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«Sterben ist ein gesellschaftliches Tabuthema» – ein Kurs will das ändern

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Im Kurs «Letzte Hilfe» wollen der Merlacher Pfarrer Andreas Hess und die Pflegefachfrau Sandra Kneubühl einen Dialog über den Tod anstossen. Denn viele sind nicht darauf vorbereitet, jemanden auf seinem letzten Weg zu begleiten.

Wie können wir Menschen helfen, deren Lebensende gekommen ist? Wie begleitet man Sterbende? Wo bekommt man als Angehöriger Hilfe und Unterstützung? Auf diese Fragen sind viele nicht vorbereitet und haben auch keine Antworten. «Denn das Sterben und Abschiednehmen ist meiner Wahrnehmung nach ein gesellschaftliches Tabuthema», sagt Andreas Hess, reformierter Pfarrer in Merlach. «Ich kann mich an Situationen erinnern, wo Menschen nach langer Leidens- und Krankheitszeit gestorben sind. Doch bis zu diesem Zeitpunkt hatten die Angehörigen noch nicht thematisiert, ob es eine Erd- oder Feuerbestattung geben soll. Es war kein Thema, man hat nicht darüber geredet.»

Dieses Tabu wollen Andreas Hess und Sandra Kneubühl, diplomierte Pflegefachfrau auf einer spezialisierten Palliative Care Abteilung, im Kurs «Letzte Hilfe» brechen. Diesen bieten sie zweimal jährlich an (siehe Kasten). Im Kurs sprechen sie über den Tod als Teil des Lebens, aber auch über körperliche, psychische und soziale Nöte, Vorsorgefragen und Trauer. Generelle Handlungsanweisungen wollen sie nicht erteilen.

«Ein Richtig oder Falsch gibt es bei diesem Thema nicht», so der Pfarrer. «Seine persönlichen Antworten muss jeder selber entdecken. Wir können nicht den Leuten sagen, wie sie zu entscheiden haben.» Es gebe keine Patentrezepte, ergänzt die Pflegefachfrau. «Wir stellen den Teilnehmern unser Fachwissen zur Verfügung, zu dem sie ganz viel von ihrem Lebenswissen beisteuern.»

Offenheit und Unsicherheit

Das Kursleitungsteam will nicht nur informieren, sondern vor allem unter den Teilnehmerinnen und Teilnehmern einen Dialog über den Tod anstossen. «Denn etwa 80 Prozent von ihnen sagen, dass sie übers Sterben reden wollen, ohne verurteilt zu werden, und auch Fragen klären möchten», sagt Sandra Kneubühl, ehe sie von einem Erlebnis aus ihrem letzten Kurs erzählt.

Ein sehr betagtes Ehepaar sei damals unter den Teilnehmenden gewesen. Die beiden wollten überprüfen, was sie bereits wissen und an welche Punkte sie noch nicht gedacht haben. «Während des ganzen Kurses haben sie immer wieder miteinander geredet und gesagt: ‹Oh, das müssen wir noch anschauen›. Oder: ‹Das müssen wir noch machen›.» Im Kurs habe die Frau auch offen ihre Sorge geäussert, was passieren wird, wenn sie als Erstes sterben und ihr Mann alleine zurückbleiben wird. Nach einigem Nachdenken habe dieser geantwortet: «Ich glaube, ich könnte alleine zurechtkommen. Du hast mir so viel beigebracht und gezeigt.» Sie selbst, aber auch die Teilnehmerinnen und Teilnehmer seien von dieser Unterhaltung sehr berührt gewesen, erinnert sich die Pflegefachfrau. «In diesem Moment ist ganz viel passiert. Die zwei konnten sich gegenseitig Wertschätzung aussprechen.»

Diese Offenheit, welche das ältere Ehepaar an den Kurs mitbrachte, sei wichtig für die Auseinandersetzung mit den Themen Tod und Sterben, meint Andreas Hess. «Es braucht die Bereitschaft, Fragen zuzulassen, über Persönliches zu sprechen sowie Unsicherheiten zu formulieren.» Das gelinge gut. «Die Leute spüren, dass ein gemeinsames Thema sie umtreibt. So entsteht schnell eine Verbindung.» Sandra Kneubühl teilt diese Einschätzung: «Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer kennen sich nicht, sprechen aber schon bald zusammen über persönliche Themen.» Damit die Privatsphäre gewahrt wird, gelte die Regel, dass das Gesagte nicht nach aussen getragen wird.

Deutlich mehr Frauen

Die Altersspanne der Kursteilnehmerinnen und -teilnehmer sei sehr gross. «Es kommen angehende Pflegefachfrauen oder junge Erwachsene, die für die Spitex Besuchs- und Wachdienste machen und zusätzliches Rüstzeug wollen. Andere betreuen einen kranken Partner zu Hause und wollen auf dessen Tod vorbereitet sein. Wiederum andere haben negative Erfahrungen beim Tod ihrer Eltern gemacht und wollen es nun selbst anders angehen», so Sandra Kneubühl.

Warum sich zu jedem Kurs deutlich mehr Frauen als Männer anmelden, können die Kursleiter nur mutmassen. «Ich habe den Eindruck, dass die Männer noch in ihren alten Rollenbildern stecken», sagt Andreas Hess. «Sie trauen sich weniger, zu ihren Gefühlen und Ängsten zu stehen. Viele Männer definieren sich über Leistung.» Er habe bereits erlebt, dass an einem Trauergespräch nach einem Todesfall nur die Witwe und ihre Schwiegertöchter teilgenommen hätten. «Die Söhne fehlten – mit der Begründung, dass sie beruflich eingespannt sind.»

Den Kurs beschreibt der reformierte Pfarrer als religiös neutral. «Wir thematisieren verschiedene Abschiedsrituale, ermuntern allerdings zugleich alle, ihren eigenen Weg zu gehen. Jede Kultur, Religion oder Konfession hat ihre eigene Art und Weise, Abschied zu nehmen. Man soll diese leben, wenn sie für einen persönlich stimmt.»

Zahlen und Fakten

International standardisierter Kurs

Die Inhalte des Kurses «Letzte Hilfe» sind international standardisiert. Entwickelt wurden diese von einem Palliativ- und Notfallmediziner in Deutschland und Österreich. Die evangelisch-reformierte Landeskirche des Kantons Zürich ist seit 2017 Lizenznehmerin für die Kurse in der Schweiz. Sie leitet damit das Projekt und schult die Kursleiter für ihre Aufgabe. Diese müssen bereits Grundkenntnisse in Palliative Care, praktische Erfahrungen in der Begleitung schwer kranker und sterbender Menschen sowie Erfahrungen in der Erwachsenenbildung mitbringen. Für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ist der Kurs mit Sandra Kneubühl und Andreas Hess kostenlos. Denn jede Durchführung – meist zwei pro Jahr – wird von einer anderen Institution oder einem Unternehmen gesponsert, derzeit ist das die Spitex See/Lac. Die Teilnehmerzahl ist begrenzt, damit jeder im Kurs seine Fragen und Impulse einbringen kann. jmw

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