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Vom Himmel in die Hölle – und zurück

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Das Spiel vom 6. Januar gegen die ZSC Lions wird Lorenz Kienzle nicht so schnell vergessen. Zunächst schiesst er zum ersten Mal in seiner Profikarriere zwei Tore und ist bei Gottérons 2:0-Heimsieg der Mann des Abends. Es scheint zunächst nur ein Detail zu sein, dass ihn der Zürcher Verteidiger Kevin Klein kurz vor Schluss aus dem Gleichgewicht bringt, und Kienzle bei seinem Treffer in das leere Tor mit dem Bein unsanft in den Pfosten knallt. Nach dem Match gibt Kienzle noch gut gelaunt Interviews. Einzig ein Eisbeutel auf seinem Oberschenkel deutet auf den Zwischenfall hin.

«Plötzlich fing ich an zu schwitzen, mir wurde trümmlig»

«Eine halbe Stunde nach den Interviews hatte ich dann bereits Mega-Schmerzen», erzählte Kienzle gestern nach dem Training, als er seine Horrornacht Revue passieren liess. Trotzdem geht der 29-Jährige nach dem Spiel nach Hause. Er führt sogar noch seine Hunde spazieren. «Doch plötzlich fing ich an zu schwitzen, mir wurde trümmlig, und ich bekam eine Art Tunnelblick.» Kienzle kann kaum noch gehen, spürt immer mehr, dass mit seinem Körper etwas nicht stimmt. «Ein Bein war plötzlich doppelt so dick wie das andere.»

Kienzle ruft den Teammasseur an, um zu fragen, was er tun soll. Der rät ihm, sofort in den Notfall zu gehen. «Also rief ich um 1 Uhr morgens Marc Abplanalp an.» Kienzles Verteidigerkollege holt den Verletzten mitten in der Nacht ab und bringt ihn ins Kantonsspital in Freiburg. «Dort wartete ich mit meinen unglaublichen Schmerzen erst einmal ein Weilchen, bis ich irgendwann zwischen drei und vier Uhr endlich auf einen Tisch kam.»

Um 10 Uhr wird Kienzle vom zuständigen Chirurgen untersucht, um 13 Uhr operiert. «Insgesamt hatte ich also gut 13 Stunden höllische Schmerzen. Es waren definitiv die stärksten Schmerzen, die ich je gefühlt habe, dementsprechend schrecklich war die Nacht.»

Akutes Logensyndrom

Der Grund für die Schmerzen: das sogenannte akute Logensyndrom. «Der Muskel schwoll stark an und hatte keinen Platz mehr. Dadurch konnte das Blut nicht mehr richtig zirkulieren. Die Ärzte sagten mir, der Muskel sei bereits blauschwarz gewesen.» Bei der Operation schneiden die Ärzte Kienzle deshalb das Bein auf, um Platz für den Muskel zu schaffen und Druck abzulassen.

Was, wenn der Familienvater nicht sofort ins Spital gegangen wäre? «Dann hätte der Muskel absterben können – in diesem Fall wäre ich anschliessend sportinvalid gewesen.»

«Keinerlei Schmerzen mehr»

Umso erstaunlicher, dass Kienzle wahrscheinlich bereits heute Abend im Spiel gegen Biel sein Comeback geben wird. Nach dem Unfall prophezeiten ihm die Ärzte, er müsse mindestens drei Monate pausieren. «Es freut mich, dass ich nun bereits nach der Hälfte dieser Zeit zurück bin. Damit hat niemand gerechnet.» Wie kam dieses kleine medizinische Wunder zustande? «Dafür sind verschiedene Faktoren verantwortlich. Einerseits habe ich grundsätzlich einen gesunden Körper, andererseits haben mich das Medical Team, der Masseur und auch Fitnesstrainer Bruno Knutti sehr gut unterstützt.» Auch die zwei Wochen mit Rolf Walter, dem Physiotherapeuten seines Ex-Clubs Lugano, seien äusserst hilfreich gewesen.

«Ich verspüre im Training keinerlei Schmerzen mehr», sagt Kienzle, der erst vor gut zwei Wochen unter dem Applaus seiner Mitspieler erstmals wieder vorsichtig einige Runden auf dem Eis gedreht hat. «Allerdings fühle ich mich noch nicht ganz so spritzig und explosiv – und die Lunge ist ebenfalls noch nicht in Normalform.»

Es sei nun an Trainer Mark French, zu entscheiden, ob er ihn einsetzen wolle. «Vor den Playoffs noch ein bis zwei Spiele zu bestreiten wäre nicht schlecht», sagt Kienzle. «Dann kann ich mir vorstellen, dass ich auf die Playoffs hin wieder bei 100 Prozent bin.»

