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Porträt einer Sexarbeiterin: «Ich kann zärtlich, aber auch wild sein»

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Patricia ist seit rund 30 Jahren als Sexarbeiterin tätig. Sowohl für ihre Arbeit als auch für ihre geschlechtliche Identität musste sich die Transsexuelle stets rechtfertigen. Im ersten Teil einer dreiteiligen Serie erzählt Patricia von ihrer Arbeit und davon, was die Männer bei ihr suchen.

Die Tür geht auf, und eine grosse Frau mit langen schwarzen Haaren in einem Bademantel mit Leopardenmuster begrüsst mich. Ich folge ihr ins Schlafzimmer der Einzimmer-Wohnung in Freiburg, das gleichzeitig ihr Arbeitszimmer ist.

Patricia bringt mir ein Glas Wasser in einer roten Weihnachtstasse, auf der ein Tannenbaum abgebildet ist. Im Fernsehen läuft eine brasilianische Nachrichtensendung. Mein Blick schweift zu ihrem Bett, über dem eine weiche Decke im Leopardenmuster ausgebreitet ist. «Das ist mein Lieblingsmuster», sagt sie. Es erinnere sie an ihre Heimat. Neben ihrem Bett liegt eine durchsichtige Tasche voller Kondome in allen Farben und Grössen.

«Um 12 Uhr habe ich einen Kunden, aber zwei Stunden sollten reichen, oder?», fragt mich Patricia. «Klar», erwidere ich und hole meinen Notizblock hervor.

Patricia ist 48 Jahre alt und wohnt in einem unscheinbaren Mehrfamilienhaus. Sie ist selbstständig. «Als ich mich für die Wohnung beworben habe, habe ich der Verwaltung mitgeteilt, was ich beruflich mache», sagt sie. «Ich bin Prostituierte.»

Über Annoncen auf diversen Webseiten können die Männer sie kontaktieren. «Danach lade ich sie zu mir nach Hause ein, und wir haben Sex oder was auch immer sie gebucht haben.» Bezahlt wird stets im Voraus. Per Twint oder in bar – Euro, Dollar oder Franken. Ihre Preise: 150 Franken für 30 Minuten, 200 Franken für eine Stunde. Patricia bietet passive und aktive Penetration an, Oralsex und Massagen. Masturbation kostet extra: 50 Franken mehr. Das seien Standardpreise in der Schweiz, sagt sie. «Ich mache keine anderen Sachen, daran habe ich kein Interesse.» Angst habe sie nicht bei ihrer Arbeit. «Ich mache das schon lange und habe viel Erfahrung.»

Ein Blick auf ihre Annoncen: Sie zeigen verschiedene Fotos von ihr in teils expliziten Posen, enthalten eine Liste der angebotenen sexuellen Praktiken, ihre Sprachkenntnisse, Kontaktangaben, Zahlungsoptionen, Wohnort und eine Beschreibung von ihr und was sie von ihren Kunden erwartet – Sauberkeit und Respekt. Bei einer dieser Webseiten gibt es sogar die Option, Patricia zu bewerten. So wie eine Kosmetikerin auf Google mit fünf Sternen bewertet werden kann, können hier die Kunden Patricia und ihre sexuellen Leistungen benoten und einen Kommentar dazu hinterlegen. Eine Dienstleistung eben.

Eine Frau mit einem Penis

Vor jedem Kunden nimmt sie eine Dusche und bereitet sich vor. Sie schliesst die Fenster, zieht die dicken bordeauxroten Vorhänge zu, richtet ihr Bett und zieht frische Wäsche auf, schaltet das Licht in der Küche und im Schlafzimmer aus, lässt das Badezimmerlicht und die Nachttischlampe jedoch brennen. «Ich möchte damit Stimmung schaffen.»

