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Ein Leben für Folklore: Leiterin Lauriane Zosso gibt Einblick in ihre Arbeit

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Lauriane Zosso ist die künstlerische Leiterin des Internationalen Folkloretreffens Freiburg, das Mitte August über die Bühne gehen wird. Mit den FN hat die 33-Jährige über ihre Leidenschaft für die Traditionen verschiedener Kulturen und das Festival gesprochen.

Was ist Folklore? Lauriane Zosso überlegt kurz und sagt: «Für mich repräsentiert Folklore die Kultur, die Geschichte und die Seele eines Landes.» Folklore sei Reisen und biete eine Möglichkeit, die Kultur eines Landes durch Musik, Tanz und Kostüme lesen zu können. Die 33-Jährige ist damit aufgewachsen. «Die Freiburger Kultur und die Traditionen – wie die Kilbi, Gesang und Tanz – sind ein grosser Teil meines Lebens», sagt die künstlerische Leiterin des Internationalen Folkloretreffens Freiburg.

Zusammensein

Schon als sie klein war, hat Zosso unglaublich gerne getanzt. Als ihre Schwester Teil der Folkloregruppe La Farandole de Courtepin wurde, trat Zosso mit 15 Jahren ebenfalls dem Ensemble bei. La Farandole de Courtepin gehört im Kanton Freiburg und auf der Welt zu den bekanntesten und erfolgreichsten Schweizer Volkstanzgruppen.

Was ihr am Volkstanz besonders gefalle, ist, dass es ein gemeinsamer Tanz ist: «Bei allen traditionellen Tänzen geht es ums Zusammensein. Sie haben alle eine soziale Seite», sagt sie. Es sei etwas, das gemeinsam unter Freunden und in der Familie gemacht wurde. «Man hat sich getroffen, getanzt und gesungen.» Das kenne sie aus ihrer Familie auch: «Wenn wir zusammen sind, holen wir das Instrument hervor, singen und tanzen.» In der Schweiz sei das jedoch nur in gewissen Kreisen noch so verbreitet. Bei Migrantenfamilien hingegen sei das viel gängiger. 

Das liebe ich und finde es schade, dass traditionelle Volkstänze und Gesang in gewissen Regionen der Schweiz verloren gehen.

Früher sei dies ein grösserer Teil der Gesellschaft gewesen. «In gewissen Ländern ist Folklore Teil des staatlichen Kulturplans und Schulprogramms und wird dadurch stärker gefördert», sagt sie. In der Schweiz sei das nicht der Fall. «So können Traditionen verloren gehen», sagt sie. 

Die Schweiz vertreten

Mit La Farandole de Courtepin besuchte sie diverse Folklorefestivals auf der ganzen Welt.

Wir waren quasi die Botschafter der Schweiz und repräsentierten in all diesen Ländern unsere Kultur und Werte.

Ein interkultureller Austausch habe so stets stattgefunden. «Wir haben viele wichtige Personen getroffen, Interviews gegeben und die Schweiz den Menschen nähergebracht. Das war unglaublich spannend und beeindruckend.»

Als Freiwillige am Festival

Durch ihr Engagement bei der Folkloregruppe aus Courtepin ist sie mit dem Internationalen Folkloretreffen Freiburg in Kontakt gekommen. Zuerst habe sie dort als Freiwillige gearbeitet. Sie war hinter den Kulissen tätig, hat bei der Produktion der Spektakel mitgeholfen und war in einem Jahr sogar Guide für eine argentinische Tanzgruppe. «Das hat alles unglaublich Spass gemacht. Ich habe so viel gelernt und mit verschiedenen Ländern zu tun gehabt. Das war das, was ich schon immer gern mochte», sagt sie.

Argentinien im Jahr 2016.
Archivbild Corinne Aeberhard

Herausforderung angenommen

Den Posten als künstlerische Leiterin des Festivals hätte sie sich nie erträumen lassen. «Jean-Olivier Vörös hat mich eines Abends gefragt, ob ich sein Amt übernehmen möchte. Für mich war das ein kompletter Schock und kam aus dem Nichts. Ich hatte gar nicht damit gerechnet», sagt Zosso. Sie dachte zuerst, sie sei zu jung dafür, und vor dem enormen Arbeitsaufwand hatte sie grossen Respekt. «Alle vorherigen künstlerischen Leiter waren älter als ich und hatten viel mehr Erfahrung.» Nach einem Monat Bedenkzeit stimmte sie dem Angebot schliesslich zu und wurde 2019 neue künstlerische Leiterin des Internationalen Folkloretreffens Freiburg. 

Ich mag Herausforderungen, und ich habe eine Leidenschaft für die Folklore.

Programmverantwortung

Zu ihren neuen Aufgaben gehört die Zusammenstellung des Programms für das Festival. Dies bedeutet, das Thema der jeweiligen Ausgabe zu setzen und dazu die passenden Folklore-Ensembles aus aller Welt zu suchen. Das Komitee des Festivals, bestehend aus 20 Mitglieder, unterstütze sie dabei, die grösste Verantwortung liegt jedoch bei ihr. Rund eineinhalb Jahre benötigt sie für die Organisation eines Festivals. 

Ihre erste Ausgabe fiel jedoch aufgrund der Corona-Pandemie im Jahr 2020 komplett ins Wasser. «Das war schon sehr schwierig für mich. Ich hatte mir sehr viel überlegt und wollte mich mit meiner ersten Ausgabe beweisen und alles perfekt machen.» Im Jahr darauf ging es jedoch richtig los. Zuerst noch mit dem einigen Corona-Einschränkungen, dann ungebremst. Die diesjährige 48. Ausgabe des Festivals stellt die Hüter der Erde vor (die FN berichteten). Neun Ensembles aus aller Welt reisen hierfür nach Freiburg, um ihre Tänze, Musik und Volkslieder zu präsentieren. «Ich freue mich sehr darauf», sagt sie.

