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Carinne Gebhardt, die Lenkerin und Denkerin von Volley Düdingen

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Als Passeuse ist Carinne Gebhardt bei Volley Düdingen auf dem Feld die grosse Lenkerin, privat ist sie die grosse Denkerin. Nun will die 28-jährige Amerikanerin mit den Power Cats den Meistertitel gewinnen, bevor sie Ende Saison ihre Karriere beendet.

Die Freude war gross, überschäumend, als Volley Düdingen das entscheidende Halbfinalspiel gegen Aesch-Pfeffingen gewonnen hat. Die Spielerinnen lagen sich gegenseitig in den Armen, hüpften, tanzten und bejubelten auf dem Feld ihren Finaleinzug. Ein Foto mit den Fans hier, ein Autogramm da und dazwischen auch mal ein Küsschen von Freunden und Bekannten. Derweil sass Carinne Gebhardt auf einer Langbank. Die Glückwünsche nahm die Passeuse mit einem High Five entgegen, und dem Treiben in der Leimackerhalle schaute sie mit einem Lächeln und etwas Abstand zu. Nur dabei, statt mittendrin – für die Amerikanerin kein Problem. «Ich bin eine eher introvertierte Person und mag es lieber ruhig», sagt Gebhardt. «Wenn ich von vielen Leuten umgeben bin, entzieht mir das meine Energie.»

Zwei Gesichter

Die 28-Jährige aus Denver ist keine Selbstdarstellerin, das Rampenlicht überlässt sie lieber den anderen. In ihrer Rolle als Zuspielerin der Power Cats muss sie jedoch regelmässig über ihren Schatten springen. «Es ist wichtig, dass ich mit den anderen laut rede und interagiere, damit sie meine Präsenz spüren. Ich kann das nicht mit derselben Intensität wie andere, da es sich für mich nicht natürlich anfühlt. Aber ich kann auf dem Platz auch kein schweigendes Phantom sein.» Genau so, wie sie ihren Körper immer wieder forciere, um die bestmögliche Volleyballspielerin zu sein, müsse sie auch ihren Charakter pushen, sagt Gebhardt.

Obwohl die Passeuse die Schaltzentrale in einem Volleyballteam ist, wird ihr meist weniger Aufmerksamkeit zuteil als den Angreiferinnen, die spektakulär punkten, oder der Libera, die sensationell Bälle abwehrt. Kaum jemand bemerkt, wenn die Stellerin gut spielt, aber jedem fällt auf, wenn sie es nicht tut. Es ist das Los der Passeuse – und Carinne Gebhardt durchaus genehm. «Ich mag meinen Teamkolleginnen die Aufmerksamkeit, den Spass und das Spektakel gönnen. Wenn ich mit meinem Spiel dazu beitragen kann, dass sie gut aussehen, bin ich glücklich», sagt die Amerikanerin mit einem Lächeln.

Mit Gebhardt als Zuspielerin ist es nicht allzu schwer, gut auszusehen. Sie hat das Auge für ihre Mitspielerinnen, kann das Spiel gut lesen und setzt mit viel Disziplin die vom Trainer vorgegebene Taktik und den Gameplan um. Zudem ist sie stark in der Verteidigung und im Block.

Starke Familienbande

Aufgewachsen ist Gebhardt mit ihren zwei Schwestern in Denver. Anfangs hiess sie Turner, später nahm sie den Namen ihrer Mutter an. «Der Grossvater meiner Mutter ist in einer deutschen Familie aufgewachsen, daher der deutsche Name», erklärt die 28-Jährige. «Die Sprache kenne ich allerdings nicht.»

Carinne Gebhardt beim Service.
Charles Ellena

Als Kind spielte sie erst Softball und Fussball, wurde aber mit beidem nicht richtig warm. «Softball war mir zu langweilig, und beim Fussball musste man zu viel herumrennen. Also habe ich es eines Tages meiner fünf Jahre älteren Schwester Ariel gleichgetan und mit Volleyball angefangen.» Mit neun begann sie in Denver mit Clubvolleyball, nach der Highschool zog es sie nach Jacksonville an die North Florida University, wo sie Business & Management studierte und für die Ospreys (Fischadler) spielte.

Auch Kendall, die zweitjüngste der drei Schwestern, war dem Volleyballvirus verfallen. «Ariel war immer die Beste von uns. Sie hat an der Purdue-Universität, einer der angesehensten Unis der USA, gespielt und wurde dort in die Hall of Fame aufgenommen. Und sie war Nationalspielerin», erzählt das Nesthäkchen. Der Stolz auf ihre Schwester ist ihr anzuhören. «Wir haben alle ein sehr enges Verhältnis.»

