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Der heilige Franz von Assisi – ein Visionär: Auch für heute

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Am 4. Oktober feiert die katholische Christenheit das Fest des heiligen Franz von Assisi. Dieses Jahr sind es 800 Jahre her, dass Papst Honorius III. die Ordensregel der «Minderen Brüder» in ihrer endgültigen Form von bestätigt hat.

Es wird berichtet, dass die erste Ordensregel des Franziskus auf einem Blatt Papier festgehalten worden sei, das muss um 1209 gewesen sein. Sie war für ihn und seine ersten Brüder verpflichtende Richtschnur für ihren neuen Lebensstil.

Besonders drei Stellen des Evangeliums galten ihm und seinen anfänglich wenigen Gefährten als Lebensregel: «Wenn du vollkommen sein willst, geh, verkauf deinen Besitz und gib das Geld den Armen, so wirst du einen Schatz im Himmel haben; dann komm und folge mir» (Matthäus-Evangelium), «Nehmt nichts auf den Weg, keinen Wanderstab und keine Vorratstasche, kein Brot, und kein zweites Hemd» (Lukas) und «Wer mein Jünger sein will, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach» (Matthäus).

Diese nicht mehr vorhandene Ur-Regel erhob die absolute Besitzlosigkeit, die bedingungslose Einordnung unter die Armen und die kompromisslose Nachfolge des Wanderpredigers Jesu von Nazareth zum Massstab. Franziskus war überzeugt, dass dies der Lebensweg war, der ihm von Gott über die Heilige Schrift vorgezeigt wurde. Eine Anlehnung an ältere Mönchsregeln kam für ihn deshalb nicht infrage, schon gar nicht deren Übernahme.

Seine Lebensweise, die Vorbilder in den Armutsbewegungen des Mittelalters hatte, hob sich dermassen von den herkömmlichen Ordenstraditionen ab, dass sie einem völligen Bruch mit dem mittelalterlichen Mönchtum gleichkam.

Ein neues Ordensleben

Mit Franz von Assisi begann eine andere Art des Ordenslebens. Das damalige kirchliche Recht jedoch sah keine Möglichkeit vor, diesem neu entstandenen «Minder-Brüder-Orden» eine kanonische Form zu geben. Auch die rasch wachsende Zahl von Brüdern erforderte weitere Bestimmungen.

Diese Erweiterung nahm Franziskus – vermutlich einmalig – gemeinsam mit seinen Brüdern vor, mehr der Notwendigkeit und den Umständen gehorchend als aus innerer Überzeugung. Dieser Prozess dauerte mehr als zehn Jahre, bis 1221. Jährlich wurden beim Pfingsttreffen der Brüder neue Bestimmungen, konkrete Weisungen und detaillierte Appelle hinzugefügt. Dies war für Franziskus ein Jahrzehnt des Suchens, der Meinungsverschiedenheiten und des Aushandelns von Kompromissen. Franziskus wollte eigentlich keinen neuen Orden gründen. Er liess sich aber in die Erfordernisse seiner immer grösser werdenden Brüderschar ein.

Bis zur endgültigen Anerkennung der Regel in ihrer dritten Version am 23. November des Jahres 1223 durch Papst Honorius III. dauert es nochmals zwei Jahre. Nun wurde auch mithilfe von Fachkundigen eine Sprache und Form gefunden, die den offiziellen Ansprüchen der Amtskirche wie auch den Ansprüchen des täglichen Lebens der Brüder gerecht werden sollte.

Die Originalität des Heiligen

Wie die ersten Regeltexte zeigen, hatte Franziskus einen unmittelbaren Zugang zur Heiligen Schrift, so wie er zu seiner Zeit von verschiedenen Bewegungen neu entdeckt wurde. Er predigte und lebte eine wörtliche Befolgung des Evangeliums. Zweifellos hat Franziskus die Schrift radikal, aber dennoch nicht gesetzlich, legalistisch verstanden. Dies gilt insbesondere auch für die erwähnten Textstellen, die zum Kerngehalt der franziskanischen Lebensform gehören. In der konkreten Praxis zeigte sich, dass der evangelische Anspruch angepasst werden musste. Beispielsweise kommt in der Aussendungsrede aus Matthäus für diejenigen, welche die Botschaft hinaustragen, das Tragen von Schuhwerk nicht infrage.

