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HFR-Arzt: «Wir Leben in der Hoffnung, dass wir die dritte Welle nicht erleben werden»

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Die Corona-Pandemie hat das Gesundheitspersonal seit dem Beginn an seine Grenzen gebracht. Govind Oliver Sri­d­haran, Chefarzt der Abteilung für Intensivmedizin des Freiburger Spitals HFR, und Matthias Pelletreau, Pflegefachmann auf der Intensivstation des HFR, erzählen im Interview von ihrer Arbeit im Zentrum der Pandemie.

Die Ärzte und das Pflegepersonal auf der Intensivstation des Freiburger Spitals HFR sind seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie vor über einem Jahr besonders gefordert. Govind Oliver Sri­d­haran, Chefarzt der Abteilung für Intensivmedizin am HFR, und Matthias Pelletreau, Pflegefachmann auf der Intensivstation des HFR, betreuen tagtäglich Corona-Patientinnen und -Patienten. Die FN hat bereits vor einem Jahr mit ihnen über ihre Arbeit an vorderster Front gesprochen. Nun haben die FN sie wieder zum Interview getroffen und mit ihnen über ihre Erlebnisse im Spital und die neuen Erkenntnisse zur Krankheit gesprochen. 

Wie hat sich Ihre Arbeit seit vergangenem Jahr verändert?

Sridharan: Die Situation ist völlig anders als während der ersten Welle. Wir wissen jetzt schon mehr über die Krankheit. Vor allem bezüglich der Ansteckungsgefahr und des Schutzes des Personals ist eine Menge an Wissen hinzugekommen. Wir haben jetzt auch genügend Vorrat an Material. Und wir haben auch viele Erfahrungen gesammelt im vergangenen Jahr. Das hilft uns, allen Patienten die bestmögliche Therapie anzubieten.

Pelletreau: Die Arbeit ist mittlerweile nicht mehr so stressig wie zu Beginn. Es ist ein wenig ruhiger geworden.

Sridharan: Vor einem Jahr war die Stimmung ganz anders. Damals waren wir jeden Tag mit neuen Situationen konfrontiert. Wir fragten uns oft: «Was wird heute wohl noch passieren». Heute ist das nicht mehr der Fall.

Was meinen Sie genau bezüglich der Ansteckungsgefahr und des Schutzes des Personals?

Sridharan: Wir wissen jetzt besser, wie lange jemand ansteckend ist, und konnten so die Isolationszeit verringern. Und beim Schutz des Personals wissen wir jetzt, welches Material und welches Prozedere sicher sind. Zum Beispiel tragen wir seit Ende der ersten Welle keine Handschuhe mehr. Am Anfang der Pandemie hatte uns der direkte Hautkontakt Sorgen gemacht, doch wir haben festgestellt, dass eine gute Händedesinfektion sowohl das Personal als auch unsere Patienten besser schützt als das Tragen von Handschuhen.

Pelletreau: Mit den Handschuhen haben wir keinen direkten Kontakt zu den Patienten. Wir können keine richtige Beziehung aufbauen, die sehr wichtig ist. Ohne Handschuhe haben wir einen fühlbaren Kontakt zu ihnen. Wir sprechen auch mit den Patienten, wenn sie im Koma sind. Das sind wichtige Elemente, die uns helfen, eine Beziehung zu unseren Patienten aufzubauen.

Jetzt sind mehr Informationen zur Krankheit bekannt als noch vor einem Jahr. Gehen Sie mit der Behandlung der Patienten nun anders vor?

Sridharan: Es gibt mittlerweile einige Unterschiede. Die Erkenntnisse während der ersten Welle haben geholfen, die Behandlung der Patienten zu verbessern.

Zu Beginn der Pandemie bestand die Empfehlung, Patienten, die sehr viel Sauerstoff benötigen, frühzeitig zu intubieren. Im weiteren Verlauf haben wir festgestellt, dass manche Patienten auch ohne Intubation behandelt werden können. Heute wenden wir daher bei vielen Patienten nicht-invasive Therapien an. Ein Medikament, dessen Nutzen erst nach der ersten Welle belegt wurde, ist Cortisol. Heutzutage kommt das den meisten Patienten mit erhöhtem Sauerstoffbedarf zugute. Ein anderer neuer Therapiestandard sind das Screening und die frühzeitige Behandlung von Thrombosen. Schon während der ersten Welle haben wir gelernt, dass Patienten, die wegen Corona auf der Intensivstation sind, einem erhöhten Thromboserisiko ausgesetzt sind. Daher kontrollieren wir nun regelmässig, ob Thrombosen vorliegen, und geben auch höher dosierte Medikamente zur Vorbeugung. Einige Therapien, die anfänglich verabreicht wurden, haben sich mittlerweile als nutzlos erwiesen. Wie zum Beispiel, dass viele antivirale Therapien bei Intensivpatienten nicht helfen.

Ausserdem haben wir während der beiden Wellen viel Hilfe von anderen Abteilungen bekommen. Mittlerweile hat das Spital mehr Pflegepersonal eingestellt. Wir haben die Anzahl der Pflegenden, die eine Ausbildung zum Experten Intensivpflege machen, verdoppelt.

Sind vor einem Jahr Menschen an Corona verstorben oder stärker erkrankt, weil man nicht genau wusste, wie diese Krankheit zu behandeln war?

Sridharan: Die zusätzlichen Therapien haben die Entwicklung der Krankheit leicht beeinflusst. Es gab jedoch nicht so grosse Unterschiede zwischen der ersten und der zweiten Welle. Der wichtigste Faktor ist und bleibt eine ausreichende Kapazität an Intensivbetten, damit haben wir die besten Voraussetzungen zur Behandlung dieser Patienten. Die Organisation am HFR war während der zweiten Welle entscheidend. Ohne die wäre die zweite Welle nicht zu bewältigen gewesen.