Kein Bedürfnis mehr nach Volleyball

Die Familie hat für Gebhardt einen hohen Stellenwert, und sie macht keinen Hehl daraus, dass sie ihre Mutter und ihre Geschwister vermisst. «Ich habe oft das Gefühl, etwas zu verpassen, weil ich nicht mit meiner Familie zusammen in Denver aufwachsen kann.» Seit einem Jahrzehnt ist die Volleyballerin weg von zu Hause, auf die vier Jahre in Florida folgten sechs als Profi in Europa. Zwei in Paris, zwei in Lienz und je eine Saison in Lugano und Düdingen. «Ich hätte nach der Uni einen normalen Job machen können, aber ich habe bewusst diesen Weg gewählt und bereue meine Entscheidung nicht. Nicht viele Amerikaner haben die Möglichkeit, nach Europa zu kommen und hier von einem Spiel zu leben», findet Gebhardt.

Und doch zieht es die 28-Jährige Ende Saison zurück in ihre Heimat. Sie verspüre nicht mehr das Bedürfnis nach Volleyball, sagt sie. «Das Leben hat noch viel mehr zu bieten, und ich fühle mich bereit für etwas Neues.» Was das Neue sein wird, weiss sie noch nicht. Den Entscheid zum Rücktritt hat Gebhardt im Dezember getroffen. «Ich habe weder gezaudert noch gezweifelt, es fühlte sich einfach richtig an.»

Bauchmensch und Denkerin

Die Amerikanerin ist ein Bauchmensch, lässt sich bei ihren Entscheidungen vom Gefühl und weniger vom Verstand leiten. Zugleich ist sie eine Denkerin, die oft und gerne intensiv über Dinge nachdenkt. «Wenn ich mit Leuten diskutiere oder in der Zeitung einen Artikel lese, dann studiere ich hinterher lange daran herum. Ich versuche immer, zu verstehen, wie die anderen die Welt sehen und warum sie Dinge so wahrnehmen und nicht anders. Dazuc sagt Gebhardt. Sie hört denn auch gerne Podcasts von Wissenschaftlern, die ihr einen anderen Blick auf ein Thema vermitteln.

«Tiefgründige Gespräche scheitern meist an der Sprachbarriere und dem fehlenden Vokabular.»
Aldo Ellena

Es sind solche Momente der Ruhe, wo sie ihren Gedanken nachgehen und über die Welt sinnieren kann, in denen sie Energie tankt. «Ich nehme mir viel Zeit für mich allein, um meine Batterien wieder aufzuladen.» Tiefgründige Gespräche zu führen sei für sie in Düdingen aber schwierig. «Meine Teamkolleginnen sind alle supernett. Wir haben untereinander ein gutes Verhältnis und es gibt einige, mit denen man diskutieren könnte. Aber tiefgründige Gespräche scheitern meist an der Sprachbarriere und dem fehlenden Vokabular.» Auch aus diesem Grund freut sich Gebhardt auf ihre Rückkehr in die Heimat.

Kopfsache

Gedanklich herausgefordert zu werden, das ist es auch, was die Passeuse am Volleyball fasziniert. «Volleyball ist kein Kontaktsport, bei dem du körperlich auf deinen Gegner Einfluss nehmen kannst. Du kannst nur deine eigene Leistung beeinflussen und musst herausfinden, wie du dein Team besser machen kannst.» Dafür gebe es viele Wege, sagt Gebhardt. «Den richtigen zu finden, das ist die Challenge.»

Diese Herausforderung zu meistern, das gehört zu einem grossen Teil in den Aufgabenbereich der Passeuse. Sie trägt in jedem Spiel viel Verantwortung, in einem Playoff-Final ist der Druck, der auf ihren Schultern lastet, aber noch um einiges grösser. «Das macht mir nichts aus», sagt die 28-Jährige. «Bei wichtigen Partien wie einem Final sind alle etwas nervöser und ängstlicher als sonst. Ich versuche deshalb, meine Mitspielerinnen und mich ruhig zu halten, indem wir uns auf unser Spiel konzentrieren und uns keine unnötigen Gedanken über den Ausgang der Partie machen.»

Nach den starken Auftritten in der Halbfinalserie gegen Aesch-Pfeffingen sind die Erwartungen an Düdingen gross. Neuenburg UC, das in dieser Saison bereits den Schweizer Cup und den Supercup gewonnen hat und im europäischen CEV-Cup bis in den Final vorgestossen ist, bleibt aber Favorit. «Die Matches gegen NUC werden ganz anders sein als jene gegen Aesch», weiss Gebhardt. «NUC spielt viel schneller, lässt unserem Block und unserer Defense weniger Zeit.» Mental werde es schwierig werden, während des Matches auf die richtigen Dinge fokussiert zu bleiben.

Dass Düdingen zwei Wochen keinen Ernstkampf bestritten hat, während Neuenburg am letzten Wochenende den Cup-Final austragen konnte und im Spielrhythmus ist, macht die Aufgabe für die Power Cats im ersten Duell nicht einfacher. Doch Carinne Gebhardt lässt sich davon nicht beirren. Sie wird wie vor jedem Spiel ihren rechten Schuh vor dem linken anziehen und in ihre Volleyballwelt abtauchen. Und wenn sie wieder auftaucht, möchte sie, wie so oft in den letzten Wochen, nach dem Match etwas abseits auf einer Langbank sitzen und ihren Teamkolleginnen beim Jubeln zusehen. «Was gäbe es Schöneres, als die Karriere mit einem Meistertitel zu beenden», sagt sie.

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