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Zwischen Hoffnung und rauem Alltag – Ludovic Waebers USA-Abenteuer

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Von einem Einsatz in der NHL scheint Ludovic Waeber im Moment weit entfernt. Dennoch ist der 27-jährige Freiburger mit seinen ersten drei Monaten in Nordamerika zufrieden, auch am rauen AHL-Alltag stört sich der Torhüter nicht.

Ein Blick auf die Vertragskonditionen von Ludovic Waeber verrät sofort, wie gross die Diskrepanz zwischen der glamourösen NHL und der rauen AHL ist. Käme er bei den Florida Panthers zum Einsatz, kassierte er 950’000 Dollar pro Jahr, beim Farmteam, den Charlotte Checkers, wo der Goalie aus Grolley derzeit parkiert ist, sind es 82’500. Brutto wohlgemerkt.

Unterschrieben hatte Waeber im vergangenen Sommer natürlich für den Traum von der National Hockey League, der besten Liga der Welt. Es war die Hoffnung auf Einsätze beim letztjährigen Stanley-Cup-Finalisten aus dem Sunshine State, die ihn dazu trieb, seine Komfortzone in Zürich zu verlassen, den gut dotierten Vertrag bei den ZSC Lions mindestens für ein Jahr auszusetzen und sich mit seiner Frau Lisa, die ihren Job bei einer Versicherung kündigte, ins Nordamerika-Abenteuer zu stürzen. Als der Club ihm den Vertrag mailte, liess ihn der Freiburger gross auf seinen TV-Bildschirm projizieren, derart stolz war er, seinen Namen neben dem Logo eines NHL-Teams stehen zu sehen.

Hotels an der Autobahn

Gut ein halbes Jahr später ist Florida weit weg. Waebers Alltag spielt sich im zehn Autostunden entfernten North Carolina im Südosten der USA ab. Als er sich am Dienstag in seiner Wohnung in Charlotte Zeit nimmt für ein längeres Telefongespräch mit den FN, ist er gerade zurück von einem elftägigen Roadtrip. Nordamerika ist gross, der Spielplan wird deshalb so organisiert, dass die Reisen möglichst effizient sind. Vom 29. Dezember bis 7. Januar reihten die Charlotte Checkers sechs Auswärtsspiele in Folge aneinander. «Diese Roadtrips stören mich nicht. Man verbringt viel Zeit in Hotels. In der AHL sind das oft nicht gerade Tophotels, in Wilkes-Barre zum Beispiel logierten wir zuletzt gleich neben der Autobahn. Glamour ist nicht zu erwarten und die Trips sind intensiv, gleichzeitig verbringst du viel Zeit mit deinen Teamkollegen und siehst verschiedenste Landschaften – es hat deshalb auch etwas Aufregendes.»

Konkurrent mit Millionenvertrag

Waeber ist anzuhören, dass er nichts von seinem anfänglichen Feuer verloren hat. Dabei präsentiert sich die sportliche Situation für ihn durchaus kompliziert. Er ist auch in Charlotte nicht Goalie Nummer eins, zwölf Mal stand der Freiburger bisher zwischen den Pfosten, Konkurrent Spencer Knight kommt auf 20 Einsätze. «Natürlich würde ich gerne mehr spielen, aber wenn ich die Umstände genauer betrachte, bin ich eigentlich ganz zufrieden.»

Waeber meint damit vor allem die Tatsache, dass sein Konkurrent eine grosse Nummer ist. Der 22-jährige Knight wurde 2019 von Florida in der ersten Runde an 13. Stelle gedraftet. Er gilt als eines der grössten Talente seines Alters und hat bereits 59 NHL-Einsätze absolviert. Mit einem Jahressalär von 4,5 Millionen Dollar gehört er zu den Topverdienern in der Organisation der Florida Panthers. Und im Gegensatz zu Waeber verfügt Knight über einen One-Way-Vertrag, das heisst, er kassiert sein fürstliches Salär auf jeden Fall, egal ob er in der NHL oder in der AHL spielt. Kein Wunder, ist die Organisation daran interessiert, dass der Amerikaner zu seinen Einsätzen kommt. «Hier ist immer alles auch ein Business, und der Club setzt natürlich grundsätzlich mehr Hoffnungen in seinen ehemaligen Erstrunden-Draft.»

Toptalent mit Zwangsstörungen: Spencer Knight (r.).
Archivbild: Keystone

Dass Knight überhaupt in der AHL spielt, hat mit gesundheitlichen Problemen zu tun. Er leidet an einer Obsessive Compulsive Disorder (OCD), aufgrund seiner Zwangsstörungen brach er im vergangenen Februar die NHL-Saison frühzeitig ab. Nun wird er in der AHL wieder aufgebaut. Dass Waeber mit einer Abwehrquote von 90,2 Prozent einen leicht besseren Wert aufweist als Konkurrent Knight (90,1) ist deshalb durchaus bemerkenswert. «Der Vorteil, ein solches Goalietalent an meiner Seite zu haben, ist, dass ich im Training ganz viel von ihm lerne.»

Das Hoffen geht weiter

Und doch scheint der Traum von der NHL für Waeber weit weg zu sein. Hinter Stargoalie Sergei Boborowski, Anthony Stolarz und Spencer Knight ist er derzeit nur die Nummer vier in der Hierarchie der Panthers-Organisation. Und irgendwann kehrt dann auch noch Mack Guzda zurück, der letzte Saison 34 Spiele für die Charlotte Checkers bestritt, seit Oktober aber verletzt ausfällt. «Dann werden die Karten noch einmal neu gemischt. Ich weiss auch nicht genau, wie die Hierarchie danach aussehen wird. Wahrscheinlich werden ganz einfach die Leistungen entscheiden», sagt Waeber.

