Tausendfüssler gehören zu den ersten Landbewohnern und damit zu den ältesten Tieren dieser Welt. Die FN haben mit Sophie Giriens, Mitarbeiterin im Naturhistorischen Museum Freiburg, die Tiere genauer unter die Lupe genommen.
Der Mensch hat zwei davon, der Löwe hat vier, die Biene hat sechs, die Spinne hat acht und der Tausendfüssler hat tausend? Nicht ganz. «Tausendfüssler haben in der Regel einige Dutzend bis einige Hundert Füsse», sagt Sophie Giriens, Konservatorin der Sammlungen Zoologie vom Naturhistorischen Museum Freiburg. Nur einer macht seinem Namen alle Ehre: In Australien wurde vor zwei Jahren ein Tausendfüssler entdeckt, mit 1306 Füssen. Der einzige seiner Art, mit so vielen Füssen. Und wieso der Name? «Auch wenn nicht tausend, haben sie trotzdem sehr viele Füsse.»
Zu finden sind die nachtaktiven Tiere vor allem im feuchten Waldboden. «Meist findet man sie unter Steinen und Baumrinden», sagt Giriens. Nur eine Art von Tausendfüssler hat es sich in Häusern heimelig gemacht: der Spinnenläufer. «Er ist ganz harmlos, und er hält sich in unseren Häusern auf, weil er Spinnen jagt und frisst. Für uns Menschen also ganz nützlich», sagt Giriens.
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zvg/Naturhistorisches Museum Freiburg
Zwei grosse Gruppen
Es gibt zwei Gruppen von Tausendfüsslern: die Doppelfüssler und die Hundertfüssler. Die Doppelfüssler haben jeweils pro Körpersegment zwei Paare Beine, wohingegen die Hundertfüssler ein Paar Füsse pro Segment haben.
Hundertfüssler sind die Jäger unter den Tausendfüssler. Zu ihnen gehört der Spinnenläufer. Sie haben ausgeprägte Fangzähne, mit denen sie ihre Beute schnappen und fressen können. Kleine Insekten gehören zu ihren liebsten Beutetieren. Ausserdem sind sie giftig. «In der Schweiz sind Hundertfüssler ungefährlich, aber Finger weg von denen in tropischen Regionen», sagt Giriens. Mit ihren vielen Füssen sind sie ausserdem sehr schnell unterwegs – das hilft ihnen beim Jagen.
Die Doppelfüssler haben zwar mehr Beine als die Hundertfüssler, nehmen es mit dem Tempo aber gemütlicher. Doppelfüssler sind auch keine Jäger, sondern ernähren sich unter anderem von toten Pflanzen und Pilzen. Auch sie haben Fangzähne, die jedoch viel weniger ausgeprägt und kleiner sind, als die der Hundertfüssler.
Doppelfüssler (unten im Foto) bewegen sich langsam fort.
Charles EllenaHundertfüssler hingegen können sehr schnell laufen.
Charles EllenaDas müssen sie auch, wenn sie ihre Beute schnappen wollen.
Charles EllenaDas Museum hat Tausendfüssler, die fast 100 Jahre alt sind. Dieses Exemplar aus Paraguay stammt von 1926. Das Museum hat zudem Tausendfüssler aus Marokko, Trinidad und anderen Ländern der Welt.
Charles Ellena
Älter als Dinosaurier
Tausendfüssler gibt es bereits seit über 400 Millionen Jahren. Damit sind sie älter als die Dinosaurier. Die wirbellosen Tiere gehören zu den ersten Landbewohnern. «Der grösste bekannte Tausendfüssler aus dieser Zeit hatte eine Länge rund von zweieinhalb Metern», sagt Giriens. Heutzutage werden die längsten Tausendfüssler knapp 40 Zentimeter lang und leben in tropischen Regionen.
«Die Grössten in der Schweiz werden bis zu 20 Zentimeter lang.» Diese seien jedoch sehr dünn – wie eine Haarsträhne, fast platt und rollen sich oft ein. «Aber die meisten sind viel kleiner», sagt Giriens und zeigt auf Schweizer Exemplare der Tausendfüssler-Sammlung des Museums. Rund 130 bekannte Arten von Tausendfüsslern sind in der Schweiz beheimatet und leben in der Regel zwischen vier bis acht Jahre lang. Auf der ganzen Welt gibt es über 11’000 bekannte Arten dieser Tiere.
Diese kleinen Tausendfüssler wurden im Kanton Freiburg gefunden.
Charles EllenaSie gehören zu den Kleinsten der Sammlung des Museums.
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Zu wenig erforscht
«Eigentlich wissen wir nicht viel über diese Tiere», sagt Giriens. Ihrer Meinung nach sind Tausendfüssler und andere wirbellose Tiere zu wenig erforscht. In der Schweiz gebe es auch nur ein Sachbuch über Tausendfüssler, welches vor dreissig Jahren erschienen ist.
Dabei seien die Tiere für Flora und Fauna nützlich. «Ohne Doppelfüssler hätten wir viel mehr organische Abfälle, und der Hundertfüssler sorgt als Jäger für ein Gleichgewicht in der Natur und hilft bei der Regulierung gewisser Populationen der Wirbellosen.»
In der Schweiz gibt es zu Tausendfüsslern wenig Forschung.
Charles EllenaSophie Giriens kennt sich aus mit den Tieren.
Charles Ellena
Serie
Zu Fuss
Füsse leisten Schwerarbeit. Sie tragen uns durch den Tag, Tausende von Schritten. Die FN schauen einigen Menschen (und Tieren), die privat oder beruflich viel zu Fuss unterwegs sind oder sonst mit Füssen und Gehen zu tun haben, auf die Füsse.
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