eigentlich gut. Doch am Abend rufen die Ärzte die Familie ins Krankenhaus. Der Druck im Hirn ist sehr gross, sie gehen davon aus, dass Romany geistig oder körperlich schwer behindert sein wird – falls sie überlebt. «So geweint habe ich noch nie, und so traurig war ich noch nie», schreibt die Mutter in das Tagebuch, das sie für die Tochter führt.

Romany Schuwey wird noch mehre Male operiert: Die Schädeldecke wird geöffnet, damit das geschwollene Hirn mehr Raum hat; sie muss mithilfe eines Luftröhrenschnitts künstlich beatmet werden; einmal verblutet sie fast, weil beim Wechseln der Trachealkanüle eine Arterie verletzt wird; immer wieder muss die Lunge abgesaugt werden. «Meine Nerven liegen blank», notiert die Mutter am 20. Januar.

Familienmitglieder und Freunde reisen zu Romany, sitzen an ihrem Bett, sprechen mit ihr, halten ihren linken Arm, um ihr Kraft zu geben. Denn die linke Seite ist stärker betroffen.

Am 11. Februar wird Romany Schuwey ins Kantonsspital Freiburg verlegt. Daran erinnert sich die junge Frau: «Mama sagte, ich komme nun heim – doch sie brachten mich ins Spital in Freiburg, das war eine grosse Enttäuschung», erzählt sie lachend.

Voller Leben

Sie lacht viel. Romany Schuwey ist voller Leben, erzählt, sprudelt. Sie erzählt lieber von dem, was sie hat, als von dem, was sie verloren hat.

Wer sie sieht, merkt auf den ersten Anhieb nicht, dass Romany Schuwey eine Hirnblutung erlitten hat. Doch Romany nimmt ihre linke Seite nicht wahr. Die Ärztinnen und Ärzte nennen dies Neglect: Das Gehirn kann die Signale der Sinnesorgane der einen Seite nicht zu bewussten Eindrücken verarbeiten. 

«Ich war links komplett gelähmt», sagt Romany Schuwey. Noch heute geht sie regelmässig in die Physiotherapie. Weil auch ihr Sichtfeld stark eingeschränkt ist, muss sie sich enorm konzentrieren, wenn sie geht. «Wenn ich auf einer asphaltierten Strasse gehe, muss ich so stark achtgeben wie jemand, der über einen Waldweg voller Wurzeln und Steine geht.» Wichtig ist ihr auch das Mentaltraining, das ihr zudem hilft, mit ihrer Situation umzugehen. 

«In der Physiotherapie habe ich gelernt, mit meinem Neglect umzugehen», sagt Romany Schuwey. «Aber es erwischt mich immer noch ab und zu, beispielsweise wenn ich müde bin.» Und dann kann es sein, dass sie nicht geradeaus geht, sondern leicht schlingernd. In solchen Momenten hat sie schon oft zu hören bekommen, wie besoffen sie denn sei. 

Die Jungschützenkönigin

Romany Schuwey ist ein Auto- und Töff-Freak. In ihrer Lehre als Autolackiererin hatte sie Bestnoten. Sie war Jungschützenkönigin, fuhr Snowboard. 

Nach ihrer Hirnblutung versucht sie, in den Beruf zurückzukehren. Aber es klappt nicht. Die Arbeit ist zu körperlich, sie zu langsam, auch mental. «Und es war gefährlich», wirft die Mutter ein: Romany stolpert in der Garage über das Werkzeug und die Farben.

Sie wird umgeschult, absolviert ein Hauswirtschaftspraktikum. «Ich habe vier Jahre lang im Pflegeheim von Plaffeien die Wäsche zusammengelegt», sagt Romany Schuwey. «Ich weiss, dass ich langsamer bin als andere. Aber ich durfte nicht einmal eine Waschmaschine starten. Nur Wäsche zusammenlegen.»

Eine neue Ausbildung

Sie beginnt eine Ausbildung als Aktivierungstherapeutin, verteilt die Module von einem auf zwei Jahre. Schläft abends im Hotel neben der Schule, weil sie nach den Kursen zu müde ist, um noch Zug zu fahren, und ruht sich am Mittag dort aus.

Sie hat in Giffers ein Praktikum als Aktivierungstherapeutin gemacht; nun sucht sie eine Stelle. Sie weiss, wie schwierig das ist: «Ich bin hirnverletzt, ich brauche für alles länger.» Sie ist aber auch überzeugt, dass sie mit ihrem Handicap und ihren Erfahrungen Menschen unterstützen kann, denen es nicht gut geht. «Weil ich weiss, wie es ist, wenn man sich nicht einmal mehr selber den Hintern putzen kann.»

Doch hat sie bisher keine Stelle gefunden. «Wir leben in einer Gesellschaft, die sich nie Zeit nimmt», sagt Romany Schuwey. «Ich wünschte mir mehr Akzeptanz.»

Sie schämt sich nicht dafür, dass sie eine Invalidenrente bezieht. «Ich bin stolz darauf, dass ich zu 50 Prozent arbeiten kann.»

Mit Pro Infirmis

Pro Infirmis hat sie gleich nach der Hirnblutung unterstützt und bei der Suche nach einem geeigneten Reha-Platz geholfen. Heute unterstützt die Organisation sie bei der Buchhaltung und anderen administrativen Aufgaben.

Romany Schuwey lebt alleine in einer kleinen Wohnung in Plaffeien. «Ich habe dort viele Verwandte, die zu mir schauen.» Sie kocht gerne. «Wenn ich aber müde bin, gibts nur ein kaltes Znacht.»

An den Wochenenden kommt sie oft nach Jaun, zu ihren Eltern. «Und zu meinen Kraftorten»: zum Wasserfall beispielsweise oder auf den Aussichtspunkt der Alp ihrer Familie. «Dort tanke ich Kraft, wenn es mir schlecht geht.»

An den Wochenenden trifft sie auch ihre Freundinnen und Freunde, die sie nie fallengelassen haben. Und sie fährt mit ihren Brüdern auf deren Töffs mit und geniesst die Schnelligkeit. «Das Autofahren fehlt mir.» Das ist ihr Traum: sich eines Tages wieder selber ans Steuer zu setzen und davonbrausen zu können.

Jubiläum

Pro Infirmis Freiburg wurde vor 75 Jahren gegründet

Vor 75 Jahren wurde Pro Infirmis Freiburg gegründet. Im Jubiläumsjahr will die Organisation den Freiburgerinnen und Freiburgern zeigen, was noch alles getan werden muss, um eine inklusive Gesellschaft zu erreichen – eine Gesellschaft also, in der Menschen mit Behinderungen nicht ausgeschlossen werden, sondern von Beginn weg dazugehören. Für diesen Samstag war eine inklusive Olympiade mit Spielern des Eishockeyklubs Gottéron, Spielerinnen des Basketballklubs Elfic Freiburg und Menschen mit Behinderungen geplant; wegen der Pandemie wurde sie auf das nächste Jahr verschoben. Romany Schuwey (siehe Haupttext) hätte auch an diesem Sporttag teilgenommen.

Pro Infirmis Freiburg bietet sechs Dienstleistungen an: Sozialberatung, Assistenzberatung, Begleitetes Wohnen, den Entlastungsdienst, ein Büro für Leichte Sprache sowie mit InsertH eine Beratung zur Schaffung geeigneter Arbeitsplätze in der freien Wirtschaft. njb

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