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Der Kanton Freiburg steht in Sachen nachhaltige Quartiere erst am Anfang 

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2022 hat der Kanton Freiburg die Antenne Nachhaltige Quartiere lanciert. Sie ist Ausfluss der kantonalen Nachhaltigkeitsstrategie. Doch es braucht noch viel Zeit, bis sich die Nachhaltigkeit in allen Köpfen festsetzt.

Loïc Simon ist Co-Geschäftsführer von Enoki, einem Unternehmen, das Projekte für umweltfreundliche und inklusive Quartiere plant und begleitet. Der Sitz des Unternehmens liegt mitten in einem eben solchen Quartier – der Blue Factory in der Stadt Freiburg. Das Büro befindet sich in einem von den Enoki-Architekten und -Ingenieuren entwickelten Gebäude, bestehend aus 24 Holzmodulen. 

Simon und sein Team führen im Auftrag des Kantons die Antenne Nachhaltige Quartiere – gemeinsam mit dem Unternehmen Projets 21, das auf Transformationsprojekte spezialisiert ist. Sie informieren Gemeinden, Quartiervereine und weitere Akteure über das Thema nachhaltige Quartiere; sie beraten sie, entwickeln mit ihnen konkrete Aktionen und versuchen allgemein, zu inspirieren und Synergien zu schaffen. Dies ermöglichen sie, indem sie Interessierte miteinander vernetzen.

Zwölf Eigenschaften

Letzteres hat die Beratungsstelle kürzlich mit einem geführten Rundgang durch das Alt-Quartier gemacht – dem zweiten Rundgang seit Bestehen des Pilotprojekts. Der erste hatte letzten Frühling im Quartier Ancienne Papeterie auf dem MIC-Gelände in Marly stattgefunden. Beide Quartiere weisen gute Praktiken in Sachen Nachhaltigkeit auf.

Was gute Praktiken sind, hat der Kanton in seiner Nachhaltigkeitsstrategie festgelegt. Die Beratungsstelle hat sie sodann auf die Quartiere heruntergebrochen. Zwölf Charakteristiken sind dabei herausgekommen. Sie reichen von grün, durchmischt, gesund, partizipativ bis hin zu essbar. Simon präzisiert:

Diese Eigenschaften entsprechen einer globalen Vision. Kein Quartier ist perfekt.

Es gehe eher um eine Richtungsvorgabe. «Nachhaltige Quartiere in unserem Sinne sind kein Label.»

Beispielhafte Quartiere

Auf dem Weg in die richtige Richtung befindet sich das Alt-Quartier. Dank einer Geschwindigkeitsbegrenzung (gesund), dem Quartierzentrum Arsen’Alt mit seinem Quartierverein, das unzählige Veranstaltungen organisiert (partizipativ), einer Velowerkstatt (Quartier der kurzen Wege), einem Gemeinschaftsgemüsegarten in Permakultur und einer Kompoststation (essbar) wende das Alt-Quartier seit vielen Jahren eine Handvoll guter Praktiken an, erklärt Simon.

Das Alt-Quartier ist ein Beispiel dafür, dass mit konkreten Aktionen und dank einer guten Zusammenarbeit unter anderem mit der Stadt auch ein schon lange bestehendes Quartier auf den Pfad der Nachhaltigkeit gebracht werden kann.

Bereits unter der Prämisse der Nachhaltigkeit entstanden ist dagegen das Quartier Ancienne Papeterie auf dem Gelände des Marly Innovation Center (MIC). Denn es musste auf Verlangen der Gemeinde Marly einer Nachhaltigkeitszertifizierung unterzogen werdenDadurch hat das Satellitenquartier von Anfang an viele der geforderten Charakteristiken erfüllt. «Wie alle neuen Quartiere muss es nun allerdings noch belebt werden», sagt Simon. Dazu trage die kürzlich erfolgte Gründung eines Quartiervereins bei sowie der realisierte Anschluss des Quartiers an das Busnetz der TPF.

Ameisenarbeit

Mit der Gründung der Beratungsstelle Nachhaltige Quartiere steht der Kanton Freiburg am Anfang einer wohl noch lang andauernden Entwicklung, wie Simon sagt. «Wenn man schaut, wie langwierig die Prozesse in der Raumplanung von Natur aus sind und wie lange sie erst werden können, wenn sie unter dem Gesichtspunkt der Nachhaltigkeit erfolgen sollen, dann kann man sich erst vorstellen, welche Arbeit noch auf uns wartet. Es wird einen langen Atem brauchen.»

Das Ruder von jetzt auf gleich herumreissen zu wollen, sei auch darum schwierig, weil viele Ortspläne im Kanton erst gerade revidiert worden seien – und das auf auf Jahre hinaus. Eine Intervention auf Ebene der Detailbebauungspläne sei zudem genauso schwierig, solange diese die Vorschriften des Ortsplans respektierten.

