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Das Fiff ermöglicht eine Reise durch das mexikanische Kino

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Das Filmfestival Freiburg wirft in einer Retrospektive einen unkonventionellen Blick auf das mexikanische Kino von den 1950er-Jahren bis in die Gegenwart. Die gezeigten Werke kartografieren eine Filmlandschaft voll von Brüchen, Kämpfen und Widersprüchen.

«Wenn wir an das mexikanische Kino denken, fallen uns als Erstes Western oder Drogenbarone ein», sagt Thierry Jobin, Programmdirektor des Filmfestivals Freiburg (Fiff). Das cineastische Bild von Mexiko ist geprägt vom westlichen Blick, von Klischees und Stereotypen. Mit einer Retrospektive zum mexikanischen Filmschaffen will das Fiff diese Woche diesen vorgeprägten Bildern entgegenwirken: «Wir suchten nach einem authentischen Blick auf Mexiko und sein Kino, das zu den interessantesten überhaupt gehört», so Jobin.  

Hilfe von Oscarpreisträgern

Um dieses Ziel zu erreichen, fragte das Fiff diejenigen, die es am besten wissen: die mexikanischen Filmemacherinnen und Filmemacher. 43 Filmschaffende wurden nach den wichtigsten Filmen ihres Landes befragt. «An diesem Programm haben wir vier Jahre lang gearbeitet. Am Ende kam uns auch die Pandemie zugute: Viele Regisseure hatten mehr Zeit und schlossen sich uns an», so Jobin.

An der Umfrage nahmen auch Oscarpreisträger wie Alejandro González Iñárritu oder Guillermo del Toro teil. Letzterer trat am Sonntag in Form einer Masterclass mit dem Publikum in Kontakt. Am Ende stellte das Fiff die sechs meistgenannten Filme zu einer Sektion zusammen, die gesamte Liste mit über 80 Filmen findet sich im Katalog. Die Resultate der Umfrage überraschten sogar Filmkenner wie Thierry Jobin: «Von einigen der Filme hatte ich vorher nie etwas gehört. Es war eine wahre Entdeckungsreise.»

«Da explodiert einem der Kopf»

Einfach machten es die Regisseure dem Fiff aber nicht: «Einige der genannten Filme schienen praktisch nicht mehr zu existieren. Es war schwierig, Kopien aufzutreiben. Manchmal wird unsere Arbeit für das Festival zu einer archäologischen Sucharbeit im Stil von Indiana Jones», sagt Jobin. Zu den nahezu verschollenen Filmen zählt etwa «La fórmula secreta» von Rubén Gámez – ein surrealistischer Bildrausch, der 1965 einen Wettbewerb für Experimentalfilme gewann. «Da explodiert einem als Zuschauer der Kopf. Der Film beeinflusst bis heute die Bildsprache des mexikanischen Kinos», zeigt sich Jobin begeistert. In Zusammenarbeit mit den Rechteinhabern erstellte das Fiff eine neue digitale Kopie des schwer zugänglichen Films, die diese Woche am Festival zu sehen ist.

Die Retrospektive zeigt, wie sehr das mexikanische Kino vor allem ab den 1950er-Jahren darum bemüht war, sich abzugrenzen: «Es ist ein Konter-Kino, das sich allen möglichen Dingen entgegenstellt: den politischen und gesellschaftlichen Realitäten, den filmischen Konventionen und den Deutungen aus dem Norden. Für die USA ist Mexiko bis heute das Ende der Welt», so Jobin. «Aus den Spannungen zwischen Mexiko und den USA ziehen Filmemacher seit jeher ihre Inspiration.»

Als prägendste Figur des modernen mexikanischen Films kann der spanisch-mexikanische Filmemacher Luis Buñuel gelten: «Der Geist von Buñuel, seine zynische Ironie und seine Sozialkritik sprechen bis heute für das ganze moderne Kino aus Mexiko», sagt Jobin. Vor allem sein Film «Los olvidados» von 1950 trat im mexikanischen Kino eine neue Welle von Filmen los, die auf Realismus und Sozialkritik getrimmt waren.

Buñuels Meisterwerk wurde von den befragten Filmemachern am häufigsten genannt. Der Film dreht sich um den alltäglichen Kampf einer Bande von kriminellen Jugendlichen in den Slums von Mexiko City und machte durch seine fast unerträgliche Drastik und sein zynisches Weltbild am Festival in Cannes von sich reden. 2003 wurde «Los olvidados» als zweiter Film nach Fritz Langs «Metropolis» in die Unesco-Liste des Weltdokumentenerbes aufgenommen. In Mexiko selbst wurde er zur Blaupause für Generationen von Filmemachern.

Kaleidoskop des Lebens

Wie stark das aktuelle Filmschaffen aus Mexiko von den Vorbildern aus den 1950er- und 1960er-Jahren geprägt ist, zeigt etwa Alfonso Cuaróns Film «Roma» von 2018 – der jüngste Film im Programm. Cuarón verbindet darin die visuelle Verspieltheit von Gámez mit dem sozialkritischen Realismus von Buñuel. Der Film erzählt eine Familiengeschichte aus den 1970er-Jahren, die im Stadtteil Roma von Mexiko City spielt. Anhand des Schicksals des Kindermädchens Cleo entfaltet der Film in grandiosen Einstellungen und hypnotischen Kamerafahrten ein Kaleidoskop des Lebens in der von Armut, Klassenkampf und Bürgerkrieg gebeutelten Millionenstadt. Der von Netflix produzierte Film gewann 2018 an den Oscars drei Goldmännchen und wurde bisher nur kurz im Kino gezeigt.

Die Filme von Buñuel und Cuarón markieren den Rahmen einer 70 Jahre dauernden Geschichte, in der sich das mexikanische Kino zu einer vielfältigen Filmlandschaft mit vielen Brüchen und Widersprüchen entwickelt hat. Wie gegensätzlich das mexikanische Kino sein kann, zeigen zwei zeitgenössische und unbedingt sehenswerte Filme aus der Retrospektive: «Amores perros» von Alejandro González Iñárritu und «Luz silenciosa» von Carlos Reygadas.

Letzterer verkörpert die langsame, kontemplative Seite des mexikanischen Kinos. Der Film erzählt eine einfache Geschichte aus dem Leben eines abgeschieden lebenden Mennoniten in Nordmexiko und verzaubert den Zuschauer mit poetischen Bildern – ein Requiem in leisen Tönen. «Amores perros» – das Erstlingswerk des vielfach ausgezeichneten Iñárritu – ist hingegen Film gewordener Punk, ein rasanter, dreckiger Episodenfilm rund um das Leben in Mexiko City, bei dem das Kamera-Auge im Gottmodus über der Stadt zu schweben scheint.  

Doch so unterschiedlich die mexikanischen Filme aus der Retrospektive auch sein mögen, so gleichen sie sich in ihrem Aufstand gegen die Bilder, die man sich von ihnen gemacht haben mag. Denn die Sombrero-Western und dekadenten Drogenbosse unserer Vorstellung sind hier weit weg.

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