Leidenschaftlich gerne

Das Programm zusammenzustellen, sei ein grosser Arbeitsaufwand. Jede Woche erhält sie Dutzende Anfragen, denn das Internationale Folklorefestival Freiburg gehört zu den besten der Welt. Wieso das Internationale Folkloretreffen Freiburg so erfolgreich ist, kann Zosso schnell beantworten:

Die künstlerische Qualität, die Grösse und Dauer des Festivals sowie die Stabilität sind das Erfolgsrezept.

An acht Festivaltagen treten neun Gruppen aus verschiedenen Teilen der Welt auf. 300 Freiwillige schauen nach dem Rechten.

Neben ihrer 80-Prozent-Stelle als Kommunikationsmanagerin in der Hotellerie arbeitet sie 30 Prozent für das Festival – freiwillig. Viel Freizeit geht dafür drauf. Für Zosso jedoch kein Problem. «Ich sehe das nicht als Arbeit. Ich liebe es, andere Kulturen kennenzulernen, mehr über sie zu erfahren und eine Verbindung zwischen der Welt und Freiburg sowie den Menschen und der Kultur zu schaffen», sagt sie. Die Arbeit mit Menschen aus aller Welt gefalle ihr sehr.

Ich finde auch spannend, welche Geschichte ein Tanz vermitteln kann. Man lernt so viel.

Auch in ihren Ferien ruht sie sich nicht aus: «Da reise ich sehr oft und besuche entweder Gruppen, die ich ans Folkloretreffen einladen möchte, oder ich werde zu anderen Festivals eingeladen und repräsentiere die Schweiz und ihre Kultur», sagt Zosso. Für sie ein Traum. 

Planänderung

Sind die Gruppen einmal organisiert, kann sich Zosso jedoch noch nicht ausruhen. «Planänderungen können leider auch noch wenige Wochen vorher geschehen. Das kann sehr hart sein.» Die Gruppe aus der Mongolei – das Bayankhongor-Ballett – welches heuer zum ersten Mal in Freiburg auftreten würde, hat kein Visum erhalten und darf nicht einreisen. «Wir mussten nun kurzfristig Ersatz suchen, damit das Programm nicht komplett umgestellt werden muss.» Ein Folklore-Ensemble aus Moldawien wird sie ersetzen. Bereits vergangenes Jahr ist der Gruppe aus Tunesien drei Wochen vor dem Festival das Visum abgelehnt worden.

Folklore für junge Menschen

Als künstlerische Leiterin hat sie sich als Ziel gesetzt, den jungen Menschen Folklore näherzubringen. «Unser Publikum ist zwar schon jetzt sehr divers, aber die Gruppe zwischen den 16- bis 30-Jährigen interessiere sich eher weniger für Folklore.» Das möchte sie ändern. «Es ist eigentlich ziemlich paradox, weil die Künstlerinnen und Künstler meist in diesem Alter sind», sagt sie. Ein interkultureller Austausch solle die Lösung sein – Tanzkurse auf dem Vorplatz beim Kollegium Sankt Michael sollen die Tänzerinnen und Tänzer und die Besucherinnen und Besucher näherbringen. In ganz gewöhnlicher Kleidung und nicht in Kostümen bringen sie Interessierte dieses Jahr Tänze aus dem Kosovo und Mexiko bei.

Folklore ist etwas für alle.

Politik

Wie politisch ist Folklore?

Das Internationale Folkloretreffen Freiburg ist ein apolitischer Verein mit dem Ziel, Freundschaft und Frieden zu verbreiten. Die Tradition, Kultur des Volkes und die Gemeinschaft stehen im Vordergrund – das Land dahinter spiele keine Rolle.

Ganz neutral kann der Verein trotzdem nicht sein. «Es ist kompliziert mit der Politik.» Überall und andauernd gebe es Konflikte. Das Problem: «In gewissen Staaten wird Folklore von der Regierung als politisches Machtinstrument missbraucht; beispielsweise Russland.» Das mache es für den Verein schwierig, dieses Land einzuladen. Russland sei früher ab und an zu Gast beim Festival gewesen. «Dieses Land hat eine unglaublich grosse und vielfältige Kultur», sagt Zosso. Russische Tanzgruppen werden nun nirgends mehr eingeladen. «Das tut mir auf eine Art auch leid für die, die das leidenschaftlich gern machen.»

Vergangenes Jahr haben sie eine Gruppe aus der Ukraine eingeladen. Aus Russland war kein Ensemble angereist. Dieses Jahr kommt eine Gruppe aus dem Kosovo, nicht jedoch aus Serbien. «Wir möchten so gut wie möglich Diversität in den Vordergrund stellen. Vor zwei Jahren hatten wir Serbien, dieses Jahr Kosovo. Aber wir hoffen, dass die Menschen das Festival trotzdem besuchen und die Konflikte ausblenden. Die Politik soll keine Rolle spielen.» Besucherinnen und Besucher sollen an den Spektakeln teilnehmen und das Festival geniessen. «Wir sind nämlich da, um etwas zu teilen und andere Kulturen kennenzulernen», sagt Zosso.

Zwei Gruppen aus Ländern einzuladen, die im Krieg oder in einem Konflikt stünden, sei keine gute Idee: «Wir schauen von Fall zu Fall. Manchmal ist es für die Menschen unmöglich, den Konflikt hinter sich lassen. Das ist eine zu emotionale Angelegenheit.» Es brauche Sensibilität und Feingefühl. «Wir teilen den Gruppen auch immer mit, wenn wir alle einladen. So ist alles transparent und sie können entscheiden, ob sie kommen möchten oder nicht.» km

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