Patricia sieht aus wie eine Frau. Hat Brüste, lange Haare, schminkt sich, macht sich die Nägel und trägt typische Frauenkleider. Und sie hat einen Penis. Ihre Kunden seien nicht homosexuell, sondern heterosexuell, stellt sie klar. Sie seien rein sexuell am Erlebnis mit ihr – einer transsexuellen Person – interessiert:

Die Männer finden Frauen anziehend, aber wollen gerne anal penetriert werden, deswegen kommen sie zu mir.

Sie können diese Fantasie in ihren heterosexuellen Beziehungen nicht ausleben, und Patricia ermöglicht ihnen das.

Bis zu fünf Kunden

In der Regel empfängt sie zwei bis drei Kunden pro Tag. Manchmal auch keinen, wenn sie sich gerade nicht danach fühlt, manchmal aber auch fünf am Tag. Zwischen 3000 und 4000 Franken brutto verdient sie so im Monat: «Ich bin nicht reich, aber ich habe genug, um zu leben.» Patricia möchte, dass ihre Kunden glücklich sind und sich wohlfühlen. Sie möchte die Männer überraschen und für sie da sein.

Ich kann zärtlich und weiblich, aber auch dominant und wild sein – wie eine Leopardin.

Den Männern gefalle es besonders, wenn sie merken, dass Patricia der Sex gefällt.

Mehr als nur Sex

Während unseres Gesprächs schaut sie immer wieder auf ihr Handy. Ihr nächster Kunde kommt bald. Sie schreibt ihm, er solle doch 15 Minuten später kommen. Was sind das für Männer, die Patricias Dienste aufsuchen, frage ich mich.

Von alt bis jung, verheiratet bis single, aus der Region oder auch aus anderen Teilen der Schweiz. Stammgäste und auch solche, die das zum ersten Mal machen. Einige seien sehr schüchtern, neugierig und brächten kaum ein Wort heraus, andere wiederum ganz offen und möchten viel über sich erzählen. «Ich habe ein bisschen von allem.» Ihren richtigen Namen verwenden die wenigsten. Frauen als Kundinnen? «Nein, das geht nicht. Zu ihnen fühle ich mich nicht hingezogen.» Die Mehrheit der Männer, die zu ihr kommen, seien höflich und nett. Ihre Schweizer Kunden seien sehr sanft und interessierten sich auch für Patricia. Sie habe es aber auch schon mit richtigen Machos zu tun gehabt. «Sie kommen rein, würdigen mich keines Blickes, wollen Sex und gehen dann wieder. Ohne ein Wort zu sagen.»

Viele ihrer Kunden hätten das starke Bedürfnis, zu sprechen.

Ich bin gleichzeitig auch eine Art Psychologin und weiss, dass ich zum Teil das Leben von einigen meiner Kunden wirklich verändert habe.

Wunsch nach Ehrlichkeit

Meistens wissen die Partnerinnen nicht, dass ihre Männer zu einer Prostituierten gehen. Meistens? «Ich habe einige Kunden, die ihren Ehepartnerinnen gegenüber komplett ehrlich sind und keine Geheimnisse haben. Auch mich nicht verheimlichen», sagt Patricia. Sie kenne aber auch andere Situationen. Einmal rief die Freundin eines Klienten sie an und fragte, woher sie ihren Freund kenne und was sie gemeinsam gemacht hätten. «Ich konnte ihr nicht sagen, dass er ein Kunde ist. In solchen Situationen lüge ich.»

Hat sie kein schlechtes Gewissen? «Es tut mir schon leid, wenn die Frauen herausfinden, dass ihr Mann ein Freier ist, und für sie eine Welt zusammenbricht», sagt Patricia. Aber sie mache nur ihre Arbeit. 

Mir wäre es auch lieber, wenn die Männer ehrlich mit ihren Partnerinnen über ihre sexuellen Wünsche sprechen könnten.

Um 12.09 Uhr verabschiede ich mich von Patricia und verlasse die Wohnung. Ihr nächster Kunde wird um 12.15 Uhr vorbeikommen. Auf dem Weg nach Hause frage ich mich, wer dieser Mann sein könnte. Ein grauer BMW fährt an mir vorbei. Sitzt er dort drin? Oder ist es der Mann auf der anderen Strassenseite, der zu Fuss unterwegs ist?