Die Pandemie hat uns seit über einem Jahr fest im Griff. Wie gehen Sie damit um, eine Krankheit in der Welt zu haben, die noch nicht vollständig erforscht ist?

Sridharan: Das ist in der Medizin nichts Neues. Es gibt ständig Studien und neue Erkenntnisse sowie Therapien zu Krankheiten. Beim Coronavirus war es die Schnelligkeit, mit der diese Krankheit gekommen ist, die uns überrascht hat. Wir mussten innerhalb kürzester Zeit erkennen, womit wir es zu tun haben und wie wir auch ohne erwiesene Therapien handeln können.

Vor einem Jahr habe ich Sie gefragt, ob Sie sich sicher fühlen. Ihre Antwort war Ja. Ist sie das immer noch?

Pelletreau: Ja, ich und das gesamte Pflegepersonal fühlen sich sicher.

Sridharan: Ich fühle mich noch sicherer als vorher. Es sind mehr Informationen vorhanden als noch vor einem Jahr, und wir wissen mehr über die Ansteckungswege. Auch wegen den Impfungen fühle ich mich sicherer. Ein Grossteil des Teams ist bereits geimpft. 

Pelletrau: Wir haben aber Angst vor einer dritten Welle und einem Patientenansturm. Wir haben im Team jedoch eine gute Zusammenarbeit und sind immer für alle da. 

Sridharan: Wir haben die Hochachtung vor der Krankheit behalten. Wir leben mit der Hoffnung, dass wir die dritte Welle nicht erleben werden. 

Gab es seit Beginn der Pandemie Phasen, in denen Sie aufatmen konnten und die Arbeit für Sie normaler wurde?

Sridharan: Ja, wir hatten Verschnaufpausen. Auch mit Corona gab es ruhigere Momente auf der Intensivstation. Aber es gibt ein Leben vor Corona und ein Leben danach. Es wird nie wieder gleich sein. Im Sommer, zwischen der ersten und der zweiten Welle, war die Aktivität hoch geblieben. Und zwar wegen Nicht-Corona-Patienten, deren Behandlungen oder Operationen verschoben worden waren wegen der Pandemie. Erstaunlich war, dass während der ersten und zweite Welle Fälle, die nichts mit dem Virus zu tun haben – wie Herzinfarkte und Schlaganfälle –, viel seltener ins Spital kamen.

Vergangenes Jahr haben Sie noch die leeren Räume und die verlassenen Gänge des Spitals beschrieben. Wie sieht die Situation jetzt aus?

Sridharan: Das Spital ist jetzt viel belebter. Es gibt zwar immer noch Beschränkungen, aber Besuche sind möglich. Dies ist wichtig für Familien, Patienten und für uns Pflegende. Es hilft, die Therapie personalisiert zu gestalten. Wir haben versucht, den direkten Kontakt schnell wiederherzustellen. Nach der ersten Welle sind viele Patienten, die auf der Intensivstation waren, ins Spital zurückgekehrt, und wir konnten mit ihnen über ihre Erfahrung sprechen. Wir haben erkannt, dass es wichtig ist, die Familie so schnell wie möglich zurück ins Spital zu holen.

Pelletreau: Es ist wichtig, dass Patienten Besuch erhalten. Für die, bei denen es nicht so gut geht, haben wir ein Handy im Zimmer. Mit dem können sie sich mit ihren Verwandten per Video unterhalten. Das hatten wir bereits während der ersten Welle und sehr viele nutzen das. Es kompensiert die fehlenden Besuche.

Zu Beginn der Pandemie hat die Bevölkerung jeden Abend für das Gesundheitspersonal applaudiert. Mittlerweile ist das nicht mehr der Fall. Spüren Sie die Solidaritätswelle noch?

Pelletreau: Wir erhalten nicht mehr so viele Briefe. Aber ich glaube, die Menschen haben auch das Bedürfnis, an anderes zu denken als diese Krankheit. Das erklärt sicher, warum auch nicht mehr so viel an Ärzte, Pflegepersonal und das Spital gedacht wird.

Sridharan: Während der zweiten Welle haben wir doch wieder viele Briefe und «leckere» Unterstützung erhalten. Und auch wenn der Applaus nicht mehr jeden Tag kam, so haben wir ihn doch gespürt. Ich glaube, die Bevölkerung ist sich bewusst, wie wichtig unsere Arbeit ist. Die dankbaren Leserbriefe in Zeitungen zeigen dies gut. Sie berühren mich immer sehr.

Matthias Pelletreau (links) und Govind Oliver Sri­d­haran in einem Patientenzimmer auf der Intensivstation des HFR. 
km

Zahlen und Fakten 

DErkrankte auf der Intensivstation

Auf der Intensivstation des Freiburger Spitals HFR wurde seit Beginn der Corona-Pandemie die Zahl der Betten aufgestockt: Von 18 auf 24 Betten. Momentan sind neun Personen wegen einer Covid-19-Infektion hospitalisiert. Drei Menschen befinden sich auf der Intensivstation – zwei werden beatmet (Stand: 10. Juni). Zum Zeitpunkt des ersten Interviews waren 22 Menschen auf der Intensivstation und insgesamt 78 Personen waren hospitalisiert. 150 Personen arbeiten momentan auf der Intensivstation des HFR. Während der ersten Welle waren es rund 240 Personen gewesen. km

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