Wie gross schätzt er die Chancen ein, diese Saison tatsächlich noch zu einem Einsatz auf der grossen NHL-Bühne zu kommen? «Das ist eine Frage, die wirklich nicht zu beantworten ist. Es ist alles so unvorhersehbar, alles geht so schnell.» Das habe er letzte Woche beim Roadtrip gerade wieder miterlebt. «Als wir mit unserem Team in Hershey waren, verletzten sich bei Florida zwei Spieler. Also stieg einer unserer Spieler noch am selben Tag ins Flugzeug, um nach Colorado zu fliegen und zum NHL-Team zu stossen.»

Weniger umsorgt als in der Schweiz

Gerade auch Schweizer Spieler haben in der Vergangenheit das Projekt AHL mitunter schnell wieder abgebrochen. Zu angenehm ist es daheim in der Blase der National League. «Es ist schon etwas anderes. Wenn ich denke, wie die ausländischen Spieler in der Schweiz umsorgt sind, ihnen eine Wohnung und ein Auto zur Verfügung gestellt werden und in Sachen Versicherungen und Bürokratie alles abgenommen wird, ist das sicher nicht vergleichbar mit hier», sagt Waeber und lacht.

Um die Wohnungssuche, die nötigen Papiere und vieles andere mussten sich Lisa und er selbst kümmern, Auto haben sie keines. Das wiederum hat dem Freiburger auch schon Spott bei seinen Mitspielern eingebracht. «Ich bin in zwölf Minuten in der Eishalle und gehe deshalb jeweils zu Fuss – mir wurde deshalb augenzwinkernd gesagt, dass ich voll den Europäer raushänge», sagt Waeber, der mit seiner offenen Art noch in jeder Kabine schnell populär geworden ist.

Gehört auch zum Leben eines Profis: Training im Kraftraum.
Archivbild: Keystone

Ausverkauft nur bei Billigbier

Frühzeitig die Zelte abbrechen ist für ihn kein Thema. «Ich bin ohne grosse Erwartungen hergekommen und stehe wohl ungefähr dort, wo ich das realisistischerweise erwarten konnte.» Waeber hat mit der Organisation der Panthers bloss einen Einjahresvertrag unterschrieben, in ein paar Monaten läuft der Kontrakt bereits wieder aus. Gab es schon Diskussionen, was die Zukunft betrifft? «Nichts Konkretes, aber die Rückmeldungen zu meinen Leistungen sind positiv.»

Kann sich Waeber vorstellen, noch ein zweites Jahr in der AHL anzuhängen? «Warum nicht? Wenn alle Parameter stimmen, ist das durchaus eine Option.» Es sei trotz allem eine interessante Liga, mit vielen jungen, hungrigen Spielern. «Ich kann mich definitiv weiterentwickeln.» Den mangelnden Glamourfaktor nimmt er mit Humor. Auf die Frage, wie gut die Heimspiele in Charlotte besucht seien, sagt er: «Wir spielen in einer Multifunktionsarena, in die über 8000 Zuschauer passen. Ausverkauft war sie aber nur einmal – als das Bier für einen Dollar angeboten wurde.»

Kein Problem ist für Waeber, dass er deutlich weniger verdient, als er das in der Schweiz tun würde. «Erstens geht es nicht ums Geld, zweitens kann man es als eine Art Investition betrachten. Durch meine Nordamerika-Erfahrung dürfte ich meinen Wert steigern, was sich dann bezahlt machen wird, wenn ich irgendwann in die Schweiz zurückkehre.»

Rückkehr zu Gottéron denkbar?

Sollte er bereits auf die kommende Saison hin zurückkehren, würde er wohl wieder für die ZSC Lions auflaufen, an die er grundsätzlich bis 2025 vertraglich gebunden ist. Und danach? Hat er seinen Ausbildungsclub Gottéron, für den er auch seine ersten Jahre in der National League bestritt, im Hinterkopf? Kann er sich eine Rückkehr nach Freiburg in den kommenden Jahren vorstellen? «Ich bin offen für alles. Aber niemand weiss, ob mich Gottéron überhaupt irgendwann verpflichten möchte», sagt Waeber, der das Sommertraining mit Gottéron absolvierte und mit der Freiburger Fraktion um Julien Sprunger, Andrei Bykow, Killian Mottet und Nathan Marchon immer noch regelmässig in Kontakt steht.

Ludovic Waeber 2014 als 18-Jähriger im Gottéron-Dress.
Archivbild: Charles Ellena

Wenn Reto Berras Vertrag 2026 ausläuft, wird dieser bereits 39 Jahre alt sein. Dass dann Ludovic Waeber im besten Goaliealter von knapp 30 die Nachfolge als Nummer 1 bei Gottéron übernimmt, ist ein durchaus denkbares Szenario. «Das ist alles Zukunftsmusik», sagt der Torhüter.

Winter Classic am Samstag

Die Gegenwart sind am Wochenende zwei Spiele gegen die Rochester Americans – für einmal verbunden mit einem gewissen Glamourfaktor. Die zweite Partie findet am Samstag als Freiluft-Spektakel im Baseballstadion der Charlotte Knights statt. «Ich nehme an, dass ich eines der zwei Spiele bestreiten werde. Es wäre natürlich cool, wenn es der Winter Classic wäre. Und wenn nicht, wäre das nicht weiter schlimm, das wäre bestimmt auch von der Bank aus ein tolles Erlebnis.» Ludovic Waeber ist definitiv nicht leicht zu frustrieren.

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