In der Auslegung durch Franziskus heisst es dann aber: «Die durch Not gezwungen sind, können Schuhwerk tragen.» Ohne die Radikalität, in der sich Franziskus auf das Evangelium einlässt, aufzugeben, macht er deutlich, dass die Auslegung nichts mit einer gesetzlichen Ausdeutung zu tun hat, aber mit einer Dynamik des Geistes, die in der Konkretheit das Realisierbare sucht.

Seine grundlegende Erkenntnis aber bleibt: Christliche Praxis ist nicht zu haben ohne radikal-geistliche Bindung an das Evangelium, aber auch nicht ohne kreative Auslegung im konkreten Leben.

Geschwisterlichkeit

Man kann nicht genügend darauf hinweisen, dass die von Franziskus wieder entdeckte fraternitas, die Geschwisterlichkeit, eine Alternative zur mittelalterlich-hierarchisch verfassten Kirche war. Von allem Anfang an hat Franziskus seine Bewegung als Bruderschaft verstanden, in der man sich – wie Geschwister in einer Familie – gegenseitig verpflichtet war, in der Sorge füreinander und in der aufbauenden Ermahnung und in der wechselseitigen Unterstützung.

Man kann dies als «horizontalen Gehorsam» bezeichnen im Gegensatz zum «vertikalen Gehorsam» einer hierarchisch verfassten Kirche. Im Schlüsselwort der Geschwisterlichkeit verdichtet sich die franziskanische Lebensform. Hier laufen alle Aspekte der franziskanischen Vision zusammen.

Universale Tischgemeinschaft

Für die Menschheit hatte Franziskus die Vision von einer universalen Tischgemeinschaft, einer geschwisterlichen Beziehungsgemeinschaft, in der das Prinzip der Geschwisterlichkeit alles zusammenhält und bestimmt. Vor allem seine Brüdergemeinschaft sollte von diesem Geist vorbildlich geprägt sein. Waren etwa Ämter notwendig, bestimmte er sie als Basisfunktionen, die ganz im Dienste des «Minder-Brüder-Seins» stehen sollten.

So verzichtete er auf die üblichen Amtsbezeichnungen wie Abt und Prior, er wählte dafür aussagekräftigere Bezeichnungen wie «Diener», «Mutter», «Guardian». Dies meint, dass die Amtsträger in ihrer Aufgabe die Geschwisterlichkeit im intensiven Austausch zur Geltung zu bringen haben. Ist dies nicht eine fruchtbare Anregung für die Neugestaltung der Macht- und Ämterstrukturen der Kirche?

Neue Schöpfungsspiritualität

Zweifellos ist der unverstellte, sensible Umgang des Franziskus mit der belebten und unbelebten Natur einer seiner originellsten Entdeckungen. Wer kennt nicht seine Vogelpredigt oder die Geschichte mit dem Wolf von Gubbio? Die vielen Bildergeschichten wollen deutlich machen, dass Franziskus alle Geschöpfe in einen quasi personalen Raum hebt, wo sie sich insgesamt Geschwister sind. Die Schöpfung ist erst dann als solche verstanden, wenn sie als ein Beziehungsnetz gesehen wird, in dem alles einander eng verwandtschaftlich verbunden ist, und wo sich der Mensch nicht als Herrscher und Ausbeuter, sondern als Gast und als Heilender, als Staunender und als Pflegender einordnet.

Diese Sichtweise verdichtet sich schliesslich im berühmten Sonnengesang. Indem Franziskus Dinge, Sonne und Mond, Steine und Pflanzen quasi personalisiert, spricht er ihnen eine Individualität zu, die weit über den Nutzwert hinausgeht und die letztlich eine Inbesitznahme verbietet.

Ist alles dies nicht Inspiration genug, um unseren Umgang mit der Schöpfung zu hinterfragen?

Zur Person

Adrian Holderegger, Kapuziner

Adrian Holderegger, geboren 1945, emeritierter Professor der Theologischen Fakultät der Universität Freiburg. Er gehört dem Kapuzinerorden an, einer Ableitung des Franziskanerordens. Holdegger hat sich in den letzten Jahren vermehrt mit der Geschichte seines Ordens auseinandergesetzt. Zudem ist er in nationalen und internationalen Gremien tätig. fca

Theologieprofessor Adrian Holderegger
Charly Rappo

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