Teil 2: Porträt einer Sexarbeiterin: «Ich habe nicht lange gezögert und Ja gesagt»

Teil 3: Porträt einer Sexarbeiterin: «Ich habe die Prostitution nie gemocht»

Zahlen und Fakten

Weniger als zehn Männer und Transsexuelle prostituieren sich im Kanton Freiburg

Die Prostitution ist in der Schweiz ein legales Gewerbe. Auf Bundesebene gibt es kein Prostitutionsgesetz. Die Kantone regeln die Rahmenbedingungen. In Freiburg gibt es seit 2011 das Gesetz über die Ausübung der Prostitution. Darin steht: «Unter Prostitution ist die Tätigkeit einer Person zu verstehen, die sich sexuellen Handlungen oder Handlungen sexueller Art mit einer bestimmten oder unbestimmten Anzahl von Personen gegen Entgelt hingibt.»

Bis zu 150 Anträge pro Jahr

Personen, die im Kanton Freiburg Prostitution betreiben, müssen sich persönlich bei der Kantonspolizei melden. Die Bewilligungen werden einmalig erteilt und sind immer gültig – auch wenn die Personen den Kanton wechseln oder nicht mehr im Gewerbe tätig sind. Wie Bernard Vonlanthen, Mediensprecher der Kantonspolizei Freiburg, auf Anfrage schriftlich mitteilt, haben sich seit 2006 2582 Personen für das Prostitutionsgewerbe angemeldet. «Das heisst aber nicht, dass so viele aktuell in unserem Kanton auch ihr Gewerbe betreiben», präzisiert Vonlanthen. Pro Jahr bearbeiten die Beamten 130 bis 150 neue Anträge.

Die meisten Personen, die Prostitution betreiben, sind Frauen. Aktuell sind es weniger als zehn Männer und Transsexuelle. Die Mehrheit der Personen, die der Prostitution nachgehen, sind zwischen 20 und 50 Jahre alt. Die meisten Frauen seien hispanischer Herkunft oder stammen aus osteuropäischen Ländern. Sie arbeiten am häufigsten in Massagesalons. Eine bis fünf Personen arbeiten in der Regel im selben Salon. 35 Massagesalons gibt es im Kanton Freiburg: Die meisten befinden sich in der Stadt Freiburg, weitere gibt es in Bulle, Romont, Châtel-St-Denis, Flamatt und Düdingen. 38 Personen im Kanton prostituieren sich in ihrer Privatwohnung. Sechs Personen betreiben Prostitution in Hotelzimmern. Die Brunnengasse in der Stadt Freiburg ist die einzige Strasse im Kanton, auf der Strassenprostitution betrieben werden darf.

25 Anzeigen pro Jahr

Bewilligungen für neue Prostitutionsräume gewährt die Kantonspolizei gemeinsam mit der Gewerbepolizei für zwei Jahre: «Wir haben wenig Anfragen bezüglich neuer Prostitutionsräume», schreibt Vonlanthen. Massagesalons und andere Orte, an denen Prostitution ausgeübt wird, werden regelmässig kontrolliert. Die Kantonspolizei achtet bei den Kontrollen darauf, ob die Betreiberinnen und Betreiber der Prostitutionsräume angemeldet sind, ob das Register zu den Arbeitsstunden korrekt ausgefüllt ist und ob das Lokal auch als Prostitutionslokal angemeldet ist. Auch der Zustand des Lokals werde genauer angeschaut. Es komme vor, dass Prostituierte angezeigt werden, weil sie keine Arbeitsbewilligung haben. Ungefähr 25 Anzeigen pro Jahr gebe es diesbezüglich. Rund fünf Verstösse pro Jahr betreffen das Bundesgesetz über Ausländerinnen und Ausländer und über die Integration. km

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