Die Geschichte soll weitergehen

Er sei «sehr dankbar», überhaupt noch Eishockey zu spielen, sagt der Verteidiger. «Und dann sogar noch in dieser Saison. Nur zu gerne würde ich Gottéron nun etwas zurückgeben», sagt der Schaffhauser, der den Club auf nächste Saison hin in Richtung Ambri verlässt. «Ich werde alles daran setzen, der Mannschaft zu helfen. Und ist es nicht so, dass es im Sport immer zu speziellen Geschichten kommt? Dass zum Beispiel einer, mit dem man nicht mehr gerechnet hat, am Ende ein entscheidendes Tor schiesst?» Wenn es nach Lorenz Kienzle geht, ist seine Geschichte, die bereits jetzt zahlreiche Wendungen enthält, noch nicht fertig erzählt …

Heutiges Spiel

Ohne Cervenka und Birner gegen den EHC Biel

Nach dreieinhalb Wochen Pause nimmt die National League heute ihren Betrieb wieder auf. Bei Gottéron hallen die Olympischen Spiele allerdings immer noch nach. Roman Cervenka und Michal Birner, die noch am Samstagnachmittag beim verlorenen Spiel um Bronze mit Tschechien in Pyeongchang im Einsatz standen, fehlen heute für das Heimspiel gegen Biel. Sie weilen derzeit noch in ihrer Heimat und reisen erst morgen zurück in die Schweiz. «Es war für uns von Anfang an klar, dass ein Spieler zusätzliche Ruhe benötigt, wenn sein Team weiter als bis in den Viertelfinal kommt», sagt Gottérons Trainer Mark French. Sechs Spiele in zehn Tagen absolvierten Birner und Cervenka mit Tschechien. «Und sie spielten um eine Medaille für ihr Land. Das ist sowohl körperlich als auch mental äusserst kräfteraubend. Deshalb gönnen wir den beiden ein wenig Ruhe», sagt French. Für die zwei letzten Qualifikationsspiele am Samstag und Montag gegen Lausanne stehen Birner und Cervenka Gottéron dann wieder zur Verfügung.

Abplanalp und Fritsche fraglich

Verletzt fehlen wird heute Abend Yannick Rathgeb, ebenfalls nicht im Training waren gestern Marc Abplanalp und John Fritsche. Beide sind für die heutige Partie fraglich.

Ihr Comeback geben nach überstandener Gehirnerschütterung derweil Chris Rivera und Tristan Vauclair. Lorenz Kienzle dürfte ebenfalls ins Team zurückkehren (siehe Text oben). Wieder deutlich mehr Verantwortung übernehmen als bei seinem Blitzcomeback gegen Bern wird Julien Sprunger. Er stürmt an der Seite von Jim Slater und Killian Mottet und nimmt im Powerplay den Platz von Rathgeb als Blueliner ein.

Noch ist Gottéron rechnerisch nicht für die in eineinhalb Wochen beginnenden Playoffs qualifiziert. Es gibt allerdings bloss eine einzige Konstellation, die Freiburg noch in die Relegationsrunde bringen würde: Gottéron holt in den verbleibenden drei Spielen null Punkte, Langnau schlägt heute Abend Servette in der Verlängerung oder nach Penaltyschiessen, und sowohl die Emmentaler als auch die Genfer holen aus ihren letzten beiden Partien das Punktemaximum – ein alles andere als realistisches Szenario. Deshalb entscheiden die letzten drei Runden wohl noch einzig darüber, wer im Playoff-Viertelfinal Gottérons Gegner sein wird. Aller Wahrscheinlichkeit nach wird es entweder Zug, Biel oder Lugano sein.

fm

 

Die Tabelle

National League. Die letzten 3 Runden:

Heute (19.45 Uhr): Gottéron – Biel. Ambri – Kloten. Bern – Davos. Lausanne – Zug. Lugano – ZSC Lions. SCL Tigers – Servette.

Am Samstag: Lausanne – Gottéron. Biel – ZSC Lions. Davos – Lugano. Servette – Bern. SCL Tigers – Kloten. Zug – Ambri

Montag, 5. März: Gottéron – Lausanne. Ambri – Zug. Bern – Servette. Kloten – SCL Tigers. Lugano – Davos. ZSC Lions – Biel.

Der heutige Gegner

Fakten zum EHC Biel

• Torhüter Jonas Hiller war als einziger Bieler Profi an den Olympischen Spielen.

• Klarer Topskorer ist mit 13 Toren und 28 Assists Marc-Antoine Pouliot, der zudem mit Plus-20 über eine ausserordentlich gute Plus-Minus-Bilanz verfügt.

• Im Direktduell liegt Biel in dieser Saison gegen Gottéron mit 1:2 hinten.

• Die Seeländer haben das zweitschlechteste Boxplay der Liga. Nur 76 Prozent aller Unterzahlspiele überstehen sie schadlos.

fm

 

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