Zwar würden Bauvorhaben Dossiers, wie die Energie oder die Begrünung, meistens gut behandeln, sagt Simon. Aber andere Themen fehlten. Ein weiteres Problem sei zudem, dass die Begriffe «Ökoquartier» oder «Nachhaltige Quartiere» auf Schweizerischer Ebene nicht durch eine Definition oder spezifische Kriterien geschützt seien.

Viele neue Quartiere werden als Ökoquartiere bezeichnet, obwohl sie weit davon entfernt sind, gewisse Kriterien zu erfüllen.

So seien sie beispielsweise schlecht an den öffentlichen Verkehr angebunden oder räumten der Biodiversität keinen Raum ein.

Freiburg muss sich positionieren

Um etwas zu ändern, brauche es den politischen Willen, sagt Quartierplaner Simon. Den habe beispielsweise die Gemeinde Marly aufgebracht, als sie im Rahmen der beiden Detailbebauungspläne ein Nachhaltigkeitszertifikat auferlegt habe. «Dass der Investor mitgemacht hat, zeigt im Übrigen, dass Nachhaltigkeit Rentabilität nicht ausschliesst.» Aber auch die Stadt Freiburg bekunde diesen Willen, indem sie in der Ortsplanrevision vorsehe, dass die Detailbebauungspläne künftig die Kriterien eines der Nachhaltigkeitslabels wie SNBS oder Seed einhalten müssten. Fortschrittlich sei zudem Neyruz. Die Gemeinde habe als eine der ersten im Kanton eine lokale Agenda 2030 ausgearbeitet, die unter anderem Bereiche umfasse, die im Zusammenhang mit der Raumplanung stünden. 

Simon stellt aber grundsätzlich fest: «Der Kanton Freiburg ist weniger urbanisiert und weist eine schwächere Stadtentwicklung auf als einige seiner Nachbarkantone, insbesondere, was nachhaltige Quartiere betrifft. Der Druck auf den lokalen Wohnungsmarkt ist nicht so stark wie in Genf oder Lausanne, und die Entwicklungen finden in kleinem Massstab statt.» Ein geeigneter Hebel zur Förderung bestimmter Nachhaltigkeitskriterien könnte gemäss Simon die Stärkung der Wohnungspolitik sein. So habe der Kanton Neuenburg in seinem Baureglement die Vorschrift aufgenommen, dass in einem nachhaltig zertifizierten Quartier mit 25 Prozent Sozialwohnungsbau, 20 Prozent mehr verdichtet, sprich, gebaut werden darf. 

Anreiz versus Zwang

Dass es mit der Nachhaltigkeit nicht ganz so schnell vorangeht, habe schliesslich damit zu tun, so Simon, dass sich diese stets im Spannungsfeld zwischen Anreizen und gesetzlich verankerten Auflagen bewege. «Verbindliche Massnahmen sind immer schwieriger umzusetzen, wie die langwierigen Debatten zum kantonalen Klimagesetz im Grossen Rat gezeigt haben.» Solange die Gesetze daher nicht existierten, müsse man sich eben auf die Anreize fokussieren, so wie sie die Antenne praktiziere.

Erste Erfolge kann die Beratungsstelle jedenfalls schon verzeichnen. Verschiedene Akteure – Verwaltungen, Gemeinden, Quartiere – würden bereits von sich aus vorstellig, um vom Know-how der Antenne zu profitieren, freut sich Simon. «Mit Givisiez beispielsweise haben wir über verschiedene einzelne Aktionen gesprochen. Und mit dem Quartierverein Vignettaz-Beaumont-Monséjour haben wir sogar schon eine Roadmap entwickelt. Zudem hat der Quartierverein eine Arbeitsgruppe Nachhaltigkeit ins Leben gerufen.»

Antenne Nachhaltige Quartiere

Pilotprojekt bis 2026

Das kantonale Büro für Nachhaltigkeit hat das Pilotprojekt Antenne Nachhaltige Quartiere initiiert (die FN berichteten). Sie ist in erster Linie eine Informations- und Beratungsstelle, die sensibilisieren und Fragen über die Planung von neuen nachhaltigen Quartieren oder auch zur Weiterentwicklung bereits bestehender Quartiere beantworten soll. Das Freiburger Unternehmen Enoki leitet das Projekt in Zusammenarbeit mit dem Unternehmen Projets 21, der Kanton finanziert es bis 2026. Danach ist es die Idee, die Antenne in eine selbstständige Trägerschaft zu überführen. Ende dieses Jahres soll das Pilotprojekt einer ersten Evaluation unterzogen werden. rsa

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